Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

werden, den Magnetismus des Eisenkernes schwächen, und hierin liegt auch die
Hauptursache, warum das successive Anwachsen des Stromes beim Anlassen einer
dynamoelektrischen Maschine bald eine Grenze findet. Diese Störungen durch Neben-
inductionen werden natürlich größer, je größer die Anzahl der Windungen und
die Tourenzahl wird, weil mit diesen die Stärke des Stromes, der die Neben-
inductionen hervorruft, wächst. Allerdings nimmt die Stärke des Maschinenstromes
viel rascher zu als die durch ihn bewirkten Nebeninductionen; immerhin bilden aber
letztere eine nicht zu vernachlässigende Ursache des Kraftverlustes. Dieser wird
erheblich gesteigert bei Maschinen, welche Wechselströme erzeugen, da das fort-
währende Wechseln der Stromrichtung Oeffnungs- und Schließüngsströme hervor-
rufen muß, die sowohl die Funkenbildung an den Schleifcontacten verstärken
als auch anderweitige Störungen bewirken kann.

Zu diesen Kraftverlusten kommen noch bei jeder Maschine solche hinzu, die
entstehen durch Ueberwindung der Reibung in den Axenlagern, des Widerstandes,
welchen die Luft dem rotirenden Theile entgegensetzt u. s. w. Es ist daher für die
Beurtheilung der Leistungsfähigkeit einer Maschine von Wichtigkeit, deren Güte-
verhältniß
zu kennen, d. h. zu wissen, welcher Percentsatz der einer Maschine mit-
getheilten mechanischen Energie als elektrische Energie wiedererhalten werden kann.
Um diese beiden miteinander vergleichen zu können, müssen offenbar beide mit Zugrunde-
legung gleicher Maßeinheiten gemessen werden. Als solche waren bis in jüngste Zeit
mannigfache und willkürliche Größen in Verwendung. Hierüber wurde erst auf
dem Congresse der Elektriker zu Paris im Jahre 1881 eine Einigung sämmtlicher
Nationen erzielt, indem ein sogenanntes absolutes Maßsystem angenommen
wurde.*) (Ein derartiges Maßsystem wurde bereits von Gauß und Weber
angegeben und bei diesem dienten die drei Größen: Milligramm, Millimeter und
Secunde als Fundamentaleinheiten.)

Das von dem Elektriker-Congresse zu Paris angenommene internationale
elektrische Maßsystem
besitzt als Fundamentaleinheiten das Centimeter, die
Gramm-Masse und Secunde**) (C. G. S.-Einheiten). Da diese Einheiten verhältniß-
mäßig klein sind, würde man bei technischen Messungen unbequem große Zahlen
erhalten. Man verwendet daher in der Praxis technische Einheiten, welche Vielfache
der Fundamentaleinheiten darstellen. Diese sind das Meter und das Kilogramm;
die Secunde als Zeiteinheit ist beibehalten worden. Die Einheit der Masse ist gleich
[Formel 1] , oder, da die Acceleration auf der Oberfläche der Erde gleich ist 9·81

*) Vergleiche I. Abtheilung, Seite 214.
**) Ein Centimeter = 1/100 Meter; 1 Meter = 10,000,000ten Theil eines Längskreises
des nördlichen Erdquadranten. Die Masseneinheit ist die Gramm-Masse, d. h. 1 Kubik-
centimeter destillirten Wassers bei 4 Grad Celsius. (Bei dieser Temperatur besitzt das Wasser
die größte Dichte.) Es ist unrichtig, zu sagen, die Masseneinheit ist das Gramm, weil dieses die
Gewichtseinheit darstellt. Unter Masse eines Körpers verstehen wir die Menge des Stoffes
in einem Körper, unter Gewicht den Druck, welchen ein Körper in Folge der auf ihn durch
die Erde ausgeübten Anziehungskraft auf seine Unterlage ausübt. Letztere ist an verschiedenen
Orten der Erde verschieden und daher ist auch das Gewicht eines Körpers an verschiedenen
Orten ein verschiedenes. Die Masse bleibt jedoch überall dieselbe; da man unter der Einheit
der Masse jene Masse versteht, welche durch die Einheit der Kraft in der Einheit der Zeit die
Einheit der Geschwindigkeit erhält, so ist die Masse eines Körpers gleich dem Gewichte dividirt
durch die Acceleration der Erdschwere, d. h. durch die Beschleunigung, welche ein Körper beim
freien Fall durch die Anziehungskraft der Erde erhält. -- Als Zeiteinheit wurde die Secunde
angenommen; diese ist gleich dem 86,400ten Theil des mittleren Sonnentages.
29*

werden, den Magnetismus des Eiſenkernes ſchwächen, und hierin liegt auch die
Haupturſache, warum das ſucceſſive Anwachſen des Stromes beim Anlaſſen einer
dynamoelektriſchen Maſchine bald eine Grenze findet. Dieſe Störungen durch Neben-
inductionen werden natürlich größer, je größer die Anzahl der Windungen und
die Tourenzahl wird, weil mit dieſen die Stärke des Stromes, der die Neben-
inductionen hervorruft, wächſt. Allerdings nimmt die Stärke des Maſchinenſtromes
viel raſcher zu als die durch ihn bewirkten Nebeninductionen; immerhin bilden aber
letztere eine nicht zu vernachläſſigende Urſache des Kraftverluſtes. Dieſer wird
erheblich geſteigert bei Maſchinen, welche Wechſelſtröme erzeugen, da das fort-
währende Wechſeln der Stromrichtung Oeffnungs- und Schließüngsſtröme hervor-
rufen muß, die ſowohl die Funkenbildung an den Schleifcontacten verſtärken
als auch anderweitige Störungen bewirken kann.

Zu dieſen Kraftverluſten kommen noch bei jeder Maſchine ſolche hinzu, die
entſtehen durch Ueberwindung der Reibung in den Axenlagern, des Widerſtandes,
welchen die Luft dem rotirenden Theile entgegenſetzt u. ſ. w. Es iſt daher für die
Beurtheilung der Leiſtungsfähigkeit einer Maſchine von Wichtigkeit, deren Güte-
verhältniß
zu kennen, d. h. zu wiſſen, welcher Percentſatz der einer Maſchine mit-
getheilten mechaniſchen Energie als elektriſche Energie wiedererhalten werden kann.
Um dieſe beiden miteinander vergleichen zu können, müſſen offenbar beide mit Zugrunde-
legung gleicher Maßeinheiten gemeſſen werden. Als ſolche waren bis in jüngſte Zeit
mannigfache und willkürliche Größen in Verwendung. Hierüber wurde erſt auf
dem Congreſſe der Elektriker zu Paris im Jahre 1881 eine Einigung ſämmtlicher
Nationen erzielt, indem ein ſogenanntes abſolutes Maßſyſtem angenommen
wurde.*) (Ein derartiges Maßſyſtem wurde bereits von Gauß und Weber
angegeben und bei dieſem dienten die drei Größen: Milligramm, Millimeter und
Secunde als Fundamentaleinheiten.)

Das von dem Elektriker-Congreſſe zu Paris angenommene internationale
elektriſche Maßſyſtem
beſitzt als Fundamentaleinheiten das Centimeter, die
Gramm-Maſſe und Secunde**) (C. G. S.-Einheiten). Da dieſe Einheiten verhältniß-
mäßig klein ſind, würde man bei techniſchen Meſſungen unbequem große Zahlen
erhalten. Man verwendet daher in der Praxis techniſche Einheiten, welche Vielfache
der Fundamentaleinheiten darſtellen. Dieſe ſind das Meter und das Kilogramm;
die Secunde als Zeiteinheit iſt beibehalten worden. Die Einheit der Maſſe iſt gleich
[Formel 1] , oder, da die Acceleration auf der Oberfläche der Erde gleich iſt 9·81

*) Vergleiche I. Abtheilung, Seite 214.
**) Ein Centimeter = 1/100 Meter; 1 Meter = 10,000,000ten Theil eines Längskreiſes
des nördlichen Erdquadranten. Die Maſſeneinheit iſt die Gramm-Maſſe, d. h. 1 Kubik-
centimeter deſtillirten Waſſers bei 4 Grad Celſius. (Bei dieſer Temperatur beſitzt das Waſſer
die größte Dichte.) Es iſt unrichtig, zu ſagen, die Maſſeneinheit iſt das Gramm, weil dieſes die
Gewichtseinheit darſtellt. Unter Maſſe eines Körpers verſtehen wir die Menge des Stoffes
in einem Körper, unter Gewicht den Druck, welchen ein Körper in Folge der auf ihn durch
die Erde ausgeübten Anziehungskraft auf ſeine Unterlage ausübt. Letztere iſt an verſchiedenen
Orten der Erde verſchieden und daher iſt auch das Gewicht eines Körpers an verſchiedenen
Orten ein verſchiedenes. Die Maſſe bleibt jedoch überall dieſelbe; da man unter der Einheit
der Maſſe jene Maſſe verſteht, welche durch die Einheit der Kraft in der Einheit der Zeit die
Einheit der Geſchwindigkeit erhält, ſo iſt die Maſſe eines Körpers gleich dem Gewichte dividirt
durch die Acceleration der Erdſchwere, d. h. durch die Beſchleunigung, welche ein Körper beim
freien Fall durch die Anziehungskraft der Erde erhält. — Als Zeiteinheit wurde die Secunde
angenommen; dieſe iſt gleich dem 86,400ten Theil des mittleren Sonnentages.
29*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0465" n="451"/>
werden, den Magnetismus des Ei&#x017F;enkernes &#x017F;chwächen, und hierin liegt <choice><sic>anch</sic><corr>auch</corr></choice> die<lb/>
Hauptur&#x017F;ache, warum das &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;ive Anwach&#x017F;en des Stromes beim Anla&#x017F;&#x017F;en einer<lb/>
dynamoelektri&#x017F;chen Ma&#x017F;chine bald eine Grenze findet. Die&#x017F;e Störungen durch Neben-<lb/>
inductionen werden natürlich größer, je größer die Anzahl der Windungen und<lb/>
die Tourenzahl wird, weil mit die&#x017F;en die Stärke des Stromes, der die Neben-<lb/>
inductionen hervorruft, wäch&#x017F;t. Allerdings nimmt die Stärke des Ma&#x017F;chinen&#x017F;tromes<lb/>
viel ra&#x017F;cher zu als die durch ihn bewirkten Nebeninductionen; immerhin bilden aber<lb/>
letztere eine nicht zu vernachlä&#x017F;&#x017F;igende Ur&#x017F;ache des Kraftverlu&#x017F;tes. Die&#x017F;er wird<lb/>
erheblich ge&#x017F;teigert bei Ma&#x017F;chinen, welche Wech&#x017F;el&#x017F;tröme erzeugen, da das fort-<lb/>
währende Wech&#x017F;eln der Stromrichtung Oeffnungs- und Schließüngs&#x017F;tröme hervor-<lb/>
rufen muß, die &#x017F;owohl die Funkenbildung an den Schleifcontacten ver&#x017F;tärken<lb/>
als auch anderweitige Störungen bewirken kann.</p><lb/>
            <p>Zu die&#x017F;en Kraftverlu&#x017F;ten kommen noch bei jeder Ma&#x017F;chine &#x017F;olche hinzu, die<lb/>
ent&#x017F;tehen durch Ueberwindung der Reibung in den Axenlagern, des Wider&#x017F;tandes,<lb/>
welchen die Luft dem rotirenden Theile entgegen&#x017F;etzt u. &#x017F;. w. Es i&#x017F;t daher für die<lb/>
Beurtheilung der Lei&#x017F;tungsfähigkeit einer Ma&#x017F;chine von Wichtigkeit, deren <hi rendition="#g">Güte-<lb/>
verhältniß</hi> zu kennen, d. h. zu wi&#x017F;&#x017F;en, welcher Percent&#x017F;atz der einer Ma&#x017F;chine mit-<lb/>
getheilten mechani&#x017F;chen Energie als elektri&#x017F;che Energie wiedererhalten werden kann.<lb/>
Um die&#x017F;e beiden miteinander vergleichen zu können, mü&#x017F;&#x017F;en offenbar beide mit Zugrunde-<lb/>
legung gleicher Maßeinheiten geme&#x017F;&#x017F;en werden. Als &#x017F;olche waren bis in jüng&#x017F;te Zeit<lb/>
mannigfache und willkürliche Größen in Verwendung. Hierüber wurde er&#x017F;t auf<lb/>
dem Congre&#x017F;&#x017F;e der Elektriker zu Paris im Jahre 1881 eine Einigung &#x017F;ämmtlicher<lb/>
Nationen erzielt, indem ein &#x017F;ogenanntes <hi rendition="#g">ab&#x017F;olutes Maß&#x017F;y&#x017F;tem</hi> angenommen<lb/>
wurde.<note place="foot" n="*)">Vergleiche <hi rendition="#aq">I.</hi> Abtheilung, Seite 214.</note> (Ein derartiges Maß&#x017F;y&#x017F;tem wurde bereits von Gauß und Weber<lb/>
angegeben und bei die&#x017F;em dienten die drei Größen: Milligramm, Millimeter und<lb/>
Secunde als Fundamentaleinheiten.)</p><lb/>
            <p>Das von dem Elektriker-Congre&#x017F;&#x017F;e zu Paris angenommene <hi rendition="#b">internationale<lb/>
elektri&#x017F;che Maß&#x017F;y&#x017F;tem</hi> be&#x017F;itzt als Fundamentaleinheiten das Centimeter, die<lb/>
Gramm-Ma&#x017F;&#x017F;e und Secunde<note place="foot" n="**)">Ein Centimeter = 1/100 Meter; 1 Meter = 10,000,000ten Theil eines Längskrei&#x017F;es<lb/>
des nördlichen Erdquadranten. Die Ma&#x017F;&#x017F;eneinheit i&#x017F;t die Gramm-Ma&#x017F;&#x017F;e, d. h. 1 Kubik-<lb/>
centimeter de&#x017F;tillirten Wa&#x017F;&#x017F;ers bei 4 Grad Cel&#x017F;ius. (Bei die&#x017F;er Temperatur be&#x017F;itzt das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
die größte Dichte.) Es i&#x017F;t unrichtig, zu &#x017F;agen, die Ma&#x017F;&#x017F;eneinheit i&#x017F;t das Gramm, weil die&#x017F;es die<lb/>
Gewichtseinheit dar&#x017F;tellt. Unter Ma&#x017F;&#x017F;e eines Körpers ver&#x017F;tehen wir die <hi rendition="#g">Menge des Stoffes</hi><lb/>
in einem Körper, unter Gewicht den <hi rendition="#g">Druck</hi>, welchen ein Körper in Folge der auf ihn durch<lb/>
die Erde ausgeübten Anziehungskraft auf &#x017F;eine Unterlage ausübt. Letztere i&#x017F;t an ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Orten der Erde ver&#x017F;chieden und daher i&#x017F;t auch das Gewicht eines Körpers an ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Orten ein ver&#x017F;chiedenes. Die Ma&#x017F;&#x017F;e bleibt jedoch überall die&#x017F;elbe; da man unter der Einheit<lb/>
der Ma&#x017F;&#x017F;e jene Ma&#x017F;&#x017F;e ver&#x017F;teht, welche durch die Einheit der Kraft in der Einheit der Zeit die<lb/>
Einheit der Ge&#x017F;chwindigkeit erhält, &#x017F;o i&#x017F;t die Ma&#x017F;&#x017F;e eines Körpers gleich dem Gewichte dividirt<lb/>
durch die Acceleration der Erd&#x017F;chwere, d. h. durch die Be&#x017F;chleunigung, welche ein Körper beim<lb/>
freien Fall durch die Anziehungskraft der Erde erhält. &#x2014; Als Zeiteinheit wurde die Secunde<lb/>
angenommen; die&#x017F;e i&#x017F;t gleich dem 86,400ten Theil des mittleren Sonnentages.</note> (C. G. S.-Einheiten). Da die&#x017F;e Einheiten verhältniß-<lb/>
mäßig klein &#x017F;ind, würde man bei techni&#x017F;chen Me&#x017F;&#x017F;ungen unbequem große Zahlen<lb/>
erhalten. Man verwendet daher in der Praxis techni&#x017F;che Einheiten, welche Vielfache<lb/>
der Fundamentaleinheiten dar&#x017F;tellen. Die&#x017F;e &#x017F;ind das Meter und das Kilogramm;<lb/>
die Secunde als Zeiteinheit i&#x017F;t beibehalten worden. Die Einheit der Ma&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t gleich<lb/><formula/>, oder, da die Acceleration auf der Oberfläche der Erde gleich i&#x017F;t 9·81<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">29*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0465] werden, den Magnetismus des Eiſenkernes ſchwächen, und hierin liegt auch die Haupturſache, warum das ſucceſſive Anwachſen des Stromes beim Anlaſſen einer dynamoelektriſchen Maſchine bald eine Grenze findet. Dieſe Störungen durch Neben- inductionen werden natürlich größer, je größer die Anzahl der Windungen und die Tourenzahl wird, weil mit dieſen die Stärke des Stromes, der die Neben- inductionen hervorruft, wächſt. Allerdings nimmt die Stärke des Maſchinenſtromes viel raſcher zu als die durch ihn bewirkten Nebeninductionen; immerhin bilden aber letztere eine nicht zu vernachläſſigende Urſache des Kraftverluſtes. Dieſer wird erheblich geſteigert bei Maſchinen, welche Wechſelſtröme erzeugen, da das fort- währende Wechſeln der Stromrichtung Oeffnungs- und Schließüngsſtröme hervor- rufen muß, die ſowohl die Funkenbildung an den Schleifcontacten verſtärken als auch anderweitige Störungen bewirken kann. Zu dieſen Kraftverluſten kommen noch bei jeder Maſchine ſolche hinzu, die entſtehen durch Ueberwindung der Reibung in den Axenlagern, des Widerſtandes, welchen die Luft dem rotirenden Theile entgegenſetzt u. ſ. w. Es iſt daher für die Beurtheilung der Leiſtungsfähigkeit einer Maſchine von Wichtigkeit, deren Güte- verhältniß zu kennen, d. h. zu wiſſen, welcher Percentſatz der einer Maſchine mit- getheilten mechaniſchen Energie als elektriſche Energie wiedererhalten werden kann. Um dieſe beiden miteinander vergleichen zu können, müſſen offenbar beide mit Zugrunde- legung gleicher Maßeinheiten gemeſſen werden. Als ſolche waren bis in jüngſte Zeit mannigfache und willkürliche Größen in Verwendung. Hierüber wurde erſt auf dem Congreſſe der Elektriker zu Paris im Jahre 1881 eine Einigung ſämmtlicher Nationen erzielt, indem ein ſogenanntes abſolutes Maßſyſtem angenommen wurde. *) (Ein derartiges Maßſyſtem wurde bereits von Gauß und Weber angegeben und bei dieſem dienten die drei Größen: Milligramm, Millimeter und Secunde als Fundamentaleinheiten.) Das von dem Elektriker-Congreſſe zu Paris angenommene internationale elektriſche Maßſyſtem beſitzt als Fundamentaleinheiten das Centimeter, die Gramm-Maſſe und Secunde **) (C. G. S.-Einheiten). Da dieſe Einheiten verhältniß- mäßig klein ſind, würde man bei techniſchen Meſſungen unbequem große Zahlen erhalten. Man verwendet daher in der Praxis techniſche Einheiten, welche Vielfache der Fundamentaleinheiten darſtellen. Dieſe ſind das Meter und das Kilogramm; die Secunde als Zeiteinheit iſt beibehalten worden. Die Einheit der Maſſe iſt gleich [FORMEL], oder, da die Acceleration auf der Oberfläche der Erde gleich iſt 9·81 *) Vergleiche I. Abtheilung, Seite 214. **) Ein Centimeter = 1/100 Meter; 1 Meter = 10,000,000ten Theil eines Längskreiſes des nördlichen Erdquadranten. Die Maſſeneinheit iſt die Gramm-Maſſe, d. h. 1 Kubik- centimeter deſtillirten Waſſers bei 4 Grad Celſius. (Bei dieſer Temperatur beſitzt das Waſſer die größte Dichte.) Es iſt unrichtig, zu ſagen, die Maſſeneinheit iſt das Gramm, weil dieſes die Gewichtseinheit darſtellt. Unter Maſſe eines Körpers verſtehen wir die Menge des Stoffes in einem Körper, unter Gewicht den Druck, welchen ein Körper in Folge der auf ihn durch die Erde ausgeübten Anziehungskraft auf ſeine Unterlage ausübt. Letztere iſt an verſchiedenen Orten der Erde verſchieden und daher iſt auch das Gewicht eines Körpers an verſchiedenen Orten ein verſchiedenes. Die Maſſe bleibt jedoch überall dieſelbe; da man unter der Einheit der Maſſe jene Maſſe verſteht, welche durch die Einheit der Kraft in der Einheit der Zeit die Einheit der Geſchwindigkeit erhält, ſo iſt die Maſſe eines Körpers gleich dem Gewichte dividirt durch die Acceleration der Erdſchwere, d. h. durch die Beſchleunigung, welche ein Körper beim freien Fall durch die Anziehungskraft der Erde erhält. — Als Zeiteinheit wurde die Secunde angenommen; dieſe iſt gleich dem 86,400ten Theil des mittleren Sonnentages. 29*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/465
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/465>, abgerufen am 22.11.2024.