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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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schwingen über dieselbe eintritt, d. h. daß das Eisenstück umgekehrten rema-
nenten Magnetismus zeigt. Diese Erscheinung wurde namentlich bei plötzlicher
Unterbrechung des magnetisirenden Stromes von A. v. Waltenhofen beobachtet.

Aus dieser Erklärung des Magnetisirens und Entmagnetisirens ist auch leicht
einzusehen, warum der remanente Magnetismus mit der Zeit abnimmt; die Mole-
cularströme kehren eben langsam, nach und nach wieder in ihre ursprünglichen
Stellungen zurück. Wird eine Eisenmasse in rascher Folge abwechselnd magnetisirt
und entmagnetisirt oder alternirend in dem einen und in dem entgegengesetzten
Sinne magnetisirt, so müssen die Bewegungen der Molecularströme sehr rasch
erfolgen; dies bildet dann die Ursache, warum derartige Eisenstücke sich erwärmen;
eine Erscheinung, die sich bei den elektrischen Maschinen oft in sehr unliebsamer
Weise geltend macht.

Die Elektromagnete finden in der Elektrotechnik eine ebenso vielfältige als
mannigfache Verwendung; dementsprechend sind auch die Formen, welche man ihnen
giebt, verschieden, je nach dem Zwecke, dem sie dienen sollen. Sehr häufig handelt
es sich um eine kräftige Anziehung des Ankers, was, wie wir aus der Lehre vom
Magnetismus wissen, namentlich durch Hufeisenmagnete erreicht wird. Fig. 174
stellt einen derartigen Hufeisen-Elektromagnet dar. Zwei cylindrische Eisenstücke

[Abbildung] Fig. 174.
[Abbildung] Fig. 175.

Elektromagnet.

sind auf einer Eisenlamelle parallel zueinander befestigt und mit je einer Draht-
spule versehen. Die Richtungen der Drahtwindungen auf den beiden Spulen sind
einander entgegengesetzt, so daß also Nord- und Südpol nebeneinander zu stehen
kommen. Um mit geringen Drahtmengen starke Wirkungen zu erzielen, bewickelt
Thomson die Eisenkerne in konischer Form (Fig. 175). Comacho umwindet
einen dünnen Eisenstab mit Draht, schiebt ein Eisenrohr darüber, umwindet dieses
abermals mit Draht, schiebt neuerdings einen Eisencylinder darüber u. s. w. Ein
derartiger Magnet soll vier- bis fünfmal stärker sein als ein gewöhnlicher.

Fig. 176 stellt einen sogenannten Glockenmagnet dar, eine Form des Mag-
netes, welche ihr von Romershausen gegeben wurde. Der Eisenkern ist wie bei
den gewöhnlichen Magneten mit Drahtwindungen umgeben, aber über diese ist ein
Eisencylinder geschoben, der mit der Grundplatte in Verbindung steht. Die Draht-
spiralen wirken nach innen auf den Eisenkern entgegengesetzt magnetisirend wie nach
außen auf den Eisencylinder, so daß gewissermaßen die beiden Hälften eines stab-
förmigen Magnetes ineinander gestülpt erscheinen. Es kommen dadurch die beiden
Pole, der eine am oberen Ende des Cylinders, der andere am oberen Ende des
Eisenkernes, in eine Ebene und sehr nahe aneinander zu liegen. Dieser Magnet
ist daher im Stande, einen Anker mit bedeutend größerer Kraft festzuhalten wie
ein gewöhnlicher Elektromagnet.

ſchwingen über dieſelbe eintritt, d. h. daß das Eiſenſtück umgekehrten rema-
nenten Magnetismus zeigt. Dieſe Erſcheinung wurde namentlich bei plötzlicher
Unterbrechung des magnetiſirenden Stromes von A. v. Waltenhofen beobachtet.

Aus dieſer Erklärung des Magnetiſirens und Entmagnetiſirens iſt auch leicht
einzuſehen, warum der remanente Magnetismus mit der Zeit abnimmt; die Mole-
cularſtröme kehren eben langſam, nach und nach wieder in ihre urſprünglichen
Stellungen zurück. Wird eine Eiſenmaſſe in raſcher Folge abwechſelnd magnetiſirt
und entmagnetiſirt oder alternirend in dem einen und in dem entgegengeſetzten
Sinne magnetiſirt, ſo müſſen die Bewegungen der Molecularſtröme ſehr raſch
erfolgen; dies bildet dann die Urſache, warum derartige Eiſenſtücke ſich erwärmen;
eine Erſcheinung, die ſich bei den elektriſchen Maſchinen oft in ſehr unliebſamer
Weiſe geltend macht.

Die Elektromagnete finden in der Elektrotechnik eine ebenſo vielfältige als
mannigfache Verwendung; dementſprechend ſind auch die Formen, welche man ihnen
giebt, verſchieden, je nach dem Zwecke, dem ſie dienen ſollen. Sehr häufig handelt
es ſich um eine kräftige Anziehung des Ankers, was, wie wir aus der Lehre vom
Magnetismus wiſſen, namentlich durch Hufeiſenmagnete erreicht wird. Fig. 174
ſtellt einen derartigen Hufeiſen-Elektromagnet dar. Zwei cylindriſche Eiſenſtücke

[Abbildung] Fig. 174.
[Abbildung] Fig. 175.

Elektromagnet.

ſind auf einer Eiſenlamelle parallel zueinander befeſtigt und mit je einer Draht-
ſpule verſehen. Die Richtungen der Drahtwindungen auf den beiden Spulen ſind
einander entgegengeſetzt, ſo daß alſo Nord- und Südpol nebeneinander zu ſtehen
kommen. Um mit geringen Drahtmengen ſtarke Wirkungen zu erzielen, bewickelt
Thomſon die Eiſenkerne in koniſcher Form (Fig. 175). Comacho umwindet
einen dünnen Eiſenſtab mit Draht, ſchiebt ein Eiſenrohr darüber, umwindet dieſes
abermals mit Draht, ſchiebt neuerdings einen Eiſencylinder darüber u. ſ. w. Ein
derartiger Magnet ſoll vier- bis fünfmal ſtärker ſein als ein gewöhnlicher.

Fig. 176 ſtellt einen ſogenannten Glockenmagnet dar, eine Form des Mag-
netes, welche ihr von Romershauſen gegeben wurde. Der Eiſenkern iſt wie bei
den gewöhnlichen Magneten mit Drahtwindungen umgeben, aber über dieſe iſt ein
Eiſencylinder geſchoben, der mit der Grundplatte in Verbindung ſteht. Die Draht-
ſpiralen wirken nach innen auf den Eiſenkern entgegengeſetzt magnetiſirend wie nach
außen auf den Eiſencylinder, ſo daß gewiſſermaßen die beiden Hälften eines ſtab-
förmigen Magnetes ineinander geſtülpt erſcheinen. Es kommen dadurch die beiden
Pole, der eine am oberen Ende des Cylinders, der andere am oberen Ende des
Eiſenkernes, in eine Ebene und ſehr nahe aneinander zu liegen. Dieſer Magnet
iſt daher im Stande, einen Anker mit bedeutend größerer Kraft feſtzuhalten wie
ein gewöhnlicher Elektromagnet.

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[278/0292] ſchwingen über dieſelbe eintritt, d. h. daß das Eiſenſtück umgekehrten rema- nenten Magnetismus zeigt. Dieſe Erſcheinung wurde namentlich bei plötzlicher Unterbrechung des magnetiſirenden Stromes von A. v. Waltenhofen beobachtet. Aus dieſer Erklärung des Magnetiſirens und Entmagnetiſirens iſt auch leicht einzuſehen, warum der remanente Magnetismus mit der Zeit abnimmt; die Mole- cularſtröme kehren eben langſam, nach und nach wieder in ihre urſprünglichen Stellungen zurück. Wird eine Eiſenmaſſe in raſcher Folge abwechſelnd magnetiſirt und entmagnetiſirt oder alternirend in dem einen und in dem entgegengeſetzten Sinne magnetiſirt, ſo müſſen die Bewegungen der Molecularſtröme ſehr raſch erfolgen; dies bildet dann die Urſache, warum derartige Eiſenſtücke ſich erwärmen; eine Erſcheinung, die ſich bei den elektriſchen Maſchinen oft in ſehr unliebſamer Weiſe geltend macht. Die Elektromagnete finden in der Elektrotechnik eine ebenſo vielfältige als mannigfache Verwendung; dementſprechend ſind auch die Formen, welche man ihnen giebt, verſchieden, je nach dem Zwecke, dem ſie dienen ſollen. Sehr häufig handelt es ſich um eine kräftige Anziehung des Ankers, was, wie wir aus der Lehre vom Magnetismus wiſſen, namentlich durch Hufeiſenmagnete erreicht wird. Fig. 174 ſtellt einen derartigen Hufeiſen-Elektromagnet dar. Zwei cylindriſche Eiſenſtücke [Abbildung Fig. 174.] [Abbildung Fig. 175. Elektromagnet.] ſind auf einer Eiſenlamelle parallel zueinander befeſtigt und mit je einer Draht- ſpule verſehen. Die Richtungen der Drahtwindungen auf den beiden Spulen ſind einander entgegengeſetzt, ſo daß alſo Nord- und Südpol nebeneinander zu ſtehen kommen. Um mit geringen Drahtmengen ſtarke Wirkungen zu erzielen, bewickelt Thomſon die Eiſenkerne in koniſcher Form (Fig. 175). Comacho umwindet einen dünnen Eiſenſtab mit Draht, ſchiebt ein Eiſenrohr darüber, umwindet dieſes abermals mit Draht, ſchiebt neuerdings einen Eiſencylinder darüber u. ſ. w. Ein derartiger Magnet ſoll vier- bis fünfmal ſtärker ſein als ein gewöhnlicher. Fig. 176 ſtellt einen ſogenannten Glockenmagnet dar, eine Form des Mag- netes, welche ihr von Romershauſen gegeben wurde. Der Eiſenkern iſt wie bei den gewöhnlichen Magneten mit Drahtwindungen umgeben, aber über dieſe iſt ein Eiſencylinder geſchoben, der mit der Grundplatte in Verbindung ſteht. Die Draht- ſpiralen wirken nach innen auf den Eiſenkern entgegengeſetzt magnetiſirend wie nach außen auf den Eiſencylinder, ſo daß gewiſſermaßen die beiden Hälften eines ſtab- förmigen Magnetes ineinander geſtülpt erſcheinen. Es kommen dadurch die beiden Pole, der eine am oberen Ende des Cylinders, der andere am oberen Ende des Eiſenkernes, in eine Ebene und ſehr nahe aneinander zu liegen. Dieſer Magnet iſt daher im Stande, einen Anker mit bedeutend größerer Kraft feſtzuhalten wie ein gewöhnlicher Elektromagnet.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/292>, abgerufen am 28.11.2024.