sonst haben kan. Die Kraft der Sele kan, nach dieser Meinung nicht allem hinreichen, alle die vier allerkleinsten Grössen in ihrer Vor- stellung zur Würcklichkeit zu bringen. Es müssen demnach einige davon ausgenommen seyn, und dieses mögen die beyden ersten auf sich nehmen. Die beyden ersten allerkleinsten Grössen in der Vorstellung der Sele können also durchaus nicht von der Kraft der Sele ge- würckt werden, und weil ausserdem nichts vor- handen ist, das selbige würcken könte, als der Körper; so wird die gantze Vorstellung in der Sele, die wir bey Empfindungen haben, theils durch die Kraft der Sele, theils durch die Kraft des Körpers hervorgebracht. Das heist mit einem Wort: aus dieser Meinung derer Har- monisten, folgt, daß eine solche Vorstellung in der Sele, theils idealisch, theils physicalisch ge- würckt werde §. 12. und ich glaube nicht, daß ich hiermit den Sinn derer, die dieses behaupten, solte getroffen haben.
§. 45.
Endlich wird auch die Reihe an mich kom- men, zu sagen, was ich vor einen Einfiuß der Sele in dem Körper glaube. Wie man aus dem sehen wird, was ich bisher behauptet; so halte ich weder den physicalischen noch ideali- schen Einfluß vor hinlänglich, die Uebereinstim- mung derer Veränderungen des Körpers und der Sele daraus erklären zu können. Nichts destoweniger kan ich nicht läugnen, daß ich ein
Jn-
ſonſt haben kan. Die Kraft der Sele kan, nach dieſer Meinung nicht allem hinreichen, alle die vier allerkleinſten Groͤſſen in ihrer Vor- ſtellung zur Wuͤrcklichkeit zu bringen. Es muͤſſen demnach einige davon ausgenommen ſeyn, und dieſes moͤgen die beyden erſten auf ſich nehmen. Die beyden erſten allerkleinſten Groͤſſen in der Vorſtellung der Sele koͤnnen alſo durchaus nicht von der Kraft der Sele ge- wuͤrckt werden, und weil auſſerdem nichts vor- handen iſt, das ſelbige wuͤrcken koͤnte, als der Koͤrper; ſo wird die gantze Vorſtellung in der Sele, die wir bey Empfindungen haben, theils durch die Kraft der Sele, theils durch die Kraft des Koͤrpers hervorgebracht. Das heiſt mit einem Wort: aus dieſer Meinung derer Har- moniſten, folgt, daß eine ſolche Vorſtellung in der Sele, theils idealiſch, theils phyſicaliſch ge- wuͤrckt werde §. 12. und ich glaube nicht, daß ich hiermit den Sinn derer, die dieſes behaupten, ſolte getroffen haben.
§. 45.
Endlich wird auch die Reihe an mich kom- men, zu ſagen, was ich vor einen Einfiuß der Sele in dem Koͤrper glaube. Wie man aus dem ſehen wird, was ich bisher behauptet; ſo halte ich weder den phyſicaliſchen noch ideali- ſchen Einfluß vor hinlaͤnglich, die Uebereinſtim- mung derer Veraͤnderungen des Koͤrpers und der Sele daraus erklaͤren zu koͤnnen. Nichts deſtoweniger kan ich nicht laͤugnen, daß ich ein
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ſonſt haben kan. Die Kraft der Sele kan,
nach dieſer Meinung nicht allem hinreichen,
alle die vier allerkleinſten Groͤſſen in ihrer Vor-
ſtellung zur Wuͤrcklichkeit zu bringen. Es
muͤſſen demnach einige davon ausgenommen
ſeyn, und dieſes moͤgen die beyden erſten auf
ſich nehmen. Die beyden erſten allerkleinſten
Groͤſſen in der Vorſtellung der Sele koͤnnen
alſo durchaus nicht von der Kraft der Sele ge-
wuͤrckt werden, und weil auſſerdem nichts vor-
handen iſt, das ſelbige wuͤrcken koͤnte, als der
Koͤrper; ſo wird die gantze Vorſtellung in der
Sele, die wir bey Empfindungen haben, theils
durch die Kraft der Sele, theils durch die Kraft
des Koͤrpers hervorgebracht. Das heiſt mit
einem Wort: aus dieſer Meinung derer Har-
moniſten, folgt, daß eine ſolche Vorſtellung in
der Sele, theils idealiſch, theils phyſicaliſch ge-
wuͤrckt werde §. 12. und ich glaube nicht, daß
ich hiermit den Sinn derer, die dieſes behaupten,
ſolte getroffen haben.
§. 45.
Endlich wird auch die Reihe an mich kom-
men, zu ſagen, was ich vor einen Einfiuß der
Sele in dem Koͤrper glaube. Wie man aus
dem ſehen wird, was ich bisher behauptet; ſo
halte ich weder den phyſicaliſchen noch ideali-
ſchen Einfluß vor hinlaͤnglich, die Uebereinſtim-
mung derer Veraͤnderungen des Koͤrpers und
der Sele daraus erklaͤren zu koͤnnen. Nichts
deſtoweniger kan ich nicht laͤugnen, daß ich ein
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/146>, abgerufen am 16.02.2025.
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