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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Zur Bereitung der Erregungsflüssigkeit verwenden Grenet und Jarriant
nicht Kalium-, sondern Natriumbichromat, und zwar einen Theil Bichromat auf
drei Theile Schwefelsäure und zehn Theile Wasser. Wird frische Flüssigkeit zum
Betriebe der Batterie verwendet, so werden der Batterie 20 Liter per Stunde
zugeführt; von einmal gebrauchter Säure läßt man 30 Liter, von zweimal
gebrauchter Säure 40 Liter und von dreimal gebrauchter Säure 60 bis 80 Liter
pro Stunde zufließen, worauf die Flüssigkeit außer Gebrauch gesetzt wird.

Die vollständige Installation des Comptoir d'escomte umfaßt 60 Batterien
zu je 48 Elementen, deren jede eine Lampe mit Voltabogen oder 8 bis 10 Glüh-
lichtlampen zu speisen hat.

Vom ökonomischen Standpunkte aus betrachtet, dürfte die eben geschilderte
Beleuchtungsanlage wohl nicht zu empfehlen sein, da die Batterie Zink und Chrom-
säure verzehrt, zwei Stoffe, die verhältnißmäßig theuer sind. Grenet und Jarriant

[Abbildung] Fig. 352.

Grenet-Jarriant-Säule.

glauben allerdings die Betriebskosten auf jene Auslagen reduciren zu können, welche
ihnen für die zur Regenerirung der Säure aufgewandten Kohlen erwachsen; doch
bleibt immerhin noch zu erwägen, daß eben diese Regenerirung auch viele Hand-
arbeit erfordert. Das Regeneriungsverfahren besteht im Wesentlichen im Folgenden:
Die verbrauchte Flüssigkeit, welche hauptsächlich die Sulfate von Natrium, Chrom
und Zink, sowie auch Schwefelsäure enthält, wird mit kohlensaurem Kalk versetzt,
der die noch vorhandene Schwefelsäure neutralisirt, indem er sich mit ihr zu
schwefelsaurem Kalk (Gyps) verbindet; gleichzeitig werden durch diese Operation
Zink und Chrom als Zinkcarbonat (kohlensaures Zink) und Chromoxyd aus der
Flüssigkeit gefällt, welche dann nur mehr schwefelsaures Natron enthält. Die
Lösung wird von dem Niederschlage abgezogen und zur Krystallisation gebracht;
dem Niederschlage setzt man gerade so viel Schwefelsäure zu, um das Zinkcarbonat
in Zinksulfat zu verwandeln, welches man abermals von dem Niederschlage trennt
und für sich zur Krystallisation bringt, während der nun nur mehr Chromoxyd

Zur Bereitung der Erregungsflüſſigkeit verwenden Grenet und Jarriant
nicht Kalium-, ſondern Natriumbichromat, und zwar einen Theil Bichromat auf
drei Theile Schwefelſäure und zehn Theile Waſſer. Wird friſche Flüſſigkeit zum
Betriebe der Batterie verwendet, ſo werden der Batterie 20 Liter per Stunde
zugeführt; von einmal gebrauchter Säure läßt man 30 Liter, von zweimal
gebrauchter Säure 40 Liter und von dreimal gebrauchter Säure 60 bis 80 Liter
pro Stunde zufließen, worauf die Flüſſigkeit außer Gebrauch geſetzt wird.

Die vollſtändige Inſtallation des Comptoir d’escomte umfaßt 60 Batterien
zu je 48 Elementen, deren jede eine Lampe mit Voltabogen oder 8 bis 10 Glüh-
lichtlampen zu ſpeiſen hat.

Vom ökonomiſchen Standpunkte aus betrachtet, dürfte die eben geſchilderte
Beleuchtungsanlage wohl nicht zu empfehlen ſein, da die Batterie Zink und Chrom-
ſäure verzehrt, zwei Stoffe, die verhältnißmäßig theuer ſind. Grenet und Jarriant

[Abbildung] Fig. 352.

Grenet-Jarriant-Säule.

glauben allerdings die Betriebskoſten auf jene Auslagen reduciren zu können, welche
ihnen für die zur Regenerirung der Säure aufgewandten Kohlen erwachſen; doch
bleibt immerhin noch zu erwägen, daß eben dieſe Regenerirung auch viele Hand-
arbeit erfordert. Das Regeneriungsverfahren beſteht im Weſentlichen im Folgenden:
Die verbrauchte Flüſſigkeit, welche hauptſächlich die Sulfate von Natrium, Chrom
und Zink, ſowie auch Schwefelſäure enthält, wird mit kohlenſaurem Kalk verſetzt,
der die noch vorhandene Schwefelſäure neutraliſirt, indem er ſich mit ihr zu
ſchwefelſaurem Kalk (Gyps) verbindet; gleichzeitig werden durch dieſe Operation
Zink und Chrom als Zinkcarbonat (kohlenſaures Zink) und Chromoxyd aus der
Flüſſigkeit gefällt, welche dann nur mehr ſchwefelſaures Natron enthält. Die
Löſung wird von dem Niederſchlage abgezogen und zur Kryſtalliſation gebracht;
dem Niederſchlage ſetzt man gerade ſo viel Schwefelſäure zu, um das Zinkcarbonat
in Zinkſulfat zu verwandeln, welches man abermals von dem Niederſchlage trennt
und für ſich zur Kryſtalliſation bringt, während der nun nur mehr Chromoxyd

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[512/0526] Zur Bereitung der Erregungsflüſſigkeit verwenden Grenet und Jarriant nicht Kalium-, ſondern Natriumbichromat, und zwar einen Theil Bichromat auf drei Theile Schwefelſäure und zehn Theile Waſſer. Wird friſche Flüſſigkeit zum Betriebe der Batterie verwendet, ſo werden der Batterie 20 Liter per Stunde zugeführt; von einmal gebrauchter Säure läßt man 30 Liter, von zweimal gebrauchter Säure 40 Liter und von dreimal gebrauchter Säure 60 bis 80 Liter pro Stunde zufließen, worauf die Flüſſigkeit außer Gebrauch geſetzt wird. Die vollſtändige Inſtallation des Comptoir d’escomte umfaßt 60 Batterien zu je 48 Elementen, deren jede eine Lampe mit Voltabogen oder 8 bis 10 Glüh- lichtlampen zu ſpeiſen hat. Vom ökonomiſchen Standpunkte aus betrachtet, dürfte die eben geſchilderte Beleuchtungsanlage wohl nicht zu empfehlen ſein, da die Batterie Zink und Chrom- ſäure verzehrt, zwei Stoffe, die verhältnißmäßig theuer ſind. Grenet und Jarriant [Abbildung Fig. 352. Grenet-Jarriant-Säule.] glauben allerdings die Betriebskoſten auf jene Auslagen reduciren zu können, welche ihnen für die zur Regenerirung der Säure aufgewandten Kohlen erwachſen; doch bleibt immerhin noch zu erwägen, daß eben dieſe Regenerirung auch viele Hand- arbeit erfordert. Das Regeneriungsverfahren beſteht im Weſentlichen im Folgenden: Die verbrauchte Flüſſigkeit, welche hauptſächlich die Sulfate von Natrium, Chrom und Zink, ſowie auch Schwefelſäure enthält, wird mit kohlenſaurem Kalk verſetzt, der die noch vorhandene Schwefelſäure neutraliſirt, indem er ſich mit ihr zu ſchwefelſaurem Kalk (Gyps) verbindet; gleichzeitig werden durch dieſe Operation Zink und Chrom als Zinkcarbonat (kohlenſaures Zink) und Chromoxyd aus der Flüſſigkeit gefällt, welche dann nur mehr ſchwefelſaures Natron enthält. Die Löſung wird von dem Niederſchlage abgezogen und zur Kryſtalliſation gebracht; dem Niederſchlage ſetzt man gerade ſo viel Schwefelſäure zu, um das Zinkcarbonat in Zinkſulfat zu verwandeln, welches man abermals von dem Niederſchlage trennt und für ſich zur Kryſtalliſation bringt, während der nun nur mehr Chromoxyd

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/526>, abgerufen am 16.06.2024.