Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

derselben folgendes Verhalten ein: Beim Auslöschen der ersten Lampen brennen die
übrigen heller, beim Abstellen weiterer Lampen wieder dunkler. Werden hierauf immer
mehr Lampen ausgeschaltet, so nimmt die Leuchtkraft der noch in Thätigkeit bleibenden
stetig ab und diese löschen schließlich ganz aus, d. h. die Maschine arbeitet nicht mehr.
Dieses Verhalten ist durch die uns bereits bekannte Wirkungsweise der dynamo-
elektrischen Maschine selbst bedingt. Uebersteigt der Widerstand des äußeren Strom-
kreises eine gewisse Größe oder ist der Stromkreis ganz unterbrochen, so können die
in der Armatur durch den remanenten Magnetismus der Elektromagnete inducirten
Ströme nicht mehr in die Windungen der Magnete gelangen, das successive An-
wachsen des Stromes kann nicht mehr eintreten und die Magnete verlieren ihre Kraft.

Liegen die Elektromagnete im Nebenschlusse, so wird deren Kraft erhöht,
wenn der Widerstand im Hauptstromkreise wächst. Die Nebenschlußmaschine kann

[Abbildung] Fig. 393.

Compound-Maschine von Schuckert.

daher bei variirenden Widerständen im Hauptstromkreise arbeiten, also auch für
Glühlichtbeleuchtung in Verwendung kommen, unter der Voraussetzung, daß die
Kraft der Elektromagnete den jeweiligen Umständen (also der Zahl der zu betreibenden
Lampen) entsprechend regulirt wird. Edison bewirkt dies, wie wir später sehen
werden, durch Einschaltung variabler Widerstände in den Stromkreis der Elektro-
magnete. Vortheilhaft arbeitet die Nebenschlußmaschine jedoch nur bei einem
bestimmten Widerstande. Schaltet man bei Anwendung derselben nach und nach
immer mehr Lampen aus, so wird, weil diese, um voneinander unabhängig zu
bleiben, alle parallel geschaltet sein müssen, der Widerstand im Arbeits- oder
Hauptstromkreise immer größer werden, daher der Strom im Nebenschlusse, den
Elektromagnetwindungen, fortwährend wachsen und die Kraft der Magnete selbst
ebenfalls zunehmen. Die übrig bleibenden Lampen werden daher stets an Helligkeit
gewinnen und schließlich der Gefahr einer Zerstörung ausgesetzt sein.

derſelben folgendes Verhalten ein: Beim Auslöſchen der erſten Lampen brennen die
übrigen heller, beim Abſtellen weiterer Lampen wieder dunkler. Werden hierauf immer
mehr Lampen ausgeſchaltet, ſo nimmt die Leuchtkraft der noch in Thätigkeit bleibenden
ſtetig ab und dieſe löſchen ſchließlich ganz aus, d. h. die Maſchine arbeitet nicht mehr.
Dieſes Verhalten iſt durch die uns bereits bekannte Wirkungsweiſe der dynamo-
elektriſchen Maſchine ſelbſt bedingt. Ueberſteigt der Widerſtand des äußeren Strom-
kreiſes eine gewiſſe Größe oder iſt der Stromkreis ganz unterbrochen, ſo können die
in der Armatur durch den remanenten Magnetismus der Elektromagnete inducirten
Ströme nicht mehr in die Windungen der Magnete gelangen, das ſucceſſive An-
wachſen des Stromes kann nicht mehr eintreten und die Magnete verlieren ihre Kraft.

Liegen die Elektromagnete im Nebenſchluſſe, ſo wird deren Kraft erhöht,
wenn der Widerſtand im Hauptſtromkreiſe wächſt. Die Nebenſchlußmaſchine kann

[Abbildung] Fig. 393.

Compound-Maſchine von Schuckert.

daher bei variirenden Widerſtänden im Hauptſtromkreiſe arbeiten, alſo auch für
Glühlichtbeleuchtung in Verwendung kommen, unter der Vorausſetzung, daß die
Kraft der Elektromagnete den jeweiligen Umſtänden (alſo der Zahl der zu betreibenden
Lampen) entſprechend regulirt wird. Ediſon bewirkt dies, wie wir ſpäter ſehen
werden, durch Einſchaltung variabler Widerſtände in den Stromkreis der Elektro-
magnete. Vortheilhaft arbeitet die Nebenſchlußmaſchine jedoch nur bei einem
beſtimmten Widerſtande. Schaltet man bei Anwendung derſelben nach und nach
immer mehr Lampen aus, ſo wird, weil dieſe, um voneinander unabhängig zu
bleiben, alle parallel geſchaltet ſein müſſen, der Widerſtand im Arbeits- oder
Hauptſtromkreiſe immer größer werden, daher der Strom im Nebenſchluſſe, den
Elektromagnetwindungen, fortwährend wachſen und die Kraft der Magnete ſelbſt
ebenfalls zunehmen. Die übrig bleibenden Lampen werden daher ſtets an Helligkeit
gewinnen und ſchließlich der Gefahr einer Zerſtörung ausgeſetzt ſein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0576" n="562"/>
der&#x017F;elben folgendes Verhalten ein: Beim Auslö&#x017F;chen der er&#x017F;ten Lampen brennen die<lb/>
übrigen heller, beim Ab&#x017F;tellen weiterer Lampen wieder dunkler. Werden hierauf immer<lb/>
mehr Lampen ausge&#x017F;chaltet, &#x017F;o nimmt die Leuchtkraft der noch in Thätigkeit bleibenden<lb/>
&#x017F;tetig ab und die&#x017F;e lö&#x017F;chen &#x017F;chließlich ganz aus, d. h. die Ma&#x017F;chine arbeitet nicht mehr.<lb/>
Die&#x017F;es Verhalten i&#x017F;t durch die uns bereits bekannte Wirkungswei&#x017F;e der dynamo-<lb/>
elektri&#x017F;chen Ma&#x017F;chine &#x017F;elb&#x017F;t bedingt. Ueber&#x017F;teigt der Wider&#x017F;tand des äußeren Strom-<lb/>
krei&#x017F;es eine gewi&#x017F;&#x017F;e Größe oder i&#x017F;t der Stromkreis ganz unterbrochen, &#x017F;o können die<lb/>
in der Armatur durch den remanenten Magnetismus der Elektromagnete inducirten<lb/>
Ströme nicht mehr in die Windungen der Magnete gelangen, das &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;ive An-<lb/>
wach&#x017F;en des Stromes kann nicht mehr eintreten und die Magnete verlieren ihre Kraft.</p><lb/>
            <p>Liegen die Elektromagnete im Neben&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o wird deren Kraft erhöht,<lb/>
wenn der Wider&#x017F;tand im Haupt&#x017F;tromkrei&#x017F;e wäch&#x017F;t. Die Neben&#x017F;chlußma&#x017F;chine kann<lb/><figure><head>Fig. 393.</head><lb/><p>Compound-Ma&#x017F;chine von Schuckert.</p></figure><lb/>
daher bei variirenden Wider&#x017F;tänden im Haupt&#x017F;tromkrei&#x017F;e arbeiten, al&#x017F;o auch für<lb/>
Glühlichtbeleuchtung in Verwendung kommen, unter der Voraus&#x017F;etzung, daß die<lb/>
Kraft der Elektromagnete den jeweiligen Um&#x017F;tänden (al&#x017F;o der Zahl der zu betreibenden<lb/>
Lampen) ent&#x017F;prechend regulirt wird. <hi rendition="#g">Edi&#x017F;on</hi> bewirkt dies, wie wir &#x017F;päter &#x017F;ehen<lb/>
werden, durch Ein&#x017F;chaltung variabler Wider&#x017F;tände in den Stromkreis der Elektro-<lb/>
magnete. Vortheilhaft arbeitet die Neben&#x017F;chlußma&#x017F;chine jedoch nur bei einem<lb/>
be&#x017F;timmten Wider&#x017F;tande. Schaltet man bei Anwendung der&#x017F;elben nach und nach<lb/>
immer mehr Lampen aus, &#x017F;o wird, weil die&#x017F;e, um voneinander unabhängig zu<lb/>
bleiben, alle parallel ge&#x017F;chaltet &#x017F;ein mü&#x017F;&#x017F;en, der Wider&#x017F;tand im Arbeits- oder<lb/>
Haupt&#x017F;tromkrei&#x017F;e immer größer werden, daher der Strom im Neben&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e, den<lb/>
Elektromagnetwindungen, fortwährend wach&#x017F;en und die Kraft der Magnete &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ebenfalls zunehmen. Die übrig bleibenden Lampen werden daher &#x017F;tets an Helligkeit<lb/>
gewinnen und &#x017F;chließlich der Gefahr einer Zer&#x017F;törung ausge&#x017F;etzt &#x017F;ein.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[562/0576] derſelben folgendes Verhalten ein: Beim Auslöſchen der erſten Lampen brennen die übrigen heller, beim Abſtellen weiterer Lampen wieder dunkler. Werden hierauf immer mehr Lampen ausgeſchaltet, ſo nimmt die Leuchtkraft der noch in Thätigkeit bleibenden ſtetig ab und dieſe löſchen ſchließlich ganz aus, d. h. die Maſchine arbeitet nicht mehr. Dieſes Verhalten iſt durch die uns bereits bekannte Wirkungsweiſe der dynamo- elektriſchen Maſchine ſelbſt bedingt. Ueberſteigt der Widerſtand des äußeren Strom- kreiſes eine gewiſſe Größe oder iſt der Stromkreis ganz unterbrochen, ſo können die in der Armatur durch den remanenten Magnetismus der Elektromagnete inducirten Ströme nicht mehr in die Windungen der Magnete gelangen, das ſucceſſive An- wachſen des Stromes kann nicht mehr eintreten und die Magnete verlieren ihre Kraft. Liegen die Elektromagnete im Nebenſchluſſe, ſo wird deren Kraft erhöht, wenn der Widerſtand im Hauptſtromkreiſe wächſt. Die Nebenſchlußmaſchine kann [Abbildung Fig. 393. Compound-Maſchine von Schuckert.] daher bei variirenden Widerſtänden im Hauptſtromkreiſe arbeiten, alſo auch für Glühlichtbeleuchtung in Verwendung kommen, unter der Vorausſetzung, daß die Kraft der Elektromagnete den jeweiligen Umſtänden (alſo der Zahl der zu betreibenden Lampen) entſprechend regulirt wird. Ediſon bewirkt dies, wie wir ſpäter ſehen werden, durch Einſchaltung variabler Widerſtände in den Stromkreis der Elektro- magnete. Vortheilhaft arbeitet die Nebenſchlußmaſchine jedoch nur bei einem beſtimmten Widerſtande. Schaltet man bei Anwendung derſelben nach und nach immer mehr Lampen aus, ſo wird, weil dieſe, um voneinander unabhängig zu bleiben, alle parallel geſchaltet ſein müſſen, der Widerſtand im Arbeits- oder Hauptſtromkreiſe immer größer werden, daher der Strom im Nebenſchluſſe, den Elektromagnetwindungen, fortwährend wachſen und die Kraft der Magnete ſelbſt ebenfalls zunehmen. Die übrig bleibenden Lampen werden daher ſtets an Helligkeit gewinnen und ſchließlich der Gefahr einer Zerſtörung ausgeſetzt ſein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/576
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/576>, abgerufen am 26.06.2024.