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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Elektrode gehende, also axiale, Ebene zusammengedrängt, wie dies Fig. 200 ver-
sinnlichen soll. In dieser Lichtfläche, die nach ihrem Entdecker die Plücker'sche Fläche
genannt wird, ordnen sich also die leuchtenden Theilchen geradeso an, wie Eisen-
feilspäne; sie verhalten sich also wie paramagnetische Körper. Das gewissermaßen
entgegengesetzte Verhalten zeigt das positive Büschellicht; dieses wird, ob geschichtet
oder ungeschichtet, sobald es zwischen die Pole eines Magnetes kommt, in äqua-
torialer Richtung abgelenkt, d. h. das Büschellicht, welches ohne Einwirkung
des Magnetes die Mitte der Röhre einnimmt, wird durch die symmetrische Ein-
wirkung zweier entgegengesetzter Magnetpole in äquatorialer Richtung an die eine
oder die entgegengesetzte Röhrenwand angedrückt. Ob es in der einen oder andern
Richtung innerhalb der äquatorialen Ebene abgelenkt wird, hängt natürlich von
der Richtung des Stromes in der Röhre und der Stellung der Magnetpole ab.

Legt man die Röhre in horizontaler Richtung auf die mit flachen Halb-
ankern N S (Fig. 201) versehenen Magnetpole, so zeigt das Büschellicht eine
doppelte Krümmung, nämlich über dem Südpole nach vorne und über dem Nord-
pole nach rückwärts an die Glaswand gedrängt. Diese Ablenkung ergiebt sich

[Abbildung] Fig. 201.

Ablenkung des Büschellichtes durch den Magnet.

einfach aus der Ampere'schen Schwimmerregel. Man hat sich nämlich die mensch-
liche Figur von + nach --, das Gesicht nach abwärts, dem Nordpole zugekehrt,
zu denken; dann wird ein beweglicher Magnet nach links abgelenkt. In unserem
Falle ist aber nicht der Magnet, sondern der Strom beweglich, folglich weicht
dieser nach der entgegengesetzten Seite, also nach rechts aus: das Büschellicht muß
daher über dem Nordpole an die rückwärtige (d. h. rechte) Glaswand gedrängt
werden. Das Umgekehrte gilt natürlich für den Südpol.

Dem Verfasser vorliegenden Werkes gelang es, in Gemeinschaft mit Reitlinger
bei einer gewissen Anordnung des Versuches*) an der Kathode gleichzeitig das
Glimmlicht in die Plücker'sche Fläche und das Büschellicht in eine darauf senkrechte
Ebene zu bringen. Diese Erscheinung, welche später von Puluj Dreifächerfläche
genannt wurde, ist in Fig. 202 dargestellt. Hinter der Röhre bei S hat man sich
hierbei den Südpol, vorne bei N den Nordpol des Magnetes vorzustellen. Dann
stellt die durch S N und die negative Elektrode e gehende Fläche das in die
Plücker'sche Fläche gebrachte Glimmlicht und die darauf senkrechte gleichfalls durch e
gehende Fläche B das abgelenkte positive Lichtbüschel dar. Die Stellung dieser

*) Veröffentlicht in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften.

Elektrode gehende, alſo axiale, Ebene zuſammengedrängt, wie dies Fig. 200 ver-
ſinnlichen ſoll. In dieſer Lichtfläche, die nach ihrem Entdecker die Plücker’ſche Fläche
genannt wird, ordnen ſich alſo die leuchtenden Theilchen geradeſo an, wie Eiſen-
feilſpäne; ſie verhalten ſich alſo wie paramagnetiſche Körper. Das gewiſſermaßen
entgegengeſetzte Verhalten zeigt das poſitive Büſchellicht; dieſes wird, ob geſchichtet
oder ungeſchichtet, ſobald es zwiſchen die Pole eines Magnetes kommt, in äqua-
torialer Richtung abgelenkt, d. h. das Büſchellicht, welches ohne Einwirkung
des Magnetes die Mitte der Röhre einnimmt, wird durch die ſymmetriſche Ein-
wirkung zweier entgegengeſetzter Magnetpole in äquatorialer Richtung an die eine
oder die entgegengeſetzte Röhrenwand angedrückt. Ob es in der einen oder andern
Richtung innerhalb der äquatorialen Ebene abgelenkt wird, hängt natürlich von
der Richtung des Stromes in der Röhre und der Stellung der Magnetpole ab.

Legt man die Röhre in horizontaler Richtung auf die mit flachen Halb-
ankern N S (Fig. 201) verſehenen Magnetpole, ſo zeigt das Büſchellicht eine
doppelte Krümmung, nämlich über dem Südpole nach vorne und über dem Nord-
pole nach rückwärts an die Glaswand gedrängt. Dieſe Ablenkung ergiebt ſich

[Abbildung] Fig. 201.

Ablenkung des Büſchellichtes durch den Magnet.

einfach aus der Ampère’ſchen Schwimmerregel. Man hat ſich nämlich die menſch-
liche Figur von + nach —, das Geſicht nach abwärts, dem Nordpole zugekehrt,
zu denken; dann wird ein beweglicher Magnet nach links abgelenkt. In unſerem
Falle iſt aber nicht der Magnet, ſondern der Strom beweglich, folglich weicht
dieſer nach der entgegengeſetzten Seite, alſo nach rechts aus: das Büſchellicht muß
daher über dem Nordpole an die rückwärtige (d. h. rechte) Glaswand gedrängt
werden. Das Umgekehrte gilt natürlich für den Südpol.

Dem Verfaſſer vorliegenden Werkes gelang es, in Gemeinſchaft mit Reitlinger
bei einer gewiſſen Anordnung des Verſuches*) an der Kathode gleichzeitig das
Glimmlicht in die Plücker’ſche Fläche und das Büſchellicht in eine darauf ſenkrechte
Ebene zu bringen. Dieſe Erſcheinung, welche ſpäter von Puluj Dreifächerfläche
genannt wurde, iſt in Fig. 202 dargeſtellt. Hinter der Röhre bei S hat man ſich
hierbei den Südpol, vorne bei N den Nordpol des Magnetes vorzuſtellen. Dann
ſtellt die durch S N und die negative Elektrode e gehende Fläche das in die
Plücker’ſche Fläche gebrachte Glimmlicht und die darauf ſenkrechte gleichfalls durch e
gehende Fläche B das abgelenkte poſitive Lichtbüſchel dar. Die Stellung dieſer

*) Veröffentlicht in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wiſſenſchaften.
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[315/0329] Elektrode gehende, alſo axiale, Ebene zuſammengedrängt, wie dies Fig. 200 ver- ſinnlichen ſoll. In dieſer Lichtfläche, die nach ihrem Entdecker die Plücker’ſche Fläche genannt wird, ordnen ſich alſo die leuchtenden Theilchen geradeſo an, wie Eiſen- feilſpäne; ſie verhalten ſich alſo wie paramagnetiſche Körper. Das gewiſſermaßen entgegengeſetzte Verhalten zeigt das poſitive Büſchellicht; dieſes wird, ob geſchichtet oder ungeſchichtet, ſobald es zwiſchen die Pole eines Magnetes kommt, in äqua- torialer Richtung abgelenkt, d. h. das Büſchellicht, welches ohne Einwirkung des Magnetes die Mitte der Röhre einnimmt, wird durch die ſymmetriſche Ein- wirkung zweier entgegengeſetzter Magnetpole in äquatorialer Richtung an die eine oder die entgegengeſetzte Röhrenwand angedrückt. Ob es in der einen oder andern Richtung innerhalb der äquatorialen Ebene abgelenkt wird, hängt natürlich von der Richtung des Stromes in der Röhre und der Stellung der Magnetpole ab. Legt man die Röhre in horizontaler Richtung auf die mit flachen Halb- ankern N S (Fig. 201) verſehenen Magnetpole, ſo zeigt das Büſchellicht eine doppelte Krümmung, nämlich über dem Südpole nach vorne und über dem Nord- pole nach rückwärts an die Glaswand gedrängt. Dieſe Ablenkung ergiebt ſich [Abbildung Fig. 201. Ablenkung des Büſchellichtes durch den Magnet.] einfach aus der Ampère’ſchen Schwimmerregel. Man hat ſich nämlich die menſch- liche Figur von + nach —, das Geſicht nach abwärts, dem Nordpole zugekehrt, zu denken; dann wird ein beweglicher Magnet nach links abgelenkt. In unſerem Falle iſt aber nicht der Magnet, ſondern der Strom beweglich, folglich weicht dieſer nach der entgegengeſetzten Seite, alſo nach rechts aus: das Büſchellicht muß daher über dem Nordpole an die rückwärtige (d. h. rechte) Glaswand gedrängt werden. Das Umgekehrte gilt natürlich für den Südpol. Dem Verfaſſer vorliegenden Werkes gelang es, in Gemeinſchaft mit Reitlinger bei einer gewiſſen Anordnung des Verſuches *) an der Kathode gleichzeitig das Glimmlicht in die Plücker’ſche Fläche und das Büſchellicht in eine darauf ſenkrechte Ebene zu bringen. Dieſe Erſcheinung, welche ſpäter von Puluj Dreifächerfläche genannt wurde, iſt in Fig. 202 dargeſtellt. Hinter der Röhre bei S hat man ſich hierbei den Südpol, vorne bei N den Nordpol des Magnetes vorzuſtellen. Dann ſtellt die durch S N und die negative Elektrode e gehende Fläche das in die Plücker’ſche Fläche gebrachte Glimmlicht und die darauf ſenkrechte gleichfalls durch e gehende Fläche B das abgelenkte poſitive Lichtbüſchel dar. Die Stellung dieſer *) Veröffentlicht in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wiſſenſchaften.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/329>, abgerufen am 24.11.2024.