Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. maßen nicht ist. Die Befriedigung endigt ihn. §. 95.Alsdann höret die starke Sehnsucht auf, und die Lebensbe- wegungen werden beruhigt, die Geschlechtstheile gerathen in ihren vorigen Zustand, und ihr Kitzel verliert sich nach der Entledigung der Theile, die zuvor angefüllet und ge- reizet waren. Allein so lange die Brunstzeit des Thieres währet, wirken die natürlichen Veranlassungen und die sie und den Trieb begleitenden Nebenvorstellungen immer vom neuen auf die Seele und in den Körper des Thieres, und erregen sehr oft den Trieb wieder, bis er endlich, nach öf- terer Befriedigung, oder durch seine Entkräftung, §. 95. nicht mehr erneuret wird, und die natürlichen Veranlassun- gen desselben ihre bezaubernde Gewalt auf die Seele des Thieres, den Absichten der Natur gemäß, verlieren. §. 263. Daher locken die Thiere in der ganzen Brunstzeit zur Begattung, weil ihre Seele, durch die stets fortwir- kenden natürlichen Veranlassungen und wieder erneuerten sinnlichen Reizungen und Triebe immer mit Nebenvorstel- lungen und Nebentrieben angefüllet bleibt, die sich auf ih- ren itzt herrschenden Trieb beziehen. Eben daher bleibt auch der Mensch nach und ungeachtet der Befriedigung sei- nes Triebes immer sehnsüchtig, zur Einsamkeit geneigt und eifersüchtig, so lange ihn seine Geliebte in der Bezauberung hält: welches alles unmöglich wäre, wenn diese Vorstel- lungen mit ihren Seelenwirkungen zu dem nun befriedigten Triebe selbst eigentlich gehöret hätten und unmittelbare Wirkungen von ihm gewesen wären. §. 94. 95. §. 275. Die Befriedigung der Triebe ist die wirkliche Hervor- die
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. maßen nicht iſt. Die Befriedigung endigt ihn. §. 95.Alsdann hoͤret die ſtarke Sehnſucht auf, und die Lebensbe- wegungen werden beruhigt, die Geſchlechtstheile gerathen in ihren vorigen Zuſtand, und ihr Kitzel verliert ſich nach der Entledigung der Theile, die zuvor angefuͤllet und ge- reizet waren. Allein ſo lange die Brunſtzeit des Thieres waͤhret, wirken die natuͤrlichen Veranlaſſungen und die ſie und den Trieb begleitenden Nebenvorſtellungen immer vom neuen auf die Seele und in den Koͤrper des Thieres, und erregen ſehr oft den Trieb wieder, bis er endlich, nach oͤf- terer Befriedigung, oder durch ſeine Entkraͤftung, §. 95. nicht mehr erneuret wird, und die natuͤrlichen Veranlaſſun- gen deſſelben ihre bezaubernde Gewalt auf die Seele des Thieres, den Abſichten der Natur gemaͤß, verlieren. §. 263. Daher locken die Thiere in der ganzen Brunſtzeit zur Begattung, weil ihre Seele, durch die ſtets fortwir- kenden natuͤrlichen Veranlaſſungen und wieder erneuerten ſinnlichen Reizungen und Triebe immer mit Nebenvorſtel- lungen und Nebentrieben angefuͤllet bleibt, die ſich auf ih- ren itzt herrſchenden Trieb beziehen. Eben daher bleibt auch der Menſch nach und ungeachtet der Befriedigung ſei- nes Triebes immer ſehnſuͤchtig, zur Einſamkeit geneigt und eiferſuͤchtig, ſo lange ihn ſeine Geliebte in der Bezauberung haͤlt: welches alles unmoͤglich waͤre, wenn dieſe Vorſtel- lungen mit ihren Seelenwirkungen zu dem nun befriedigten Triebe ſelbſt eigentlich gehoͤret haͤtten und unmittelbare Wirkungen von ihm geweſen waͤren. §. 94. 95. §. 275. Die Befriedigung der Triebe iſt die wirkliche Hervor- die
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
maßen nicht iſt. Die Befriedigung endigt ihn. §. 95.
Alsdann hoͤret die ſtarke Sehnſucht auf, und die Lebensbe-
wegungen werden beruhigt, die Geſchlechtstheile gerathen
in ihren vorigen Zuſtand, und ihr Kitzel verliert ſich nach
der Entledigung der Theile, die zuvor angefuͤllet und ge-
reizet waren. Allein ſo lange die Brunſtzeit des Thieres
waͤhret, wirken die natuͤrlichen Veranlaſſungen und die ſie
und den Trieb begleitenden Nebenvorſtellungen immer vom
neuen auf die Seele und in den Koͤrper des Thieres, und
erregen ſehr oft den Trieb wieder, bis er endlich, nach oͤf-
terer Befriedigung, oder durch ſeine Entkraͤftung, §. 95.
nicht mehr erneuret wird, und die natuͤrlichen Veranlaſſun-
gen deſſelben ihre bezaubernde Gewalt auf die Seele des
Thieres, den Abſichten der Natur gemaͤß, verlieren. §.
263. Daher locken die Thiere in der ganzen Brunſtzeit
zur Begattung, weil ihre Seele, durch die ſtets fortwir-
kenden natuͤrlichen Veranlaſſungen und wieder erneuerten
ſinnlichen Reizungen und Triebe immer mit Nebenvorſtel-
lungen und Nebentrieben angefuͤllet bleibt, die ſich auf ih-
ren itzt herrſchenden Trieb beziehen. Eben daher bleibt
auch der Menſch nach und ungeachtet der Befriedigung ſei-
nes Triebes immer ſehnſuͤchtig, zur Einſamkeit geneigt und
eiferſuͤchtig, ſo lange ihn ſeine Geliebte in der Bezauberung
haͤlt: welches alles unmoͤglich waͤre, wenn dieſe Vorſtel-
lungen mit ihren Seelenwirkungen zu dem nun befriedigten
Triebe ſelbſt eigentlich gehoͤret haͤtten und unmittelbare
Wirkungen von ihm geweſen waͤren. §. 94. 95.
§. 275.
Die Befriedigung der Triebe iſt die wirkliche Hervor-
bringung der vorhergeſehenen Empfindung, wozu ſich die
Vorſtellungskraft und die thieriſchen Seelenkraͤfte im Trie-
be anſtrengeten. §. 81. 90. Mithin hoͤret in der Befrie-
digung das Beſtreben der Seele auf, und die ſinnliche Rei-
zung, (Luſt oder Unluſt,) wird entkraͤftet. §. 83. Es fal-
len demnach auch die Seelenwirkungen derſelben hinweg,
die
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