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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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und diese dann ausschließlich und in Menge mit elektrischem Bogenlichte beleuchtet
sind. Diese Augenzeugen berichten ferner ebenso einstimmig, daß das elektrische Licht
daselbst lange nicht die Gleichmäßigkeit und Betriebssicherheit besitze wie das bei
uns gebräuchliche, und beispielsweise das in der Leipzigerstraße (Berlin). Wenn
man ferner bedenkt, daß elektrische Straßenbeleuchtungen auf dem europäischen
Continente früher entstanden sind als in Amerika und daß speciell in Berlin die
heute allein herrschende Erzeugungsweise des elektrischen Bogenlichtes durch die
Differentiallampe zuerst und früher zur Durchbildung gelangt ist als in Amerika,
so drängt sich Einem unwillkürlich die Ueberzeugung auf, daß die verhältnißmäßig
geringere Verbreitung des elektrischen Lichtes bei uns an anderen Ursachen liegen
muß als wie an dem erzielten Grade seiner Vollkommenheit in technischer Hinsicht."

Vor und während jeder Ausstellung wurden in den betreffenden Städten
die großartigsten Pläne gemacht. Die Isar sollte ganz München und noch etliche
Dörfer darüber durch gütige Vermittlung der Elektricität mit Licht und Kraft ver-
sorgen, und in Wien -- nun, warum flösse denn gerade hier die große, blaue
Donau vorbei? Es genügt, eine Batterie Maschinen an ihrem Ufer aufzustellen
und etwa die Allgemeine österreichische Transportgesellschaft zu ersuchen, gegen ein
mäßiges Pauschale den P. T. Consumenten die mit Elektricität gefüllten Büchsen
in's Haus zu stellen. "Wohin aber solche Uebertreibungen führen, kann man heut-
zutage wohl am besten erkennen an den unmittelbaren Wirkungen derjenigen Ver-
anstaltungen, bei denen sie am häufigsten geübt werden, ich meine die internationalen
elektrotechnischen Ausstellungen, an welchen die Geschichte unserer Zeit ja bereits
sehr reich ist. Untersucht man die Spuren, welche eine internationale elektrische
Ausstellung und das mit einer solchen verbundene, höchst unerfreuliche Sichbreit-
machen des Laienthums und des Dilettantismus hinterlassen, so möchte man aller-
dings zu dem Schlusse kommen, daß kein Gras mehr wächst auf einem durch eine
internationale elektrische Ausstellung ausgetretenen Boden."*)

Der erste größere und auch zeitlich andauernde Versuch einer Beleuchtung
öffentlicher Straßen und Plätze wurde vom Jahre 1877 an auf dem Opernplatze
und der Avenue de l'opera in Paris angestellt. Wenngleich diesem Versuche
als Ausgangspunkt für die Straßenbeleuchtung unleugbar eine gewisse Bedeutung
zukommt, so konnte man hiervon auf die Dauer doch nicht befriedigt werden, da
die hierbei benützten Jablochkoffkerzen ein zu unsicheres und durch den häufigen
Farbenwechsel unangenehmes Licht gaben. Im Jahre 1879 veranstalteten Sie-
mens & Halske
eine Probebeleuchtung in der Kaisergallerie (Berlin); diese ist
deshalb bemerkenswerth, weil hier zum erstenmale getheiltes Bogenlicht (unter An-
wendung der Differentiallampe) zur Verwendung kam. Die Differentiallampe er-
möglichte, wie wir wissen, durch ihr Regulirungsprincip und die automatische
Ausschaltevorrichtung, die Lampen eines Stromkreises voneinander vollkommen unab-
hängig zu machen. Die bei dieser Probebeleuchtung erzielten Resultate waren
zufriedenstellend.

Ohne auf die hierauf folgenden Probebeleuchtungen näher einzugehen, wollen wir unsere
Aufmerksamkeit einer Beleuchtungsanlage zuwenden, welche gegenwärtig das zweite Jahr
in vollkommen befriedigender Weise functionirt. Es ist dies die Beleuchtung in der
Leipzigerstraße in Berlin
. Diese Anlage umfaßt vier dynamoelektrische Maschinen

*) Die Stellen unter Anführungszeichen sind einem Vortrage entlehnt, welchen Fr. v.
Hefner-Alteneck gehalten hat und dem es zu wünschen wäre, daß er auch anderwärts als
in Fachkreisen bekannt würde ("Elektrotechnische Zeitschrift", V. Jahrg. 1884).

und dieſe dann ausſchließlich und in Menge mit elektriſchem Bogenlichte beleuchtet
ſind. Dieſe Augenzeugen berichten ferner ebenſo einſtimmig, daß das elektriſche Licht
daſelbſt lange nicht die Gleichmäßigkeit und Betriebsſicherheit beſitze wie das bei
uns gebräuchliche, und beiſpielsweiſe das in der Leipzigerſtraße (Berlin). Wenn
man ferner bedenkt, daß elektriſche Straßenbeleuchtungen auf dem europäiſchen
Continente früher entſtanden ſind als in Amerika und daß ſpeciell in Berlin die
heute allein herrſchende Erzeugungsweiſe des elektriſchen Bogenlichtes durch die
Differentiallampe zuerſt und früher zur Durchbildung gelangt iſt als in Amerika,
ſo drängt ſich Einem unwillkürlich die Ueberzeugung auf, daß die verhältnißmäßig
geringere Verbreitung des elektriſchen Lichtes bei uns an anderen Urſachen liegen
muß als wie an dem erzielten Grade ſeiner Vollkommenheit in techniſcher Hinſicht.“

Vor und während jeder Ausſtellung wurden in den betreffenden Städten
die großartigſten Pläne gemacht. Die Iſar ſollte ganz München und noch etliche
Dörfer darüber durch gütige Vermittlung der Elektricität mit Licht und Kraft ver-
ſorgen, und in Wien — nun, warum flöſſe denn gerade hier die große, blaue
Donau vorbei? Es genügt, eine Batterie Maſchinen an ihrem Ufer aufzuſtellen
und etwa die Allgemeine öſterreichiſche Transportgeſellſchaft zu erſuchen, gegen ein
mäßiges Pauſchale den P. T. Conſumenten die mit Elektricität gefüllten Büchſen
in’s Haus zu ſtellen. „Wohin aber ſolche Uebertreibungen führen, kann man heut-
zutage wohl am beſten erkennen an den unmittelbaren Wirkungen derjenigen Ver-
anſtaltungen, bei denen ſie am häufigſten geübt werden, ich meine die internationalen
elektrotechniſchen Ausſtellungen, an welchen die Geſchichte unſerer Zeit ja bereits
ſehr reich iſt. Unterſucht man die Spuren, welche eine internationale elektriſche
Ausſtellung und das mit einer ſolchen verbundene, höchſt unerfreuliche Sichbreit-
machen des Laienthums und des Dilettantismus hinterlaſſen, ſo möchte man aller-
dings zu dem Schluſſe kommen, daß kein Gras mehr wächſt auf einem durch eine
internationale elektriſche Ausſtellung ausgetretenen Boden.“*)

Der erſte größere und auch zeitlich andauernde Verſuch einer Beleuchtung
öffentlicher Straßen und Plätze wurde vom Jahre 1877 an auf dem Opernplatze
und der Avenue de l’opéra in Paris angeſtellt. Wenngleich dieſem Verſuche
als Ausgangspunkt für die Straßenbeleuchtung unleugbar eine gewiſſe Bedeutung
zukommt, ſo konnte man hiervon auf die Dauer doch nicht befriedigt werden, da
die hierbei benützten Jablochkoffkerzen ein zu unſicheres und durch den häufigen
Farbenwechſel unangenehmes Licht gaben. Im Jahre 1879 veranſtalteten Sie-
mens & Halske
eine Probebeleuchtung in der Kaiſergallerie (Berlin); dieſe iſt
deshalb bemerkenswerth, weil hier zum erſtenmale getheiltes Bogenlicht (unter An-
wendung der Differentiallampe) zur Verwendung kam. Die Differentiallampe er-
möglichte, wie wir wiſſen, durch ihr Regulirungsprincip und die automatiſche
Ausſchaltevorrichtung, die Lampen eines Stromkreiſes voneinander vollkommen unab-
hängig zu machen. Die bei dieſer Probebeleuchtung erzielten Reſultate waren
zufriedenſtellend.

Ohne auf die hierauf folgenden Probebeleuchtungen näher einzugehen, wollen wir unſere
Aufmerkſamkeit einer Beleuchtungsanlage zuwenden, welche gegenwärtig das zweite Jahr
in vollkommen befriedigender Weiſe functionirt. Es iſt dies die Beleuchtung in der
Leipzigerſtraße in Berlin
. Dieſe Anlage umfaßt vier dynamoelektriſche Maſchinen

*) Die Stellen unter Anführungszeichen ſind einem Vortrage entlehnt, welchen Fr. v.
Hefner-Alteneck gehalten hat und dem es zu wünſchen wäre, daß er auch anderwärts als
in Fachkreiſen bekannt würde („Elektrotechniſche Zeitſchrift“, V. Jahrg. 1884).
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[764/0778] und dieſe dann ausſchließlich und in Menge mit elektriſchem Bogenlichte beleuchtet ſind. Dieſe Augenzeugen berichten ferner ebenſo einſtimmig, daß das elektriſche Licht daſelbſt lange nicht die Gleichmäßigkeit und Betriebsſicherheit beſitze wie das bei uns gebräuchliche, und beiſpielsweiſe das in der Leipzigerſtraße (Berlin). Wenn man ferner bedenkt, daß elektriſche Straßenbeleuchtungen auf dem europäiſchen Continente früher entſtanden ſind als in Amerika und daß ſpeciell in Berlin die heute allein herrſchende Erzeugungsweiſe des elektriſchen Bogenlichtes durch die Differentiallampe zuerſt und früher zur Durchbildung gelangt iſt als in Amerika, ſo drängt ſich Einem unwillkürlich die Ueberzeugung auf, daß die verhältnißmäßig geringere Verbreitung des elektriſchen Lichtes bei uns an anderen Urſachen liegen muß als wie an dem erzielten Grade ſeiner Vollkommenheit in techniſcher Hinſicht.“ Vor und während jeder Ausſtellung wurden in den betreffenden Städten die großartigſten Pläne gemacht. Die Iſar ſollte ganz München und noch etliche Dörfer darüber durch gütige Vermittlung der Elektricität mit Licht und Kraft ver- ſorgen, und in Wien — nun, warum flöſſe denn gerade hier die große, blaue Donau vorbei? Es genügt, eine Batterie Maſchinen an ihrem Ufer aufzuſtellen und etwa die Allgemeine öſterreichiſche Transportgeſellſchaft zu erſuchen, gegen ein mäßiges Pauſchale den P. T. Conſumenten die mit Elektricität gefüllten Büchſen in’s Haus zu ſtellen. „Wohin aber ſolche Uebertreibungen führen, kann man heut- zutage wohl am beſten erkennen an den unmittelbaren Wirkungen derjenigen Ver- anſtaltungen, bei denen ſie am häufigſten geübt werden, ich meine die internationalen elektrotechniſchen Ausſtellungen, an welchen die Geſchichte unſerer Zeit ja bereits ſehr reich iſt. Unterſucht man die Spuren, welche eine internationale elektriſche Ausſtellung und das mit einer ſolchen verbundene, höchſt unerfreuliche Sichbreit- machen des Laienthums und des Dilettantismus hinterlaſſen, ſo möchte man aller- dings zu dem Schluſſe kommen, daß kein Gras mehr wächſt auf einem durch eine internationale elektriſche Ausſtellung ausgetretenen Boden.“ *) Der erſte größere und auch zeitlich andauernde Verſuch einer Beleuchtung öffentlicher Straßen und Plätze wurde vom Jahre 1877 an auf dem Opernplatze und der Avenue de l’opéra in Paris angeſtellt. Wenngleich dieſem Verſuche als Ausgangspunkt für die Straßenbeleuchtung unleugbar eine gewiſſe Bedeutung zukommt, ſo konnte man hiervon auf die Dauer doch nicht befriedigt werden, da die hierbei benützten Jablochkoffkerzen ein zu unſicheres und durch den häufigen Farbenwechſel unangenehmes Licht gaben. Im Jahre 1879 veranſtalteten Sie- mens & Halske eine Probebeleuchtung in der Kaiſergallerie (Berlin); dieſe iſt deshalb bemerkenswerth, weil hier zum erſtenmale getheiltes Bogenlicht (unter An- wendung der Differentiallampe) zur Verwendung kam. Die Differentiallampe er- möglichte, wie wir wiſſen, durch ihr Regulirungsprincip und die automatiſche Ausſchaltevorrichtung, die Lampen eines Stromkreiſes voneinander vollkommen unab- hängig zu machen. Die bei dieſer Probebeleuchtung erzielten Reſultate waren zufriedenſtellend. Ohne auf die hierauf folgenden Probebeleuchtungen näher einzugehen, wollen wir unſere Aufmerkſamkeit einer Beleuchtungsanlage zuwenden, welche gegenwärtig das zweite Jahr in vollkommen befriedigender Weiſe functionirt. Es iſt dies die Beleuchtung in der Leipzigerſtraße in Berlin. Dieſe Anlage umfaßt vier dynamoelektriſche Maſchinen *) Die Stellen unter Anführungszeichen ſind einem Vortrage entlehnt, welchen Fr. v. Hefner-Alteneck gehalten hat und dem es zu wünſchen wäre, daß er auch anderwärts als in Fachkreiſen bekannt würde („Elektrotechniſche Zeitſchrift“, V. Jahrg. 1884).

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/778>, abgerufen am 22.11.2024.