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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Spannung erreicht hat, strömt die Elektricität aus den Spitzen heftig aus und
stößt die Lufttheilchen in der Richtung der Spitzen zurück. Das Rädchen selbst
bewegt sich dann in Folge der Reactionswirkung in entgegengesetzter Richtung,
was durch die Pfeile angedeutet ist.

Für die Wirkung einer Spitze ist es nicht gleichgiltig, an welcher Stelle
des Leiters sie angesetzt wird. Sie wird z. B. kräftiger wirken, wenn man sie
bei a (Fig. 44, S. 93) ansetzt, als wenn sie auf der Strecke A B ihre Basis
hat, weil an der ersterwähnten Stelle des Leiters die Dichte schon an und für
sich eine größere ist, als an der letzterwähnten. Im erhöhten Maße macht sich
aber der Einfluß der Stellung geltend, wenn Influenzerscheinungen auftreten.

In Fig. 46 stellt K eine elektrisirte Kugel dar, welche isolirt aufgestellt ist;
bringt man in ihre Nähe den gleichfalls isolirten Messingcylinder a b, so wird
auf diesem bekanntlich bei a Influenzelektricität erster Art, bei b Influenzelektricität

[Abbildung] Fig. 46.

Wirkung der Spitze bei Influenz-Erscheinungen.

zweiter Art influenzirt. Setzt man nun auf das Ende bei b eine Spitze, so erhält
auch diese Influenzelektricität zweiter Art; diese Influenzelektricität wird daher
durch die Spitze ausströmen und hierin noch durch die von der Elektricität auf
die Kugel ausgeübte Abstoßung unterstützt werden. Entfernt man dann die
Kugel K von dem Cylinder a b, so bleibt letzterer mit Influenzelektricität erster
Art geladen zurück. Die Spitze bewirkt also bei dieser Anordnung des Versuches
eine Ladung des genäherten Leiters mit Influenzelektricität erster Art.

Aendert man aber den Versuch derart ab, daß man die Spitze nicht bei
b, sondern an dem der Kugel zugewandten Ende a des Cylinders ansetzt, so
treten folgende Erscheinungen auf: Die (z. B. +) elektrische Kugel erregt wieder
bei a Influenzelektricität erster Art (--) und bei b Influenzelektricität zweiter Art
(+). Die Spitze bei a erhält Influenzelektricität erster Art (--) und veranlaßt
das Ausströmen dieser (--) Elektricität. Nach Entfernung der Kugel K bleibt
der Cylinder mit Influenzelektricität zweiter Art (+) geladen zurück. Dabei zeigt
sich aber die merkwürdige Thatsache, daß die Kugel K in ihrer (+) Elektricitäts-

Urbanitzky: Elektricität. 7

Spannung erreicht hat, ſtrömt die Elektricität aus den Spitzen heftig aus und
ſtößt die Lufttheilchen in der Richtung der Spitzen zurück. Das Rädchen ſelbſt
bewegt ſich dann in Folge der Reactionswirkung in entgegengeſetzter Richtung,
was durch die Pfeile angedeutet iſt.

Für die Wirkung einer Spitze iſt es nicht gleichgiltig, an welcher Stelle
des Leiters ſie angeſetzt wird. Sie wird z. B. kräftiger wirken, wenn man ſie
bei a (Fig. 44, S. 93) anſetzt, als wenn ſie auf der Strecke A B ihre Baſis
hat, weil an der erſterwähnten Stelle des Leiters die Dichte ſchon an und für
ſich eine größere iſt, als an der letzterwähnten. Im erhöhten Maße macht ſich
aber der Einfluß der Stellung geltend, wenn Influenzerſcheinungen auftreten.

In Fig. 46 ſtellt K eine elektriſirte Kugel dar, welche iſolirt aufgeſtellt iſt;
bringt man in ihre Nähe den gleichfalls iſolirten Meſſingcylinder a b, ſo wird
auf dieſem bekanntlich bei a Influenzelektricität erſter Art, bei b Influenzelektricität

[Abbildung] Fig. 46.

Wirkung der Spitze bei Influenz-Erſcheinungen.

zweiter Art influenzirt. Setzt man nun auf das Ende bei b eine Spitze, ſo erhält
auch dieſe Influenzelektricität zweiter Art; dieſe Influenzelektricität wird daher
durch die Spitze ausſtrömen und hierin noch durch die von der Elektricität auf
die Kugel ausgeübte Abſtoßung unterſtützt werden. Entfernt man dann die
Kugel K von dem Cylinder a b, ſo bleibt letzterer mit Influenzelektricität erſter
Art geladen zurück. Die Spitze bewirkt alſo bei dieſer Anordnung des Verſuches
eine Ladung des genäherten Leiters mit Influenzelektricität erſter Art.

Aendert man aber den Verſuch derart ab, daß man die Spitze nicht bei
b, ſondern an dem der Kugel zugewandten Ende a des Cylinders anſetzt, ſo
treten folgende Erſcheinungen auf: Die (z. B. +) elektriſche Kugel erregt wieder
bei a Influenzelektricität erſter Art (—) und bei b Influenzelektricität zweiter Art
(+). Die Spitze bei a erhält Influenzelektricität erſter Art (—) und veranlaßt
das Ausſtrömen dieſer (—) Elektricität. Nach Entfernung der Kugel K bleibt
der Cylinder mit Influenzelektricität zweiter Art (+) geladen zurück. Dabei zeigt
ſich aber die merkwürdige Thatſache, daß die Kugel K in ihrer (+) Elektricitäts-

Urbanitzky: Elektricität. 7
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[97/0111] Spannung erreicht hat, ſtrömt die Elektricität aus den Spitzen heftig aus und ſtößt die Lufttheilchen in der Richtung der Spitzen zurück. Das Rädchen ſelbſt bewegt ſich dann in Folge der Reactionswirkung in entgegengeſetzter Richtung, was durch die Pfeile angedeutet iſt. Für die Wirkung einer Spitze iſt es nicht gleichgiltig, an welcher Stelle des Leiters ſie angeſetzt wird. Sie wird z. B. kräftiger wirken, wenn man ſie bei a (Fig. 44, S. 93) anſetzt, als wenn ſie auf der Strecke A B ihre Baſis hat, weil an der erſterwähnten Stelle des Leiters die Dichte ſchon an und für ſich eine größere iſt, als an der letzterwähnten. Im erhöhten Maße macht ſich aber der Einfluß der Stellung geltend, wenn Influenzerſcheinungen auftreten. In Fig. 46 ſtellt K eine elektriſirte Kugel dar, welche iſolirt aufgeſtellt iſt; bringt man in ihre Nähe den gleichfalls iſolirten Meſſingcylinder a b, ſo wird auf dieſem bekanntlich bei a Influenzelektricität erſter Art, bei b Influenzelektricität [Abbildung Fig. 46. Wirkung der Spitze bei Influenz-Erſcheinungen.] zweiter Art influenzirt. Setzt man nun auf das Ende bei b eine Spitze, ſo erhält auch dieſe Influenzelektricität zweiter Art; dieſe Influenzelektricität wird daher durch die Spitze ausſtrömen und hierin noch durch die von der Elektricität auf die Kugel ausgeübte Abſtoßung unterſtützt werden. Entfernt man dann die Kugel K von dem Cylinder a b, ſo bleibt letzterer mit Influenzelektricität erſter Art geladen zurück. Die Spitze bewirkt alſo bei dieſer Anordnung des Verſuches eine Ladung des genäherten Leiters mit Influenzelektricität erſter Art. Aendert man aber den Verſuch derart ab, daß man die Spitze nicht bei b, ſondern an dem der Kugel zugewandten Ende a des Cylinders anſetzt, ſo treten folgende Erſcheinungen auf: Die (z. B. +) elektriſche Kugel erregt wieder bei a Influenzelektricität erſter Art (—) und bei b Influenzelektricität zweiter Art (+). Die Spitze bei a erhält Influenzelektricität erſter Art (—) und veranlaßt das Ausſtrömen dieſer (—) Elektricität. Nach Entfernung der Kugel K bleibt der Cylinder mit Influenzelektricität zweiter Art (+) geladen zurück. Dabei zeigt ſich aber die merkwürdige Thatſache, daß die Kugel K in ihrer (+) Elektricitäts- Urbanitzky: Elektricität. 7

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/111>, abgerufen am 23.11.2024.