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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Stromerregung durch Temperatur-Unterschiede -- Thermo-Elek-
tricität.
Der Erste, welcher Stromerregung durch Temperaturdifferenzen im metal-
lischen Schließungsbogen nachwies, war, wie in der Geschichte der Elektricität
mitgetheilt wurde, Seebeck.

Er befestigte auf ein Wismuthstäbchen a b, Fig. 102, einen Kupferbügel k
und ließ innerhalb dieses auf einem Stativ aufgesetzten Metallrahmens eine
Magnetnadel n s anbringen, welche sich auf einer Stahlspitze frei drehen konnte.
Der Metallrahmen wurde dann in den magnetischen Meridian gebracht, so daß
also die Magnetnadel sich in die Ebene des Rahmens stellte. Sobald man nun
eine der Verbindungsstellen von Kupfer und Wismuth erhitzte, während die andere
ihre ursprüngliche Temperatur beibehielt, gab die Nadel durch ihren Ausschlag
einen elektrischen Strom im Rahmen zu erkennen. Der Strom dauert hierbei so
lange an, als beide Verbindungsstellen der Metalle verschiedene Temperaturen

[Abbildung] Fig. 102.

Seebeck's Versuch.

zeigen. Anstatt eine Stelle
zu erwärmen, kann man sie
auch abkühlen. Zur Hervor-
bringung eines Stromes ist
nur eine Differenz der Tem-
peraturen beider Verbindungs-
stellen erforderlich.

Die Magnetnadel zeigt
durch ihre Bewegung nicht
nur die Existenz eines Stromes
überhaupt an, sondern sie läßt
durch die Richtung ihres Aus-
schlages auch die Richtung des
Stromes erkennen. Erhitzt
man z. B. die nördliche Löth-
stelle des Rahmens, so be-
wegt sich das Nordende der
Nadel nach Osten. Dieser
Ablenkung entspricht aber ein
Strom, welcher an der er-
hitzten Stelle vom Wismuth zum Kupfer, an der kalten Stelle vom Kupfer zum
Wismuth geht. Man findet nämlich die Richtung des Stromes in der Art, daß
man sich im Strome schwimmend eine menschliche Figur denkt; diese muß hierbei
gegen die Nadel sehen und den Nordpol derselben zur Linken haben. Die Strom-
richtung geht dann von den Füßen zum Kopfe der Figur.

Solche Thermoströme entstehen aber nicht blos bei Anwendung von Kupfer
und Wismuth, sondern auch wenn irgendwelche metallische Körper an ihren Be-
rührungsstellen ungleiche Temparatur besitzen. In Bezug auf die Größe der elektro-
motorischen Kraft, welche hierbei auftritt, ist die Natur des Körpers ausschlag-
gebend; sowohl die chemische Zusammensetzung, als auch die Structur wirken auf
das Resultat verändernd ein. Ferner hat auch die Temperatur, bis zu welcher eine
Verbindungsstelle erhitzt wird, wesentlichen Einfluß. Ausgedehnte Untersuchungen
über diese Verhältnisse wurden von Seebeck angestellt und diesem gelang es auch,
die Metalle in eine thermoelektrische Spannungsreihe einzuordnen; diese
Spannungsreihe ist:

Stromerregung durch Temperatur-Unterſchiede — Thermo-Elek-
tricität.
Der Erſte, welcher Stromerregung durch Temperaturdifferenzen im metal-
liſchen Schließungsbogen nachwies, war, wie in der Geſchichte der Elektricität
mitgetheilt wurde, Seebeck.

Er befeſtigte auf ein Wismuthſtäbchen a b, Fig. 102, einen Kupferbügel k
und ließ innerhalb dieſes auf einem Stativ aufgeſetzten Metallrahmens eine
Magnetnadel n s anbringen, welche ſich auf einer Stahlſpitze frei drehen konnte.
Der Metallrahmen wurde dann in den magnetiſchen Meridian gebracht, ſo daß
alſo die Magnetnadel ſich in die Ebene des Rahmens ſtellte. Sobald man nun
eine der Verbindungsſtellen von Kupfer und Wismuth erhitzte, während die andere
ihre urſprüngliche Temperatur beibehielt, gab die Nadel durch ihren Ausſchlag
einen elektriſchen Strom im Rahmen zu erkennen. Der Strom dauert hierbei ſo
lange an, als beide Verbindungsſtellen der Metalle verſchiedene Temperaturen

[Abbildung] Fig. 102.

Seebeck’s Verſuch.

zeigen. Anſtatt eine Stelle
zu erwärmen, kann man ſie
auch abkühlen. Zur Hervor-
bringung eines Stromes iſt
nur eine Differenz der Tem-
peraturen beider Verbindungs-
ſtellen erforderlich.

Die Magnetnadel zeigt
durch ihre Bewegung nicht
nur die Exiſtenz eines Stromes
überhaupt an, ſondern ſie läßt
durch die Richtung ihres Aus-
ſchlages auch die Richtung des
Stromes erkennen. Erhitzt
man z. B. die nördliche Löth-
ſtelle des Rahmens, ſo be-
wegt ſich das Nordende der
Nadel nach Oſten. Dieſer
Ablenkung entſpricht aber ein
Strom, welcher an der er-
hitzten Stelle vom Wismuth zum Kupfer, an der kalten Stelle vom Kupfer zum
Wismuth geht. Man findet nämlich die Richtung des Stromes in der Art, daß
man ſich im Strome ſchwimmend eine menſchliche Figur denkt; dieſe muß hierbei
gegen die Nadel ſehen und den Nordpol derſelben zur Linken haben. Die Strom-
richtung geht dann von den Füßen zum Kopfe der Figur.

Solche Thermoſtröme entſtehen aber nicht blos bei Anwendung von Kupfer
und Wismuth, ſondern auch wenn irgendwelche metalliſche Körper an ihren Be-
rührungsſtellen ungleiche Temparatur beſitzen. In Bezug auf die Größe der elektro-
motoriſchen Kraft, welche hierbei auftritt, iſt die Natur des Körpers ausſchlag-
gebend; ſowohl die chemiſche Zuſammenſetzung, als auch die Structur wirken auf
das Reſultat verändernd ein. Ferner hat auch die Temperatur, bis zu welcher eine
Verbindungsſtelle erhitzt wird, weſentlichen Einfluß. Ausgedehnte Unterſuchungen
über dieſe Verhältniſſe wurden von Seebeck angeſtellt und dieſem gelang es auch,
die Metalle in eine thermoelektriſche Spannungsreihe einzuordnen; dieſe
Spannungsreihe iſt:

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[188/0202] Stromerregung durch Temperatur-Unterſchiede — Thermo-Elek- tricität. Der Erſte, welcher Stromerregung durch Temperaturdifferenzen im metal- liſchen Schließungsbogen nachwies, war, wie in der Geſchichte der Elektricität mitgetheilt wurde, Seebeck. Er befeſtigte auf ein Wismuthſtäbchen a b, Fig. 102, einen Kupferbügel k und ließ innerhalb dieſes auf einem Stativ aufgeſetzten Metallrahmens eine Magnetnadel n s anbringen, welche ſich auf einer Stahlſpitze frei drehen konnte. Der Metallrahmen wurde dann in den magnetiſchen Meridian gebracht, ſo daß alſo die Magnetnadel ſich in die Ebene des Rahmens ſtellte. Sobald man nun eine der Verbindungsſtellen von Kupfer und Wismuth erhitzte, während die andere ihre urſprüngliche Temperatur beibehielt, gab die Nadel durch ihren Ausſchlag einen elektriſchen Strom im Rahmen zu erkennen. Der Strom dauert hierbei ſo lange an, als beide Verbindungsſtellen der Metalle verſchiedene Temperaturen [Abbildung Fig. 102. Seebeck’s Verſuch.] zeigen. Anſtatt eine Stelle zu erwärmen, kann man ſie auch abkühlen. Zur Hervor- bringung eines Stromes iſt nur eine Differenz der Tem- peraturen beider Verbindungs- ſtellen erforderlich. Die Magnetnadel zeigt durch ihre Bewegung nicht nur die Exiſtenz eines Stromes überhaupt an, ſondern ſie läßt durch die Richtung ihres Aus- ſchlages auch die Richtung des Stromes erkennen. Erhitzt man z. B. die nördliche Löth- ſtelle des Rahmens, ſo be- wegt ſich das Nordende der Nadel nach Oſten. Dieſer Ablenkung entſpricht aber ein Strom, welcher an der er- hitzten Stelle vom Wismuth zum Kupfer, an der kalten Stelle vom Kupfer zum Wismuth geht. Man findet nämlich die Richtung des Stromes in der Art, daß man ſich im Strome ſchwimmend eine menſchliche Figur denkt; dieſe muß hierbei gegen die Nadel ſehen und den Nordpol derſelben zur Linken haben. Die Strom- richtung geht dann von den Füßen zum Kopfe der Figur. Solche Thermoſtröme entſtehen aber nicht blos bei Anwendung von Kupfer und Wismuth, ſondern auch wenn irgendwelche metalliſche Körper an ihren Be- rührungsſtellen ungleiche Temparatur beſitzen. In Bezug auf die Größe der elektro- motoriſchen Kraft, welche hierbei auftritt, iſt die Natur des Körpers ausſchlag- gebend; ſowohl die chemiſche Zuſammenſetzung, als auch die Structur wirken auf das Reſultat verändernd ein. Ferner hat auch die Temperatur, bis zu welcher eine Verbindungsſtelle erhitzt wird, weſentlichen Einfluß. Ausgedehnte Unterſuchungen über dieſe Verhältniſſe wurden von Seebeck angeſtellt und dieſem gelang es auch, die Metalle in eine thermoelektriſche Spannungsreihe einzuordnen; dieſe Spannungsreihe iſt:

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/202>, abgerufen am 22.11.2024.