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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Hand immer, weil die rasche Intermittenz des Lichtes nicht wahrgenommen werden
kann, die bewegte Hand aber mit vielen Fingern, weil eben wegen der raschen Intermittenz
des Lichtes das zweite Bild schon entsteht, wenn das erste noch auf der Netzhaut
vorhanden ist und wegen der Bewegung nicht genau an derselben Stelle, sondern
etwas verschoben auftreten muß. Somit hat man nur unbedeutend verschoben
zwei Bilder der Hand vor sich, die eben den Eindruck einer Hand mit vielen
Fingern gewähren.

Puluj construirte auch einen Apparat, mit welchem nicht nur gezeigt werden
kann, daß einmal durch Bestrahlung leuchtend gemachte Körper durch Erwärmen
neuerdings Licht aussenden, sondern der auch
erkennen läßt, mit welcher Geschwindigkeit sich
die Wärme in einem Blättchen fortpflanzt.
In Fig. 206, welche diesen Apparat darstellt,
ist bei A ein Aluminiumblättchen eingeschmol-
zen, bei S ein Schälchen aus demselben
Materiale und bei B hängt ein Glimmer-
blättchen vertical in das Glasgefäß hinein.
Dieses Glimmerblatt ist auf der der Elektrode
A zugewandten Seite mit Kreide überzogen,
auf der dem Schälchen S zugekehrten Seite
blank; das ganze Gefäß wurde möglichst
luftleer gemacht.

Verbindet man zunächst beide Elektroden
in der Art mit einem Inductorium, daß die
ebene Elektrode A zur Kathode wird, so trifft
die strahlende Elektrodenmaterie direct die
mit Kreide überzogene Glimmerfläche; diese
leuchtet dann im lebhaften Roth-Orange.
Das Licht hält auch nach Unterbrechung des
Stromes noch eine Zeit lang an. Schließt
man hierauf den Strom neuerdings, aber in
der Art, daß das Schälchen S zur Kathode
wird, so entsteht im Brennpunkte desselben
auf dem Glimmerblättchen ein orangerother
Fleck; dieser breitet sich nach und nach in
radialen Richtungen aus, während der cen-
trale Theil zu leuchten aufhört. Es entsteht

[Abbildung] Fig. 206.

Phosphorescenzlampe zur Demonstration der
Wärmeleitung.

also ein leuchtender Ring, der sich stetig erweitert wie die durch einen in's Wasser
geworfenen Stein erregte Welle.

Wird nach vorhergegangener Unterbrechung des Stromes neuerdings das
Schälchen zur Kathode gemacht, so entsteht kein Phosphorescenzfleck mehr. Er
tritt hingegen neuerdings auf und nimmt abermals den eben angegebenen Ent-
wicklungsgang, wenn vorher das Blättchen A wieder auf kurze Zeit zur Kathode
gemacht wurde.

Die Erklärung dieser Erscheinungen ist eine sehr einfache. Das Leuchten des
ganzen Schirmes, wenn A die Kathode bildet, ist die uns nun schon bekannte
Phosphorescenzerregung durch die strahlende Elektrodenmaterie. Die Wirkung des
Schälchens S als Kathode, also die Erregung des sich ausbreitenden Phosphore-

Urbanitzky: Elektricität. 21

Hand immer, weil die raſche Intermittenz des Lichtes nicht wahrgenommen werden
kann, die bewegte Hand aber mit vielen Fingern, weil eben wegen der raſchen Intermittenz
des Lichtes das zweite Bild ſchon entſteht, wenn das erſte noch auf der Netzhaut
vorhanden iſt und wegen der Bewegung nicht genau an derſelben Stelle, ſondern
etwas verſchoben auftreten muß. Somit hat man nur unbedeutend verſchoben
zwei Bilder der Hand vor ſich, die eben den Eindruck einer Hand mit vielen
Fingern gewähren.

Puluj conſtruirte auch einen Apparat, mit welchem nicht nur gezeigt werden
kann, daß einmal durch Beſtrahlung leuchtend gemachte Körper durch Erwärmen
neuerdings Licht ausſenden, ſondern der auch
erkennen läßt, mit welcher Geſchwindigkeit ſich
die Wärme in einem Blättchen fortpflanzt.
In Fig. 206, welche dieſen Apparat darſtellt,
iſt bei A ein Aluminiumblättchen eingeſchmol-
zen, bei S ein Schälchen aus demſelben
Materiale und bei B hängt ein Glimmer-
blättchen vertical in das Glasgefäß hinein.
Dieſes Glimmerblatt iſt auf der der Elektrode
A zugewandten Seite mit Kreide überzogen,
auf der dem Schälchen S zugekehrten Seite
blank; das ganze Gefäß wurde möglichſt
luftleer gemacht.

Verbindet man zunächſt beide Elektroden
in der Art mit einem Inductorium, daß die
ebene Elektrode A zur Kathode wird, ſo trifft
die ſtrahlende Elektrodenmaterie direct die
mit Kreide überzogene Glimmerfläche; dieſe
leuchtet dann im lebhaften Roth-Orange.
Das Licht hält auch nach Unterbrechung des
Stromes noch eine Zeit lang an. Schließt
man hierauf den Strom neuerdings, aber in
der Art, daß das Schälchen S zur Kathode
wird, ſo entſteht im Brennpunkte desſelben
auf dem Glimmerblättchen ein orangerother
Fleck; dieſer breitet ſich nach und nach in
radialen Richtungen aus, während der cen-
trale Theil zu leuchten aufhört. Es entſteht

[Abbildung] Fig. 206.

Phosphoreſcenzlampe zur Demonſtration der
Wärmeleitung.

alſo ein leuchtender Ring, der ſich ſtetig erweitert wie die durch einen in’s Waſſer
geworfenen Stein erregte Welle.

Wird nach vorhergegangener Unterbrechung des Stromes neuerdings das
Schälchen zur Kathode gemacht, ſo entſteht kein Phosphoreſcenzfleck mehr. Er
tritt hingegen neuerdings auf und nimmt abermals den eben angegebenen Ent-
wicklungsgang, wenn vorher das Blättchen A wieder auf kurze Zeit zur Kathode
gemacht wurde.

Die Erklärung dieſer Erſcheinungen iſt eine ſehr einfache. Das Leuchten des
ganzen Schirmes, wenn A die Kathode bildet, iſt die uns nun ſchon bekannte
Phosphoreſcenzerregung durch die ſtrahlende Elektrodenmaterie. Die Wirkung des
Schälchens S als Kathode, alſo die Erregung des ſich ausbreitenden Phosphore-

Urbanitzky: Elektricität. 21
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[321/0335] Hand immer, weil die raſche Intermittenz des Lichtes nicht wahrgenommen werden kann, die bewegte Hand aber mit vielen Fingern, weil eben wegen der raſchen Intermittenz des Lichtes das zweite Bild ſchon entſteht, wenn das erſte noch auf der Netzhaut vorhanden iſt und wegen der Bewegung nicht genau an derſelben Stelle, ſondern etwas verſchoben auftreten muß. Somit hat man nur unbedeutend verſchoben zwei Bilder der Hand vor ſich, die eben den Eindruck einer Hand mit vielen Fingern gewähren. Puluj conſtruirte auch einen Apparat, mit welchem nicht nur gezeigt werden kann, daß einmal durch Beſtrahlung leuchtend gemachte Körper durch Erwärmen neuerdings Licht ausſenden, ſondern der auch erkennen läßt, mit welcher Geſchwindigkeit ſich die Wärme in einem Blättchen fortpflanzt. In Fig. 206, welche dieſen Apparat darſtellt, iſt bei A ein Aluminiumblättchen eingeſchmol- zen, bei S ein Schälchen aus demſelben Materiale und bei B hängt ein Glimmer- blättchen vertical in das Glasgefäß hinein. Dieſes Glimmerblatt iſt auf der der Elektrode A zugewandten Seite mit Kreide überzogen, auf der dem Schälchen S zugekehrten Seite blank; das ganze Gefäß wurde möglichſt luftleer gemacht. Verbindet man zunächſt beide Elektroden in der Art mit einem Inductorium, daß die ebene Elektrode A zur Kathode wird, ſo trifft die ſtrahlende Elektrodenmaterie direct die mit Kreide überzogene Glimmerfläche; dieſe leuchtet dann im lebhaften Roth-Orange. Das Licht hält auch nach Unterbrechung des Stromes noch eine Zeit lang an. Schließt man hierauf den Strom neuerdings, aber in der Art, daß das Schälchen S zur Kathode wird, ſo entſteht im Brennpunkte desſelben auf dem Glimmerblättchen ein orangerother Fleck; dieſer breitet ſich nach und nach in radialen Richtungen aus, während der cen- trale Theil zu leuchten aufhört. Es entſteht [Abbildung Fig. 206. Phosphoreſcenzlampe zur Demonſtration der Wärmeleitung.] alſo ein leuchtender Ring, der ſich ſtetig erweitert wie die durch einen in’s Waſſer geworfenen Stein erregte Welle. Wird nach vorhergegangener Unterbrechung des Stromes neuerdings das Schälchen zur Kathode gemacht, ſo entſteht kein Phosphoreſcenzfleck mehr. Er tritt hingegen neuerdings auf und nimmt abermals den eben angegebenen Ent- wicklungsgang, wenn vorher das Blättchen A wieder auf kurze Zeit zur Kathode gemacht wurde. Die Erklärung dieſer Erſcheinungen iſt eine ſehr einfache. Das Leuchten des ganzen Schirmes, wenn A die Kathode bildet, iſt die uns nun ſchon bekannte Phosphoreſcenzerregung durch die ſtrahlende Elektrodenmaterie. Die Wirkung des Schälchens S als Kathode, alſo die Erregung des ſich ausbreitenden Phosphore- Urbanitzky: Elektricität. 21

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/335>, abgerufen am 24.11.2024.