Verbindungsweise der Röhre mit dem Inductorium, dem, wie wir es der Kürze wegen nannten, ungeschlossenen Strome, wurden in der Röhre stets Glimmlicht und Büschellicht beobachtet, gleichgiltig in welcher Richtung der Batteriestrom die primäre Spirale des Inductoriums durchfloß; die Röhre gewährte daher den Anblick der alternirenden Entladung. Zu diesen Versuchen dienten gewöhnlich 41/2 Centimeter dicke und 20 Centimeter lange Röhren; hier zeigte sich die Ab- stoßung auch schon dann, wenn der Leiter auf 10 bis 20 Centimeter der Röhre genähert wurde.
[Abbildung]
Fig. 210.
Die Glimmlichtkugel.
Einen beachtenswerthen Anblick bietet die Licht- erscheinung, wenn der Druck auf 0·3 Millimeter für Wasserstoff oder 0·1 Millimeter für Kohlenstoff ge- sunken ist. An der mit dem positiven Pole des Induc- toriums verbundenen Elektrode (+), Fig. 210, ist eine schwache Andeutung des Glimmlichtes (in Kohlen- säure blau) sichtbar, während die Elektrode (--), die mit ihrem außerhalb der Röhre befindlichen Theile frei in die Luft taucht, sich zunächst von einer enge an den Draht anschließenden dünnen grünen Lichthülle um- schlossen zeigt, um welche sich bläuliches Glimmlicht ausbreitet. Am positiven Ende der Röhre (bei b) setzt sich aber nicht das grüne Büschellicht sofort an der Elektrode an, sondern dieser zunächst ist eine blaue vollkommen frei schwebende Lichtkugel, die von dem grünen Büschellichte und der Elektrode durch je einen dunklen Raum getrennt ist. In der Mitte der Röhre theilt sich das von beiden Seiten kommende Büschel- licht gabelförmig und findet zum Theile in jenen seitlichen Ansatzröhren seine Fortsetzung, welche zur Luftpumpe einerseits und dem Gasometer, welcher das zu benutzende Gas enthält, andererseits führt.
Obschon die Anwendung des Inductions- apparates die Continuität der Lichterscheinung aus- schließt, macht doch die Glimmlichtkugel auf das Auge des Beobachters den Eindruck, als würde sie fortdauernd ruhig inmitten der Röhre schweben. Diese Erscheinung läßt keine andere Erklärung zu, als daß die Glimmlicht ausstrahlenden Gastheilchen, die sich in der Nähe des freien Röhrenendes befinden, solche Kraftwirkungen wechselseitig aufeinander ausüben, daß sie dadurch eine kugelförmige Anordnung anstreben. Es ist nicht gerade unwahr- scheinlich, daß dabei die Theilchen als negativ elektrisch zu betrachten sind. Liegt in dieser Glimmlichtkugel vielleicht eine Nachahmung der Kugelblitze im Kleinen vor?
Gleichzeitig war die durch einen genäherten Leiter hervorgerufene Abstoßung sehr stark und wirkte schon bei einer Annäherung des Leiters (einer Messingkugel in Fig. 211) auf 10 bis 20 Centimeter. Das Büschellicht floh hierbei so weit zurück, als es die Röhrenwand überhaupt gestattete.
Die Aehnlichkeit dieser Lichterscheinungen mit Kometen, welche einen gut- entwickelten Schweif zurücksenden (siehe Fig. 212, Henry's Komet von Jahre 1873),
Verbindungsweiſe der Röhre mit dem Inductorium, dem, wie wir es der Kürze wegen nannten, ungeſchloſſenen Strome, wurden in der Röhre ſtets Glimmlicht und Büſchellicht beobachtet, gleichgiltig in welcher Richtung der Batterieſtrom die primäre Spirale des Inductoriums durchfloß; die Röhre gewährte daher den Anblick der alternirenden Entladung. Zu dieſen Verſuchen dienten gewöhnlich 4½ Centimeter dicke und 20 Centimeter lange Röhren; hier zeigte ſich die Ab- ſtoßung auch ſchon dann, wenn der Leiter auf 10 bis 20 Centimeter der Röhre genähert wurde.
[Abbildung]
Fig. 210.
Die Glimmlichtkugel.
Einen beachtenswerthen Anblick bietet die Licht- erſcheinung, wenn der Druck auf 0·3 Millimeter für Waſſerſtoff oder 0·1 Millimeter für Kohlenſtoff ge- ſunken iſt. An der mit dem poſitiven Pole des Induc- toriums verbundenen Elektrode (+), Fig. 210, iſt eine ſchwache Andeutung des Glimmlichtes (in Kohlen- ſäure blau) ſichtbar, während die Elektrode (—), die mit ihrem außerhalb der Röhre befindlichen Theile frei in die Luft taucht, ſich zunächſt von einer enge an den Draht anſchließenden dünnen grünen Lichthülle um- ſchloſſen zeigt, um welche ſich bläuliches Glimmlicht ausbreitet. Am poſitiven Ende der Röhre (bei b) ſetzt ſich aber nicht das grüne Büſchellicht ſofort an der Elektrode an, ſondern dieſer zunächſt iſt eine blaue vollkommen frei ſchwebende Lichtkugel, die von dem grünen Büſchellichte und der Elektrode durch je einen dunklen Raum getrennt iſt. In der Mitte der Röhre theilt ſich das von beiden Seiten kommende Büſchel- licht gabelförmig und findet zum Theile in jenen ſeitlichen Anſatzröhren ſeine Fortſetzung, welche zur Luftpumpe einerſeits und dem Gaſometer, welcher das zu benutzende Gas enthält, andererſeits führt.
Obſchon die Anwendung des Inductions- apparates die Continuität der Lichterſcheinung aus- ſchließt, macht doch die Glimmlichtkugel auf das Auge des Beobachters den Eindruck, als würde ſie fortdauernd ruhig inmitten der Röhre ſchweben. Dieſe Erſcheinung läßt keine andere Erklärung zu, als daß die Glimmlicht ausſtrahlenden Gastheilchen, die ſich in der Nähe des freien Röhrenendes befinden, ſolche Kraftwirkungen wechſelſeitig aufeinander ausüben, daß ſie dadurch eine kugelförmige Anordnung anſtreben. Es iſt nicht gerade unwahr- ſcheinlich, daß dabei die Theilchen als negativ elektriſch zu betrachten ſind. Liegt in dieſer Glimmlichtkugel vielleicht eine Nachahmung der Kugelblitze im Kleinen vor?
Gleichzeitig war die durch einen genäherten Leiter hervorgerufene Abſtoßung ſehr ſtark und wirkte ſchon bei einer Annäherung des Leiters (einer Meſſingkugel in Fig. 211) auf 10 bis 20 Centimeter. Das Büſchellicht floh hierbei ſo weit zurück, als es die Röhrenwand überhaupt geſtattete.
Die Aehnlichkeit dieſer Lichterſcheinungen mit Kometen, welche einen gut- entwickelten Schweif zurückſenden (ſiehe Fig. 212, Henry’s Komet von Jahre 1873),
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0340"n="326"/>
Verbindungsweiſe der Röhre mit dem Inductorium, dem, wie wir es der Kürze<lb/>
wegen nannten, ungeſchloſſenen Strome, wurden in der Röhre ſtets Glimmlicht<lb/>
und Büſchellicht beobachtet, gleichgiltig in welcher Richtung der Batterieſtrom die<lb/>
primäre Spirale des Inductoriums durchfloß; die Röhre gewährte daher den<lb/>
Anblick der alternirenden Entladung. Zu dieſen Verſuchen dienten gewöhnlich<lb/>
4½ Centimeter dicke und 20 Centimeter lange Röhren; hier zeigte ſich die Ab-<lb/>ſtoßung auch ſchon dann, wenn der Leiter auf 10 bis 20 Centimeter der Röhre<lb/>
genähert wurde.</p><lb/><figure><head>Fig. 210.</head><lb/><p>Die Glimmlichtkugel.</p></figure><lb/><p>Einen beachtenswerthen Anblick bietet die Licht-<lb/>
erſcheinung, wenn der Druck auf 0·3 Millimeter für<lb/>
Waſſerſtoff oder 0·1 Millimeter für Kohlenſtoff ge-<lb/>ſunken iſt. An der mit dem poſitiven Pole des Induc-<lb/>
toriums verbundenen Elektrode (+), Fig. 210, iſt<lb/>
eine ſchwache Andeutung des Glimmlichtes (in Kohlen-<lb/>ſäure blau) ſichtbar, während die Elektrode (—), die<lb/>
mit ihrem außerhalb der Röhre befindlichen Theile frei<lb/>
in die Luft taucht, ſich zunächſt von einer enge an den<lb/>
Draht anſchließenden dünnen grünen Lichthülle um-<lb/>ſchloſſen zeigt, um welche ſich bläuliches Glimmlicht<lb/>
ausbreitet. Am poſitiven Ende der Röhre (bei <hirendition="#aq">b</hi>) ſetzt<lb/>ſich aber nicht das grüne Büſchellicht ſofort an der<lb/>
Elektrode an, ſondern dieſer zunächſt iſt eine blaue<lb/>
vollkommen frei ſchwebende Lichtkugel, die von dem<lb/>
grünen Büſchellichte und der Elektrode durch je einen<lb/>
dunklen Raum getrennt iſt. In der Mitte der Röhre<lb/>
theilt ſich das von beiden Seiten kommende Büſchel-<lb/>
licht gabelförmig und findet zum Theile in jenen<lb/>ſeitlichen Anſatzröhren ſeine Fortſetzung, welche zur<lb/>
Luftpumpe einerſeits und dem Gaſometer, welcher das<lb/>
zu benutzende Gas enthält, andererſeits führt.</p><lb/><p>Obſchon die Anwendung des Inductions-<lb/>
apparates die Continuität der Lichterſcheinung aus-<lb/>ſchließt, macht doch die Glimmlichtkugel auf das<lb/>
Auge des Beobachters den Eindruck, als würde ſie<lb/>
fortdauernd ruhig inmitten der Röhre ſchweben. Dieſe<lb/>
Erſcheinung läßt keine andere Erklärung zu, als daß<lb/>
die Glimmlicht ausſtrahlenden Gastheilchen, die ſich<lb/>
in der Nähe des freien Röhrenendes befinden, ſolche<lb/>
Kraftwirkungen wechſelſeitig aufeinander ausüben, daß<lb/>ſie dadurch eine kugelförmige Anordnung anſtreben. Es iſt nicht gerade unwahr-<lb/>ſcheinlich, daß dabei die Theilchen als negativ elektriſch zu betrachten ſind. Liegt in<lb/>
dieſer Glimmlichtkugel vielleicht eine Nachahmung der Kugelblitze im Kleinen vor?</p><lb/><p>Gleichzeitig war die durch einen genäherten Leiter hervorgerufene Abſtoßung<lb/>ſehr ſtark und wirkte ſchon bei einer Annäherung des Leiters (einer Meſſingkugel<lb/>
in Fig. 211) auf 10 bis 20 Centimeter. Das Büſchellicht floh hierbei ſo weit<lb/>
zurück, als es die Röhrenwand überhaupt geſtattete.</p><lb/><p>Die Aehnlichkeit dieſer Lichterſcheinungen mit Kometen, welche einen gut-<lb/>
entwickelten Schweif zurückſenden (ſiehe Fig. 212, Henry’s Komet von Jahre 1873),<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[326/0340]
Verbindungsweiſe der Röhre mit dem Inductorium, dem, wie wir es der Kürze
wegen nannten, ungeſchloſſenen Strome, wurden in der Röhre ſtets Glimmlicht
und Büſchellicht beobachtet, gleichgiltig in welcher Richtung der Batterieſtrom die
primäre Spirale des Inductoriums durchfloß; die Röhre gewährte daher den
Anblick der alternirenden Entladung. Zu dieſen Verſuchen dienten gewöhnlich
4½ Centimeter dicke und 20 Centimeter lange Röhren; hier zeigte ſich die Ab-
ſtoßung auch ſchon dann, wenn der Leiter auf 10 bis 20 Centimeter der Röhre
genähert wurde.
[Abbildung Fig. 210.
Die Glimmlichtkugel.]
Einen beachtenswerthen Anblick bietet die Licht-
erſcheinung, wenn der Druck auf 0·3 Millimeter für
Waſſerſtoff oder 0·1 Millimeter für Kohlenſtoff ge-
ſunken iſt. An der mit dem poſitiven Pole des Induc-
toriums verbundenen Elektrode (+), Fig. 210, iſt
eine ſchwache Andeutung des Glimmlichtes (in Kohlen-
ſäure blau) ſichtbar, während die Elektrode (—), die
mit ihrem außerhalb der Röhre befindlichen Theile frei
in die Luft taucht, ſich zunächſt von einer enge an den
Draht anſchließenden dünnen grünen Lichthülle um-
ſchloſſen zeigt, um welche ſich bläuliches Glimmlicht
ausbreitet. Am poſitiven Ende der Röhre (bei b) ſetzt
ſich aber nicht das grüne Büſchellicht ſofort an der
Elektrode an, ſondern dieſer zunächſt iſt eine blaue
vollkommen frei ſchwebende Lichtkugel, die von dem
grünen Büſchellichte und der Elektrode durch je einen
dunklen Raum getrennt iſt. In der Mitte der Röhre
theilt ſich das von beiden Seiten kommende Büſchel-
licht gabelförmig und findet zum Theile in jenen
ſeitlichen Anſatzröhren ſeine Fortſetzung, welche zur
Luftpumpe einerſeits und dem Gaſometer, welcher das
zu benutzende Gas enthält, andererſeits führt.
Obſchon die Anwendung des Inductions-
apparates die Continuität der Lichterſcheinung aus-
ſchließt, macht doch die Glimmlichtkugel auf das
Auge des Beobachters den Eindruck, als würde ſie
fortdauernd ruhig inmitten der Röhre ſchweben. Dieſe
Erſcheinung läßt keine andere Erklärung zu, als daß
die Glimmlicht ausſtrahlenden Gastheilchen, die ſich
in der Nähe des freien Röhrenendes befinden, ſolche
Kraftwirkungen wechſelſeitig aufeinander ausüben, daß
ſie dadurch eine kugelförmige Anordnung anſtreben. Es iſt nicht gerade unwahr-
ſcheinlich, daß dabei die Theilchen als negativ elektriſch zu betrachten ſind. Liegt in
dieſer Glimmlichtkugel vielleicht eine Nachahmung der Kugelblitze im Kleinen vor?
Gleichzeitig war die durch einen genäherten Leiter hervorgerufene Abſtoßung
ſehr ſtark und wirkte ſchon bei einer Annäherung des Leiters (einer Meſſingkugel
in Fig. 211) auf 10 bis 20 Centimeter. Das Büſchellicht floh hierbei ſo weit
zurück, als es die Röhrenwand überhaupt geſtattete.
Die Aehnlichkeit dieſer Lichterſcheinungen mit Kometen, welche einen gut-
entwickelten Schweif zurückſenden (ſiehe Fig. 212, Henry’s Komet von Jahre 1873),
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/340>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.