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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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mußte um so eher auffallen, als das Spectrum, welches das Eigenlicht der
Kometenschweife zeigt, auch die sogenannten Kohlenstofflinien erkennen läßt, wie
dies Vogel u. A. wiederholt nachgewiesen haben. Ferner ist es eine durch Newton,
Olbers, Bessel, Faye, Plana
u. A. zweifellos festgestellte Thatsache, daß
die Kometenschweife entweder eine wirkliche oder scheinbare Abstoßung durch die
Sonne erleiden. So sicher jedoch diese Abstoßung ist, so unsicher ist die Erklärung
des Ursprunges dieser Kraft. Olbers behauptete bereits, daß sie eine elektrische
sei, und die von Faye gegebenen Erklärungen, nach welchen diese Kraft sich im
Quadrate der Entfernung vermindert und proportional ist den wirkenden Ober-
flächen, vertragen sich sehr gut mit der Annahme einer elektrischen Kraft.

Bis zu der in Rede stehenden Experimentaluntersuchung kannte man aber
keine andere elektrische Abstoßung, als die zweier statischer Elektricitäten. Auf
diese hat Zöllner seine Theorie einer elektrischen Abstoßung zwischen der Sonne

[Abbildung] Fig. 211.

Die Elektrorepulsion.

[Abbildung] Fig. 212.

Henry's Komet (1873).

und dem Schweife der Kometen gegründet. Allein Zenker hat auf das bei allen
unseren Experimenten gleichzeitige Entstehen beider statischen Elektricitäten hin-
gewiesen und gezeigt, daß daher die Wirkung einer solchen Repulsivkraft der Sonne
auf einen von ihr so weit entfernten Himmelskörper unmöglich sei. Es müssen
bei zwei in so großer Entfernung voneinander befindlichen Körpern die beiden
gleichzeitig auftretenden Elektricitäten ihre entgegengesetzten Wirkungen gegenseitig
aufheben, und deshalb kann keine polare Wirkung statthaben.

Faye glaubte daher annehmen zu sollen, die Repulsivkraft sei von glühen-
den Flächen hervorgerufen und suchte diese Annahme durch Experimente zu stützen.
Er brachte dem Büschellicht ein durch den galvanischen Strom zum Glühen ge-
brachtes Platinblech in die Nähe und beobachtete, daß dieses einen der Oberfläche
des Bleches entsprechend geformten dunklen Raum in das Büschellicht einschnitt.
Diesem Versuche wurde jedoch von den Physikern die Beweiskraft abgestritten,
nicht weil die Wirkung zu schwach war, sondern der Zweideutigkeit des Versuches
wegen, der die Möglichkeit einer elektrischen statt einer thermischen Abstoßung nicht

mußte um ſo eher auffallen, als das Spectrum, welches das Eigenlicht der
Kometenſchweife zeigt, auch die ſogenannten Kohlenſtofflinien erkennen läßt, wie
dies Vogel u. A. wiederholt nachgewieſen haben. Ferner iſt es eine durch Newton,
Olbers, Beſſel, Faye, Plana
u. A. zweifellos feſtgeſtellte Thatſache, daß
die Kometenſchweife entweder eine wirkliche oder ſcheinbare Abſtoßung durch die
Sonne erleiden. So ſicher jedoch dieſe Abſtoßung iſt, ſo unſicher iſt die Erklärung
des Urſprunges dieſer Kraft. Olbers behauptete bereits, daß ſie eine elektriſche
ſei, und die von Faye gegebenen Erklärungen, nach welchen dieſe Kraft ſich im
Quadrate der Entfernung vermindert und proportional iſt den wirkenden Ober-
flächen, vertragen ſich ſehr gut mit der Annahme einer elektriſchen Kraft.

Bis zu der in Rede ſtehenden Experimentalunterſuchung kannte man aber
keine andere elektriſche Abſtoßung, als die zweier ſtatiſcher Elektricitäten. Auf
dieſe hat Zöllner ſeine Theorie einer elektriſchen Abſtoßung zwiſchen der Sonne

[Abbildung] Fig. 211.

Die Elektrorepulſion.

[Abbildung] Fig. 212.

Henry’s Komet (1873).

und dem Schweife der Kometen gegründet. Allein Zenker hat auf das bei allen
unſeren Experimenten gleichzeitige Entſtehen beider ſtatiſchen Elektricitäten hin-
gewieſen und gezeigt, daß daher die Wirkung einer ſolchen Repulſivkraft der Sonne
auf einen von ihr ſo weit entfernten Himmelskörper unmöglich ſei. Es müſſen
bei zwei in ſo großer Entfernung voneinander befindlichen Körpern die beiden
gleichzeitig auftretenden Elektricitäten ihre entgegengeſetzten Wirkungen gegenſeitig
aufheben, und deshalb kann keine polare Wirkung ſtatthaben.

Faye glaubte daher annehmen zu ſollen, die Repulſivkraft ſei von glühen-
den Flächen hervorgerufen und ſuchte dieſe Annahme durch Experimente zu ſtützen.
Er brachte dem Büſchellicht ein durch den galvaniſchen Strom zum Glühen ge-
brachtes Platinblech in die Nähe und beobachtete, daß dieſes einen der Oberfläche
des Bleches entſprechend geformten dunklen Raum in das Büſchellicht einſchnitt.
Dieſem Verſuche wurde jedoch von den Phyſikern die Beweiskraft abgeſtritten,
nicht weil die Wirkung zu ſchwach war, ſondern der Zweideutigkeit des Verſuches
wegen, der die Möglichkeit einer elektriſchen ſtatt einer thermiſchen Abſtoßung nicht

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[327/0341] mußte um ſo eher auffallen, als das Spectrum, welches das Eigenlicht der Kometenſchweife zeigt, auch die ſogenannten Kohlenſtofflinien erkennen läßt, wie dies Vogel u. A. wiederholt nachgewieſen haben. Ferner iſt es eine durch Newton, Olbers, Beſſel, Faye, Plana u. A. zweifellos feſtgeſtellte Thatſache, daß die Kometenſchweife entweder eine wirkliche oder ſcheinbare Abſtoßung durch die Sonne erleiden. So ſicher jedoch dieſe Abſtoßung iſt, ſo unſicher iſt die Erklärung des Urſprunges dieſer Kraft. Olbers behauptete bereits, daß ſie eine elektriſche ſei, und die von Faye gegebenen Erklärungen, nach welchen dieſe Kraft ſich im Quadrate der Entfernung vermindert und proportional iſt den wirkenden Ober- flächen, vertragen ſich ſehr gut mit der Annahme einer elektriſchen Kraft. Bis zu der in Rede ſtehenden Experimentalunterſuchung kannte man aber keine andere elektriſche Abſtoßung, als die zweier ſtatiſcher Elektricitäten. Auf dieſe hat Zöllner ſeine Theorie einer elektriſchen Abſtoßung zwiſchen der Sonne [Abbildung Fig. 211. Die Elektrorepulſion.] [Abbildung Fig. 212. Henry’s Komet (1873).] und dem Schweife der Kometen gegründet. Allein Zenker hat auf das bei allen unſeren Experimenten gleichzeitige Entſtehen beider ſtatiſchen Elektricitäten hin- gewieſen und gezeigt, daß daher die Wirkung einer ſolchen Repulſivkraft der Sonne auf einen von ihr ſo weit entfernten Himmelskörper unmöglich ſei. Es müſſen bei zwei in ſo großer Entfernung voneinander befindlichen Körpern die beiden gleichzeitig auftretenden Elektricitäten ihre entgegengeſetzten Wirkungen gegenſeitig aufheben, und deshalb kann keine polare Wirkung ſtatthaben. Faye glaubte daher annehmen zu ſollen, die Repulſivkraft ſei von glühen- den Flächen hervorgerufen und ſuchte dieſe Annahme durch Experimente zu ſtützen. Er brachte dem Büſchellicht ein durch den galvaniſchen Strom zum Glühen ge- brachtes Platinblech in die Nähe und beobachtete, daß dieſes einen der Oberfläche des Bleches entſprechend geformten dunklen Raum in das Büſchellicht einſchnitt. Dieſem Verſuche wurde jedoch von den Phyſikern die Beweiskraft abgeſtritten, nicht weil die Wirkung zu ſchwach war, ſondern der Zweideutigkeit des Verſuches wegen, der die Möglichkeit einer elektriſchen ſtatt einer thermiſchen Abſtoßung nicht

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/341>, abgerufen am 23.11.2024.