Gegenwärtig ist daher die Declination für Europa eine westliche, und diese ist in der Abnahme begriffen.
Eine genaue Feststellung der täglichen Variationen ist den Bemühungen von Gauß und Weber zu verdanken, über deren Anregung an vier bestimmten Tagen des Jahres auf verschiedenen Punkten der Erde während voller 24 Stunden das Verhalten des Erdmagnetismus beobachtet wurde. Hieraus ergab sich für große Ge- biete eine ziemliche Uebereinstimmung. In Europa ist die Declination des Morgens am geringsten, wächst bis kurz nach Mittag zu ihrem Maximum an und sinkt dann wieder bis gegen Abend. Die Gesammt- differenz ist zwar nicht zu allen Jahres- zeiten dieselbe, schwankt aber nur beiläufig um neun Minuten.
Die Inclination bestimmt man mittelst der Inclinatorien. Hierbei muß die Magnetnadel entweder ganz frei, nur in ihrem Schwerpunkte durch einen Cocon- faden aufgehängt oder doch wenigstens um eine horizontale Axe beweglich sein. Im letzteren Falle muß die horizontale Axe genau durch den Schwerpunkt gehen, da sonst die Schwerkraft auf die Stellung der Nadel mit einwirkt; auch muß die Reibung der Axe in ihren Lagern mög- lichst vermindert werden.
[Abbildung]
Fig. 29.
Inclinatorium.
Ein derartiges Inclinatorium ist in Fig. 29 abgebildet. Auf einem massiven Dreifuße ist ein horizontaler getheilter Kreis k1 angebracht, durch dessen Mittel- punkt die Drehaxe des verticalen Kreises K2 geht; die Verbindung des verticalen Kreises mit seinem Drehzapfen vermittelt das Gestelle A B C D, welches auf seiner Bodenfläche eine Wasserwage w trägt. Diese und die Stellschrauben s dienen zur genauen Horizontalstellung des Kreises k1 und somit auch zur gleichzeitigen Vertical- stellung des Kreises K2. Zur Ablesung an dem horizontalen Kreise dient der mit A B festverbundene Nonius n. Im Mittelpunkte des Verticalkreises K2 ist die Magnet- nadel a b gelagert; ihre Drehaxe besteht aus einem dünnen Stahlstabe und dieser dreht sich auf Achatplatten, welche auf den Messingstücken m m befestigt sind. Die Nadel hat eine Länge von beiläufig 30 Centimeter und muß mit ihren spitzen Enden genau auf die Theilung einspielen, welch letztere Dr. Meyerstein in Göt- tingen spiegelnd machte, um ein seitliches Daraufsehen bei der Ablesung hintan-
Im Jahre 1580 11° 30' öſtlich
„ „ 1618 8° 00' „
„ „ 1663 0° 00' „
„ „ 1700 8° 10' weſtlich
„ „ 1805 22° 5' „
„ „ 1818 22° 22' „
„ „ 1828 22° 6' „
„ „ 1849 20° 34' „
Gegenwärtig iſt daher die Declination für Europa eine weſtliche, und dieſe iſt in der Abnahme begriffen.
Eine genaue Feſtſtellung der täglichen Variationen iſt den Bemühungen von Gauß und Weber zu verdanken, über deren Anregung an vier beſtimmten Tagen des Jahres auf verſchiedenen Punkten der Erde während voller 24 Stunden das Verhalten des Erdmagnetismus beobachtet wurde. Hieraus ergab ſich für große Ge- biete eine ziemliche Uebereinſtimmung. In Europa iſt die Declination des Morgens am geringſten, wächſt bis kurz nach Mittag zu ihrem Maximum an und ſinkt dann wieder bis gegen Abend. Die Geſammt- differenz iſt zwar nicht zu allen Jahres- zeiten dieſelbe, ſchwankt aber nur beiläufig um neun Minuten.
Die Inclination beſtimmt man mittelſt der Inclinatorien. Hierbei muß die Magnetnadel entweder ganz frei, nur in ihrem Schwerpunkte durch einen Cocon- faden aufgehängt oder doch wenigſtens um eine horizontale Axe beweglich ſein. Im letzteren Falle muß die horizontale Axe genau durch den Schwerpunkt gehen, da ſonſt die Schwerkraft auf die Stellung der Nadel mit einwirkt; auch muß die Reibung der Axe in ihren Lagern mög- lichſt vermindert werden.
[Abbildung]
Fig. 29.
Inclinatorium.
Ein derartiges Inclinatorium iſt in Fig. 29 abgebildet. Auf einem maſſiven Dreifuße iſt ein horizontaler getheilter Kreis k1 angebracht, durch deſſen Mittel- punkt die Drehaxe des verticalen Kreiſes K2 geht; die Verbindung des verticalen Kreiſes mit ſeinem Drehzapfen vermittelt das Geſtelle A B C D, welches auf ſeiner Bodenfläche eine Waſſerwage w trägt. Dieſe und die Stellſchrauben s dienen zur genauen Horizontalſtellung des Kreiſes k1 und ſomit auch zur gleichzeitigen Vertical- ſtellung des Kreiſes K2. Zur Ableſung an dem horizontalen Kreiſe dient der mit A B feſtverbundene Nonius n. Im Mittelpunkte des Verticalkreiſes K2 iſt die Magnet- nadel a b gelagert; ihre Drehaxe beſteht aus einem dünnen Stahlſtabe und dieſer dreht ſich auf Achatplatten, welche auf den Meſſingſtücken m m befeſtigt ſind. Die Nadel hat eine Länge von beiläufig 30 Centimeter und muß mit ihren ſpitzen Enden genau auf die Theilung einſpielen, welch letztere Dr. Meyerſtein in Göt- tingen ſpiegelnd machte, um ein ſeitliches Daraufſehen bei der Ableſung hintan-
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[57/0071]
Im Jahre 1580 11° 30' öſtlich
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„ „ 1700 8° 10' weſtlich
„ „ 1805 22° 5' „
„ „ 1818 22° 22' „
„ „ 1828 22° 6' „
„ „ 1849 20° 34' „
Gegenwärtig iſt daher die Declination für Europa eine weſtliche, und dieſe iſt in
der Abnahme begriffen.
Eine genaue Feſtſtellung der täglichen Variationen iſt den Bemühungen von
Gauß und Weber zu verdanken, über deren Anregung an vier beſtimmten Tagen
des Jahres auf verſchiedenen Punkten der Erde während voller 24 Stunden das
Verhalten des Erdmagnetismus beobachtet
wurde. Hieraus ergab ſich für große Ge-
biete eine ziemliche Uebereinſtimmung. In
Europa iſt die Declination des Morgens
am geringſten, wächſt bis kurz nach Mittag
zu ihrem Maximum an und ſinkt dann
wieder bis gegen Abend. Die Geſammt-
differenz iſt zwar nicht zu allen Jahres-
zeiten dieſelbe, ſchwankt aber nur beiläufig
um neun Minuten.
Die Inclination beſtimmt man
mittelſt der Inclinatorien. Hierbei muß die
Magnetnadel entweder ganz frei, nur in
ihrem Schwerpunkte durch einen Cocon-
faden aufgehängt oder doch wenigſtens
um eine horizontale Axe beweglich ſein. Im
letzteren Falle muß die horizontale Axe
genau durch den Schwerpunkt gehen, da
ſonſt die Schwerkraft auf die Stellung
der Nadel mit einwirkt; auch muß die
Reibung der Axe in ihren Lagern mög-
lichſt vermindert werden.
[Abbildung Fig. 29.
Inclinatorium.]
Ein derartiges Inclinatorium iſt in Fig. 29 abgebildet. Auf einem maſſiven
Dreifuße iſt ein horizontaler getheilter Kreis k1 angebracht, durch deſſen Mittel-
punkt die Drehaxe des verticalen Kreiſes K2 geht; die Verbindung des verticalen
Kreiſes mit ſeinem Drehzapfen vermittelt das Geſtelle A B C D, welches auf ſeiner
Bodenfläche eine Waſſerwage w trägt. Dieſe und die Stellſchrauben s dienen zur
genauen Horizontalſtellung des Kreiſes k1 und ſomit auch zur gleichzeitigen Vertical-
ſtellung des Kreiſes K2. Zur Ableſung an dem horizontalen Kreiſe dient der mit
A B feſtverbundene Nonius n. Im Mittelpunkte des Verticalkreiſes K2 iſt die Magnet-
nadel a b gelagert; ihre Drehaxe beſteht aus einem dünnen Stahlſtabe und dieſer
dreht ſich auf Achatplatten, welche auf den Meſſingſtücken m m befeſtigt ſind.
Die Nadel hat eine Länge von beiläufig 30 Centimeter und muß mit ihren ſpitzen
Enden genau auf die Theilung einſpielen, welch letztere Dr. Meyerſtein in Göt-
tingen ſpiegelnd machte, um ein ſeitliches Daraufſehen bei der Ableſung hintan-
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/71>, abgerufen am 22.11.2024.
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