bey denkenden Thieren, nur blos eine Wirkung der Ner- venkräfte? §. 555. 556. und warum sollte man zweifeln, daß sie es bey solchen Thieren allezeit wären, da ihre Kör- per zur Bewohnung einer Seele nicht wie die Körper den- kender Thiere eingerichtet, und offenbar auf eine solche Art gebauet sind, die zu vermuthen Anlaß giebt, daß die Kno- ten ihrer Nerven, die bey manchen so häufig sind, bey ih- nen die Stelle eines Gehirns vertreten, und die äußern sinn- lichen Eindrücke, die ihnen die Natur sendet, so auf ihre Glieder reflektiren müssen, daß diese diejenigen thierischen Bewegungen ordentlich und nach den vorherbestimmten weisen Zwecken der Natur bewerkstelligen, die bey denken- den Thieren die materiellen Jdeen der Triebe zu diesen Be- wegungen durch die thierische Seelenkraft ihres Gehirns in gleicher Ordnung hervorbringen?
§. 558.
Die äußern stnnlichen Eindrücke, welche die Empfin- dung der Trägheit, Ermüdung oder Mattigkeit, aus wel- cher der Trieb zur Ruhe und zum Schlafe entspringt, verursachen, bringen die Seelenwirkungen dieses Triebes, nämlich die Entspannung der thierischen Seelenkräfte des Gehirns, und die Schwächung ihrer Wirkungen durch die Nerven in die mechanischen Maschinen, §. 287. N. 1. ebenfalls als bloße Nervenwirkungen hervor, ohne den Trieb selbst zu erregen und ohne empfunden zu werden. Ein schnel- ler Druck auf das Gehirn, er geschehe von außen oder von innen, hemmet augenblicklich, und ohne erst einen Trieb zum Schlafe zu erregen, die Wirkung der thierischen See- lenkräfte im Gehirne; er vertilget auf einmal alle Vorstel- lungen in der Seele; und alle thierische Bewegungen in den mechanischen Maschinen, die, und in so fern sie See- lenwirkungen sind, hören urplötzlich auf. Das Opium, welches, wenn man es einnimmt, den Trieb zum Schlafe erzeuget, und dadurch nicht nur die Lebensbewegungen ver- ändert, sondern auch die Seelenwirkungen in den mecha-
nischen
1 Abſchn. Erſetz. der Seelenw. durch Nervenw.
bey denkenden Thieren, nur blos eine Wirkung der Ner- venkraͤfte? §. 555. 556. und warum ſollte man zweifeln, daß ſie es bey ſolchen Thieren allezeit waͤren, da ihre Koͤr- per zur Bewohnung einer Seele nicht wie die Koͤrper den- kender Thiere eingerichtet, und offenbar auf eine ſolche Art gebauet ſind, die zu vermuthen Anlaß giebt, daß die Kno- ten ihrer Nerven, die bey manchen ſo haͤufig ſind, bey ih- nen die Stelle eines Gehirns vertreten, und die aͤußern ſinn- lichen Eindruͤcke, die ihnen die Natur ſendet, ſo auf ihre Glieder reflektiren muͤſſen, daß dieſe diejenigen thieriſchen Bewegungen ordentlich und nach den vorherbeſtimmten weiſen Zwecken der Natur bewerkſtelligen, die bey denken- den Thieren die materiellen Jdeen der Triebe zu dieſen Be- wegungen durch die thieriſche Seelenkraft ihres Gehirns in gleicher Ordnung hervorbringen?
§. 558.
Die aͤußern ſtnnlichen Eindruͤcke, welche die Empfin- dung der Traͤgheit, Ermuͤdung oder Mattigkeit, aus wel- cher der Trieb zur Ruhe und zum Schlafe entſpringt, verurſachen, bringen die Seelenwirkungen dieſes Triebes, naͤmlich die Entſpannung der thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns, und die Schwaͤchung ihrer Wirkungen durch die Nerven in die mechaniſchen Maſchinen, §. 287. N. 1. ebenfalls als bloße Nervenwirkungen hervor, ohne den Trieb ſelbſt zu erregen und ohne empfunden zu werden. Ein ſchnel- ler Druck auf das Gehirn, er geſchehe von außen oder von innen, hemmet augenblicklich, und ohne erſt einen Trieb zum Schlafe zu erregen, die Wirkung der thieriſchen See- lenkraͤfte im Gehirne; er vertilget auf einmal alle Vorſtel- lungen in der Seele; und alle thieriſche Bewegungen in den mechaniſchen Maſchinen, die, und in ſo fern ſie See- lenwirkungen ſind, hoͤren urploͤtzlich auf. Das Opium, welches, wenn man es einnimmt, den Trieb zum Schlafe erzeuget, und dadurch nicht nur die Lebensbewegungen ver- aͤndert, ſondern auch die Seelenwirkungen in den mecha-
niſchen
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1 Abſchn. Erſetz. der Seelenw. durch Nervenw.
bey denkenden Thieren, nur blos eine Wirkung der Ner-
venkraͤfte? §. 555. 556. und warum ſollte man zweifeln,
daß ſie es bey ſolchen Thieren allezeit waͤren, da ihre Koͤr-
per zur Bewohnung einer Seele nicht wie die Koͤrper den-
kender Thiere eingerichtet, und offenbar auf eine ſolche Art
gebauet ſind, die zu vermuthen Anlaß giebt, daß die Kno-
ten ihrer Nerven, die bey manchen ſo haͤufig ſind, bey ih-
nen die Stelle eines Gehirns vertreten, und die aͤußern ſinn-
lichen Eindruͤcke, die ihnen die Natur ſendet, ſo auf ihre
Glieder reflektiren muͤſſen, daß dieſe diejenigen thieriſchen
Bewegungen ordentlich und nach den vorherbeſtimmten
weiſen Zwecken der Natur bewerkſtelligen, die bey denken-
den Thieren die materiellen Jdeen der Triebe zu dieſen Be-
wegungen durch die thieriſche Seelenkraft ihres Gehirns in
gleicher Ordnung hervorbringen?
§. 558.
Die aͤußern ſtnnlichen Eindruͤcke, welche die Empfin-
dung der Traͤgheit, Ermuͤdung oder Mattigkeit, aus wel-
cher der Trieb zur Ruhe und zum Schlafe entſpringt,
verurſachen, bringen die Seelenwirkungen dieſes Triebes,
naͤmlich die Entſpannung der thieriſchen Seelenkraͤfte des
Gehirns, und die Schwaͤchung ihrer Wirkungen durch die
Nerven in die mechaniſchen Maſchinen, §. 287. N. 1.
ebenfalls als bloße Nervenwirkungen hervor, ohne den Trieb
ſelbſt zu erregen und ohne empfunden zu werden. Ein ſchnel-
ler Druck auf das Gehirn, er geſchehe von außen oder von
innen, hemmet augenblicklich, und ohne erſt einen Trieb
zum Schlafe zu erregen, die Wirkung der thieriſchen See-
lenkraͤfte im Gehirne; er vertilget auf einmal alle Vorſtel-
lungen in der Seele; und alle thieriſche Bewegungen in
den mechaniſchen Maſchinen, die, und in ſo fern ſie See-
lenwirkungen ſind, hoͤren urploͤtzlich auf. Das Opium,
welches, wenn man es einnimmt, den Trieb zum Schlafe
erzeuget, und dadurch nicht nur die Lebensbewegungen ver-
aͤndert, ſondern auch die Seelenwirkungen in den mecha-
niſchen
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/581>, abgerufen am 23.11.2024.
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