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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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und überdies der Raum ein eng begrenzter ist, muß hier auf eine weitere Ausführung des
Gegenstandes verzichtet werden. Wir wollen uns daher nur noch mit einigen Anwendungen
und speciellen Fällen der Galvanostegie beschäftigen und dann die eigentliche Galvanoplastik
in ihren wichtigsten Theilen kennen lernen.

Das galvanoplastische Ueberziehen mit Metallen ist nicht blos auf Metall-
körper beschränkt, sondern läßt sich auch bei Körpern aus anderen Stoffen, z. B.
aus Glas oder Porzellan, in Anwendung bringen. Thon- und Porzellangegen-
stände werden nach dem Einbrennen der Glasur oder des Emails galvanoplastisch
mit Gold verziert, indem man die gewünschten Ornamente etc. mit Polirgold malt
und einbrennt. Hierauf kommt der Gegenstand in ein Kupferbad, worin er so
lange bleibt, bis der Niederschlag die Höhe der übrigen Emailmalerei erreicht hat.
Den Silber- oder Goldüberzug erzeugt man schließlich in einem der früher
angegebenen Gold- oder Silberbäder.

Metallröhren im Innern überzieht Towle auf galvanoplastischem Wege
in nachstehender Weise. Die innen zu überziehende Röhre E F wird auf einem
Gestelle A B C D (Fig. 588) mit geneigter Platte A B befestigt. In das Innere

[Abbildung] Fig. 588.

Galvanisiren von Metallröhren im Innern.

des Rohres wird ein Stab a b aus dem Metalle, welches niedergeschlagen werden
soll, mit Hilfe eines bei b befestigten Kupferdrahtes c (der mit Kautschuk über-
zogen ist) eingeführt; an dem Ende bei a ist ein Kautschukpfropfen g befestigt.
Um den Metallstab gegen Berührung mit der Röhrenwand zu schützen, wird er
durch durchbrochene Kautschukpfropfen c f geführt. Dann bringt man in das Rohr
die entsprechende Metallsalzlösung, so daß der Stab a b vollkommen bedeckt ist,
verbindet den Kupferdraht c mit dem positiven und das Rohr durch den Draht d
mit dem negativen Pole einer Batterie G. Um den Ueberzug in der ganzen Röhre
gleichmäßig zu erhalten, bewegt man während des Niederschlagens den Stab a b
auf und ab und dreht auch das Rohr öfter um.

Die "Pontal Telegraph Company" in New-York betreibt die Verkupfe-
rung von Stahl-Telegraphendraht
in großem Maßstabe und verwendet
hierzu 200 Kupferbäder und 25 große dynamoelektrische Maschinen. Der Draht
geht, wie Japing (in seiner "Elektrolyse und Galvanoplastik") mittheilt, von
einem Leierwerke langsam vorwärts bewegt, durch eine Reihe von Bädern, bis sich
genügend viel Kupfer niedergeschlagen hat. Von jeder Tonne des zur Bereitung
der Bäder verwendeten Kupfers werden 15 bis 20 Unzen Silber durch den

und überdies der Raum ein eng begrenzter iſt, muß hier auf eine weitere Ausführung des
Gegenſtandes verzichtet werden. Wir wollen uns daher nur noch mit einigen Anwendungen
und ſpeciellen Fällen der Galvanoſtegie beſchäftigen und dann die eigentliche Galvanoplaſtik
in ihren wichtigſten Theilen kennen lernen.

Das galvanoplaſtiſche Ueberziehen mit Metallen iſt nicht blos auf Metall-
körper beſchränkt, ſondern läßt ſich auch bei Körpern aus anderen Stoffen, z. B.
aus Glas oder Porzellan, in Anwendung bringen. Thon- und Porzellangegen-
ſtände werden nach dem Einbrennen der Glaſur oder des Emails galvanoplaſtiſch
mit Gold verziert, indem man die gewünſchten Ornamente ꝛc. mit Polirgold malt
und einbrennt. Hierauf kommt der Gegenſtand in ein Kupferbad, worin er ſo
lange bleibt, bis der Niederſchlag die Höhe der übrigen Emailmalerei erreicht hat.
Den Silber- oder Goldüberzug erzeugt man ſchließlich in einem der früher
angegebenen Gold- oder Silberbäder.

Metallröhren im Innern überzieht Towle auf galvanoplaſtiſchem Wege
in nachſtehender Weiſe. Die innen zu überziehende Röhre E F wird auf einem
Geſtelle A B C D (Fig. 588) mit geneigter Platte A B befeſtigt. In das Innere

[Abbildung] Fig. 588.

Galvaniſiren von Metallröhren im Innern.

des Rohres wird ein Stab a b aus dem Metalle, welches niedergeſchlagen werden
ſoll, mit Hilfe eines bei b befeſtigten Kupferdrahtes c (der mit Kautſchuk über-
zogen iſt) eingeführt; an dem Ende bei a iſt ein Kautſchukpfropfen g befeſtigt.
Um den Metallſtab gegen Berührung mit der Röhrenwand zu ſchützen, wird er
durch durchbrochene Kautſchukpfropfen c f geführt. Dann bringt man in das Rohr
die entſprechende Metallſalzlöſung, ſo daß der Stab a b vollkommen bedeckt iſt,
verbindet den Kupferdraht c mit dem poſitiven und das Rohr durch den Draht d
mit dem negativen Pole einer Batterie G. Um den Ueberzug in der ganzen Röhre
gleichmäßig zu erhalten, bewegt man während des Niederſchlagens den Stab a b
auf und ab und dreht auch das Rohr öfter um.

Die „Pontal Telegraph Company” in New-York betreibt die Verkupfe-
rung von Stahl-Telegraphendraht
in großem Maßſtabe und verwendet
hierzu 200 Kupferbäder und 25 große dynamoelektriſche Maſchinen. Der Draht
geht, wie Japing (in ſeiner „Elektrolyſe und Galvanoplaſtik“) mittheilt, von
einem Leierwerke langſam vorwärts bewegt, durch eine Reihe von Bädern, bis ſich
genügend viel Kupfer niedergeſchlagen hat. Von jeder Tonne des zur Bereitung
der Bäder verwendeten Kupfers werden 15 bis 20 Unzen Silber durch den

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[809/0823] und überdies der Raum ein eng begrenzter iſt, muß hier auf eine weitere Ausführung des Gegenſtandes verzichtet werden. Wir wollen uns daher nur noch mit einigen Anwendungen und ſpeciellen Fällen der Galvanoſtegie beſchäftigen und dann die eigentliche Galvanoplaſtik in ihren wichtigſten Theilen kennen lernen. Das galvanoplaſtiſche Ueberziehen mit Metallen iſt nicht blos auf Metall- körper beſchränkt, ſondern läßt ſich auch bei Körpern aus anderen Stoffen, z. B. aus Glas oder Porzellan, in Anwendung bringen. Thon- und Porzellangegen- ſtände werden nach dem Einbrennen der Glaſur oder des Emails galvanoplaſtiſch mit Gold verziert, indem man die gewünſchten Ornamente ꝛc. mit Polirgold malt und einbrennt. Hierauf kommt der Gegenſtand in ein Kupferbad, worin er ſo lange bleibt, bis der Niederſchlag die Höhe der übrigen Emailmalerei erreicht hat. Den Silber- oder Goldüberzug erzeugt man ſchließlich in einem der früher angegebenen Gold- oder Silberbäder. Metallröhren im Innern überzieht Towle auf galvanoplaſtiſchem Wege in nachſtehender Weiſe. Die innen zu überziehende Röhre E F wird auf einem Geſtelle A B C D (Fig. 588) mit geneigter Platte A B befeſtigt. In das Innere [Abbildung Fig. 588. Galvaniſiren von Metallröhren im Innern.] des Rohres wird ein Stab a b aus dem Metalle, welches niedergeſchlagen werden ſoll, mit Hilfe eines bei b befeſtigten Kupferdrahtes c (der mit Kautſchuk über- zogen iſt) eingeführt; an dem Ende bei a iſt ein Kautſchukpfropfen g befeſtigt. Um den Metallſtab gegen Berührung mit der Röhrenwand zu ſchützen, wird er durch durchbrochene Kautſchukpfropfen c f geführt. Dann bringt man in das Rohr die entſprechende Metallſalzlöſung, ſo daß der Stab a b vollkommen bedeckt iſt, verbindet den Kupferdraht c mit dem poſitiven und das Rohr durch den Draht d mit dem negativen Pole einer Batterie G. Um den Ueberzug in der ganzen Röhre gleichmäßig zu erhalten, bewegt man während des Niederſchlagens den Stab a b auf und ab und dreht auch das Rohr öfter um. Die „Pontal Telegraph Company” in New-York betreibt die Verkupfe- rung von Stahl-Telegraphendraht in großem Maßſtabe und verwendet hierzu 200 Kupferbäder und 25 große dynamoelektriſche Maſchinen. Der Draht geht, wie Japing (in ſeiner „Elektrolyſe und Galvanoplaſtik“) mittheilt, von einem Leierwerke langſam vorwärts bewegt, durch eine Reihe von Bädern, bis ſich genügend viel Kupfer niedergeſchlagen hat. Von jeder Tonne des zur Bereitung der Bäder verwendeten Kupfers werden 15 bis 20 Unzen Silber durch den

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 809. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/823>, abgerufen am 22.11.2024.