Signalisirungen veranlaßt, die auch mit ganzen Worten und kleinen Phrasen auf das vollkommenste gelangen. Es leidet keinen Zweifel, daß es möglich sein würde, auf ähnliche Weise eine unmittelbare telegraphische Verbindung zwischen zwei eine beträchtliche Anzahl von Meilen voneinander entfernten Orten einzurichten; allein es kann natürlich hier nicht der Ort sein, Ideen über diesen Gegenstand weiter zu entwickeln."
Diese Notiz, zusammengehalten mit anderweitigen Publicationen, läßt es als ziemlich sicher erkennen, daß der elektromagnetische Telegraph eine gemeinsame Arbeit von Weber und Gauß ist, während die Ausführung der Leitung Weber zuzuschreiben sein dürfte. Der zur Ausstellung im Jahre 1881 nach Paris gesandte Apparat wurde in "La lumiere electrique" (Bd. VIII) abgebildet und
[Abbildung]
Fig. 748.
Gauß-Weber'scher Telegraph.
beschrieben. Hiernach diente als Empfänger ein Galvanometerrahmen B B (Fig 747), in welchem der Magnetstab A von 1·21 Meter Länge schwingen konnte. Dieser hing an einem Seiden- faden und trug gleichzeitig einen kleinen Spiegel M, welcher die Schwingungen des Magnetes mit- machte. Zur Beobachtung derselben wurde ein Ablesefernrohr mit Scala verwendet. Gauß brachte hierbei auch zum erstenmale eine Dämpfung (vergl. Seite 222) zur Anwendung, und zwar in Gestalt eines geschlossenen, den Magnetstab umgebenden Kupferbügels und später die bifilare Aufhängung (Seite 60).
Der zur Stromgebung bestimmte Apparat, der Zeichensender, war anfänglich eine galvanische Batterie, die aber bald durch den in Fig. 748 dargestellten Inductions-Apparat ersetzt wurde. Zwei große Magnete A (je 25 Pfund schwer) waren in einem massiven dreifüßigen Gestelle befestigt, aus welchem die Nordhälften der Magnete herausragten. Ueber diese konnte man die Inductionsspule B mit Hilfe zweier Hand- haben frei bewegen. Die Drahtenden der Spule waren durch die Leitungen mit den Windungen des Galvanometerrahmens verbunden. Eine rasche Bewegung der Spule mußte daher in dieser einen Inductionsstrom erregen, welcher durch die Leitungen in den Galvanometerrahmen gelangte und dort den Magnetstab ablenkte. Hierbei mußte die Richtung der Ablenkung natürlich durch die Richtung, nach welcher die Spule bewegt wurde, bestimmt werden. Es ist einleuchtend, daß durch Combinationen dieser beiden Ablenkungen ein ganzes Alphabet gebildet werden kann. Um die Manipulation mit diesem Zeichengeber zu vereinfachen, wurde ein Doppelhebel L angebracht, welcher sowohl zur Bewegung der Spule, als auch zu der eines Commutators diente. Der Anruf wurde durch ein Glockenuhrwerk besorgt, dessen Auslösung durch einen kräftigen Ausschlag des Magnetstabes bewirkt werden konnte. Der Beschreibung des Apparates fügen wir nachstehend noch einige biographische Angaben bei.
Johann Carl Friedrich Gauß wurde am 30. April 1777 zu Braun- schweig geboren, studirte daselbst im Collegium Carolinum bis 1795 und hierauf
Signaliſirungen veranlaßt, die auch mit ganzen Worten und kleinen Phraſen auf das vollkommenſte gelangen. Es leidet keinen Zweifel, daß es möglich ſein würde, auf ähnliche Weiſe eine unmittelbare telegraphiſche Verbindung zwiſchen zwei eine beträchtliche Anzahl von Meilen voneinander entfernten Orten einzurichten; allein es kann natürlich hier nicht der Ort ſein, Ideen über dieſen Gegenſtand weiter zu entwickeln.“
Dieſe Notiz, zuſammengehalten mit anderweitigen Publicationen, läßt es als ziemlich ſicher erkennen, daß der elektromagnetiſche Telegraph eine gemeinſame Arbeit von Weber und Gauß iſt, während die Ausführung der Leitung Weber zuzuſchreiben ſein dürfte. Der zur Ausſtellung im Jahre 1881 nach Paris geſandte Apparat wurde in „La lumière électrique” (Bd. VIII) abgebildet und
[Abbildung]
Fig. 748.
Gauß-Weber’ſcher Telegraph.
beſchrieben. Hiernach diente als Empfänger ein Galvanometerrahmen B B (Fig 747), in welchem der Magnetſtab A von 1·21 Meter Länge ſchwingen konnte. Dieſer hing an einem Seiden- faden und trug gleichzeitig einen kleinen Spiegel M, welcher die Schwingungen des Magnetes mit- machte. Zur Beobachtung derſelben wurde ein Ableſefernrohr mit Scala verwendet. Gauß brachte hierbei auch zum erſtenmale eine Dämpfung (vergl. Seite 222) zur Anwendung, und zwar in Geſtalt eines geſchloſſenen, den Magnetſtab umgebenden Kupferbügels und ſpäter die bifilare Aufhängung (Seite 60).
Der zur Stromgebung beſtimmte Apparat, der Zeichenſender, war anfänglich eine galvaniſche Batterie, die aber bald durch den in Fig. 748 dargeſtellten Inductions-Apparat erſetzt wurde. Zwei große Magnete A (je 25 Pfund ſchwer) waren in einem maſſiven dreifüßigen Geſtelle befeſtigt, aus welchem die Nordhälften der Magnete herausragten. Ueber dieſe konnte man die Inductionsſpule B mit Hilfe zweier Hand- haben frei bewegen. Die Drahtenden der Spule waren durch die Leitungen mit den Windungen des Galvanometerrahmens verbunden. Eine raſche Bewegung der Spule mußte daher in dieſer einen Inductionsſtrom erregen, welcher durch die Leitungen in den Galvanometerrahmen gelangte und dort den Magnetſtab ablenkte. Hierbei mußte die Richtung der Ablenkung natürlich durch die Richtung, nach welcher die Spule bewegt wurde, beſtimmt werden. Es iſt einleuchtend, daß durch Combinationen dieſer beiden Ablenkungen ein ganzes Alphabet gebildet werden kann. Um die Manipulation mit dieſem Zeichengeber zu vereinfachen, wurde ein Doppelhebel L angebracht, welcher ſowohl zur Bewegung der Spule, als auch zu der eines Commutators diente. Der Anruf wurde durch ein Glockenuhrwerk beſorgt, deſſen Auslöſung durch einen kräftigen Ausſchlag des Magnetſtabes bewirkt werden konnte. Der Beſchreibung des Apparates fügen wir nachſtehend noch einige biographiſche Angaben bei.
Johann Carl Friedrich Gauß wurde am 30. April 1777 zu Braun- ſchweig geboren, ſtudirte daſelbſt im Collegium Carolinum bis 1795 und hierauf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f1000"n="986"/>
Signaliſirungen veranlaßt, die auch mit ganzen Worten und kleinen Phraſen auf<lb/>
das vollkommenſte gelangen. Es leidet keinen Zweifel, daß es möglich ſein würde,<lb/>
auf ähnliche Weiſe eine unmittelbare telegraphiſche Verbindung zwiſchen zwei eine<lb/>
beträchtliche Anzahl von Meilen voneinander entfernten Orten einzurichten; allein<lb/>
es kann natürlich hier nicht der Ort ſein, Ideen über dieſen Gegenſtand weiter<lb/>
zu entwickeln.“</p><lb/><p>Dieſe Notiz, zuſammengehalten mit anderweitigen Publicationen, läßt es<lb/>
als ziemlich ſicher erkennen, daß der elektromagnetiſche Telegraph eine gemeinſame<lb/>
Arbeit von Weber und Gauß iſt, während die Ausführung der Leitung Weber<lb/>
zuzuſchreiben ſein dürfte. Der zur Ausſtellung im Jahre 1881 nach Paris<lb/>
geſandte Apparat wurde in <hirendition="#aq">„La lumière électrique”</hi> (Bd. <hirendition="#aq">VIII</hi>) abgebildet und<lb/><figure><head>Fig. 748.</head><lb/><p>Gauß-Weber’ſcher Telegraph.</p></figure><lb/>
beſchrieben. Hiernach diente als Empfänger ein<lb/>
Galvanometerrahmen <hirendition="#aq">B B</hi> (Fig 747), in welchem<lb/>
der Magnetſtab <hirendition="#aq">A</hi> von 1·21 Meter Länge<lb/>ſchwingen konnte. Dieſer hing an einem Seiden-<lb/>
faden und trug gleichzeitig einen kleinen Spiegel <hirendition="#aq">M</hi>,<lb/>
welcher die Schwingungen des Magnetes mit-<lb/>
machte. Zur Beobachtung derſelben wurde ein<lb/>
Ableſefernrohr mit Scala verwendet. Gauß<lb/>
brachte hierbei auch zum erſtenmale eine Dämpfung<lb/>
(vergl. Seite 222) zur Anwendung, und zwar<lb/>
in Geſtalt eines geſchloſſenen, den Magnetſtab<lb/>
umgebenden Kupferbügels und ſpäter die bifilare<lb/>
Aufhängung (Seite 60).</p><lb/><p>Der zur Stromgebung beſtimmte Apparat,<lb/>
der Zeichenſender, war anfänglich eine galvaniſche<lb/>
Batterie, die aber bald durch den in Fig. 748<lb/>
dargeſtellten Inductions-Apparat erſetzt wurde.<lb/>
Zwei große Magnete <hirendition="#aq">A</hi> (je 25 Pfund ſchwer)<lb/>
waren in einem maſſiven dreifüßigen Geſtelle<lb/>
befeſtigt, aus welchem die Nordhälften der<lb/>
Magnete herausragten. Ueber dieſe konnte man<lb/>
die Inductionsſpule <hirendition="#aq">B</hi> mit Hilfe zweier Hand-<lb/>
haben frei bewegen. Die Drahtenden der Spule<lb/>
waren durch die Leitungen mit den Windungen<lb/>
des Galvanometerrahmens verbunden. Eine raſche Bewegung der Spule mußte<lb/>
daher in dieſer einen Inductionsſtrom erregen, welcher durch die Leitungen in den<lb/>
Galvanometerrahmen gelangte und dort den Magnetſtab ablenkte. Hierbei mußte<lb/>
die Richtung der Ablenkung natürlich durch die Richtung, nach welcher die Spule<lb/>
bewegt wurde, beſtimmt werden. Es iſt einleuchtend, daß durch Combinationen dieſer<lb/>
beiden Ablenkungen ein ganzes Alphabet gebildet werden kann. Um die Manipulation<lb/>
mit dieſem Zeichengeber zu vereinfachen, wurde ein Doppelhebel <hirendition="#aq">L</hi> angebracht, welcher<lb/>ſowohl zur Bewegung der Spule, als auch zu der eines Commutators diente.<lb/>
Der Anruf wurde durch ein Glockenuhrwerk beſorgt, deſſen Auslöſung durch einen<lb/>
kräftigen Ausſchlag des Magnetſtabes bewirkt werden konnte. Der Beſchreibung<lb/>
des Apparates fügen wir nachſtehend noch einige biographiſche Angaben bei.</p><lb/><p><hirendition="#g">Johann Carl Friedrich Gauß</hi> wurde am 30. April 1777 zu Braun-<lb/>ſchweig geboren, ſtudirte daſelbſt im Collegium Carolinum bis 1795 und hierauf<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[986/1000]
Signaliſirungen veranlaßt, die auch mit ganzen Worten und kleinen Phraſen auf
das vollkommenſte gelangen. Es leidet keinen Zweifel, daß es möglich ſein würde,
auf ähnliche Weiſe eine unmittelbare telegraphiſche Verbindung zwiſchen zwei eine
beträchtliche Anzahl von Meilen voneinander entfernten Orten einzurichten; allein
es kann natürlich hier nicht der Ort ſein, Ideen über dieſen Gegenſtand weiter
zu entwickeln.“
Dieſe Notiz, zuſammengehalten mit anderweitigen Publicationen, läßt es
als ziemlich ſicher erkennen, daß der elektromagnetiſche Telegraph eine gemeinſame
Arbeit von Weber und Gauß iſt, während die Ausführung der Leitung Weber
zuzuſchreiben ſein dürfte. Der zur Ausſtellung im Jahre 1881 nach Paris
geſandte Apparat wurde in „La lumière électrique” (Bd. VIII) abgebildet und
[Abbildung Fig. 748.
Gauß-Weber’ſcher Telegraph.]
beſchrieben. Hiernach diente als Empfänger ein
Galvanometerrahmen B B (Fig 747), in welchem
der Magnetſtab A von 1·21 Meter Länge
ſchwingen konnte. Dieſer hing an einem Seiden-
faden und trug gleichzeitig einen kleinen Spiegel M,
welcher die Schwingungen des Magnetes mit-
machte. Zur Beobachtung derſelben wurde ein
Ableſefernrohr mit Scala verwendet. Gauß
brachte hierbei auch zum erſtenmale eine Dämpfung
(vergl. Seite 222) zur Anwendung, und zwar
in Geſtalt eines geſchloſſenen, den Magnetſtab
umgebenden Kupferbügels und ſpäter die bifilare
Aufhängung (Seite 60).
Der zur Stromgebung beſtimmte Apparat,
der Zeichenſender, war anfänglich eine galvaniſche
Batterie, die aber bald durch den in Fig. 748
dargeſtellten Inductions-Apparat erſetzt wurde.
Zwei große Magnete A (je 25 Pfund ſchwer)
waren in einem maſſiven dreifüßigen Geſtelle
befeſtigt, aus welchem die Nordhälften der
Magnete herausragten. Ueber dieſe konnte man
die Inductionsſpule B mit Hilfe zweier Hand-
haben frei bewegen. Die Drahtenden der Spule
waren durch die Leitungen mit den Windungen
des Galvanometerrahmens verbunden. Eine raſche Bewegung der Spule mußte
daher in dieſer einen Inductionsſtrom erregen, welcher durch die Leitungen in den
Galvanometerrahmen gelangte und dort den Magnetſtab ablenkte. Hierbei mußte
die Richtung der Ablenkung natürlich durch die Richtung, nach welcher die Spule
bewegt wurde, beſtimmt werden. Es iſt einleuchtend, daß durch Combinationen dieſer
beiden Ablenkungen ein ganzes Alphabet gebildet werden kann. Um die Manipulation
mit dieſem Zeichengeber zu vereinfachen, wurde ein Doppelhebel L angebracht, welcher
ſowohl zur Bewegung der Spule, als auch zu der eines Commutators diente.
Der Anruf wurde durch ein Glockenuhrwerk beſorgt, deſſen Auslöſung durch einen
kräftigen Ausſchlag des Magnetſtabes bewirkt werden konnte. Der Beſchreibung
des Apparates fügen wir nachſtehend noch einige biographiſche Angaben bei.
Johann Carl Friedrich Gauß wurde am 30. April 1777 zu Braun-
ſchweig geboren, ſtudirte daſelbſt im Collegium Carolinum bis 1795 und hierauf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 986. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1000>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.