und des Körpers abgäben. Diese leiten z. E. den Schlag des Hertzens, die Bewegung des Magens und der Gedärme von der Strucktur dieser Theile her, allein sie behaupten, daß sie ohne eine Empfindlichkeit zu haben, diese ihre Bewegung nicht fortsetzen könten. Wo ich mich nicht irre, so ist ein ieder Stahlianer ein solcher Mechanist. Er behauptet die Bewe- gung des Hertzens, des Magens und der Ge- därme seyen erstlich Würckungen der Sele. Hierin ist er mit dieser Gattung der Mechani- sten einer Meinung, denn diese sagen auch, daß die Empfindlichkeit dieser Theile nothwendig dabey seyn müsse. Nachher behauptet auch ein Stahlianer, daß die künstliche Strucktur dieser Theile der Sele ihr Geschäfte erleichtere: Das heist, auch diese enthalten einen Grund dieser Veränderung in sich; und dieses ist gerade auch dasienige, was ein Mechanist dieser Art behauptet. Wer es weiß, wie die Lehren derer Stahlianer vorgetragen werden, der wird fin- den, daß sie z. E. bey einer Geschwulst, den damit verbundenen Schmertz der Sele zuschrei- ben, indem sie sagen, daß die Sele um einen gewissen schadhaften Zufall an diesem Theile, als etwan einer Stockung des Geblüts abzu- helfen und das stockende Blut zu zertheilen, ei- nen Zufluß an denselben Ort wende, welcher macht, daß die Nerven sehr ausgedehnt wer- den, woher denn der Schmertz entstünde. Sie schreiben also der Sele zwar den Grund des
Schmer-
und des Koͤrpers abgaͤben. Dieſe leiten z. E. den Schlag des Hertzens, die Bewegung des Magens und der Gedaͤrme von der Strucktur dieſer Theile her, allein ſie behaupten, daß ſie ohne eine Empfindlichkeit zu haben, dieſe ihre Bewegung nicht fortſetzen koͤnten. Wo ich mich nicht irre, ſo iſt ein ieder Stahlianer ein ſolcher Mechaniſt. Er behauptet die Bewe- gung des Hertzens, des Magens und der Ge- daͤrme ſeyen erſtlich Wuͤrckungen der Sele. Hierin iſt er mit dieſer Gattung der Mechani- ſten einer Meinung, denn dieſe ſagen auch, daß die Empfindlichkeit dieſer Theile nothwendig dabey ſeyn muͤſſe. Nachher behauptet auch ein Stahlianer, daß die kuͤnſtliche Strucktur dieſer Theile der Sele ihr Geſchaͤfte erleichtere: Das heiſt, auch dieſe enthalten einen Grund dieſer Veraͤnderung in ſich; und dieſes iſt gerade auch dasienige, was ein Mechaniſt dieſer Art behauptet. Wer es weiß, wie die Lehren derer Stahlianer vorgetragen werden, der wird fin- den, daß ſie z. E. bey einer Geſchwulſt, den damit verbundenen Schmertz der Sele zuſchrei- ben, indem ſie ſagen, daß die Sele um einen gewiſſen ſchadhaften Zufall an dieſem Theile, als etwan einer Stockung des Gebluͤts abzu- helfen und das ſtockende Blut zu zertheilen, ei- nen Zufluß an denſelben Ort wende, welcher macht, daß die Nerven ſehr ausgedehnt wer- den, woher denn der Schmertz entſtuͤnde. Sie ſchreiben alſo der Sele zwar den Grund des
Schmer-
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und des Koͤrpers abgaͤben. Dieſe leiten z. E.
den Schlag des Hertzens, die Bewegung des
Magens und der Gedaͤrme von der Strucktur
dieſer Theile her, allein ſie behaupten, daß ſie
ohne eine Empfindlichkeit zu haben, dieſe ihre
Bewegung nicht fortſetzen koͤnten. Wo ich
mich nicht irre, ſo iſt ein ieder Stahlianer ein
ſolcher Mechaniſt. Er behauptet die Bewe-
gung des Hertzens, des Magens und der Ge-
daͤrme ſeyen erſtlich Wuͤrckungen der Sele.
Hierin iſt er mit dieſer Gattung der Mechani-
ſten einer Meinung, denn dieſe ſagen auch, daß
die Empfindlichkeit dieſer Theile nothwendig
dabey ſeyn muͤſſe. Nachher behauptet auch ein
Stahlianer, daß die kuͤnſtliche Strucktur dieſer
Theile der Sele ihr Geſchaͤfte erleichtere: Das
heiſt, auch dieſe enthalten einen Grund dieſer
Veraͤnderung in ſich; und dieſes iſt gerade
auch dasienige, was ein Mechaniſt dieſer Art
behauptet. Wer es weiß, wie die Lehren derer
Stahlianer vorgetragen werden, der wird fin-
den, daß ſie z. E. bey einer Geſchwulſt, den
damit verbundenen Schmertz der Sele zuſchrei-
ben, indem ſie ſagen, daß die Sele um einen
gewiſſen ſchadhaften Zufall an dieſem Theile,
als etwan einer Stockung des Gebluͤts abzu-
helfen und das ſtockende Blut zu zertheilen, ei-
nen Zufluß an denſelben Ort wende, welcher
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den, woher denn der Schmertz entſtuͤnde. Sie
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/160>, abgerufen am 22.07.2024.
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