magnetischen Curven, in welche ein hufeisenförmig gebogener Eisenstab die Eisen- feile um beide Pole herumlagert, erklärt sich hieraus. Man erhält diese magnetischen Curven oder Kraftlinien (Fig. 20), wenn man ein Blatt Papier mit Eisenfeile bestreut und über den Polen eines Hufeisenmagnetes leise schüttelt. Die Feilspäne reihen sich dann in solchen Curven an, wie sie die Figur zeigt. Warum die Bogen hier und die Strahlen beim stabförmigen Magnete voneinander divergiren, zeigt nachstehender Versuch. In Fig. 19 hängen zwei Eisenstäbchen an je einem seidenen Faden; nähert man nun diesen Stäbchen z. B. den
[Abbildung]
Fig. 18.
Magnetische Induction.
Nordpol eines Magnetes, so werden nach Obigem auch die Stäbchen zu Magneten. Beide Stäbchen werden ihre Südpole an den unteren, ihre Nordpole an den oberen Enden haben. Da sich nun aber gleichnamige Pole abstoßen, so müssen die an den Seidenfäden hängenden Magnetstäb- chen divergiren. Die einzelnen Eisenfeilspäne in den magnetischen Curven sind aber nichts Anderes als lauter an- einandergereihte kleine Eisenstäbchen und diese werden durch die Ein- wirkung des Magnetes gleichfalls zu Magneten, gerade so wie die Stäb- chen des magnetischen Doppelpendels; es müssen sich folglich auch die magnetischen Curven gerade so wie die Stäbchen des Pen- dels abstoßen, d. h. also divergiren, wie es die Fig. 14 und 20 zeigen.
[Abbildung]
Fig. 19.
Magnetisches Doppelpendel.
Auch die Indifferenzzone findet durch das oben angegebene Verhalten beider Magnetismen ihre Erklärung. Nähert man z. B. den Südpol eines Magnetes einem Eisenstabe, so zieht dieser Südpol den Nordmagnetismus des Stabes in das dem Südpole zugewandte Ende und stößt den Südmagnetismus in das abgewandte, vom Südpole am weitesten entfernte Ende des Stabes. In der Mitte des letzteren, wo beide Magnetismen zusammentreffen, ziehen sie sich, weil entgegengesetzt, an und heben ihre Wirkung nach außen hin auf; der Stab erscheint daher in seiner Mitte unmagnetisch.
In der historischen Einleitung wurde auch mitgetheilt, daß aufrechtstehende Eisenstangen (z. B. eines Eisengitters) magnetisch werden, und zwar in unseren
magnetiſchen Curven, in welche ein hufeiſenförmig gebogener Eiſenſtab die Eiſen- feile um beide Pole herumlagert, erklärt ſich hieraus. Man erhält dieſe magnetiſchen Curven oder Kraftlinien (Fig. 20), wenn man ein Blatt Papier mit Eiſenfeile beſtreut und über den Polen eines Hufeiſenmagnetes leiſe ſchüttelt. Die Feilſpäne reihen ſich dann in ſolchen Curven an, wie ſie die Figur zeigt. Warum die Bogen hier und die Strahlen beim ſtabförmigen Magnete voneinander divergiren, zeigt nachſtehender Verſuch. In Fig. 19 hängen zwei Eiſenſtäbchen an je einem ſeidenen Faden; nähert man nun dieſen Stäbchen z. B. den
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Fig. 18.
Magnetiſche Induction.
Nordpol eines Magnetes, ſo werden nach Obigem auch die Stäbchen zu Magneten. Beide Stäbchen werden ihre Südpole an den unteren, ihre Nordpole an den oberen Enden haben. Da ſich nun aber gleichnamige Pole abſtoßen, ſo müſſen die an den Seidenfäden hängenden Magnetſtäb- chen divergiren. Die einzelnen Eiſenfeilſpäne in den magnetiſchen Curven ſind aber nichts Anderes als lauter an- einandergereihte kleine Eiſenſtäbchen und dieſe werden durch die Ein- wirkung des Magnetes gleichfalls zu Magneten, gerade ſo wie die Stäb- chen des magnetiſchen Doppelpendels; es müſſen ſich folglich auch die magnetiſchen Curven gerade ſo wie die Stäbchen des Pen- dels abſtoßen, d. h. alſo divergiren, wie es die Fig. 14 und 20 zeigen.
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Fig. 19.
Magnetiſches Doppelpendel.
Auch die Indifferenzzone findet durch das oben angegebene Verhalten beider Magnetismen ihre Erklärung. Nähert man z. B. den Südpol eines Magnetes einem Eiſenſtabe, ſo zieht dieſer Südpol den Nordmagnetismus des Stabes in das dem Südpole zugewandte Ende und ſtößt den Südmagnetismus in das abgewandte, vom Südpole am weiteſten entfernte Ende des Stabes. In der Mitte des letzteren, wo beide Magnetismen zuſammentreffen, ziehen ſie ſich, weil entgegengeſetzt, an und heben ihre Wirkung nach außen hin auf; der Stab erſcheint daher in ſeiner Mitte unmagnetiſch.
In der hiſtoriſchen Einleitung wurde auch mitgetheilt, daß aufrechtſtehende Eiſenſtangen (z. B. eines Eiſengitters) magnetiſch werden, und zwar in unſeren
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magnetiſchen Curven, in welche ein hufeiſenförmig gebogener Eiſenſtab die Eiſen-
feile um beide Pole herumlagert, erklärt ſich hieraus. Man erhält dieſe magnetiſchen
Curven oder Kraftlinien (Fig. 20), wenn man ein Blatt Papier mit Eiſenfeile
beſtreut und über den Polen eines Hufeiſenmagnetes leiſe ſchüttelt. Die Feilſpäne
reihen ſich dann in ſolchen Curven an, wie ſie die Figur zeigt. Warum die Bogen
hier und die Strahlen beim ſtabförmigen Magnete voneinander divergiren, zeigt
nachſtehender Verſuch.
In Fig. 19 hängen
zwei Eiſenſtäbchen an
je einem ſeidenen Faden;
nähert man nun dieſen
Stäbchen z. B. den
[Abbildung Fig. 18.
Magnetiſche Induction.]
Nordpol eines Magnetes, ſo werden nach Obigem auch die Stäbchen zu Magneten.
Beide Stäbchen werden ihre Südpole an den unteren, ihre Nordpole an den
oberen Enden haben. Da ſich nun aber gleichnamige Pole abſtoßen, ſo müſſen
die an den Seidenfäden
hängenden Magnetſtäb-
chen divergiren. Die
einzelnen Eiſenfeilſpäne
in den magnetiſchen
Curven ſind aber nichts
Anderes als lauter an-
einandergereihte kleine
Eiſenſtäbchen und dieſe
werden durch die Ein-
wirkung des Magnetes
gleichfalls zu Magneten,
gerade ſo wie die Stäb-
chen des magnetiſchen
Doppelpendels; es
müſſen ſich folglich
auch die magnetiſchen
Curven gerade ſo wie
die Stäbchen des Pen-
dels abſtoßen, d. h.
alſo divergiren, wie es
die Fig. 14 und 20
zeigen.
[Abbildung Fig. 19.
Magnetiſches Doppelpendel.]
Auch die Indifferenzzone findet durch das oben angegebene Verhalten beider
Magnetismen ihre Erklärung. Nähert man z. B. den Südpol eines Magnetes
einem Eiſenſtabe, ſo zieht dieſer Südpol den Nordmagnetismus des Stabes in das
dem Südpole zugewandte Ende und ſtößt den Südmagnetismus in das abgewandte,
vom Südpole am weiteſten entfernte Ende des Stabes. In der Mitte des letzteren,
wo beide Magnetismen zuſammentreffen, ziehen ſie ſich, weil entgegengeſetzt,
an und heben ihre Wirkung nach außen hin auf; der Stab erſcheint daher in ſeiner
Mitte unmagnetiſch.
In der hiſtoriſchen Einleitung wurde auch mitgetheilt, daß aufrechtſtehende
Eiſenſtangen (z. B. eines Eiſengitters) magnetiſch werden, und zwar in unſeren
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/57>, abgerufen am 23.11.2024.
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