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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
bestimmung der Natur, nur in der Brunstzeit und sonst
nicht, in die Seelen der Thiere machen, §. 265. z. E. ei-
ne Witterung von einem brünstigen Thiere des andern
Geschlechts, ein Ton, ein Gesang, ein Winseln, ein
Schwirren, ein Anblick, eine sinnliche Vorstellung, Ein-
bildung, Vorhersehung desselben in einem üppigen Zustan-
de, u. s. w. bringt zugleich durch seine ihm von der Na-
tur beygelegten Seelenwirkungen in die mechanischen Ma-
schinen, (Geschlechtstheile,) z. E. durch einen vermehrten
Zufluß der Säfte nach den Geschlechtstheilen, durch die
vermehrte Abscheidung der Befruchtungssäfte, durch deren
Ueberhäufung in ihren Behältern, wodurch diese sanft ge-
dehnet und gereizet werden, die angenehme äußere Em-
pfindung in den empfindlicher gewordenen Nerven der Ge-
schlechtstheile, (den sanften Kitzel,) hervor, welche sinnliche
Reizung sogleich den Trieb zur Begattung, auf die §. 268.
beschriebene Weise, nebst allen seinen Seelenwirkungen, §.
271. 272. thätig machet. H. P. §. 870. Es äußert sich
derselbe durch die starke Anstrengung der Vorstellungskraft
für die vollständige Hervorbringung der dunkel vorhergese-
henen höchst angenehmen Empfindung in der Begattung,
§. 94. und durch die Seelenwirkungen, die diese Anstren-
gung begleiten. §. 255. Es werden also unmittelbar durch
den Trieb selbst die Lebensbewegungen sehr stark verändert;
§. 251. 258. das Herz schlägt mit großer Gewalt, das
Blut schäumet von Erhitzung, das Athemholen wird ein
Seufzen, ein natürlich gezwungenes Lechzen und Stöhnen,
wie von einer andern Erhitzung, und zugleich werden die
Seelenwirkungen der künftigen Empfindung, in der Be-
friedigung des Triebes, also hier der Begattung, lebhaft,
doch unvollständig ausgedrücket, §. 257. so daß die Ge-
schlechtstheile in eine ähnliche Verfassung, wie in der Be-
gattung gerathen, und nur der äußere sinnliche Eindruck
zur Befriedigung mangelt, §. 258. welchen sich dann das
Thier oft zufälliger Weise giebt, oft ihn gehörig in der
Begattung findet. Dieß sind nun die wahren unmittelba-

ren

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
beſtimmung der Natur, nur in der Brunſtzeit und ſonſt
nicht, in die Seelen der Thiere machen, §. 265. z. E. ei-
ne Witterung von einem bruͤnſtigen Thiere des andern
Geſchlechts, ein Ton, ein Geſang, ein Winſeln, ein
Schwirren, ein Anblick, eine ſinnliche Vorſtellung, Ein-
bildung, Vorherſehung deſſelben in einem uͤppigen Zuſtan-
de, u. ſ. w. bringt zugleich durch ſeine ihm von der Na-
tur beygelegten Seelenwirkungen in die mechaniſchen Ma-
ſchinen, (Geſchlechtstheile,) z. E. durch einen vermehrten
Zufluß der Saͤfte nach den Geſchlechtstheilen, durch die
vermehrte Abſcheidung der Befruchtungsſaͤfte, durch deren
Ueberhaͤufung in ihren Behaͤltern, wodurch dieſe ſanft ge-
dehnet und gereizet werden, die angenehme aͤußere Em-
pfindung in den empfindlicher gewordenen Nerven der Ge-
ſchlechtstheile, (den ſanften Kitzel,) hervor, welche ſinnliche
Reizung ſogleich den Trieb zur Begattung, auf die §. 268.
beſchriebene Weiſe, nebſt allen ſeinen Seelenwirkungen, §.
271. 272. thaͤtig machet. H. P. §. 870. Es aͤußert ſich
derſelbe durch die ſtarke Anſtrengung der Vorſtellungskraft
fuͤr die vollſtaͤndige Hervorbringung der dunkel vorhergeſe-
henen hoͤchſt angenehmen Empfindung in der Begattung,
§. 94. und durch die Seelenwirkungen, die dieſe Anſtren-
gung begleiten. §. 255. Es werden alſo unmittelbar durch
den Trieb ſelbſt die Lebensbewegungen ſehr ſtark veraͤndert;
§. 251. 258. das Herz ſchlaͤgt mit großer Gewalt, das
Blut ſchaͤumet von Erhitzung, das Athemholen wird ein
Seufzen, ein natuͤrlich gezwungenes Lechzen und Stoͤhnen,
wie von einer andern Erhitzung, und zugleich werden die
Seelenwirkungen der kuͤnftigen Empfindung, in der Be-
friedigung des Triebes, alſo hier der Begattung, lebhaft,
doch unvollſtaͤndig ausgedruͤcket, §. 257. ſo daß die Ge-
ſchlechtstheile in eine aͤhnliche Verfaſſung, wie in der Be-
gattung gerathen, und nur der aͤußere ſinnliche Eindruck
zur Befriedigung mangelt, §. 258. welchen ſich dann das
Thier oft zufaͤlliger Weiſe giebt, oft ihn gehoͤrig in der
Begattung findet. Dieß ſind nun die wahren unmittelba-

ren
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[256/0280] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. beſtimmung der Natur, nur in der Brunſtzeit und ſonſt nicht, in die Seelen der Thiere machen, §. 265. z. E. ei- ne Witterung von einem bruͤnſtigen Thiere des andern Geſchlechts, ein Ton, ein Geſang, ein Winſeln, ein Schwirren, ein Anblick, eine ſinnliche Vorſtellung, Ein- bildung, Vorherſehung deſſelben in einem uͤppigen Zuſtan- de, u. ſ. w. bringt zugleich durch ſeine ihm von der Na- tur beygelegten Seelenwirkungen in die mechaniſchen Ma- ſchinen, (Geſchlechtstheile,) z. E. durch einen vermehrten Zufluß der Saͤfte nach den Geſchlechtstheilen, durch die vermehrte Abſcheidung der Befruchtungsſaͤfte, durch deren Ueberhaͤufung in ihren Behaͤltern, wodurch dieſe ſanft ge- dehnet und gereizet werden, die angenehme aͤußere Em- pfindung in den empfindlicher gewordenen Nerven der Ge- ſchlechtstheile, (den ſanften Kitzel,) hervor, welche ſinnliche Reizung ſogleich den Trieb zur Begattung, auf die §. 268. beſchriebene Weiſe, nebſt allen ſeinen Seelenwirkungen, §. 271. 272. thaͤtig machet. H. P. §. 870. Es aͤußert ſich derſelbe durch die ſtarke Anſtrengung der Vorſtellungskraft fuͤr die vollſtaͤndige Hervorbringung der dunkel vorhergeſe- henen hoͤchſt angenehmen Empfindung in der Begattung, §. 94. und durch die Seelenwirkungen, die dieſe Anſtren- gung begleiten. §. 255. Es werden alſo unmittelbar durch den Trieb ſelbſt die Lebensbewegungen ſehr ſtark veraͤndert; §. 251. 258. das Herz ſchlaͤgt mit großer Gewalt, das Blut ſchaͤumet von Erhitzung, das Athemholen wird ein Seufzen, ein natuͤrlich gezwungenes Lechzen und Stoͤhnen, wie von einer andern Erhitzung, und zugleich werden die Seelenwirkungen der kuͤnftigen Empfindung, in der Be- friedigung des Triebes, alſo hier der Begattung, lebhaft, doch unvollſtaͤndig ausgedruͤcket, §. 257. ſo daß die Ge- ſchlechtstheile in eine aͤhnliche Verfaſſung, wie in der Be- gattung gerathen, und nur der aͤußere ſinnliche Eindruck zur Befriedigung mangelt, §. 258. welchen ſich dann das Thier oft zufaͤlliger Weiſe giebt, oft ihn gehoͤrig in der Begattung findet. Dieß ſind nun die wahren unmittelba- ren

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/280>, abgerufen am 18.06.2024.