eine Viertelstunde ergrief sie der Anfall. Sol- ches Uebel hatte schon 5 Jahre gedauret, und man fand daß sie seit sechs Jahren, das ihr sonst gewöhnliche Schröpfen unterlassen. Wenn es nun mit dem Kopfschmertzen me- chanisch zuginge, so möchte ich gerne wissen, was der Stundenschlag dabey machte. Der- gleichen Observationen aber sind so gar unge- wöhnlich eben nicht. Der oftbelobte Herr Prof. Juncker erzählet uns in seinem Consp. Medicinae, theoretico-pract. auf der 67 Sei- te folgendes: Notus est vir, qui per plures an- not, die cuiusvis Mensis decimo octavo praecise baemorrboides experitur, licet menses numero dierum impares sint.Es ist mir ein Mann bekandt, spricht er, der viele Jahre hin- durch allemal dem achtzehenden Tag ei- nes ieden Monats die güldene Ader be- kommt, obgleich ein Monat nicht alle- mal so viel Tage hat als der andere. Es solte mich wundern, ob sich nicht ein Artzt fin- den solte, der diese Begebenheiten aus der an- ziehenden Kraft des Monden oder von sonst et- was herleiten würde. Unter so vielen thörichten Meinungen, wäre diese gar nichts unerwartetes. Nein. Wenn man bey denen periodischen An- fällen der Kranckheiten, oder auch bey andern ähnlichen Veränderungen unsers Körpers, wo- hin ich das Aderlassen und Purgieren, welches im Abnehmen des Mondes am besten von statten ge- het, rechne, ich sage, wenn man bey dergleichen
Auf-
eine Viertelſtunde ergrief ſie der Anfall. Sol- ches Uebel hatte ſchon 5 Jahre gedauret, und man fand daß ſie ſeit ſechs Jahren, das ihr ſonſt gewoͤhnliche Schroͤpfen unterlaſſen. Wenn es nun mit dem Kopfſchmertzen me- chaniſch zuginge, ſo moͤchte ich gerne wiſſen, was der Stundenſchlag dabey machte. Der- gleichen Obſervationen aber ſind ſo gar unge- woͤhnlich eben nicht. Der oftbelobte Herr Prof. Juncker erzaͤhlet uns in ſeinem Conſp. Medicinæ, theoretico-pract. auf der 67 Sei- te folgendes: Notus eſt vir, qui per plures an- not, die cuiusvis Menſis decimo octavo præciſe bæmorrboides experitur, licet menſes numero dierum impares ſint.Es iſt mir ein Mann bekandt, ſpricht er, der viele Jahre hin- durch allemal dem achtzehenden Tag ei- nes ieden Monats die guͤldene Ader be- kommt, obgleich ein Monat nicht alle- mal ſo viel Tage hat als der andere. Es ſolte mich wundern, ob ſich nicht ein Artzt fin- den ſolte, der dieſe Begebenheiten aus der an- ziehenden Kraft des Monden oder von ſonſt et- was herleiten wuͤrde. Unter ſo vielen thoͤrichten Meinungen, waͤre dieſe gar nichts unerwartetes. Nein. Wenn man bey denen periodiſchen An- faͤllen der Kranckheiten, oder auch bey andern aͤhnlichen Veraͤnderungen unſers Koͤrpers, wo- hin ich das Aderlaſſen und Purgieren, welches im Abnehmen des Mondes am beſten von ſtatten ge- het, rechne, ich ſage, wenn man bey dergleichen
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eine Viertelſtunde ergrief ſie der Anfall. Sol-
ches Uebel hatte ſchon 5 Jahre gedauret, und
man fand daß ſie ſeit ſechs Jahren, das ihr
ſonſt gewoͤhnliche Schroͤpfen unterlaſſen.
Wenn es nun mit dem Kopfſchmertzen me-
chaniſch zuginge, ſo moͤchte ich gerne wiſſen,
was der Stundenſchlag dabey machte. Der-
gleichen Obſervationen aber ſind ſo gar unge-
woͤhnlich eben nicht. Der oftbelobte Herr
Prof. Juncker erzaͤhlet uns in ſeinem Conſp.
Medicinæ, theoretico-pract. auf der 67 Sei-
te folgendes: Notus eſt vir, qui per plures an-
not, die cuiusvis Menſis decimo octavo præciſe
bæmorrboides experitur, licet menſes numero
dierum impares ſint. Es iſt mir ein Mann
bekandt, ſpricht er, der viele Jahre hin-
durch allemal dem achtzehenden Tag ei-
nes ieden Monats die guͤldene Ader be-
kommt, obgleich ein Monat nicht alle-
mal ſo viel Tage hat als der andere. Es
ſolte mich wundern, ob ſich nicht ein Artzt fin-
den ſolte, der dieſe Begebenheiten aus der an-
ziehenden Kraft des Monden oder von ſonſt et-
was herleiten wuͤrde. Unter ſo vielen thoͤrichten
Meinungen, waͤre dieſe gar nichts unerwartetes.
Nein. Wenn man bey denen periodiſchen An-
faͤllen der Kranckheiten, oder auch bey andern
aͤhnlichen Veraͤnderungen unſers Koͤrpers, wo-
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/179>, abgerufen am 27.07.2024.
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