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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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Wirk. der mat. Jd. in die mechan. Masch. des Geh.
Kräften das Daseyn giebt, und sich also von den eigentli-
chen thierischen Maschinen eben so wenig trennen läßt, und
eben so nothwendig zu ihnen gehöret, wie die Wurzeln ei-
nes Baums zu ihm und seiner organischen Natur gehören.
§. 9. 11. Diese mechanische Maschine, die einzige in ih-
rer Art, die zugleich zu den thierischen gehöret, sondert in
ihren unendlich kleinen Canälen die Lebensgeister vom Blu-
te ab, so wie andre Absonderungsmaschinen in ihren klei-
nen Canälen andre Säfte absondern. Die Absonderun-
gen der Säfte sind überhaupt, wie in der Physiologie des
eigentlichen Mechanismus der thierischen Körper gelehret
wird, zwar nicht eigentliche thierische Verrichtungen, son-
dern erfolgen mehr nach blos physicalischen Gesetzen. Jn
so fern aber doch gleichwohl die in die kleinen Canäle ein-
dringenden Säfte dieselben zu ihren natürlichen Verrich-
tungen sinnlich reizen, wie unten dargethan werden soll, §.
168. 172. 460. muß man auch die natürliche Verrich-
tung der Markrinde des Gehirns für thierisch halten: al-
lein unter die eigentlichen Seelenwirkungen gehöret sie
nicht, so nothwendig und unentbehrlich sie auch immer da-
zu seyn mag, weil sie zwar zum Entstehen der materiellen
Jdeen im Hirnmarke erfoderlich, §. 28. aber keine un-
mittelbare thierische Folge derselben, noch an sich selbst ei-
ne materielle Jdee ist, indem die Absonderung der Lebens-
geister nicht durch Vorstellungen unmittelbar bewerkstelli-
get wird. §. 25. 97. Nichts destoweniger kann die na-
türliche Verrichtung der Markrinde des Gehirns auf ei-
ne entfernte Weise durch Seelenwirkungen verändert wer-
den, wenn Vorstellungen, Begierden etc. die Bewegung
des Herzens und den Umlauf des Bluts verändern, und
indem sie dasselbe dem Gehirne bald häufiger zusenden, bald
entziehen, die Absonderung der Lebensgeister bald vermeh-
ren oder beschleunigen, bald vermindern oder verzögern,
welches jedoch vielmehr Folgen der Seelenwirkungen in der
thierischen Oeconomie, als selbst eigentlich Seelenwirkun-
gen zu nennen sind. Daß die materiellen Jdeen im

Hirn-
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Wirk. der mat. Jd. in die mechan. Maſch. des Geh.
Kraͤften das Daſeyn giebt, und ſich alſo von den eigentli-
chen thieriſchen Maſchinen eben ſo wenig trennen laͤßt, und
eben ſo nothwendig zu ihnen gehoͤret, wie die Wurzeln ei-
nes Baums zu ihm und ſeiner organiſchen Natur gehoͤren.
§. 9. 11. Dieſe mechaniſche Maſchine, die einzige in ih-
rer Art, die zugleich zu den thieriſchen gehoͤret, ſondert in
ihren unendlich kleinen Canaͤlen die Lebensgeiſter vom Blu-
te ab, ſo wie andre Abſonderungsmaſchinen in ihren klei-
nen Canaͤlen andre Saͤfte abſondern. Die Abſonderun-
gen der Saͤfte ſind uͤberhaupt, wie in der Phyſiologie des
eigentlichen Mechanismus der thieriſchen Koͤrper gelehret
wird, zwar nicht eigentliche thieriſche Verrichtungen, ſon-
dern erfolgen mehr nach blos phyſicaliſchen Geſetzen. Jn
ſo fern aber doch gleichwohl die in die kleinen Canaͤle ein-
dringenden Saͤfte dieſelben zu ihren natuͤrlichen Verrich-
tungen ſinnlich reizen, wie unten dargethan werden ſoll, §.
168. 172. 460. muß man auch die natuͤrliche Verrich-
tung der Markrinde des Gehirns fuͤr thieriſch halten: al-
lein unter die eigentlichen Seelenwirkungen gehoͤret ſie
nicht, ſo nothwendig und unentbehrlich ſie auch immer da-
zu ſeyn mag, weil ſie zwar zum Entſtehen der materiellen
Jdeen im Hirnmarke erfoderlich, §. 28. aber keine un-
mittelbare thieriſche Folge derſelben, noch an ſich ſelbſt ei-
ne materielle Jdee iſt, indem die Abſonderung der Lebens-
geiſter nicht durch Vorſtellungen unmittelbar bewerkſtelli-
get wird. §. 25. 97. Nichts deſtoweniger kann die na-
tuͤrliche Verrichtung der Markrinde des Gehirns auf ei-
ne entfernte Weiſe durch Seelenwirkungen veraͤndert wer-
den, wenn Vorſtellungen, Begierden ꝛc. die Bewegung
des Herzens und den Umlauf des Bluts veraͤndern, und
indem ſie daſſelbe dem Gehirne bald haͤufiger zuſenden, bald
entziehen, die Abſonderung der Lebensgeiſter bald vermeh-
ren oder beſchleunigen, bald vermindern oder verzoͤgern,
welches jedoch vielmehr Folgen der Seelenwirkungen in der
thieriſchen Oeconomie, als ſelbſt eigentlich Seelenwirkun-
gen zu nennen ſind. Daß die materiellen Jdeen im

Hirn-
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[151/0175] Wirk. der mat. Jd. in die mechan. Maſch. des Geh. Kraͤften das Daſeyn giebt, und ſich alſo von den eigentli- chen thieriſchen Maſchinen eben ſo wenig trennen laͤßt, und eben ſo nothwendig zu ihnen gehoͤret, wie die Wurzeln ei- nes Baums zu ihm und ſeiner organiſchen Natur gehoͤren. §. 9. 11. Dieſe mechaniſche Maſchine, die einzige in ih- rer Art, die zugleich zu den thieriſchen gehoͤret, ſondert in ihren unendlich kleinen Canaͤlen die Lebensgeiſter vom Blu- te ab, ſo wie andre Abſonderungsmaſchinen in ihren klei- nen Canaͤlen andre Saͤfte abſondern. Die Abſonderun- gen der Saͤfte ſind uͤberhaupt, wie in der Phyſiologie des eigentlichen Mechanismus der thieriſchen Koͤrper gelehret wird, zwar nicht eigentliche thieriſche Verrichtungen, ſon- dern erfolgen mehr nach blos phyſicaliſchen Geſetzen. Jn ſo fern aber doch gleichwohl die in die kleinen Canaͤle ein- dringenden Saͤfte dieſelben zu ihren natuͤrlichen Verrich- tungen ſinnlich reizen, wie unten dargethan werden ſoll, §. 168. 172. 460. muß man auch die natuͤrliche Verrich- tung der Markrinde des Gehirns fuͤr thieriſch halten: al- lein unter die eigentlichen Seelenwirkungen gehoͤret ſie nicht, ſo nothwendig und unentbehrlich ſie auch immer da- zu ſeyn mag, weil ſie zwar zum Entſtehen der materiellen Jdeen im Hirnmarke erfoderlich, §. 28. aber keine un- mittelbare thieriſche Folge derſelben, noch an ſich ſelbſt ei- ne materielle Jdee iſt, indem die Abſonderung der Lebens- geiſter nicht durch Vorſtellungen unmittelbar bewerkſtelli- get wird. §. 25. 97. Nichts deſtoweniger kann die na- tuͤrliche Verrichtung der Markrinde des Gehirns auf ei- ne entfernte Weiſe durch Seelenwirkungen veraͤndert wer- den, wenn Vorſtellungen, Begierden ꝛc. die Bewegung des Herzens und den Umlauf des Bluts veraͤndern, und indem ſie daſſelbe dem Gehirne bald haͤufiger zuſenden, bald entziehen, die Abſonderung der Lebensgeiſter bald vermeh- ren oder beſchleunigen, bald vermindern oder verzoͤgern, welches jedoch vielmehr Folgen der Seelenwirkungen in der thieriſchen Oeconomie, als ſelbſt eigentlich Seelenwirkun- gen zu nennen ſind. Daß die materiellen Jdeen im Hirn- K 4

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/175>, abgerufen am 23.11.2024.