nun die Würckung allemal erfolget, wenn der zureichende Grund vorhanden ist, so schöpfet der, so im Wasser lieget, allemal Luft. Jch sage dieses alles bloß deswegen, damit man nicht glaube, es sey so bald gethan einen phi- losophischen Beweis davon zu geben, daß die Sele ihren Körper baue. Jch müste eine noch einmal so lange Schrift hier anhängen, als die gegenwärtige ist, wenn ich diesen Satz gehörig erweisen solte. Allein ich halte mich davon überredet, daß die Einwürfe, welche man wieder den Satz selbst gemacht hat noch gar wol zu heben seyn könten. Man wendet ein, daß es schwer zu begreifen wäre, wie die Sele in Mutterleibe so klug seyn könne, daß sie das vollkommenste Meisterstück in der Na- tur erbauete, und so bald sie diese ihre erste Wohnung verlassen, wäre sie wieder so einfäl- tig, wie alle Kinder sind. Allein wenn die gantze Schwierigkeit auf dem Nicht zu begrei- fenden beruhet; so ist nichts leichter, als der- selben abzuhelfen. Wer begreift es doch, daß ein unwissender Knabe, der noch niemals mit andern Zungen reden gekonnt, wenn er in ein hitziges Fieber verfällt, fremde Sprachen re- det, Verse macht und Handlungen vornimmt, die er bey gesunden Verstande an sich vor un- möglich halten würde. Die Sele solcher Pa- tienten wird wieder so tumm als sie vorher war, wenn die Kranckheit überstanden. Wä- re es nun philosophisch von mir gehandelt,
wenn
nun die Wuͤrckung allemal erfolget, wenn der zureichende Grund vorhanden iſt, ſo ſchoͤpfet der, ſo im Waſſer lieget, allemal Luft. Jch ſage dieſes alles bloß deswegen, damit man nicht glaube, es ſey ſo bald gethan einen phi- loſophiſchen Beweis davon zu geben, daß die Sele ihren Koͤrper baue. Jch muͤſte eine noch einmal ſo lange Schrift hier anhaͤngen, als die gegenwaͤrtige iſt, wenn ich dieſen Satz gehoͤrig erweiſen ſolte. Allein ich halte mich davon uͤberredet, daß die Einwuͤrfe, welche man wieder den Satz ſelbſt gemacht hat noch gar wol zu heben ſeyn koͤnten. Man wendet ein, daß es ſchwer zu begreifen waͤre, wie die Sele in Mutterleibe ſo klug ſeyn koͤnne, daß ſie das vollkommenſte Meiſterſtuͤck in der Na- tur erbauete, und ſo bald ſie dieſe ihre erſte Wohnung verlaſſen, waͤre ſie wieder ſo einfaͤl- tig, wie alle Kinder ſind. Allein wenn die gantze Schwierigkeit auf dem Nicht zu begrei- fenden beruhet; ſo iſt nichts leichter, als der- ſelben abzuhelfen. Wer begreift es doch, daß ein unwiſſender Knabe, der noch niemals mit andern Zungen reden gekonnt, wenn er in ein hitziges Fieber verfaͤllt, fremde Sprachen re- det, Verſe macht und Handlungen vornimmt, die er bey geſunden Verſtande an ſich vor un- moͤglich halten wuͤrde. Die Sele ſolcher Pa- tienten wird wieder ſo tumm als ſie vorher war, wenn die Kranckheit uͤberſtanden. Waͤ- re es nun philoſophiſch von mir gehandelt,
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nun die Wuͤrckung allemal erfolget, wenn der
zureichende Grund vorhanden iſt, ſo ſchoͤpfet
der, ſo im Waſſer lieget, allemal Luft. Jch
ſage dieſes alles bloß deswegen, damit man
nicht glaube, es ſey ſo bald gethan einen phi-
loſophiſchen Beweis davon zu geben, daß die
Sele ihren Koͤrper baue. Jch muͤſte eine
noch einmal ſo lange Schrift hier anhaͤngen,
als die gegenwaͤrtige iſt, wenn ich dieſen Satz
gehoͤrig erweiſen ſolte. Allein ich halte mich
davon uͤberredet, daß die Einwuͤrfe, welche
man wieder den Satz ſelbſt gemacht hat noch
gar wol zu heben ſeyn koͤnten. Man wendet
ein, daß es ſchwer zu begreifen waͤre, wie die
Sele in Mutterleibe ſo klug ſeyn koͤnne, daß
ſie das vollkommenſte Meiſterſtuͤck in der Na-
tur erbauete, und ſo bald ſie dieſe ihre erſte
Wohnung verlaſſen, waͤre ſie wieder ſo einfaͤl-
tig, wie alle Kinder ſind. Allein wenn die
gantze Schwierigkeit auf dem Nicht zu begrei-
fenden beruhet; ſo iſt nichts leichter, als der-
ſelben abzuhelfen. Wer begreift es doch, daß
ein unwiſſender Knabe, der noch niemals mit
andern Zungen reden gekonnt, wenn er in ein
hitziges Fieber verfaͤllt, fremde Sprachen re-
det, Verſe macht und Handlungen vornimmt,
die er bey geſunden Verſtande an ſich vor un-
moͤglich halten wuͤrde. Die Sele ſolcher Pa-
tienten wird wieder ſo tumm als ſie vorher
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/174>, abgerufen am 22.07.2024.
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