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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Pinsel dafür sorgt, daß die Form in allen ihren Theilen vollkommen gleichmäßig
durch die Silberlösung benetzt wird. Ansammlung von Flüssigkeit in den Ver-
tiefungen der Form ist zu vermeiden, weil dann Krystallisationen eintreten können,
welche die Genauigkeit des Abdruckes stören. Die wieder getrocknete (nach Anderen die
noch feuchte) Form setzt man hierauf der Einwirkung von Schwefelwasserstoffgas
aus, indem man sie über ein Gefäß hält, in welchem aus Schwefeleisen und ver-
dünnter Schwefelsäure Schwefelwasserstoff entwickelt wird. Bei größeren Formen
kann man auch den Schwefelwasserstoff in dazu geeigneten Apparaten entwickeln
und durch einen Kautschukschlauch auf die Form strömen lassen. Auch das Ueber-
ziehen mit ebenfalls gut leitendem Phosphorsilber wurde empfohlen, ebenso wie
jenes mit metallischem Silber. Einen Ueberzug von metallischem Silber kann man
auf folgende Weise erhalten: Die Form wird zunächst in eine Lösung von Phosphor
in Schwefelkohlenstoff getaucht, dann abtropfen und trocknen gelassen. Der Schwefel-
kohlenstoff verdampft und die Form bleibt mit einer dünnen Phosphorschichte
überzogen zurück. Hierauf taucht man sie in eine Lösung von salpetersaurem Silber-
oxyd und verreibt diese durch einen Pinsel auf der ganzen Form. Da sich der
Phosphor außerordentlich leicht oxydirt, wird er das sauerstoffreiche Silbersalz in
kurzer Zeit zersetzen und das metallische Silber ausscheiden. Sobald man (an der
Farbe) erkennt, daß dieser Proceß vor sich gegangen ist, bringt man dann diese
Form in das galvanoplastische Bad. Dieses Verfahren erfordert aber die Anwendung
äußerste Vorsicht, da sowohl Schwefelkohlenstoff als auch Phosphor höchst feuer-
gefährliche Stoffe sind. Fällt ein Tropfen der Phosphorlösung auf Bekleidungsstücke,
Papier u. dgl., so entzündet er sich, sobald der Schwefelkohlenstoff verdampft ist.
Der Phosphor wird nämlich aus der Lösung in sehr fein vertheiltem Zustande
abgeschieden und oxydirt sich dann so rasch, daß er sich bis zur Entzündung erhitzt.
Alle Operationen mit der Phosphorlösung müssen daher auf einer Stein- oder
Blechplatte ausgeführt werden und darf absolut keine Flamme in der Nähe sein.
Schwefelkohlenstoff verdampft sehr rasch und dieser Dampf kann sich (natürlich
unsichtbar) ziemlich weit hin fortziehen. Trifft er auf seinem Wege auf eine Flamme,
so entzündet er sich und pflanzt die Entzündung bis zur Stelle seiner Ausströmung
blitzschnell fort. Schwefelkohlenstoff giebt auch mit Luft gemischt Knallgas, kann
somit Explosionen veranlassen. Man muß deshalb diese Arbeiten im Freien oder
unter einem gut ziehenden Kamine ausführen.

Ist die Form an und für sich leitend oder auf die eine oder andere Weise
leitend gemacht worden, so hat man noch, bevor sie in das Bad eingebracht wird,
für eine entsprechende Verbindung der leitenden Oberfläche mit dem Zuleitungs-
drahte zu sorgen. Bei Metallformen erreicht man dies durch Anschmelzen des Drahtes
an die Form. Bei Formen aus Wachs, Stearin, Guttapercha u. s. w. kann die
mechanische Befestigung durch Eindrücken des warmen Drahtes an passenden Stellen
der Form erfolgen. Bei runden Gegenständen, z. B. Münzen oder Medaillen, wird
man deren Form durch den Draht kreisförmig umfassen. Die leitende Verbindung
bewerkstelligt man dadurch, daß man die Graphit- oder Metallschicht bis zum
Drahte führt oder diesen durch Graphitstriche mit der leitenden Fläche der Form
verbindet. Da die Metallabscheidung stets am Drahte beginnt und von diesem aus
sich über die ganze Form verbreitet, müssen größere Objecte an mehreren Stellen
mit dem Zuleitungsdrahte in Verbindung stehen, wenn man die Abscheidung
beschleunigen will. Es können zu diesem Behufe mit dem Zuleitungsdrahte mehrere
feine Drähte verbunden sein, deren Spitzen die Form an verschiedenen Stellen

Pinſel dafür ſorgt, daß die Form in allen ihren Theilen vollkommen gleichmäßig
durch die Silberlöſung benetzt wird. Anſammlung von Flüſſigkeit in den Ver-
tiefungen der Form iſt zu vermeiden, weil dann Kryſtalliſationen eintreten können,
welche die Genauigkeit des Abdruckes ſtören. Die wieder getrocknete (nach Anderen die
noch feuchte) Form ſetzt man hierauf der Einwirkung von Schwefelwaſſerſtoffgas
aus, indem man ſie über ein Gefäß hält, in welchem aus Schwefeleiſen und ver-
dünnter Schwefelſäure Schwefelwaſſerſtoff entwickelt wird. Bei größeren Formen
kann man auch den Schwefelwaſſerſtoff in dazu geeigneten Apparaten entwickeln
und durch einen Kautſchukſchlauch auf die Form ſtrömen laſſen. Auch das Ueber-
ziehen mit ebenfalls gut leitendem Phosphorſilber wurde empfohlen, ebenſo wie
jenes mit metalliſchem Silber. Einen Ueberzug von metalliſchem Silber kann man
auf folgende Weiſe erhalten: Die Form wird zunächſt in eine Löſung von Phosphor
in Schwefelkohlenſtoff getaucht, dann abtropfen und trocknen gelaſſen. Der Schwefel-
kohlenſtoff verdampft und die Form bleibt mit einer dünnen Phosphorſchichte
überzogen zurück. Hierauf taucht man ſie in eine Löſung von ſalpeterſaurem Silber-
oxyd und verreibt dieſe durch einen Pinſel auf der ganzen Form. Da ſich der
Phosphor außerordentlich leicht oxydirt, wird er das ſauerſtoffreiche Silberſalz in
kurzer Zeit zerſetzen und das metalliſche Silber ausſcheiden. Sobald man (an der
Farbe) erkennt, daß dieſer Proceß vor ſich gegangen iſt, bringt man dann dieſe
Form in das galvanoplaſtiſche Bad. Dieſes Verfahren erfordert aber die Anwendung
äußerſte Vorſicht, da ſowohl Schwefelkohlenſtoff als auch Phosphor höchſt feuer-
gefährliche Stoffe ſind. Fällt ein Tropfen der Phosphorlöſung auf Bekleidungsſtücke,
Papier u. dgl., ſo entzündet er ſich, ſobald der Schwefelkohlenſtoff verdampft iſt.
Der Phosphor wird nämlich aus der Löſung in ſehr fein vertheiltem Zuſtande
abgeſchieden und oxydirt ſich dann ſo raſch, daß er ſich bis zur Entzündung erhitzt.
Alle Operationen mit der Phosphorlöſung müſſen daher auf einer Stein- oder
Blechplatte ausgeführt werden und darf abſolut keine Flamme in der Nähe ſein.
Schwefelkohlenſtoff verdampft ſehr raſch und dieſer Dampf kann ſich (natürlich
unſichtbar) ziemlich weit hin fortziehen. Trifft er auf ſeinem Wege auf eine Flamme,
ſo entzündet er ſich und pflanzt die Entzündung bis zur Stelle ſeiner Ausſtrömung
blitzſchnell fort. Schwefelkohlenſtoff giebt auch mit Luft gemiſcht Knallgas, kann
ſomit Exploſionen veranlaſſen. Man muß deshalb dieſe Arbeiten im Freien oder
unter einem gut ziehenden Kamine ausführen.

Iſt die Form an und für ſich leitend oder auf die eine oder andere Weiſe
leitend gemacht worden, ſo hat man noch, bevor ſie in das Bad eingebracht wird,
für eine entſprechende Verbindung der leitenden Oberfläche mit dem Zuleitungs-
drahte zu ſorgen. Bei Metallformen erreicht man dies durch Anſchmelzen des Drahtes
an die Form. Bei Formen aus Wachs, Stearin, Guttapercha u. ſ. w. kann die
mechaniſche Befeſtigung durch Eindrücken des warmen Drahtes an paſſenden Stellen
der Form erfolgen. Bei runden Gegenſtänden, z. B. Münzen oder Medaillen, wird
man deren Form durch den Draht kreisförmig umfaſſen. Die leitende Verbindung
bewerkſtelligt man dadurch, daß man die Graphit- oder Metallſchicht bis zum
Drahte führt oder dieſen durch Graphitſtriche mit der leitenden Fläche der Form
verbindet. Da die Metallabſcheidung ſtets am Drahte beginnt und von dieſem aus
ſich über die ganze Form verbreitet, müſſen größere Objecte an mehreren Stellen
mit dem Zuleitungsdrahte in Verbindung ſtehen, wenn man die Abſcheidung
beſchleunigen will. Es können zu dieſem Behufe mit dem Zuleitungsdrahte mehrere
feine Drähte verbunden ſein, deren Spitzen die Form an verſchiedenen Stellen

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[816/0830] Pinſel dafür ſorgt, daß die Form in allen ihren Theilen vollkommen gleichmäßig durch die Silberlöſung benetzt wird. Anſammlung von Flüſſigkeit in den Ver- tiefungen der Form iſt zu vermeiden, weil dann Kryſtalliſationen eintreten können, welche die Genauigkeit des Abdruckes ſtören. Die wieder getrocknete (nach Anderen die noch feuchte) Form ſetzt man hierauf der Einwirkung von Schwefelwaſſerſtoffgas aus, indem man ſie über ein Gefäß hält, in welchem aus Schwefeleiſen und ver- dünnter Schwefelſäure Schwefelwaſſerſtoff entwickelt wird. Bei größeren Formen kann man auch den Schwefelwaſſerſtoff in dazu geeigneten Apparaten entwickeln und durch einen Kautſchukſchlauch auf die Form ſtrömen laſſen. Auch das Ueber- ziehen mit ebenfalls gut leitendem Phosphorſilber wurde empfohlen, ebenſo wie jenes mit metalliſchem Silber. Einen Ueberzug von metalliſchem Silber kann man auf folgende Weiſe erhalten: Die Form wird zunächſt in eine Löſung von Phosphor in Schwefelkohlenſtoff getaucht, dann abtropfen und trocknen gelaſſen. Der Schwefel- kohlenſtoff verdampft und die Form bleibt mit einer dünnen Phosphorſchichte überzogen zurück. Hierauf taucht man ſie in eine Löſung von ſalpeterſaurem Silber- oxyd und verreibt dieſe durch einen Pinſel auf der ganzen Form. Da ſich der Phosphor außerordentlich leicht oxydirt, wird er das ſauerſtoffreiche Silberſalz in kurzer Zeit zerſetzen und das metalliſche Silber ausſcheiden. Sobald man (an der Farbe) erkennt, daß dieſer Proceß vor ſich gegangen iſt, bringt man dann dieſe Form in das galvanoplaſtiſche Bad. Dieſes Verfahren erfordert aber die Anwendung äußerſte Vorſicht, da ſowohl Schwefelkohlenſtoff als auch Phosphor höchſt feuer- gefährliche Stoffe ſind. Fällt ein Tropfen der Phosphorlöſung auf Bekleidungsſtücke, Papier u. dgl., ſo entzündet er ſich, ſobald der Schwefelkohlenſtoff verdampft iſt. Der Phosphor wird nämlich aus der Löſung in ſehr fein vertheiltem Zuſtande abgeſchieden und oxydirt ſich dann ſo raſch, daß er ſich bis zur Entzündung erhitzt. Alle Operationen mit der Phosphorlöſung müſſen daher auf einer Stein- oder Blechplatte ausgeführt werden und darf abſolut keine Flamme in der Nähe ſein. Schwefelkohlenſtoff verdampft ſehr raſch und dieſer Dampf kann ſich (natürlich unſichtbar) ziemlich weit hin fortziehen. Trifft er auf ſeinem Wege auf eine Flamme, ſo entzündet er ſich und pflanzt die Entzündung bis zur Stelle ſeiner Ausſtrömung blitzſchnell fort. Schwefelkohlenſtoff giebt auch mit Luft gemiſcht Knallgas, kann ſomit Exploſionen veranlaſſen. Man muß deshalb dieſe Arbeiten im Freien oder unter einem gut ziehenden Kamine ausführen. Iſt die Form an und für ſich leitend oder auf die eine oder andere Weiſe leitend gemacht worden, ſo hat man noch, bevor ſie in das Bad eingebracht wird, für eine entſprechende Verbindung der leitenden Oberfläche mit dem Zuleitungs- drahte zu ſorgen. Bei Metallformen erreicht man dies durch Anſchmelzen des Drahtes an die Form. Bei Formen aus Wachs, Stearin, Guttapercha u. ſ. w. kann die mechaniſche Befeſtigung durch Eindrücken des warmen Drahtes an paſſenden Stellen der Form erfolgen. Bei runden Gegenſtänden, z. B. Münzen oder Medaillen, wird man deren Form durch den Draht kreisförmig umfaſſen. Die leitende Verbindung bewerkſtelligt man dadurch, daß man die Graphit- oder Metallſchicht bis zum Drahte führt oder dieſen durch Graphitſtriche mit der leitenden Fläche der Form verbindet. Da die Metallabſcheidung ſtets am Drahte beginnt und von dieſem aus ſich über die ganze Form verbreitet, müſſen größere Objecte an mehreren Stellen mit dem Zuleitungsdrahte in Verbindung ſtehen, wenn man die Abſcheidung beſchleunigen will. Es können zu dieſem Behufe mit dem Zuleitungsdrahte mehrere feine Drähte verbunden ſein, deren Spitzen die Form an verſchiedenen Stellen

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/830>, abgerufen am 22.11.2024.