Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

erreicht wird, und zwar umsomehr, als auch die Zahl der Elektromagnetwindungen eine
erhebliche ist. (Der Widerstand der Elektromagnete beträgt 500 bis 600 Siemens-Einheiten.)

Stellt man den Anker derart ein, daß er dem einen Pole näher steht als dem andern,
so wird er vom ersteren Pole stärker angezogen als vom letzteren. Schickt man nun einen
Strom von einer bestimmten Richtung durch die Drahtwindungen des Elektromagnetes, so
wird die Anziehung des dem Anker näheren Poles verstärkt und der Anker stärker an die
betreffende Contactschraube gedrückt; besitzt der Strom die entgegengesetzte Richtung, so wird
der Anker auf die andere Contactschraube geworfen.

Um mit diesem Farbschreiber in gewöhnlicher Weise, d. h. mit gleichgerichteten Strömen
zu arbeiten, stellt man den Polschuh N durch die Schraube F so ein, daß er kräftiger wie der
Pol N' auf den Anker wirkt. Letzterer muß sich daher an den Contact D legen. Sendet man
dann einen Strom entsprechender Richtung durch den Elektromagnet, so wird der Nord-
magnetismus von N' verstärkt, der Anker bewegt sich nach abwärts, legt sich auf den Telegraphir-
Contact D' und drückt das Farbrädchen gegen den Papierstreifen; es entsteht das gewünschte
Zeichen. Bei hierauf folgender Unterbrechung des Stromes kommt die überwiegende Kraft
des Poles N wieder zur Geltung und der Anker geht auf den Contact D zurück. Der polari-
sirte Farbschreiber gestattet aber auch den Betrieb mit Wechselströmen. Hierzu stellt man den
Anker s s derart ein, daß beide Pole N N' gleich stark auf ihn wirken, er also schwebend erhalten
wird. Sendet man jetzt einen Strom bestimmter Richtung durch den Elektromagnet, so wird
N' verstärkt, N geschwächt und der Anker auf D', das Farbrädchen gegen den Papierstreifen
drückend, geworfen. In dieser Lage verharrt der Anker, so lange derselbe Strom andauert.
Sendet man nun einen Strom entgegengesetzter Richtung in den Apparat, so wird N verstärkt,
N' geschwächt und der Anker bewegt sich gegen D, wodurch der Papierstreifen außer Berührung
mit dem Farbrädchen kommt. In der letztbeschriebenen Weise wird der Apparat als sogenannter
Schnellschreiber für automatisch versandte Zeichen benützt.

Unter den im Obigen beschriebenen Apparaten zeichnen sich die Relief-
schreiber durch ihre Einfachheit und damit verbundene Betriebssicherheit aus. Die
Schreibvorrichtung versagt auch bei geringer Benützung oder in staubigen Localen
nicht, wie dies bei Farbschreibern durch Eintrocknen oder Verschmieren der Farbe
vorkommen kann. Da ferner die Zeichen des Reliefschreibers nur bei einem bestimmten
Lichteinfalle sichtbar und dann blendend sind, veranlassen sie den Beamten, die
Telegramme nach dem Gehör aufzunehmen; es ist dies ein Vortheil, weil die
Praxis gezeigt hat, daß geübte Telegraphisten sicherer nach dem Gehör, als nach
dem Gesichte arbeiten. Ein Nachtheil des Reliefschreibers ist es hingegen, daß ein
verhältnißmäßig starker Strom erforderlich ist, um deutliche Zeichen mit Sicherheit
zu erhalten. Dieser Anforderung kann, wegen der in langen Leitungen vorhandenen
Nebenschließungen und damit verbundenen Stromschwächungen, nur durch Anwen-
dung starker Batterien oder durch Anwendung von Relais (die wir weiter unten
kennen lernen werden) entsprochen werden. Das letzterwähnte Auskunftsmittel ver-
theuert aber nicht nur die Anlage, sondern complicirt auch den Gesammtapparat
und schafft hierdurch Gelegenheit zu Betriebsstörungen. Ferner erwies sich die
Einrichtung eines gebrochenen Schreibhebels (für Ruhe- und Arbeitsstromleitung)
als undurchführbar und ist man bei schnellem Arbeiten der Verstümmelung der
Zeichen ausgesetzt.

Bei den Farbschreibern hingegen genügt schon eine schwache Wirkung des
Elektromagnetes, um die farbigen Zeichen vollkommen sicher hervorzubringen, da
ein schwacher Druck auf den Papierstreifen ausreicht. Unregelmäßigkeiten sind auch
bei schnellem Arbeiten nicht zu befürchten, weil eben dieser schwache Druck nicht
im Stande ist, das Räderwerk zu bremsen und dadurch eine unregelmäßige Bewegung
des Papierstreifens hervorzurufen, wie dies beim kräftig aufdrückenden Stifte des
Reliefschreibers geschehen kann. Die Farbschreiber können auch, wie wir gesehen
haben, sowohl auf Ruhestrom-, als auch auf Arbeitsstrom-Leitungen benützt werden.
In Folge der wesentlichen Ueberlegenheit der Farbschreiber über die Reliefschreiber

erreicht wird, und zwar umſomehr, als auch die Zahl der Elektromagnetwindungen eine
erhebliche iſt. (Der Widerſtand der Elektromagnete beträgt 500 bis 600 Siemens-Einheiten.)

Stellt man den Anker derart ein, daß er dem einen Pole näher ſteht als dem andern,
ſo wird er vom erſteren Pole ſtärker angezogen als vom letzteren. Schickt man nun einen
Strom von einer beſtimmten Richtung durch die Drahtwindungen des Elektromagnetes, ſo
wird die Anziehung des dem Anker näheren Poles verſtärkt und der Anker ſtärker an die
betreffende Contactſchraube gedrückt; beſitzt der Strom die entgegengeſetzte Richtung, ſo wird
der Anker auf die andere Contactſchraube geworfen.

Um mit dieſem Farbſchreiber in gewöhnlicher Weiſe, d. h. mit gleichgerichteten Strömen
zu arbeiten, ſtellt man den Polſchuh N durch die Schraube F ſo ein, daß er kräftiger wie der
Pol N' auf den Anker wirkt. Letzterer muß ſich daher an den Contact D legen. Sendet man
dann einen Strom entſprechender Richtung durch den Elektromagnet, ſo wird der Nord-
magnetismus von N' verſtärkt, der Anker bewegt ſich nach abwärts, legt ſich auf den Telegraphir-
Contact D' und drückt das Farbrädchen gegen den Papierſtreifen; es entſteht das gewünſchte
Zeichen. Bei hierauf folgender Unterbrechung des Stromes kommt die überwiegende Kraft
des Poles N wieder zur Geltung und der Anker geht auf den Contact D zurück. Der polari-
ſirte Farbſchreiber geſtattet aber auch den Betrieb mit Wechſelſtrömen. Hierzu ſtellt man den
Anker s s derart ein, daß beide Pole N N' gleich ſtark auf ihn wirken, er alſo ſchwebend erhalten
wird. Sendet man jetzt einen Strom beſtimmter Richtung durch den Elektromagnet, ſo wird
N' verſtärkt, N geſchwächt und der Anker auf D', das Farbrädchen gegen den Papierſtreifen
drückend, geworfen. In dieſer Lage verharrt der Anker, ſo lange derſelbe Strom andauert.
Sendet man nun einen Strom entgegengeſetzter Richtung in den Apparat, ſo wird N verſtärkt,
N' geſchwächt und der Anker bewegt ſich gegen D, wodurch der Papierſtreifen außer Berührung
mit dem Farbrädchen kommt. In der letztbeſchriebenen Weiſe wird der Apparat als ſogenannter
Schnellſchreiber für automatiſch verſandte Zeichen benützt.

Unter den im Obigen beſchriebenen Apparaten zeichnen ſich die Relief-
ſchreiber durch ihre Einfachheit und damit verbundene Betriebsſicherheit aus. Die
Schreibvorrichtung verſagt auch bei geringer Benützung oder in ſtaubigen Localen
nicht, wie dies bei Farbſchreibern durch Eintrocknen oder Verſchmieren der Farbe
vorkommen kann. Da ferner die Zeichen des Reliefſchreibers nur bei einem beſtimmten
Lichteinfalle ſichtbar und dann blendend ſind, veranlaſſen ſie den Beamten, die
Telegramme nach dem Gehör aufzunehmen; es iſt dies ein Vortheil, weil die
Praxis gezeigt hat, daß geübte Telegraphiſten ſicherer nach dem Gehör, als nach
dem Geſichte arbeiten. Ein Nachtheil des Reliefſchreibers iſt es hingegen, daß ein
verhältnißmäßig ſtarker Strom erforderlich iſt, um deutliche Zeichen mit Sicherheit
zu erhalten. Dieſer Anforderung kann, wegen der in langen Leitungen vorhandenen
Nebenſchließungen und damit verbundenen Stromſchwächungen, nur durch Anwen-
dung ſtarker Batterien oder durch Anwendung von Relais (die wir weiter unten
kennen lernen werden) entſprochen werden. Das letzterwähnte Auskunftsmittel ver-
theuert aber nicht nur die Anlage, ſondern complicirt auch den Geſammtapparat
und ſchafft hierdurch Gelegenheit zu Betriebsſtörungen. Ferner erwies ſich die
Einrichtung eines gebrochenen Schreibhebels (für Ruhe- und Arbeitsſtromleitung)
als undurchführbar und iſt man bei ſchnellem Arbeiten der Verſtümmelung der
Zeichen ausgeſetzt.

Bei den Farbſchreibern hingegen genügt ſchon eine ſchwache Wirkung des
Elektromagnetes, um die farbigen Zeichen vollkommen ſicher hervorzubringen, da
ein ſchwacher Druck auf den Papierſtreifen ausreicht. Unregelmäßigkeiten ſind auch
bei ſchnellem Arbeiten nicht zu befürchten, weil eben dieſer ſchwache Druck nicht
im Stande iſt, das Räderwerk zu bremſen und dadurch eine unregelmäßige Bewegung
des Papierſtreifens hervorzurufen, wie dies beim kräftig aufdrückenden Stifte des
Reliefſchreibers geſchehen kann. Die Farbſchreiber können auch, wie wir geſehen
haben, ſowohl auf Ruheſtrom-, als auch auf Arbeitsſtrom-Leitungen benützt werden.
In Folge der weſentlichen Ueberlegenheit der Farbſchreiber über die Reliefſchreiber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f1024" n="1010"/>
erreicht wird, und zwar um&#x017F;omehr, als auch die Zahl der Elektromagnetwindungen eine<lb/>
erhebliche i&#x017F;t. (Der Wider&#x017F;tand der Elektromagnete beträgt 500 bis 600 Siemens-Einheiten.)</p><lb/>
              <p>Stellt man den Anker derart ein, daß er dem einen Pole näher &#x017F;teht als dem andern,<lb/>
&#x017F;o wird er vom er&#x017F;teren Pole &#x017F;tärker angezogen als vom letzteren. Schickt man nun einen<lb/>
Strom von einer be&#x017F;timmten Richtung durch die Drahtwindungen des Elektromagnetes, &#x017F;o<lb/>
wird die Anziehung des dem Anker näheren Poles ver&#x017F;tärkt und der Anker &#x017F;tärker an die<lb/>
betreffende Contact&#x017F;chraube gedrückt; be&#x017F;itzt der Strom die entgegenge&#x017F;etzte Richtung, &#x017F;o wird<lb/>
der Anker auf die andere Contact&#x017F;chraube geworfen.</p><lb/>
              <p>Um mit die&#x017F;em Farb&#x017F;chreiber in gewöhnlicher Wei&#x017F;e, d. h. mit gleichgerichteten Strömen<lb/>
zu arbeiten, &#x017F;tellt man den Pol&#x017F;chuh <hi rendition="#aq">N</hi> durch die Schraube <hi rendition="#aq">F</hi> &#x017F;o ein, daß er kräftiger wie der<lb/>
Pol <hi rendition="#aq">N'</hi> auf den Anker wirkt. Letzterer muß &#x017F;ich daher an den Contact <hi rendition="#aq">D</hi> legen. Sendet man<lb/>
dann einen Strom ent&#x017F;prechender Richtung durch den Elektromagnet, &#x017F;o wird der Nord-<lb/>
magnetismus von <hi rendition="#aq">N'</hi> ver&#x017F;tärkt, der Anker bewegt &#x017F;ich nach abwärts, legt &#x017F;ich auf den Telegraphir-<lb/>
Contact <hi rendition="#aq">D'</hi> und drückt das Farbrädchen gegen den Papier&#x017F;treifen; es ent&#x017F;teht das gewün&#x017F;chte<lb/>
Zeichen. Bei hierauf folgender Unterbrechung des Stromes kommt die überwiegende Kraft<lb/>
des Poles <hi rendition="#aq">N</hi> wieder zur Geltung und der Anker geht auf den Contact <hi rendition="#aq">D</hi> zurück. Der polari-<lb/>
&#x017F;irte Farb&#x017F;chreiber ge&#x017F;tattet aber auch den Betrieb mit Wech&#x017F;el&#x017F;trömen. Hierzu &#x017F;tellt man den<lb/>
Anker <hi rendition="#aq">s s</hi> derart ein, daß beide Pole <hi rendition="#aq">N N'</hi> gleich &#x017F;tark auf ihn wirken, er al&#x017F;o &#x017F;chwebend erhalten<lb/>
wird. Sendet man jetzt einen Strom be&#x017F;timmter Richtung durch den Elektromagnet, &#x017F;o wird<lb/><hi rendition="#aq">N'</hi> ver&#x017F;tärkt, <hi rendition="#aq">N</hi> ge&#x017F;chwächt und der Anker auf <hi rendition="#aq">D'</hi>, das Farbrädchen gegen den Papier&#x017F;treifen<lb/>
drückend, geworfen. In die&#x017F;er Lage verharrt der Anker, &#x017F;o lange der&#x017F;elbe Strom andauert.<lb/>
Sendet man nun einen Strom entgegenge&#x017F;etzter Richtung in den Apparat, &#x017F;o wird <hi rendition="#aq">N</hi> ver&#x017F;tärkt,<lb/><hi rendition="#aq">N'</hi> ge&#x017F;chwächt und der Anker bewegt &#x017F;ich gegen <hi rendition="#aq">D</hi>, wodurch der Papier&#x017F;treifen außer Berührung<lb/>
mit dem Farbrädchen kommt. In der letztbe&#x017F;chriebenen Wei&#x017F;e wird der Apparat als &#x017F;ogenannter<lb/><hi rendition="#g">Schnell&#x017F;chreiber</hi> für automati&#x017F;ch ver&#x017F;andte Zeichen benützt.</p><lb/>
              <p>Unter den im Obigen be&#x017F;chriebenen Apparaten zeichnen &#x017F;ich die Relief-<lb/>
&#x017F;chreiber durch ihre Einfachheit und damit verbundene Betriebs&#x017F;icherheit aus. Die<lb/>
Schreibvorrichtung ver&#x017F;agt auch bei geringer Benützung oder in &#x017F;taubigen Localen<lb/>
nicht, wie dies bei Farb&#x017F;chreibern durch Eintrocknen oder Ver&#x017F;chmieren der Farbe<lb/>
vorkommen kann. Da ferner die Zeichen des Relief&#x017F;chreibers nur bei einem be&#x017F;timmten<lb/>
Lichteinfalle &#x017F;ichtbar und dann blendend &#x017F;ind, veranla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie den Beamten, die<lb/>
Telegramme nach dem Gehör aufzunehmen; es i&#x017F;t dies ein Vortheil, weil die<lb/>
Praxis gezeigt hat, daß geübte Telegraphi&#x017F;ten &#x017F;icherer nach dem Gehör, als nach<lb/>
dem Ge&#x017F;ichte arbeiten. Ein Nachtheil des Relief&#x017F;chreibers i&#x017F;t es hingegen, daß ein<lb/>
verhältnißmäßig &#x017F;tarker Strom erforderlich i&#x017F;t, um deutliche Zeichen mit Sicherheit<lb/>
zu erhalten. Die&#x017F;er Anforderung kann, wegen der in langen Leitungen vorhandenen<lb/>
Neben&#x017F;chließungen und damit verbundenen Strom&#x017F;chwächungen, nur durch Anwen-<lb/>
dung &#x017F;tarker Batterien oder durch Anwendung von Relais (die wir weiter unten<lb/>
kennen lernen werden) ent&#x017F;prochen werden. Das letzterwähnte Auskunftsmittel ver-<lb/>
theuert aber nicht nur die Anlage, &#x017F;ondern complicirt auch den Ge&#x017F;ammtapparat<lb/>
und &#x017F;chafft hierdurch Gelegenheit zu Betriebs&#x017F;törungen. Ferner erwies &#x017F;ich die<lb/>
Einrichtung eines gebrochenen Schreibhebels (für Ruhe- und Arbeits&#x017F;tromleitung)<lb/>
als undurchführbar und i&#x017F;t man bei &#x017F;chnellem Arbeiten der Ver&#x017F;tümmelung der<lb/>
Zeichen ausge&#x017F;etzt.</p><lb/>
              <p>Bei den Farb&#x017F;chreibern hingegen genügt &#x017F;chon eine &#x017F;chwache Wirkung des<lb/>
Elektromagnetes, um die farbigen Zeichen vollkommen &#x017F;icher hervorzubringen, da<lb/>
ein &#x017F;chwacher Druck auf den Papier&#x017F;treifen ausreicht. Unregelmäßigkeiten &#x017F;ind auch<lb/>
bei &#x017F;chnellem Arbeiten nicht zu befürchten, weil eben die&#x017F;er &#x017F;chwache Druck nicht<lb/>
im Stande i&#x017F;t, das Räderwerk zu brem&#x017F;en und dadurch eine unregelmäßige Bewegung<lb/>
des Papier&#x017F;treifens hervorzurufen, wie dies beim kräftig aufdrückenden Stifte des<lb/>
Relief&#x017F;chreibers ge&#x017F;chehen kann. Die Farb&#x017F;chreiber können auch, wie wir ge&#x017F;ehen<lb/>
haben, &#x017F;owohl auf Ruhe&#x017F;trom-, als auch auf Arbeits&#x017F;trom-Leitungen benützt werden.<lb/>
In Folge der we&#x017F;entlichen Ueberlegenheit der Farb&#x017F;chreiber über die Relief&#x017F;chreiber<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1010/1024] erreicht wird, und zwar umſomehr, als auch die Zahl der Elektromagnetwindungen eine erhebliche iſt. (Der Widerſtand der Elektromagnete beträgt 500 bis 600 Siemens-Einheiten.) Stellt man den Anker derart ein, daß er dem einen Pole näher ſteht als dem andern, ſo wird er vom erſteren Pole ſtärker angezogen als vom letzteren. Schickt man nun einen Strom von einer beſtimmten Richtung durch die Drahtwindungen des Elektromagnetes, ſo wird die Anziehung des dem Anker näheren Poles verſtärkt und der Anker ſtärker an die betreffende Contactſchraube gedrückt; beſitzt der Strom die entgegengeſetzte Richtung, ſo wird der Anker auf die andere Contactſchraube geworfen. Um mit dieſem Farbſchreiber in gewöhnlicher Weiſe, d. h. mit gleichgerichteten Strömen zu arbeiten, ſtellt man den Polſchuh N durch die Schraube F ſo ein, daß er kräftiger wie der Pol N' auf den Anker wirkt. Letzterer muß ſich daher an den Contact D legen. Sendet man dann einen Strom entſprechender Richtung durch den Elektromagnet, ſo wird der Nord- magnetismus von N' verſtärkt, der Anker bewegt ſich nach abwärts, legt ſich auf den Telegraphir- Contact D' und drückt das Farbrädchen gegen den Papierſtreifen; es entſteht das gewünſchte Zeichen. Bei hierauf folgender Unterbrechung des Stromes kommt die überwiegende Kraft des Poles N wieder zur Geltung und der Anker geht auf den Contact D zurück. Der polari- ſirte Farbſchreiber geſtattet aber auch den Betrieb mit Wechſelſtrömen. Hierzu ſtellt man den Anker s s derart ein, daß beide Pole N N' gleich ſtark auf ihn wirken, er alſo ſchwebend erhalten wird. Sendet man jetzt einen Strom beſtimmter Richtung durch den Elektromagnet, ſo wird N' verſtärkt, N geſchwächt und der Anker auf D', das Farbrädchen gegen den Papierſtreifen drückend, geworfen. In dieſer Lage verharrt der Anker, ſo lange derſelbe Strom andauert. Sendet man nun einen Strom entgegengeſetzter Richtung in den Apparat, ſo wird N verſtärkt, N' geſchwächt und der Anker bewegt ſich gegen D, wodurch der Papierſtreifen außer Berührung mit dem Farbrädchen kommt. In der letztbeſchriebenen Weiſe wird der Apparat als ſogenannter Schnellſchreiber für automatiſch verſandte Zeichen benützt. Unter den im Obigen beſchriebenen Apparaten zeichnen ſich die Relief- ſchreiber durch ihre Einfachheit und damit verbundene Betriebsſicherheit aus. Die Schreibvorrichtung verſagt auch bei geringer Benützung oder in ſtaubigen Localen nicht, wie dies bei Farbſchreibern durch Eintrocknen oder Verſchmieren der Farbe vorkommen kann. Da ferner die Zeichen des Reliefſchreibers nur bei einem beſtimmten Lichteinfalle ſichtbar und dann blendend ſind, veranlaſſen ſie den Beamten, die Telegramme nach dem Gehör aufzunehmen; es iſt dies ein Vortheil, weil die Praxis gezeigt hat, daß geübte Telegraphiſten ſicherer nach dem Gehör, als nach dem Geſichte arbeiten. Ein Nachtheil des Reliefſchreibers iſt es hingegen, daß ein verhältnißmäßig ſtarker Strom erforderlich iſt, um deutliche Zeichen mit Sicherheit zu erhalten. Dieſer Anforderung kann, wegen der in langen Leitungen vorhandenen Nebenſchließungen und damit verbundenen Stromſchwächungen, nur durch Anwen- dung ſtarker Batterien oder durch Anwendung von Relais (die wir weiter unten kennen lernen werden) entſprochen werden. Das letzterwähnte Auskunftsmittel ver- theuert aber nicht nur die Anlage, ſondern complicirt auch den Geſammtapparat und ſchafft hierdurch Gelegenheit zu Betriebsſtörungen. Ferner erwies ſich die Einrichtung eines gebrochenen Schreibhebels (für Ruhe- und Arbeitsſtromleitung) als undurchführbar und iſt man bei ſchnellem Arbeiten der Verſtümmelung der Zeichen ausgeſetzt. Bei den Farbſchreibern hingegen genügt ſchon eine ſchwache Wirkung des Elektromagnetes, um die farbigen Zeichen vollkommen ſicher hervorzubringen, da ein ſchwacher Druck auf den Papierſtreifen ausreicht. Unregelmäßigkeiten ſind auch bei ſchnellem Arbeiten nicht zu befürchten, weil eben dieſer ſchwache Druck nicht im Stande iſt, das Räderwerk zu bremſen und dadurch eine unregelmäßige Bewegung des Papierſtreifens hervorzurufen, wie dies beim kräftig aufdrückenden Stifte des Reliefſchreibers geſchehen kann. Die Farbſchreiber können auch, wie wir geſehen haben, ſowohl auf Ruheſtrom-, als auch auf Arbeitsſtrom-Leitungen benützt werden. In Folge der weſentlichen Ueberlegenheit der Farbſchreiber über die Reliefſchreiber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1024
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 1010. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1024>, abgerufen am 24.05.2024.