scenzfleckes, ist jedoch nur eine indirecte. Das Schälchen concentrirt die Strahlen in den Brennpunkt und erwärmt dort das Glimmerblättchen mit seiner auf der entgegengesetzten Seite befindlichen Kreideschichte. An dieser Stelle wird nun durch die Erwärmung die Phosphorescenz neuerdings erregt. Nun pflanzt sich die Erwärmung nach allen Richtungen hin gleichförmig fort und bewirkt dadurch auch ein Fortschreiten der Phosphorescenz. Diese Wirkung hält aber nur eine bestimmte Zeit lang an, muß also dort, wo sie sich zuerst geltend machte, nämlich im Brennpunkte, auch zuerst wieder erlöschen. Folglich muß der orangerothe Fleck in der Mitte dunkel werden und dann als Ring auseinanderfließen.
[Abbildung]
Fig. 207.
Phosphorescenz durch reflectirte Theilchen.
Auch die Eigenschaft der strahlenden Elektrodenmaterie, sich geradlinig fort- zupflanzen, hat schon vor Crookes Hittorf beobachtet und beschrieben. Letzterer theilt auch mit, daß jeder flüssige oder feste Körper, vor die Kathode gebracht, auf der gegenüber- liegenden fluorescirenden Wand einen Schatten hervorruft, und daß daher auch die Rich- tung des Kathodenlichtes unabhängig ist von jener des positiven Lichtes. Die gerade Fort- pflanzung des Lichtes ergiebt sich auch aus der Form des Phosphorescenzlichtes. Letzteres wird nämlich häufig gewissermaßen in der Form von Projectionen der Kathode auf der Glaswand sichtbar. Reitlinger und Verfasser vorliegenden Werkes beobachteten nämlich wiederholt, daß das Phosphorescenzlicht in einer cylindrischen Röhre um die aus einem geraden Drahte bestehende Kathode herum sich aus lauter, mehr oder weniger deut- lichen Streifen zusammensetzt, die sich als langgezogene Schraubenlinien, um die Elektrode als Axe gedacht, darstellen. Diese Schrauben- linien sind offenbar das Abbild der mechani- schen Veränderungen an der Drahtoberfläche, welche diese beim Ziehen des Drahtes erlitt. Diese Ansicht bestätigte ich durch folgenden Versuch: Aus unechtem Blattsilber wurden etwa 2 Millimeter breite Streifen geschnitten und derart der Länge nach aneinander- geklebt, daß sie eine beiläufig 20 Centimeter lange und 2 Millimeter breite Elektrode bildeten; hierbei waren die aufeinanderfolgenden Stücke abwechselnd der Länge und der Breite nach aus dem ganzen Blattsilberblatte geschnitten. Diese Elektrode wurde dann leicht beweglich in eine cylindrische Glasröhre gehängt und letztere so weit ausgepumpt, bis die Phosphorescenz der ganzen Länge dieser leicht beweglichen Elektrode entlang an den Röhrenwänden ausgebildet war. Das hierbei erwartete Resultat trat auch wirklich ein. Gegenüber den der Länge nach aus dem Silberblatte geschnittenen Elektrodentheilen zeigte sich die Phosphorescenz an der Röhrenwand in verticalen Streifen, gegenüber den in der Querrichtung ge- schnittenen Theilen in horizontalen. Hiermit war also bewiesen, daß die Form
ſcenzfleckes, iſt jedoch nur eine indirecte. Das Schälchen concentrirt die Strahlen in den Brennpunkt und erwärmt dort das Glimmerblättchen mit ſeiner auf der entgegengeſetzten Seite befindlichen Kreideſchichte. An dieſer Stelle wird nun durch die Erwärmung die Phosphoreſcenz neuerdings erregt. Nun pflanzt ſich die Erwärmung nach allen Richtungen hin gleichförmig fort und bewirkt dadurch auch ein Fortſchreiten der Phosphoreſcenz. Dieſe Wirkung hält aber nur eine beſtimmte Zeit lang an, muß alſo dort, wo ſie ſich zuerſt geltend machte, nämlich im Brennpunkte, auch zuerſt wieder erlöſchen. Folglich muß der orangerothe Fleck in der Mitte dunkel werden und dann als Ring auseinanderfließen.
[Abbildung]
Fig. 207.
Phosphoreſcenz durch reflectirte Theilchen.
Auch die Eigenſchaft der ſtrahlenden Elektrodenmaterie, ſich geradlinig fort- zupflanzen, hat ſchon vor Crookes Hittorf beobachtet und beſchrieben. Letzterer theilt auch mit, daß jeder flüſſige oder feſte Körper, vor die Kathode gebracht, auf der gegenüber- liegenden fluoreſcirenden Wand einen Schatten hervorruft, und daß daher auch die Rich- tung des Kathodenlichtes unabhängig iſt von jener des poſitiven Lichtes. Die gerade Fort- pflanzung des Lichtes ergiebt ſich auch aus der Form des Phosphoreſcenzlichtes. Letzteres wird nämlich häufig gewiſſermaßen in der Form von Projectionen der Kathode auf der Glaswand ſichtbar. Reitlinger und Verfaſſer vorliegenden Werkes beobachteten nämlich wiederholt, daß das Phosphoreſcenzlicht in einer cylindriſchen Röhre um die aus einem geraden Drahte beſtehende Kathode herum ſich aus lauter, mehr oder weniger deut- lichen Streifen zuſammenſetzt, die ſich als langgezogene Schraubenlinien, um die Elektrode als Axe gedacht, darſtellen. Dieſe Schrauben- linien ſind offenbar das Abbild der mechani- ſchen Veränderungen an der Drahtoberfläche, welche dieſe beim Ziehen des Drahtes erlitt. Dieſe Anſicht beſtätigte ich durch folgenden Verſuch: Aus unechtem Blattſilber wurden etwa 2 Millimeter breite Streifen geſchnitten und derart der Länge nach aneinander- geklebt, daß ſie eine beiläufig 20 Centimeter lange und 2 Millimeter breite Elektrode bildeten; hierbei waren die aufeinanderfolgenden Stücke abwechſelnd der Länge und der Breite nach aus dem ganzen Blattſilberblatte geſchnitten. Dieſe Elektrode wurde dann leicht beweglich in eine cylindriſche Glasröhre gehängt und letztere ſo weit ausgepumpt, bis die Phosphoreſcenz der ganzen Länge dieſer leicht beweglichen Elektrode entlang an den Röhrenwänden ausgebildet war. Das hierbei erwartete Reſultat trat auch wirklich ein. Gegenüber den der Länge nach aus dem Silberblatte geſchnittenen Elektrodentheilen zeigte ſich die Phosphoreſcenz an der Röhrenwand in verticalen Streifen, gegenüber den in der Querrichtung ge- ſchnittenen Theilen in horizontalen. Hiermit war alſo bewieſen, daß die Form
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ſcenzfleckes, iſt jedoch nur eine indirecte. Das Schälchen concentrirt die Strahlen
in den Brennpunkt und erwärmt dort das Glimmerblättchen mit ſeiner auf der
entgegengeſetzten Seite befindlichen Kreideſchichte. An dieſer Stelle wird nun durch
die Erwärmung die Phosphoreſcenz neuerdings erregt. Nun pflanzt ſich die
Erwärmung nach allen Richtungen hin gleichförmig fort und bewirkt dadurch auch
ein Fortſchreiten der Phosphoreſcenz. Dieſe Wirkung hält aber nur eine beſtimmte
Zeit lang an, muß alſo dort, wo ſie ſich zuerſt geltend machte, nämlich im
Brennpunkte, auch zuerſt wieder erlöſchen. Folglich muß der orangerothe Fleck in
der Mitte dunkel werden und dann als Ring auseinanderfließen.
[Abbildung Fig. 207.
Phosphoreſcenz durch reflectirte Theilchen.]
Auch die Eigenſchaft der ſtrahlenden
Elektrodenmaterie, ſich geradlinig fort-
zupflanzen, hat ſchon vor Crookes Hittorf
beobachtet und beſchrieben. Letzterer theilt auch
mit, daß jeder flüſſige oder feſte Körper,
vor die Kathode gebracht, auf der gegenüber-
liegenden fluoreſcirenden Wand einen Schatten
hervorruft, und daß daher auch die Rich-
tung des Kathodenlichtes unabhängig iſt von
jener des poſitiven Lichtes. Die gerade Fort-
pflanzung des Lichtes ergiebt ſich auch aus
der Form des Phosphoreſcenzlichtes. Letzteres
wird nämlich häufig gewiſſermaßen in der
Form von Projectionen der Kathode auf der
Glaswand ſichtbar. Reitlinger und Verfaſſer
vorliegenden Werkes beobachteten nämlich
wiederholt, daß das Phosphoreſcenzlicht in
einer cylindriſchen Röhre um die aus einem
geraden Drahte beſtehende Kathode herum
ſich aus lauter, mehr oder weniger deut-
lichen Streifen zuſammenſetzt, die ſich als
langgezogene Schraubenlinien, um die Elektrode
als Axe gedacht, darſtellen. Dieſe Schrauben-
linien ſind offenbar das Abbild der mechani-
ſchen Veränderungen an der Drahtoberfläche,
welche dieſe beim Ziehen des Drahtes erlitt.
Dieſe Anſicht beſtätigte ich durch folgenden
Verſuch: Aus unechtem Blattſilber wurden
etwa 2 Millimeter breite Streifen geſchnitten und derart der Länge nach aneinander-
geklebt, daß ſie eine beiläufig 20 Centimeter lange und 2 Millimeter breite
Elektrode bildeten; hierbei waren die aufeinanderfolgenden Stücke abwechſelnd
der Länge und der Breite nach aus dem ganzen Blattſilberblatte geſchnitten. Dieſe
Elektrode wurde dann leicht beweglich in eine cylindriſche Glasröhre gehängt und
letztere ſo weit ausgepumpt, bis die Phosphoreſcenz der ganzen Länge dieſer leicht
beweglichen Elektrode entlang an den Röhrenwänden ausgebildet war. Das hierbei
erwartete Reſultat trat auch wirklich ein. Gegenüber den der Länge nach aus dem
Silberblatte geſchnittenen Elektrodentheilen zeigte ſich die Phosphoreſcenz an der
Röhrenwand in verticalen Streifen, gegenüber den in der Querrichtung ge-
ſchnittenen Theilen in horizontalen. Hiermit war alſo bewieſen, daß die Form
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/336>, abgerufen am 24.11.2024.
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