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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Fachmannes zu einem günstigen Resultate führen kann. Bei der Einführung der
elektrischen Beleuchtung bilden jene Fälle die Regel, welche bei der Gasbeleuchtung
als Ausnahmen gelten. Besteht die Aufgabe bei letzterer gewöhnlich nur darin,
das in unmittelbarer Nähe, z. B. in den Straßenleitungen zur Verfügung stehende
Gas einfach in den zu beleuchtenden Raum hereinzuleiten und dort für die An-
bringung einer entsprechend vertheilten Menge von Brennern zu sorgen, so muß
hingegen bei elektrischen Beleuchtungsanlagen nicht nur die Leitung hergestellt und
die Aufstellung der Lampen bewerkstelligt werden, sondern man hat auch noch auf
den Elektricitäts-Generator Rücksicht zu nehmen und für dessen Betrieb die ent-
sprechenden Vorkehrungen zu treffen. Dies kann etwa mit jenen Fällen der Gas-
beleuchtungsanlagen verglichen werden, wo es sich um die Beleuchtung einer
einzeln stehenden Fabrik handelt, die ihr Leuchtgas selbst und nur für ihren eigenen
Bedarf darstellen muß. Ueberdies ist die Gasbeleuchtung längst erprobt, während
über das elektrische Licht und seine Anwendung im großen Maßstabe noch ver-
hältnißmäßig wenige Erfahrungen vorliegen. Schon diese oberflächlichen Bemerkungen
dürften hinreichen, um zur Vorsicht zu mahnen. Leute, die vor einem Jahre weder
eine Lampe noch eine Maschine gesehen haben, die selbst einer elementaren Kenntniß
der elektrischen und magnetischen Kräfte entrathen, fühlen sich jetzt schon als Elektro-
techniker und übernehmen die Lösung jeder diesbezüglichen Aufgabe. Faiseure gründen
Gesellschaften, suchen Unternehmungen in's Leben zu rufen, gerade so wie damals
als die Gasbeleuchtung einer allgemeineren Einführung entgegenging. Die Folgen
dieser im Interesse der guten Sache bedauerlichen Erscheinung können natürlich
nicht ausbleiben. Ein Beispiel hiefür haben wir bereits in England erlebt; die
Pariser Ausstellung war kaum vorüber, so schossen die Gesellschaften zur Aus-
beutung der Elektricität wie Pilze in die Höhe, jede mit einem Actiencapitale von
gewöhnlich mehr als einer Million, natürlich nur in den Prospecten, durch welche
der erstaunten Mitwelt kundgethan wurde, daß von jetzt ab die Dampfmaschinen
als altes Eisen gelten werden, die Sonnenbrenner etwa am Dorfe noch als Stall-
Laternen Verwendung finden können ... Ebbe und Fluth werden die Maschinen
treiben, die Kraft des Niagara wird als elektrischer Strom, wenn nöthig, nach
England geleitet werden, um dort die Beleuchtung zu übernehmen. Kleineren Consu-
menten versprach man, die Elektricität auf Büchsen abzuzapfen und dann per Kilo
in's Haus zu stellen. Und jetzt? Den größten Theil jener Gesellschaften, die nie
anders als in Vergeudung von Druckerschwärze arbeiteten, kennt Niemand mehr;
sie wurden wie Spreu weggeblasen.

Im Nachstehenden wollen wir versuchen, in ganz allgemeinen Zügen über
die Ausführung elektrischer Beleuchtungsanlagen einige Andeutungen zu geben.

Die Elektricitäts-Generatoren, welche bei Anlage einer elektrischen Beleuchtung
in Betracht kommen können, haben wir bereits in vorhergehenden Abschnitten kennen
gelernt und auch erkannt, daß von allen Generatoren die elektrische Maschine der
wichtigste ist. Es kommen zwar auch in der Praxis Fälle vor, in welchen man
galvanischen Batterien den Vorzug giebt, doch sind dies nur ganz seltene Aus-
nahmsfälle. Die elektrische Maschine kann aber nicht wie die galvanische Batterie
durch sich selbst elektrische Ströme liefern, sondern wird erst dann zum eigentlichen
Elektricitäts-Generator, wenn ein Motor sie in Bewegung setzt; die Motoren
zum Betriebe elektrischer Maschinen müssen uns daher zunächst beschäftigen. Die
uns gegenwärtig zur Verfügung stehenden Motoren sind: Dampf-, Wasser-, Gas-
und Windmotoren; die Muskelkraft von Menschen oder Thieren kann als zu gering-

Fachmannes zu einem günſtigen Reſultate führen kann. Bei der Einführung der
elektriſchen Beleuchtung bilden jene Fälle die Regel, welche bei der Gasbeleuchtung
als Ausnahmen gelten. Beſteht die Aufgabe bei letzterer gewöhnlich nur darin,
das in unmittelbarer Nähe, z. B. in den Straßenleitungen zur Verfügung ſtehende
Gas einfach in den zu beleuchtenden Raum hereinzuleiten und dort für die An-
bringung einer entſprechend vertheilten Menge von Brennern zu ſorgen, ſo muß
hingegen bei elektriſchen Beleuchtungsanlagen nicht nur die Leitung hergeſtellt und
die Aufſtellung der Lampen bewerkſtelligt werden, ſondern man hat auch noch auf
den Elektricitäts-Generator Rückſicht zu nehmen und für deſſen Betrieb die ent-
ſprechenden Vorkehrungen zu treffen. Dies kann etwa mit jenen Fällen der Gas-
beleuchtungsanlagen verglichen werden, wo es ſich um die Beleuchtung einer
einzeln ſtehenden Fabrik handelt, die ihr Leuchtgas ſelbſt und nur für ihren eigenen
Bedarf darſtellen muß. Ueberdies iſt die Gasbeleuchtung längſt erprobt, während
über das elektriſche Licht und ſeine Anwendung im großen Maßſtabe noch ver-
hältnißmäßig wenige Erfahrungen vorliegen. Schon dieſe oberflächlichen Bemerkungen
dürften hinreichen, um zur Vorſicht zu mahnen. Leute, die vor einem Jahre weder
eine Lampe noch eine Maſchine geſehen haben, die ſelbſt einer elementaren Kenntniß
der elektriſchen und magnetiſchen Kräfte entrathen, fühlen ſich jetzt ſchon als Elektro-
techniker und übernehmen die Löſung jeder diesbezüglichen Aufgabe. Faiſeure gründen
Geſellſchaften, ſuchen Unternehmungen in’s Leben zu rufen, gerade ſo wie damals
als die Gasbeleuchtung einer allgemeineren Einführung entgegenging. Die Folgen
dieſer im Intereſſe der guten Sache bedauerlichen Erſcheinung können natürlich
nicht ausbleiben. Ein Beiſpiel hiefür haben wir bereits in England erlebt; die
Pariſer Ausſtellung war kaum vorüber, ſo ſchoſſen die Geſellſchaften zur Aus-
beutung der Elektricität wie Pilze in die Höhe, jede mit einem Actiencapitale von
gewöhnlich mehr als einer Million, natürlich nur in den Proſpecten, durch welche
der erſtaunten Mitwelt kundgethan wurde, daß von jetzt ab die Dampfmaſchinen
als altes Eiſen gelten werden, die Sonnenbrenner etwa am Dorfe noch als Stall-
Laternen Verwendung finden können … Ebbe und Fluth werden die Maſchinen
treiben, die Kraft des Niagara wird als elektriſcher Strom, wenn nöthig, nach
England geleitet werden, um dort die Beleuchtung zu übernehmen. Kleineren Conſu-
menten verſprach man, die Elektricität auf Büchſen abzuzapfen und dann per Kilo
in’s Haus zu ſtellen. Und jetzt? Den größten Theil jener Geſellſchaften, die nie
anders als in Vergeudung von Druckerſchwärze arbeiteten, kennt Niemand mehr;
ſie wurden wie Spreu weggeblaſen.

Im Nachſtehenden wollen wir verſuchen, in ganz allgemeinen Zügen über
die Ausführung elektriſcher Beleuchtungsanlagen einige Andeutungen zu geben.

Die Elektricitäts-Generatoren, welche bei Anlage einer elektriſchen Beleuchtung
in Betracht kommen können, haben wir bereits in vorhergehenden Abſchnitten kennen
gelernt und auch erkannt, daß von allen Generatoren die elektriſche Maſchine der
wichtigſte iſt. Es kommen zwar auch in der Praxis Fälle vor, in welchen man
galvaniſchen Batterien den Vorzug giebt, doch ſind dies nur ganz ſeltene Aus-
nahmsfälle. Die elektriſche Maſchine kann aber nicht wie die galvaniſche Batterie
durch ſich ſelbſt elektriſche Ströme liefern, ſondern wird erſt dann zum eigentlichen
Elektricitäts-Generator, wenn ein Motor ſie in Bewegung ſetzt; die Motoren
zum Betriebe elektriſcher Maſchinen müſſen uns daher zunächſt beſchäftigen. Die
uns gegenwärtig zur Verfügung ſtehenden Motoren ſind: Dampf-, Waſſer-, Gas-
und Windmotoren; die Muskelkraft von Menſchen oder Thieren kann als zu gering-

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[702/0716] Fachmannes zu einem günſtigen Reſultate führen kann. Bei der Einführung der elektriſchen Beleuchtung bilden jene Fälle die Regel, welche bei der Gasbeleuchtung als Ausnahmen gelten. Beſteht die Aufgabe bei letzterer gewöhnlich nur darin, das in unmittelbarer Nähe, z. B. in den Straßenleitungen zur Verfügung ſtehende Gas einfach in den zu beleuchtenden Raum hereinzuleiten und dort für die An- bringung einer entſprechend vertheilten Menge von Brennern zu ſorgen, ſo muß hingegen bei elektriſchen Beleuchtungsanlagen nicht nur die Leitung hergeſtellt und die Aufſtellung der Lampen bewerkſtelligt werden, ſondern man hat auch noch auf den Elektricitäts-Generator Rückſicht zu nehmen und für deſſen Betrieb die ent- ſprechenden Vorkehrungen zu treffen. Dies kann etwa mit jenen Fällen der Gas- beleuchtungsanlagen verglichen werden, wo es ſich um die Beleuchtung einer einzeln ſtehenden Fabrik handelt, die ihr Leuchtgas ſelbſt und nur für ihren eigenen Bedarf darſtellen muß. Ueberdies iſt die Gasbeleuchtung längſt erprobt, während über das elektriſche Licht und ſeine Anwendung im großen Maßſtabe noch ver- hältnißmäßig wenige Erfahrungen vorliegen. Schon dieſe oberflächlichen Bemerkungen dürften hinreichen, um zur Vorſicht zu mahnen. Leute, die vor einem Jahre weder eine Lampe noch eine Maſchine geſehen haben, die ſelbſt einer elementaren Kenntniß der elektriſchen und magnetiſchen Kräfte entrathen, fühlen ſich jetzt ſchon als Elektro- techniker und übernehmen die Löſung jeder diesbezüglichen Aufgabe. Faiſeure gründen Geſellſchaften, ſuchen Unternehmungen in’s Leben zu rufen, gerade ſo wie damals als die Gasbeleuchtung einer allgemeineren Einführung entgegenging. Die Folgen dieſer im Intereſſe der guten Sache bedauerlichen Erſcheinung können natürlich nicht ausbleiben. Ein Beiſpiel hiefür haben wir bereits in England erlebt; die Pariſer Ausſtellung war kaum vorüber, ſo ſchoſſen die Geſellſchaften zur Aus- beutung der Elektricität wie Pilze in die Höhe, jede mit einem Actiencapitale von gewöhnlich mehr als einer Million, natürlich nur in den Proſpecten, durch welche der erſtaunten Mitwelt kundgethan wurde, daß von jetzt ab die Dampfmaſchinen als altes Eiſen gelten werden, die Sonnenbrenner etwa am Dorfe noch als Stall- Laternen Verwendung finden können … Ebbe und Fluth werden die Maſchinen treiben, die Kraft des Niagara wird als elektriſcher Strom, wenn nöthig, nach England geleitet werden, um dort die Beleuchtung zu übernehmen. Kleineren Conſu- menten verſprach man, die Elektricität auf Büchſen abzuzapfen und dann per Kilo in’s Haus zu ſtellen. Und jetzt? Den größten Theil jener Geſellſchaften, die nie anders als in Vergeudung von Druckerſchwärze arbeiteten, kennt Niemand mehr; ſie wurden wie Spreu weggeblaſen. Im Nachſtehenden wollen wir verſuchen, in ganz allgemeinen Zügen über die Ausführung elektriſcher Beleuchtungsanlagen einige Andeutungen zu geben. Die Elektricitäts-Generatoren, welche bei Anlage einer elektriſchen Beleuchtung in Betracht kommen können, haben wir bereits in vorhergehenden Abſchnitten kennen gelernt und auch erkannt, daß von allen Generatoren die elektriſche Maſchine der wichtigſte iſt. Es kommen zwar auch in der Praxis Fälle vor, in welchen man galvaniſchen Batterien den Vorzug giebt, doch ſind dies nur ganz ſeltene Aus- nahmsfälle. Die elektriſche Maſchine kann aber nicht wie die galvaniſche Batterie durch ſich ſelbſt elektriſche Ströme liefern, ſondern wird erſt dann zum eigentlichen Elektricitäts-Generator, wenn ein Motor ſie in Bewegung ſetzt; die Motoren zum Betriebe elektriſcher Maſchinen müſſen uns daher zunächſt beſchäftigen. Die uns gegenwärtig zur Verfügung ſtehenden Motoren ſind: Dampf-, Waſſer-, Gas- und Windmotoren; die Muskelkraft von Menſchen oder Thieren kann als zu gering-

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/716>, abgerufen am 22.11.2024.