Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

ich erst zusehen, ob A allemal ist, wenn B ist,
und ob A allemal nicht ist, wenn dieses von B
gilt. Jst dem also; so habe ich mir wahr-
scheinlich gemacht, daß entweder A, B würcke,
oder daß sich dieses umgekehrt also verhalte.
Wenn ich mich aber davon vollkommen gewiß
überzeugen will, ohne ihr Wesen zu kennen;
so darf ich nur darauf Achtung geben,
ob es kein drittes Ding gebe, welches al-
lemal auch zugegen ist, wenn beyde vori-
ge zugegen sind, und abwesend, wenn die-
ses von den vorigen gilt. Jst dieses nicht;
so kan ich mich gantz gewiß davon ver-
sichern, daß eines von beyden das andre
würcken müsse.
Diese Regel drücke ich sonst
auch also aus: wenn A allemal mit B verbun-
den ist, wenn A allemal mit B abwesend ist;
wenn endlich kein C vorhanden, welches auch
mit A und B zugleich wäre, und auch allemal
zugleich mit ihnen nicht wäre; so ist gantz ge-
wiß entweder A die Ursach von B oder umge-
kehrt. Wenn aber mit diesen beyden noch ein
drittes verbunden ist; so muß ich bemercken,
ob es nicht etwan einmal abwesend sey, wenn
A und B zugegen sind; oder ob nicht C zuge-
gen sey, wenn A und B fehlt. Alsdenn kan
ich auch gewiß wissen, daß zwischen A und B
Ursach und Würckung statt habe; wenn dem
also ist. Jst A und B aber allemal mit C ver-
bunden, und auch allemal mit C abwesend;
so kan ich sicher schliessen, daß zweye von bey-

den

ich erſt zuſehen, ob A allemal iſt, wenn B iſt,
und ob A allemal nicht iſt, wenn dieſes von B
gilt. Jſt dem alſo; ſo habe ich mir wahr-
ſcheinlich gemacht, daß entweder A, B wuͤrcke,
oder daß ſich dieſes umgekehrt alſo verhalte.
Wenn ich mich aber davon vollkommen gewiß
uͤberzeugen will, ohne ihr Weſen zu kennen;
ſo darf ich nur darauf Achtung geben,
ob es kein drittes Ding gebe, welches al-
lemal auch zugegen iſt, wenn beyde vori-
ge zugegen ſind, und abweſend, wenn die-
ſes von den vorigen gilt. Jſt dieſes nicht;
ſo kan ich mich gantz gewiß davon ver-
ſichern, daß eines von beyden das andre
wuͤrcken muͤſſe.
Dieſe Regel druͤcke ich ſonſt
auch alſo aus: wenn A allemal mit B verbun-
den iſt, wenn A allemal mit B abweſend iſt;
wenn endlich kein C vorhanden, welches auch
mit A und B zugleich waͤre, und auch allemal
zugleich mit ihnen nicht waͤre; ſo iſt gantz ge-
wiß entweder A die Urſach von B oder umge-
kehrt. Wenn aber mit dieſen beyden noch ein
drittes verbunden iſt; ſo muß ich bemercken,
ob es nicht etwan einmal abweſend ſey, wenn
A und B zugegen ſind; oder ob nicht C zuge-
gen ſey, wenn A und B fehlt. Alsdenn kan
ich auch gewiß wiſſen, daß zwiſchen A und B
Urſach und Wuͤrckung ſtatt habe; wenn dem
alſo iſt. Jſt A und B aber allemal mit C ver-
bunden, und auch allemal mit C abweſend;
ſo kan ich ſicher ſchlieſſen, daß zweye von bey-

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0086" n="56"/>
ich er&#x017F;t zu&#x017F;ehen, ob <hi rendition="#aq">A</hi> allemal i&#x017F;t, wenn <hi rendition="#aq">B</hi> i&#x017F;t,<lb/>
und ob <hi rendition="#aq">A</hi> allemal nicht i&#x017F;t, wenn die&#x017F;es von <hi rendition="#aq">B</hi><lb/>
gilt. J&#x017F;t dem al&#x017F;o; &#x017F;o habe ich mir wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich gemacht, daß entweder <hi rendition="#aq">A, B</hi> wu&#x0364;rcke,<lb/>
oder daß &#x017F;ich die&#x017F;es umgekehrt al&#x017F;o verhalte.<lb/>
Wenn ich mich aber davon vollkommen gewiß<lb/>
u&#x0364;berzeugen will, ohne ihr We&#x017F;en zu kennen;<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o darf ich nur darauf Achtung geben,<lb/>
ob es kein drittes Ding gebe, welches al-<lb/>
lemal auch zugegen i&#x017F;t, wenn beyde vori-<lb/>
ge zugegen &#x017F;ind, und abwe&#x017F;end, wenn die-<lb/>
&#x017F;es von den vorigen gilt. J&#x017F;t die&#x017F;es nicht;<lb/>
&#x017F;o kan ich mich gantz gewiß davon ver-<lb/>
&#x017F;ichern, daß eines von beyden das andre<lb/>
wu&#x0364;rcken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi> Die&#x017F;e Regel dru&#x0364;cke ich &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
auch al&#x017F;o aus: wenn <hi rendition="#aq">A</hi> allemal mit <hi rendition="#aq">B</hi> verbun-<lb/>
den i&#x017F;t, wenn <hi rendition="#aq">A</hi> allemal mit <hi rendition="#aq">B</hi> abwe&#x017F;end i&#x017F;t;<lb/>
wenn endlich kein <hi rendition="#aq">C</hi> vorhanden, welches auch<lb/>
mit <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> zugleich wa&#x0364;re, und auch allemal<lb/>
zugleich mit ihnen nicht wa&#x0364;re; &#x017F;o i&#x017F;t gantz ge-<lb/>
wiß entweder <hi rendition="#aq">A</hi> die Ur&#x017F;ach von <hi rendition="#aq">B</hi> oder umge-<lb/>
kehrt. Wenn aber mit die&#x017F;en beyden noch ein<lb/>
drittes verbunden i&#x017F;t; &#x017F;o muß ich bemercken,<lb/>
ob es nicht etwan einmal abwe&#x017F;end &#x017F;ey, wenn<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> zugegen &#x017F;ind; oder ob nicht <hi rendition="#aq">C</hi> zuge-<lb/>
gen &#x017F;ey, wenn <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> fehlt. Alsdenn kan<lb/>
ich auch gewiß wi&#x017F;&#x017F;en, daß zwi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi><lb/>
Ur&#x017F;ach und Wu&#x0364;rckung &#x017F;tatt habe; wenn dem<lb/>
al&#x017F;o i&#x017F;t. J&#x017F;t <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> aber allemal mit <hi rendition="#aq">C</hi> ver-<lb/>
bunden, und auch allemal mit <hi rendition="#aq">C</hi> abwe&#x017F;end;<lb/>
&#x017F;o kan ich &#x017F;icher &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, daß zweye von bey-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0086] ich erſt zuſehen, ob A allemal iſt, wenn B iſt, und ob A allemal nicht iſt, wenn dieſes von B gilt. Jſt dem alſo; ſo habe ich mir wahr- ſcheinlich gemacht, daß entweder A, B wuͤrcke, oder daß ſich dieſes umgekehrt alſo verhalte. Wenn ich mich aber davon vollkommen gewiß uͤberzeugen will, ohne ihr Weſen zu kennen; ſo darf ich nur darauf Achtung geben, ob es kein drittes Ding gebe, welches al- lemal auch zugegen iſt, wenn beyde vori- ge zugegen ſind, und abweſend, wenn die- ſes von den vorigen gilt. Jſt dieſes nicht; ſo kan ich mich gantz gewiß davon ver- ſichern, daß eines von beyden das andre wuͤrcken muͤſſe. Dieſe Regel druͤcke ich ſonſt auch alſo aus: wenn A allemal mit B verbun- den iſt, wenn A allemal mit B abweſend iſt; wenn endlich kein C vorhanden, welches auch mit A und B zugleich waͤre, und auch allemal zugleich mit ihnen nicht waͤre; ſo iſt gantz ge- wiß entweder A die Urſach von B oder umge- kehrt. Wenn aber mit dieſen beyden noch ein drittes verbunden iſt; ſo muß ich bemercken, ob es nicht etwan einmal abweſend ſey, wenn A und B zugegen ſind; oder ob nicht C zuge- gen ſey, wenn A und B fehlt. Alsdenn kan ich auch gewiß wiſſen, daß zwiſchen A und B Urſach und Wuͤrckung ſtatt habe; wenn dem alſo iſt. Jſt A und B aber allemal mit C ver- bunden, und auch allemal mit C abweſend; ſo kan ich ſicher ſchlieſſen, daß zweye von bey- den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/86
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/86>, abgerufen am 06.05.2024.