behaupten, indem sie sagen, daß die Sele das Hertz bewege, allein dieses geschehe nur durch den Intellectum Purum, welches eben dieieni- ge Kraft der Sele ist, die ich ietzo beschrieben. Man siehet demnach mehr als zu wol ein, daß ein Stahlianer kein Feind der Mechanisten und daß diese auch keine Feinde der Stahlianer seyn können. Hiervon sind aber freylich die- ienigen Mechanisten ausgenommen, welche glauben, das Hertz sey ein Druckwerck, und habe vor ienen nicht das mindeste zum Voraus. Allein ich glaube, dieses werden auch wol nur die kleinen Mechanisten seyn, welche sich gegen die andern etwan verhalten werden, wie die kleinen Geister gegen die grossen.
§. 53.
Jch kan meinen geehrtesten Lesern nunmehro einen kurtzen Abriß von dem machen, was ich in ge- genwärtiger Schrift vorgetragen. Sie werden hieraus zu gleicher Zeit erkennen, warum ich diese Blätter geschrieben, ob sie etwas neues enthalten, und wie die Gedancken darin zusammenhängen. Jch habe in denen erstern §§. die verschie- denen Meinungen theils von unsrer Sele selbst, theils von der Uebereinstimmung ihrer Veränderungen mit denen Veränderun- gen des Körpers angeführet. Die Egoi- sten, Jdealisten und Materialisten han- deln allein von dem Wesen der Sele; al- lein die Occasionalisten, Harmonisten und Jnfluxionisten bemühen sich ihre
Ueber-
behaupten, indem ſie ſagen, daß die Sele das Hertz bewege, allein dieſes geſchehe nur durch den Intellectum Purum, welches eben dieieni- ge Kraft der Sele iſt, die ich ietzo beſchrieben. Man ſiehet demnach mehr als zu wol ein, daß ein Stahlianer kein Feind der Mechaniſten und daß dieſe auch keine Feinde der Stahlianer ſeyn koͤnnen. Hiervon ſind aber freylich die- ienigen Mechaniſten ausgenommen, welche glauben, das Hertz ſey ein Druckwerck, und habe vor ienen nicht das mindeſte zum Voraus. Allein ich glaube, dieſes werden auch wol nur die kleinen Mechaniſten ſeyn, welche ſich gegen die andern etwan verhalten werden, wie die kleinen Geiſter gegen die groſſen.
§. 53.
Jch kan meinen geehrteſten Leſern nunmehro einen kurtzen Abriß von dem machen, was ich in ge- genwaͤrtiger Schrift vorgetragen. Sie werden hieraus zu gleicher Zeit erkennen, warum ich dieſe Blaͤtter geſchrieben, ob ſie etwas neues enthalten, und wie die Gedancken darin zuſammenhaͤngen. Jch habe in denen erſtern §§. die verſchie- denen Meinungen theils von unſrer Sele ſelbſt, theils von der Uebereinſtim̃ung ihrer Veraͤnderungen mit denen Veraͤnderun- gen des Koͤrpers angefuͤhret. Die Egoi- ſten, Jdealiſten und Materialiſten han- deln allein von dem Weſen der Sele; al- lein die Occaſionaliſten, Harmoniſten und Jnfluxioniſten bemuͤhen ſich ihre
Ueber-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0162"n="132"/>
behaupten, indem ſie ſagen, daß die Sele das<lb/>
Hertz bewege, allein dieſes geſchehe nur durch<lb/>
den <hirendition="#aq">Intellectum Purum,</hi> welches eben dieieni-<lb/>
ge Kraft der Sele iſt, die ich ietzo beſchrieben.<lb/>
Man ſiehet demnach mehr als zu wol ein, daß<lb/>
ein Stahlianer kein Feind der Mechaniſten und<lb/>
daß dieſe auch keine Feinde der Stahlianer<lb/>ſeyn koͤnnen. Hiervon ſind aber freylich die-<lb/>
ienigen Mechaniſten ausgenommen, welche<lb/>
glauben, das Hertz ſey ein Druckwerck, und<lb/>
habe vor ienen nicht das mindeſte zum Voraus.<lb/>
Allein ich glaube, dieſes werden auch wol nur<lb/>
die kleinen Mechaniſten ſeyn, welche ſich gegen<lb/>
die andern etwan verhalten werden, wie die<lb/>
kleinen Geiſter gegen die groſſen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 53.</head><lb/><p>Jch kan meinen <hirendition="#fr">geehrteſten Leſern</hi> nunmehro<lb/>
einen kurtzen Abriß von dem machen, was ich in ge-<lb/>
genwaͤrtiger Schrift vorgetragen. Sie werden<lb/>
hieraus zu gleicher Zeit erkennen, warum ich dieſe<lb/>
Blaͤtter geſchrieben, ob ſie etwas neues enthalten,<lb/>
und wie die Gedancken darin zuſammenhaͤngen.<lb/><hirendition="#fr">Jch habe in denen erſtern §§. die verſchie-<lb/>
denen Meinungen theils von unſrer Sele<lb/>ſelbſt, theils von der Uebereinſtim̃ung ihrer<lb/>
Veraͤnderungen mit denen Veraͤnderun-<lb/>
gen des Koͤrpers angefuͤhret. Die Egoi-<lb/>ſten, Jdealiſten und Materialiſten han-<lb/>
deln allein von dem Weſen der Sele; al-<lb/>
lein die Occaſionaliſten, Harmoniſten<lb/>
und Jnfluxioniſten bemuͤhen ſich ihre</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Ueber-</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[132/0162]
behaupten, indem ſie ſagen, daß die Sele das
Hertz bewege, allein dieſes geſchehe nur durch
den Intellectum Purum, welches eben dieieni-
ge Kraft der Sele iſt, die ich ietzo beſchrieben.
Man ſiehet demnach mehr als zu wol ein, daß
ein Stahlianer kein Feind der Mechaniſten und
daß dieſe auch keine Feinde der Stahlianer
ſeyn koͤnnen. Hiervon ſind aber freylich die-
ienigen Mechaniſten ausgenommen, welche
glauben, das Hertz ſey ein Druckwerck, und
habe vor ienen nicht das mindeſte zum Voraus.
Allein ich glaube, dieſes werden auch wol nur
die kleinen Mechaniſten ſeyn, welche ſich gegen
die andern etwan verhalten werden, wie die
kleinen Geiſter gegen die groſſen.
§. 53.
Jch kan meinen geehrteſten Leſern nunmehro
einen kurtzen Abriß von dem machen, was ich in ge-
genwaͤrtiger Schrift vorgetragen. Sie werden
hieraus zu gleicher Zeit erkennen, warum ich dieſe
Blaͤtter geſchrieben, ob ſie etwas neues enthalten,
und wie die Gedancken darin zuſammenhaͤngen.
Jch habe in denen erſtern §§. die verſchie-
denen Meinungen theils von unſrer Sele
ſelbſt, theils von der Uebereinſtim̃ung ihrer
Veraͤnderungen mit denen Veraͤnderun-
gen des Koͤrpers angefuͤhret. Die Egoi-
ſten, Jdealiſten und Materialiſten han-
deln allein von dem Weſen der Sele; al-
lein die Occaſionaliſten, Harmoniſten
und Jnfluxioniſten bemuͤhen ſich ihre
Ueber-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/162>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.