des letzteren leicht einzusehen. So lange die Maschine mit normaler Tourenzahl läuft, hat der von ihr erregte Strom keinen anderen Weg als durch das Bad, weil wegen der normalen Rotation die Gleitstücke des Strombrechers von seiner Axe weggetrieben werden und dadurch seinen Stromkreis unterbrechen. Bleibt hingegen die Maschine stehen oder vermindert sich ihre Tourenzahl zu sehr, so werden die Gleitstücke durch ihre Spiralfedern gegen die Axe des Strombrechers gedrückt (weil nun dieser auch stille steht oder langsam rotirt und daher gar keine oder nur eine geringe Fliehkraft entwickelt) und schließen den Contact. Dem aus dem Bade kommenden Polarisationsstrome stehen nun zwei Wege offen, nämlich einerseits durch die Maschine und andererseits durch den kurzen Schluß des Strombrechers. Da dieser nahezu gar keinen Widerstand bietet, wird der Strom hier durchgehen; sollte übrigens ein Theilstrom (der aber in Folge der Widerstandsverhältnisse beider Stromkreise sehr schwach sein müßte in die Elektromagnetwindungen eindringen, so kann dieser äußerst schwache Strom die Polarität der Magnete doch nicht umkehren, weil deren Stahlplatten einen relativ starken permanenten Magnetismus besitzen.
Die Stromleitung ist gewöhnlich eine sehr einfache, da die Stromquellen meist in geringer Entfernung von den Niederschlagszellen aufgestellt werden können.
[Abbildung]
Fig. 581.
Maschine und Strombrecher von Weston.
Man verwendet hierzu des geringen Widerstandes wegen Kupferdrähte. Wo solche untereinander, mit der Elektricitätsquelle oder mit der Zersetzungszelle verbunden werden müssen, hat man auf guten Contact zu sehen. Am besten ist es natürlich, die Ver- bindungsstellen zu löthen; da dies aber häufig aus praktischen Gründen unthunlich ist, so bedient man sich kleiner Quecksilbernäpfchen, in welche die Kupferdrähte mit ihren Enden eingesenkt werden können, oder geeignet geformter Klemmschrauben. (Siehe Seite 505.) Die Contactstellen der letzteren sind vor jedem Gebrauche sorg- fältig blank zu machen. Die Stromstärke hängt von der Natur des Bades und von der Art der zu verrichtenden Arbeit ab. Gut leitende Bäder erfordern eine geringere Stromstärke als schlecht leitende, wie z. B. alkalische Bäder. Nach dem Ohm'schen Gesetze erreicht ein galvanischer Strom allerdings dann seine Maximal- wirkung, wenn der innere Widerstand (der Stromquelle) gleich ist dem äußeren (der Zersetzungszelle und Leitung); in der Praxis wird man aber gut thun, den inneren Widerstand kleiner, etwa zu 3/8 des äußeren festzusetzen. Da bei Anwen- dung galvanischer Batterien die Stromstärke überhaupt nicht constant bleibt und man die Stromstärke während der Arbeit vergrößern oder verkleinern muß, bedient
des letzteren leicht einzuſehen. So lange die Maſchine mit normaler Tourenzahl läuft, hat der von ihr erregte Strom keinen anderen Weg als durch das Bad, weil wegen der normalen Rotation die Gleitſtücke des Strombrechers von ſeiner Axe weggetrieben werden und dadurch ſeinen Stromkreis unterbrechen. Bleibt hingegen die Maſchine ſtehen oder vermindert ſich ihre Tourenzahl zu ſehr, ſo werden die Gleitſtücke durch ihre Spiralfedern gegen die Axe des Strombrechers gedrückt (weil nun dieſer auch ſtille ſteht oder langſam rotirt und daher gar keine oder nur eine geringe Fliehkraft entwickelt) und ſchließen den Contact. Dem aus dem Bade kommenden Polariſationsſtrome ſtehen nun zwei Wege offen, nämlich einerſeits durch die Maſchine und andererſeits durch den kurzen Schluß des Strombrechers. Da dieſer nahezu gar keinen Widerſtand bietet, wird der Strom hier durchgehen; ſollte übrigens ein Theilſtrom (der aber in Folge der Widerſtandsverhältniſſe beider Stromkreiſe ſehr ſchwach ſein müßte in die Elektromagnetwindungen eindringen, ſo kann dieſer äußerſt ſchwache Strom die Polarität der Magnete doch nicht umkehren, weil deren Stahlplatten einen relativ ſtarken permanenten Magnetismus beſitzen.
Die Stromleitung iſt gewöhnlich eine ſehr einfache, da die Stromquellen meiſt in geringer Entfernung von den Niederſchlagszellen aufgeſtellt werden können.
[Abbildung]
Fig. 581.
Maſchine und Strombrecher von Weſton.
Man verwendet hierzu des geringen Widerſtandes wegen Kupferdrähte. Wo ſolche untereinander, mit der Elektricitätsquelle oder mit der Zerſetzungszelle verbunden werden müſſen, hat man auf guten Contact zu ſehen. Am beſten iſt es natürlich, die Ver- bindungsſtellen zu löthen; da dies aber häufig aus praktiſchen Gründen unthunlich iſt, ſo bedient man ſich kleiner Queckſilbernäpfchen, in welche die Kupferdrähte mit ihren Enden eingeſenkt werden können, oder geeignet geformter Klemmſchrauben. (Siehe Seite 505.) Die Contactſtellen der letzteren ſind vor jedem Gebrauche ſorg- fältig blank zu machen. Die Stromſtärke hängt von der Natur des Bades und von der Art der zu verrichtenden Arbeit ab. Gut leitende Bäder erfordern eine geringere Stromſtärke als ſchlecht leitende, wie z. B. alkaliſche Bäder. Nach dem Ohm’ſchen Geſetze erreicht ein galvaniſcher Strom allerdings dann ſeine Maximal- wirkung, wenn der innere Widerſtand (der Stromquelle) gleich iſt dem äußeren (der Zerſetzungszelle und Leitung); in der Praxis wird man aber gut thun, den inneren Widerſtand kleiner, etwa zu ⅜ des äußeren feſtzuſetzen. Da bei Anwen- dung galvaniſcher Batterien die Stromſtärke überhaupt nicht conſtant bleibt und man die Stromſtärke während der Arbeit vergrößern oder verkleinern muß, bedient
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des letzteren leicht einzuſehen. So lange die Maſchine mit normaler Tourenzahl läuft, hat
der von ihr erregte Strom keinen anderen Weg als durch das Bad, weil wegen der normalen
Rotation die Gleitſtücke des Strombrechers von ſeiner Axe weggetrieben werden und dadurch
ſeinen Stromkreis unterbrechen. Bleibt hingegen die Maſchine ſtehen oder vermindert ſich ihre
Tourenzahl zu ſehr, ſo werden die Gleitſtücke durch ihre Spiralfedern gegen die Axe des
Strombrechers gedrückt (weil nun dieſer auch ſtille ſteht oder langſam rotirt und daher gar
keine oder nur eine geringe Fliehkraft entwickelt) und ſchließen den Contact. Dem aus dem
Bade kommenden Polariſationsſtrome ſtehen nun zwei Wege offen, nämlich einerſeits durch
die Maſchine und andererſeits durch den kurzen Schluß des Strombrechers. Da dieſer nahezu
gar keinen Widerſtand bietet, wird der Strom hier durchgehen; ſollte übrigens ein Theilſtrom
(der aber in Folge der Widerſtandsverhältniſſe beider Stromkreiſe ſehr ſchwach ſein müßte
in die Elektromagnetwindungen eindringen, ſo kann dieſer äußerſt ſchwache Strom die Polarität
der Magnete doch nicht umkehren, weil deren Stahlplatten einen relativ ſtarken permanenten
Magnetismus beſitzen.
Die Stromleitung iſt gewöhnlich eine ſehr einfache, da die Stromquellen
meiſt in geringer Entfernung von den Niederſchlagszellen aufgeſtellt werden können.
[Abbildung Fig. 581.
Maſchine und Strombrecher von Weſton.]
Man verwendet hierzu des geringen Widerſtandes wegen Kupferdrähte. Wo ſolche
untereinander, mit der Elektricitätsquelle oder mit der Zerſetzungszelle verbunden werden
müſſen, hat man auf guten Contact zu ſehen. Am beſten iſt es natürlich, die Ver-
bindungsſtellen zu löthen; da dies aber häufig aus praktiſchen Gründen unthunlich
iſt, ſo bedient man ſich kleiner Queckſilbernäpfchen, in welche die Kupferdrähte mit
ihren Enden eingeſenkt werden können, oder geeignet geformter Klemmſchrauben.
(Siehe Seite 505.) Die Contactſtellen der letzteren ſind vor jedem Gebrauche ſorg-
fältig blank zu machen. Die Stromſtärke hängt von der Natur des Bades
und von der Art der zu verrichtenden Arbeit ab. Gut leitende Bäder erfordern eine
geringere Stromſtärke als ſchlecht leitende, wie z. B. alkaliſche Bäder. Nach dem
Ohm’ſchen Geſetze erreicht ein galvaniſcher Strom allerdings dann ſeine Maximal-
wirkung, wenn der innere Widerſtand (der Stromquelle) gleich iſt dem äußeren
(der Zerſetzungszelle und Leitung); in der Praxis wird man aber gut thun, den
inneren Widerſtand kleiner, etwa zu ⅜ des äußeren feſtzuſetzen. Da bei Anwen-
dung galvaniſcher Batterien die Stromſtärke überhaupt nicht conſtant bleibt und
man die Stromſtärke während der Arbeit vergrößern oder verkleinern muß, bedient
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 799. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/813>, abgerufen am 22.11.2024.
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