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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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lichen Einheiten wird das Instrument geaicht, indem man z. B. in den Strom-
kreis gleichzeitig ein Kupfervoltameter einschaltet und aus der abgeschiedenen Kupfer-
menge die Stromstärke in Amperes berechnet. Da die Bewegung der Spule pro-
portional dem Quadrate der Stromstärke erfolgt, so giebt die Quadratwurzel aus
der Anzeige des Dynamometers ebenfalls die Stromstärke an. Das Verhältniß
dieser zur Stromstärke, welche durch das Voltameter bestimmt wurde, bildet dann
den Reductionsfactor, d. h. jene Zahl, durch welche man die Angaben des Dyna-
mometers auf Amperes reducirt. Man nennt diese Zahl auch die Constante des
Apparates, weil sie, einmal bestimmt, zur Umrechnung sämmtlicher Anzeigen des
Instrumentes dienen kann.

Wir hatten bereits wiederholt Gelegenheit, auf eine Wirkung der Erde hin-
zuweisen, welche sich in der Weise äußert, daß durch sie stromdurchflossenen und
freibeweglichen Leitern eine bestimmte Stellung im Raume ertheilt wird. Ein um

[Abbildung] Fig. 164.

Wirkung des Erdstromes.

eine verticale Axe drehbarer Kreisstrom stellt sich mit seiner Ebene senkrecht auf
den magnetischen Meridian, also senkrecht auf die Richtung der Declinationsnadel.
(Seite 255). Bei Dynamometern, deren bewegliche Spule aus vielen Drahtwindungen
gebildet ist, die also eine sehr kräftige Einwirkung durch die Erde erfahren, ist es
daher bei Strommessungen geboten, auf diesen Umstand in der Art Rücksicht zu
nehmen, daß man die Spule mit ihrer Ebene senkrecht auf den magnetischen Me-
ridian stellt. Der Einfluß der Erde auf die Stellung stromumflossener Ebenen läßt
sich durch die Annahme elektrischer Strömungen in der Erde erklären, welche so
verlaufen, daß ihre resultirende Wirkung einem von Ost nach West fließenden
Strome gleichkommt. Die Beziehungen, welche zwischen elektrischen Strömen und
dem Magnetismus bestehen, reichen dann auch, wie wir später sehen werden, zur
Erklärung der erdmagnetischen Wirkungen aus.

Betrachten wir zunächst mit Hilfe der Fig. 164 die Wirkung der Erd-
ströme
auf stromumflossene verticale Ebenen. a b c d stellt den um eine verticale
Axe drehbaren verticalen Stromkreis, W O die Resultirende der sämmtlichen Erd-

lichen Einheiten wird das Inſtrument geaicht, indem man z. B. in den Strom-
kreis gleichzeitig ein Kupfervoltameter einſchaltet und aus der abgeſchiedenen Kupfer-
menge die Stromſtärke in Ampères berechnet. Da die Bewegung der Spule pro-
portional dem Quadrate der Stromſtärke erfolgt, ſo giebt die Quadratwurzel aus
der Anzeige des Dynamometers ebenfalls die Stromſtärke an. Das Verhältniß
dieſer zur Stromſtärke, welche durch das Voltameter beſtimmt wurde, bildet dann
den Reductionsfactor, d. h. jene Zahl, durch welche man die Angaben des Dyna-
mometers auf Ampères reducirt. Man nennt dieſe Zahl auch die Conſtante des
Apparates, weil ſie, einmal beſtimmt, zur Umrechnung ſämmtlicher Anzeigen des
Inſtrumentes dienen kann.

Wir hatten bereits wiederholt Gelegenheit, auf eine Wirkung der Erde hin-
zuweiſen, welche ſich in der Weiſe äußert, daß durch ſie ſtromdurchfloſſenen und
freibeweglichen Leitern eine beſtimmte Stellung im Raume ertheilt wird. Ein um

[Abbildung] Fig. 164.

Wirkung des Erdſtromes.

eine verticale Axe drehbarer Kreisſtrom ſtellt ſich mit ſeiner Ebene ſenkrecht auf
den magnetiſchen Meridian, alſo ſenkrecht auf die Richtung der Declinationsnadel.
(Seite 255). Bei Dynamometern, deren bewegliche Spule aus vielen Drahtwindungen
gebildet iſt, die alſo eine ſehr kräftige Einwirkung durch die Erde erfahren, iſt es
daher bei Strommeſſungen geboten, auf dieſen Umſtand in der Art Rückſicht zu
nehmen, daß man die Spule mit ihrer Ebene ſenkrecht auf den magnetiſchen Me-
ridian ſtellt. Der Einfluß der Erde auf die Stellung ſtromumfloſſener Ebenen läßt
ſich durch die Annahme elektriſcher Strömungen in der Erde erklären, welche ſo
verlaufen, daß ihre reſultirende Wirkung einem von Oſt nach Weſt fließenden
Strome gleichkommt. Die Beziehungen, welche zwiſchen elektriſchen Strömen und
dem Magnetismus beſtehen, reichen dann auch, wie wir ſpäter ſehen werden, zur
Erklärung der erdmagnetiſchen Wirkungen aus.

Betrachten wir zunächſt mit Hilfe der Fig. 164 die Wirkung der Erd-
ſtröme
auf ſtromumfloſſene verticale Ebenen. a b c d ſtellt den um eine verticale
Axe drehbaren verticalen Stromkreis, W O die Reſultirende der ſämmtlichen Erd-

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[262/0276] lichen Einheiten wird das Inſtrument geaicht, indem man z. B. in den Strom- kreis gleichzeitig ein Kupfervoltameter einſchaltet und aus der abgeſchiedenen Kupfer- menge die Stromſtärke in Ampères berechnet. Da die Bewegung der Spule pro- portional dem Quadrate der Stromſtärke erfolgt, ſo giebt die Quadratwurzel aus der Anzeige des Dynamometers ebenfalls die Stromſtärke an. Das Verhältniß dieſer zur Stromſtärke, welche durch das Voltameter beſtimmt wurde, bildet dann den Reductionsfactor, d. h. jene Zahl, durch welche man die Angaben des Dyna- mometers auf Ampères reducirt. Man nennt dieſe Zahl auch die Conſtante des Apparates, weil ſie, einmal beſtimmt, zur Umrechnung ſämmtlicher Anzeigen des Inſtrumentes dienen kann. Wir hatten bereits wiederholt Gelegenheit, auf eine Wirkung der Erde hin- zuweiſen, welche ſich in der Weiſe äußert, daß durch ſie ſtromdurchfloſſenen und freibeweglichen Leitern eine beſtimmte Stellung im Raume ertheilt wird. Ein um [Abbildung Fig. 164. Wirkung des Erdſtromes.] eine verticale Axe drehbarer Kreisſtrom ſtellt ſich mit ſeiner Ebene ſenkrecht auf den magnetiſchen Meridian, alſo ſenkrecht auf die Richtung der Declinationsnadel. (Seite 255). Bei Dynamometern, deren bewegliche Spule aus vielen Drahtwindungen gebildet iſt, die alſo eine ſehr kräftige Einwirkung durch die Erde erfahren, iſt es daher bei Strommeſſungen geboten, auf dieſen Umſtand in der Art Rückſicht zu nehmen, daß man die Spule mit ihrer Ebene ſenkrecht auf den magnetiſchen Me- ridian ſtellt. Der Einfluß der Erde auf die Stellung ſtromumfloſſener Ebenen läßt ſich durch die Annahme elektriſcher Strömungen in der Erde erklären, welche ſo verlaufen, daß ihre reſultirende Wirkung einem von Oſt nach Weſt fließenden Strome gleichkommt. Die Beziehungen, welche zwiſchen elektriſchen Strömen und dem Magnetismus beſtehen, reichen dann auch, wie wir ſpäter ſehen werden, zur Erklärung der erdmagnetiſchen Wirkungen aus. Betrachten wir zunächſt mit Hilfe der Fig. 164 die Wirkung der Erd- ſtröme auf ſtromumfloſſene verticale Ebenen. a b c d ſtellt den um eine verticale Axe drehbaren verticalen Stromkreis, W O die Reſultirende der ſämmtlichen Erd-

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/276>, abgerufen am 21.05.2024.