von Elektricität immer nur bei Berührung von Metallen mit Flüssigkeiten auf- treten. *)
Es ist übrigens die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß beide Parteien bis zu einem bestimmten Punkte Recht haben. Der Vorgang kann sich nämlich in der Weise abspielen. Bringt man die Metalle zur Berührung, so werden ihre elek- trischen Potentiale geändert, d. h. ein bestimmter statischer Zustand hervorgerufen; hierdurch tritt also keinerlei Bewegung ein und die Arbeit, welche erforderlich war, um die beiden Körper zur Berührung zu bringen, ist hinreichend, um die Entstehung dieses statischen Zustandes zu bewirken. Diese Erklärung steht somit nicht mit dem Principe der Erhaltung der Kraft im Widerspruche. Die Spannungs- differenz der Körper wird dann die Ursache eines chemischen Processes, und da dieser fortdauert, so kann auch ein dauernder galvanischer Strom entstehen. Ursache und Wirkung verstärken sich jetzt gegenseitig, gleichwie bei der Verbrennung die Temperatur durch die Oxydation erhöht wird und die Temperaturerhöhung die Oxydation befördert. Die Bewegung der Elektricität, also der galvanische Strom, wäre somit allerdings dem chemischen Processe zuzuschreiben, aber die ursprüngliche Erweckung der Spannungsdifferenz, die Einleitung des chemischen Processes, bliebe in der Berührung der Körper begründet.
Die Spannungsreihen. Bringt man Metallplatten verschiedener Natur miteinander in Berührung, so ergiebt sich ein verschiedenes Verhalten sowohl in Bezug auf die Art der erregten Elektricität, als auch in Bezug auf die Größe der Differenz der Potentialwerthe. Volta fand bereits, daß das Eisen, mit Zink berührt, negativ elektrisch wird und ebenso, wenngleich schwächer, durch die Berührung mit Blei oder Zinn. Wird jedoch das Eisen mit Kupfer oder Silber berührt, so erscheint es positiv elektrisch. Volta, Seebeck, Pfaff und Andere haben das Verhalten vieler Metalle und metallischer Verbindungen bei ihrer gegenseitigen Berührung geprüft und gelangten dadurch zur Aufstellung sogenannter Spannungs- reihen. In diesen Spannungsreihen sind die Metalle derart angeordnet, daß jedes vorhergehende mit jedem nachfolgenden Metalle zur Berührung gebracht positiv elektrisch wird; wir geben nachstehend zwei Beispiele solcher Spannungsreihen:
Spannungsreihe der Metalle
[Beginn Spaltensatz]
nach Volta:
+ Zink
Blei
Zinn
Eisen
Kupfer
[Spaltenumbruch]
nach Pfaff (1837):
+ Zink
Cadmium
Zinn
Blei
Wolfram
[Ende Spaltensatz]
*) In jüngster Zeit fand die chemische Erklärung des Volta'schen Fundamentalversuches namentlich durch Franz Exner in Wien einen warmen Vertheidiger. Auf zahlreiche messende Versuche gestützt, glaubt dieser die Erregung der Elektricität bei Berührung zweier Metall- platten einer oberflächlichen Oxydation der Metalle zuschreiben zu müssen. Bei diesem chemischen Processe wird das Metall negativ, die Oxydschicht positiv elektrisch. Letztere ist aber ein Isolator und behält daher ihre Elektricität bei. Wird hierauf diese oxydirte Platte mit einer rein metallischen Platte berührt, so wirkt die positive Elektricität der Oxydschicht influenzirend auf die Metallplatte. Das weitere Verhalten ist dann dasselbe wie jenes, welches bei der Influenzwirkung eines Leiters auf einen zweiten Leiter, der vom ersten durch einen Isolator getrennt ist, bereits erklärt wurde. Volta's Fundamentalversuch würde hiernach als eine Influenzerscheinung aufzufassen sein.
von Elektricität immer nur bei Berührung von Metallen mit Flüſſigkeiten auf- treten. *)
Es iſt übrigens die Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen, daß beide Parteien bis zu einem beſtimmten Punkte Recht haben. Der Vorgang kann ſich nämlich in der Weiſe abſpielen. Bringt man die Metalle zur Berührung, ſo werden ihre elek- triſchen Potentiale geändert, d. h. ein beſtimmter ſtatiſcher Zuſtand hervorgerufen; hierdurch tritt alſo keinerlei Bewegung ein und die Arbeit, welche erforderlich war, um die beiden Körper zur Berührung zu bringen, iſt hinreichend, um die Entſtehung dieſes ſtatiſchen Zuſtandes zu bewirken. Dieſe Erklärung ſteht ſomit nicht mit dem Principe der Erhaltung der Kraft im Widerſpruche. Die Spannungs- differenz der Körper wird dann die Urſache eines chemiſchen Proceſſes, und da dieſer fortdauert, ſo kann auch ein dauernder galvaniſcher Strom entſtehen. Urſache und Wirkung verſtärken ſich jetzt gegenſeitig, gleichwie bei der Verbrennung die Temperatur durch die Oxydation erhöht wird und die Temperaturerhöhung die Oxydation befördert. Die Bewegung der Elektricität, alſo der galvaniſche Strom, wäre ſomit allerdings dem chemiſchen Proceſſe zuzuſchreiben, aber die urſprüngliche Erweckung der Spannungsdifferenz, die Einleitung des chemiſchen Proceſſes, bliebe in der Berührung der Körper begründet.
Die Spannungsreihen. Bringt man Metallplatten verſchiedener Natur miteinander in Berührung, ſo ergiebt ſich ein verſchiedenes Verhalten ſowohl in Bezug auf die Art der erregten Elektricität, als auch in Bezug auf die Größe der Differenz der Potentialwerthe. Volta fand bereits, daß das Eiſen, mit Zink berührt, negativ elektriſch wird und ebenſo, wenngleich ſchwächer, durch die Berührung mit Blei oder Zinn. Wird jedoch das Eiſen mit Kupfer oder Silber berührt, ſo erſcheint es poſitiv elektriſch. Volta, Seebeck, Pfaff und Andere haben das Verhalten vieler Metalle und metalliſcher Verbindungen bei ihrer gegenſeitigen Berührung geprüft und gelangten dadurch zur Aufſtellung ſogenannter Spannungs- reihen. In dieſen Spannungsreihen ſind die Metalle derart angeordnet, daß jedes vorhergehende mit jedem nachfolgenden Metalle zur Berührung gebracht poſitiv elektriſch wird; wir geben nachſtehend zwei Beiſpiele ſolcher Spannungsreihen:
Spannungsreihe der Metalle
[Beginn Spaltensatz]
nach Volta:
+ Zink
Blei
Zinn
Eiſen
Kupfer
[Spaltenumbruch]
nach Pfaff (1837):
+ Zink
Cadmium
Zinn
Blei
Wolfram
[Ende Spaltensatz]
*) In jüngſter Zeit fand die chemiſche Erklärung des Volta’ſchen Fundamentalverſuches namentlich durch Franz Exner in Wien einen warmen Vertheidiger. Auf zahlreiche meſſende Verſuche geſtützt, glaubt dieſer die Erregung der Elektricität bei Berührung zweier Metall- platten einer oberflächlichen Oxydation der Metalle zuſchreiben zu müſſen. Bei dieſem chemiſchen Proceſſe wird das Metall negativ, die Oxydſchicht poſitiv elektriſch. Letztere iſt aber ein Iſolator und behält daher ihre Elektricität bei. Wird hierauf dieſe oxydirte Platte mit einer rein metalliſchen Platte berührt, ſo wirkt die poſitive Elektricität der Oxydſchicht influenzirend auf die Metallplatte. Das weitere Verhalten iſt dann dasſelbe wie jenes, welches bei der Influenzwirkung eines Leiters auf einen zweiten Leiter, der vom erſten durch einen Iſolator getrennt iſt, bereits erklärt wurde. Volta’s Fundamentalverſuch würde hiernach als eine Influenzerſcheinung aufzufaſſen ſein.
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von Elektricität immer nur bei Berührung von Metallen mit Flüſſigkeiten auf-
treten. *)
Es iſt übrigens die Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen, daß beide Parteien bis
zu einem beſtimmten Punkte Recht haben. Der Vorgang kann ſich nämlich in der
Weiſe abſpielen. Bringt man die Metalle zur Berührung, ſo werden ihre elek-
triſchen Potentiale geändert, d. h. ein beſtimmter ſtatiſcher Zuſtand hervorgerufen;
hierdurch tritt alſo keinerlei Bewegung ein und die Arbeit, welche erforderlich
war, um die beiden Körper zur Berührung zu bringen, iſt hinreichend, um die
Entſtehung dieſes ſtatiſchen Zuſtandes zu bewirken. Dieſe Erklärung ſteht ſomit
nicht mit dem Principe der Erhaltung der Kraft im Widerſpruche. Die Spannungs-
differenz der Körper wird dann die Urſache eines chemiſchen Proceſſes, und da
dieſer fortdauert, ſo kann auch ein dauernder galvaniſcher Strom entſtehen.
Urſache und Wirkung verſtärken ſich jetzt gegenſeitig, gleichwie bei der Verbrennung
die Temperatur durch die Oxydation erhöht wird und die Temperaturerhöhung die
Oxydation befördert. Die Bewegung der Elektricität, alſo der galvaniſche Strom,
wäre ſomit allerdings dem chemiſchen Proceſſe zuzuſchreiben, aber die urſprüngliche
Erweckung der Spannungsdifferenz, die Einleitung des chemiſchen Proceſſes, bliebe
in der Berührung der Körper begründet.
Die Spannungsreihen. Bringt man Metallplatten verſchiedener Natur
miteinander in Berührung, ſo ergiebt ſich ein verſchiedenes Verhalten ſowohl in
Bezug auf die Art der erregten Elektricität, als auch in Bezug auf die Größe
der Differenz der Potentialwerthe. Volta fand bereits, daß das Eiſen, mit Zink
berührt, negativ elektriſch wird und ebenſo, wenngleich ſchwächer, durch die
Berührung mit Blei oder Zinn. Wird jedoch das Eiſen mit Kupfer oder Silber
berührt, ſo erſcheint es poſitiv elektriſch. Volta, Seebeck, Pfaff und Andere haben
das Verhalten vieler Metalle und metalliſcher Verbindungen bei ihrer gegenſeitigen
Berührung geprüft und gelangten dadurch zur Aufſtellung ſogenannter Spannungs-
reihen. In dieſen Spannungsreihen ſind die Metalle derart angeordnet, daß jedes
vorhergehende mit jedem nachfolgenden Metalle zur Berührung gebracht poſitiv
elektriſch wird; wir geben nachſtehend zwei Beiſpiele ſolcher Spannungsreihen:
Spannungsreihe der Metalle
nach Volta:
+ Zink
Blei
Zinn
Eiſen
Kupfer
nach Pfaff (1837):
+ Zink
Cadmium
Zinn
Blei
Wolfram
*) In jüngſter Zeit fand die chemiſche Erklärung des Volta’ſchen Fundamentalverſuches
namentlich durch Franz Exner in Wien einen warmen Vertheidiger. Auf zahlreiche meſſende
Verſuche geſtützt, glaubt dieſer die Erregung der Elektricität bei Berührung zweier Metall-
platten einer oberflächlichen Oxydation der Metalle zuſchreiben zu müſſen. Bei dieſem
chemiſchen Proceſſe wird das Metall negativ, die Oxydſchicht poſitiv elektriſch. Letztere iſt aber
ein Iſolator und behält daher ihre Elektricität bei. Wird hierauf dieſe oxydirte Platte mit
einer rein metalliſchen Platte berührt, ſo wirkt die poſitive Elektricität der Oxydſchicht
influenzirend auf die Metallplatte. Das weitere Verhalten iſt dann dasſelbe wie jenes,
welches bei der Influenzwirkung eines Leiters auf einen zweiten Leiter, der vom erſten
durch einen Iſolator getrennt iſt, bereits erklärt wurde. Volta’s Fundamentalverſuch würde
hiernach als eine Influenzerſcheinung aufzufaſſen ſein.
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/181>, abgerufen am 24.11.2024.
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