Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.II Th. Nervenk. 2 Kap. des äuß. sinnl. Eindr. "Nach einer Wunde an der Schilddrüse blieb der Harn"aus. Beym Verschneiden ist der Hundekrampf des Kinn- "backens ein gewöhnlicher Zufall. Jn einer Nierenent- "zündung und wenn ein Stein im Harngange steckt, pfle- "get ebenfalls ein Erbrechen gewöhnlich zu folgen von Feh- "lern des Magens und besonders von Würmern in demsel- "ben entstehen häufig sowohl besondre als allgemeine Kräm- "pfe. (S. d. A. 4 B. 187 St.) Man hat beym Bin- "den des Nerven des achten Paares bemerket, daß das "Auge davon gelitten, der Augenstern ward kleiner, das "Auge selbst zog sich zurück und ward entzündet. Vom Ge- "nusse mancher Gifte entstehen häufig Lähmungen, Kopf- "reißen, und Verzuckungen. So pflegen sich auch bey ei- "nigen Menschen, wenn sie gekitzelt werden, sogleich Kräm- "pfe oder Ohnmachten einzufinden, ja einige haben davon "allgemeine Convulsionen und tödtliche Krämpfe erlitten. "Bey jemanden entstand vermittelst des Zusammenhangs "der Nerven vom kleinsten Finger ein Krampf, den man "dadurch hob, daß man um die Handwurzel ein Band "legete." (daß man den Fortgang des äußern sinnlichen Eindrucks im Nerven hemmete.) "Vom Drucke der "Milz entstunden bey Einem am ganzen Körper Krämpfe. "Von einem heftigen Schmerzen in der Herzgrube oder in "derjenigen Gegend, wo das Zwerchfell mit der Rippen- "haut und dem Darmfelle verbunden ist, fängt sich öfters "der Todtenkrampf an; von da steigt derselbe über sich in "die Höhe, nach den Muskeln zu, und verursachet den Rü- "ckenkrampf. Nach einem heftigen Schmerzen unter dem "Brustknochen stieg ein Krampf über den Rückgrat in die "Höhe, nahm den Kopf ein, verschloß den Mund, ver- "setzte den ganzen Körper in Zuckungen, und diese Krank- "heit pfleget in Carolina von der Nachtkälte sehr gemein "zu seyn. Bey einem Rückenschmerzen stieg das Uebel "über sich hinauf, die Finger litten einen Krampf, es nahm "die Krankheit den Hals und Kopf ein, und der Mensch "fiel wie ein Todter zur Erde. Der Schmerz von einem "ent-
II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr. „Nach einer Wunde an der Schilddruͤſe blieb der Harn„aus. Beym Verſchneiden iſt der Hundekrampf des Kinn- „backens ein gewoͤhnlicher Zufall. Jn einer Nierenent- „zuͤndung und wenn ein Stein im Harngange ſteckt, pfle- „get ebenfalls ein Erbrechen gewoͤhnlich zu folgen von Feh- „lern des Magens und beſonders von Wuͤrmern in demſel- „ben entſtehen haͤufig ſowohl beſondre als allgemeine Kraͤm- „pfe. (S. d. A. 4 B. 187 St.) Man hat beym Bin- „den des Nerven des achten Paares bemerket, daß das „Auge davon gelitten, der Augenſtern ward kleiner, das „Auge ſelbſt zog ſich zuruͤck und ward entzuͤndet. Vom Ge- „nuſſe mancher Gifte entſtehen haͤufig Laͤhmungen, Kopf- „reißen, und Verzuckungen. So pflegen ſich auch bey ei- „nigen Menſchen, wenn ſie gekitzelt werden, ſogleich Kraͤm- „pfe oder Ohnmachten einzufinden, ja einige haben davon „allgemeine Convulſionen und toͤdtliche Kraͤmpfe erlitten. „Bey jemanden entſtand vermittelſt des Zuſammenhangs „der Nerven vom kleinſten Finger ein Krampf, den man „dadurch hob, daß man um die Handwurzel ein Band „legete.“ (daß man den Fortgang des aͤußern ſinnlichen Eindrucks im Nerven hemmete.) „Vom Drucke der „Milz entſtunden bey Einem am ganzen Koͤrper Kraͤmpfe. „Von einem heftigen Schmerzen in der Herzgrube oder in „derjenigen Gegend, wo das Zwerchfell mit der Rippen- „haut und dem Darmfelle verbunden iſt, faͤngt ſich oͤfters „der Todtenkrampf an; von da ſteigt derſelbe uͤber ſich in „die Hoͤhe, nach den Muskeln zu, und verurſachet den Ruͤ- „ckenkrampf. Nach einem heftigen Schmerzen unter dem „Bruſtknochen ſtieg ein Krampf uͤber den Ruͤckgrat in die „Hoͤhe, nahm den Kopf ein, verſchloß den Mund, ver- „ſetzte den ganzen Koͤrper in Zuckungen, und dieſe Krank- „heit pfleget in Carolina von der Nachtkaͤlte ſehr gemein „zu ſeyn. Bey einem Ruͤckenſchmerzen ſtieg das Uebel „uͤber ſich hinauf, die Finger litten einen Krampf, es nahm „die Krankheit den Hals und Kopf ein, und der Menſch „fiel wie ein Todter zur Erde. Der Schmerz von einem „ent-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0438" n="414"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.</hi></fw><lb/> „Nach einer Wunde an der Schilddruͤſe blieb der Harn<lb/> „aus. Beym Verſchneiden iſt der Hundekrampf des Kinn-<lb/> „backens ein gewoͤhnlicher Zufall. Jn einer Nierenent-<lb/> „zuͤndung und wenn ein Stein im Harngange ſteckt, pfle-<lb/> „get ebenfalls ein Erbrechen gewoͤhnlich zu folgen von Feh-<lb/> „lern des Magens und beſonders von Wuͤrmern in demſel-<lb/> „ben entſtehen haͤufig ſowohl beſondre als allgemeine Kraͤm-<lb/> „pfe. (S. d. A. 4 B. 187 St.) Man hat beym Bin-<lb/> „den des Nerven des achten Paares bemerket, daß das<lb/> „Auge davon gelitten, der Augenſtern ward kleiner, das<lb/> „Auge ſelbſt zog ſich zuruͤck und ward entzuͤndet. Vom Ge-<lb/> „nuſſe mancher Gifte entſtehen haͤufig Laͤhmungen, Kopf-<lb/> „reißen, und Verzuckungen. So pflegen ſich auch bey ei-<lb/> „nigen Menſchen, wenn ſie gekitzelt werden, ſogleich Kraͤm-<lb/> „pfe oder Ohnmachten einzufinden, ja einige haben davon<lb/> „allgemeine Convulſionen und toͤdtliche Kraͤmpfe erlitten.<lb/> „Bey jemanden entſtand vermittelſt des Zuſammenhangs<lb/> „der Nerven vom kleinſten Finger ein Krampf, den man<lb/> „dadurch hob, daß man um die Handwurzel ein Band<lb/> „legete.“ (daß man den Fortgang des aͤußern ſinnlichen<lb/> Eindrucks im Nerven hemmete.) „Vom Drucke der<lb/> „Milz entſtunden bey Einem am ganzen Koͤrper Kraͤmpfe.<lb/> „Von einem heftigen Schmerzen in der Herzgrube oder in<lb/> „derjenigen Gegend, wo das Zwerchfell mit der Rippen-<lb/> „haut und dem Darmfelle verbunden iſt, faͤngt ſich oͤfters<lb/> „der Todtenkrampf an; von da ſteigt derſelbe uͤber ſich in<lb/> „die Hoͤhe, nach den Muskeln zu, und verurſachet den Ruͤ-<lb/> „ckenkrampf. Nach einem heftigen Schmerzen unter dem<lb/> „Bruſtknochen ſtieg ein Krampf uͤber den Ruͤckgrat in die<lb/> „Hoͤhe, nahm den Kopf ein, verſchloß den Mund, ver-<lb/> „ſetzte den ganzen Koͤrper in Zuckungen, und dieſe Krank-<lb/> „heit pfleget in Carolina von der Nachtkaͤlte ſehr gemein<lb/> „zu ſeyn. Bey einem Ruͤckenſchmerzen ſtieg das Uebel<lb/> „uͤber ſich hinauf, die Finger litten einen Krampf, es nahm<lb/> „die Krankheit den Hals und Kopf ein, und der Menſch<lb/> „fiel wie ein Todter zur Erde. Der Schmerz von einem<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„ent-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [414/0438]
II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
„Nach einer Wunde an der Schilddruͤſe blieb der Harn
„aus. Beym Verſchneiden iſt der Hundekrampf des Kinn-
„backens ein gewoͤhnlicher Zufall. Jn einer Nierenent-
„zuͤndung und wenn ein Stein im Harngange ſteckt, pfle-
„get ebenfalls ein Erbrechen gewoͤhnlich zu folgen von Feh-
„lern des Magens und beſonders von Wuͤrmern in demſel-
„ben entſtehen haͤufig ſowohl beſondre als allgemeine Kraͤm-
„pfe. (S. d. A. 4 B. 187 St.) Man hat beym Bin-
„den des Nerven des achten Paares bemerket, daß das
„Auge davon gelitten, der Augenſtern ward kleiner, das
„Auge ſelbſt zog ſich zuruͤck und ward entzuͤndet. Vom Ge-
„nuſſe mancher Gifte entſtehen haͤufig Laͤhmungen, Kopf-
„reißen, und Verzuckungen. So pflegen ſich auch bey ei-
„nigen Menſchen, wenn ſie gekitzelt werden, ſogleich Kraͤm-
„pfe oder Ohnmachten einzufinden, ja einige haben davon
„allgemeine Convulſionen und toͤdtliche Kraͤmpfe erlitten.
„Bey jemanden entſtand vermittelſt des Zuſammenhangs
„der Nerven vom kleinſten Finger ein Krampf, den man
„dadurch hob, daß man um die Handwurzel ein Band
„legete.“ (daß man den Fortgang des aͤußern ſinnlichen
Eindrucks im Nerven hemmete.) „Vom Drucke der
„Milz entſtunden bey Einem am ganzen Koͤrper Kraͤmpfe.
„Von einem heftigen Schmerzen in der Herzgrube oder in
„derjenigen Gegend, wo das Zwerchfell mit der Rippen-
„haut und dem Darmfelle verbunden iſt, faͤngt ſich oͤfters
„der Todtenkrampf an; von da ſteigt derſelbe uͤber ſich in
„die Hoͤhe, nach den Muskeln zu, und verurſachet den Ruͤ-
„ckenkrampf. Nach einem heftigen Schmerzen unter dem
„Bruſtknochen ſtieg ein Krampf uͤber den Ruͤckgrat in die
„Hoͤhe, nahm den Kopf ein, verſchloß den Mund, ver-
„ſetzte den ganzen Koͤrper in Zuckungen, und dieſe Krank-
„heit pfleget in Carolina von der Nachtkaͤlte ſehr gemein
„zu ſeyn. Bey einem Ruͤckenſchmerzen ſtieg das Uebel
„uͤber ſich hinauf, die Finger litten einen Krampf, es nahm
„die Krankheit den Hals und Kopf ein, und der Menſch
„fiel wie ein Todter zur Erde. Der Schmerz von einem
„ent-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |