Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

3 Abschn. der Nerven. Wirk. d. mat. Jdeen etc.
gebundene Nerve wieder entbunden, so erfolgen sie wieder,
wie zuvor, wofern nur durch das Binden die Strucktur
des Nerven nicht verdorben worden ist. H. P. §. 367. Jn
solchem Falle verliert auch der abgebundene Theil des Ner-
ven seine äußere Empfindlichkeit, §. 43. weil sich in solchen
keiner von beyden sinnlichen Eindrücken durch die gebunde-
ne oder zerschnittene Stelle des Nerven weiter fortpflanzen
kann. (der Fortgang der Eindrücke beyder Arten ist in bey-
den Gattungen der Nervenfaden gehemmet. §. 126. 127.)
"Wenn das Gehirn selbst, wo es immer seyn mag, zusam-
"mengedrücket wird, so wird derjenige Theil des Körpers
"zu den Wirkungen des sinnlichen Eindrucks im Gehirne
"unfähig, dessen Nerven aus dem gedruckten Theile des
"Gehirns entspringen. Er wird ihrer aber wieder fähig,
"so bald der Druck des Gehirns aufgehoben wird. Wenn
"das ganze Gehirn zusammengedrucket wird, so hören alle
"thierische Wirkungen der sinnlichen Eindrücke ins Gehirn
"durch den ganzen Körper auf." H. P. §. 368. Hiervon
kann die Ursache seyn, daß entweder, wegen des Drucks
des Gehirns, gar keine sinnliche Eindrücke in dasselbe ge-
machet werden, mithin auch keine Vorstellungen in der
Seele entstehen können, §. 121. 25. weil ein solcher Druck
die ganze thierische Kraft, also auch die ganze Seelenkraft
des Gehirns (§. 6.) aufhebt; da dann freylich auch keine
Wirkungen im Körper davon erfolgen können: und dieß
ist der Fall, wenn die Zusammendrückung des Gehirns zu-
gleich, nebst der Vernichtung der thierischen und Seelen-
wirkungen im Körper, einen tiefen Schlaf der Seele ver-
ursachet, wie auch, wenn durch künstliche Zusammendrü-
ckung des Ursprungs eines Nerven im Gehirne, derselbe so
wol zur äußern Empfindung, als zu allen davon zu erwar-
tenden Seelenwirkungen unfähig gemachet wird: H. P.
§. 368. oder es kann auch die Ursache darinn liegen, daß
durch den Druck einzelner Theile des Gehirns, wenn z. E.
Blut oder Wasser darinn austritt, oder Stücken des Hirn-
schedels hinein getrieben werden, nur diejenigen Faden im

Ursprun-

3 Abſchn. der Nerven. Wirk. d. mat. Jdeen ꝛc.
gebundene Nerve wieder entbunden, ſo erfolgen ſie wieder,
wie zuvor, wofern nur durch das Binden die Strucktur
des Nerven nicht verdorben worden iſt. H. P. §. 367. Jn
ſolchem Falle verliert auch der abgebundene Theil des Ner-
ven ſeine aͤußere Empfindlichkeit, §. 43. weil ſich in ſolchen
keiner von beyden ſinnlichen Eindruͤcken durch die gebunde-
ne oder zerſchnittene Stelle des Nerven weiter fortpflanzen
kann. (der Fortgang der Eindruͤcke beyder Arten iſt in bey-
den Gattungen der Nervenfaden gehemmet. §. 126. 127.)
„Wenn das Gehirn ſelbſt, wo es immer ſeyn mag, zuſam-
„mengedruͤcket wird, ſo wird derjenige Theil des Koͤrpers
„zu den Wirkungen des ſinnlichen Eindrucks im Gehirne
„unfaͤhig, deſſen Nerven aus dem gedruckten Theile des
„Gehirns entſpringen. Er wird ihrer aber wieder faͤhig,
„ſo bald der Druck des Gehirns aufgehoben wird. Wenn
„das ganze Gehirn zuſammengedrucket wird, ſo hoͤren alle
„thieriſche Wirkungen der ſinnlichen Eindruͤcke ins Gehirn
„durch den ganzen Koͤrper auf.“ H. P. §. 368. Hiervon
kann die Urſache ſeyn, daß entweder, wegen des Drucks
des Gehirns, gar keine ſinnliche Eindruͤcke in daſſelbe ge-
machet werden, mithin auch keine Vorſtellungen in der
Seele entſtehen koͤnnen, §. 121. 25. weil ein ſolcher Druck
die ganze thieriſche Kraft, alſo auch die ganze Seelenkraft
des Gehirns (§. 6.) aufhebt; da dann freylich auch keine
Wirkungen im Koͤrper davon erfolgen koͤnnen: und dieß
iſt der Fall, wenn die Zuſammendruͤckung des Gehirns zu-
gleich, nebſt der Vernichtung der thieriſchen und Seelen-
wirkungen im Koͤrper, einen tiefen Schlaf der Seele ver-
urſachet, wie auch, wenn durch kuͤnſtliche Zuſammendruͤ-
ckung des Urſprungs eines Nerven im Gehirne, derſelbe ſo
wol zur aͤußern Empfindung, als zu allen davon zu erwar-
tenden Seelenwirkungen unfaͤhig gemachet wird: H. P.
§. 368. oder es kann auch die Urſache darinn liegen, daß
durch den Druck einzelner Theile des Gehirns, wenn z. E.
Blut oder Waſſer darinn austritt, oder Stuͤcken des Hirn-
ſchedels hinein getrieben werden, nur diejenigen Faden im

Urſprun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0149" n="125"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">3 Ab&#x017F;chn. der Nerven. Wirk. d. mat. Jdeen &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
gebundene Nerve wieder entbunden, &#x017F;o erfolgen &#x017F;ie wieder,<lb/>
wie zuvor, wofern nur durch das Binden die Strucktur<lb/>
des Nerven nicht verdorben worden i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">H. P.</hi> §. 367. Jn<lb/>
&#x017F;olchem Falle verliert auch der abgebundene Theil des Ner-<lb/>
ven &#x017F;eine a&#x0364;ußere Empfindlichkeit, §. 43. weil &#x017F;ich in &#x017F;olchen<lb/>
keiner von beyden &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cken durch die gebunde-<lb/>
ne oder zer&#x017F;chnittene Stelle des Nerven weiter fortpflanzen<lb/>
kann. (der Fortgang der Eindru&#x0364;cke beyder Arten i&#x017F;t in bey-<lb/>
den Gattungen der Nervenfaden gehemmet. §. 126. 127.)<lb/>
&#x201E;Wenn das Gehirn &#x017F;elb&#x017F;t, wo es immer &#x017F;eyn mag, zu&#x017F;am-<lb/>
&#x201E;mengedru&#x0364;cket wird, &#x017F;o wird derjenige Theil des Ko&#x0364;rpers<lb/>
&#x201E;zu den Wirkungen des &#x017F;innlichen Eindrucks im Gehirne<lb/>
&#x201E;unfa&#x0364;hig, de&#x017F;&#x017F;en Nerven aus dem gedruckten Theile des<lb/>
&#x201E;Gehirns ent&#x017F;pringen. Er wird ihrer aber wieder fa&#x0364;hig,<lb/>
&#x201E;&#x017F;o bald der Druck des Gehirns aufgehoben wird. Wenn<lb/>
&#x201E;das ganze Gehirn zu&#x017F;ammengedrucket wird, &#x017F;o ho&#x0364;ren alle<lb/>
&#x201E;thieri&#x017F;che Wirkungen der &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cke ins Gehirn<lb/>
&#x201E;durch den ganzen Ko&#x0364;rper auf.&#x201C; <hi rendition="#aq">H. P.</hi> §. 368. Hiervon<lb/>
kann die Ur&#x017F;ache &#x017F;eyn, daß entweder, wegen des Drucks<lb/>
des Gehirns, gar keine &#x017F;innliche Eindru&#x0364;cke in da&#x017F;&#x017F;elbe ge-<lb/>
machet werden, mithin auch keine Vor&#x017F;tellungen in der<lb/>
Seele ent&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen, §. 121. 25. weil ein &#x017F;olcher Druck<lb/>
die ganze thieri&#x017F;che Kraft, al&#x017F;o auch die ganze Seelenkraft<lb/>
des Gehirns (§. 6.) aufhebt; da dann freylich auch keine<lb/>
Wirkungen im Ko&#x0364;rper davon erfolgen ko&#x0364;nnen: und dieß<lb/>
i&#x017F;t der Fall, wenn die Zu&#x017F;ammendru&#x0364;ckung des Gehirns zu-<lb/>
gleich, neb&#x017F;t der Vernichtung der thieri&#x017F;chen und Seelen-<lb/>
wirkungen im Ko&#x0364;rper, einen tiefen Schlaf der Seele ver-<lb/>
ur&#x017F;achet, wie auch, wenn durch ku&#x0364;n&#x017F;tliche Zu&#x017F;ammendru&#x0364;-<lb/>
ckung des Ur&#x017F;prungs eines Nerven im Gehirne, der&#x017F;elbe &#x017F;o<lb/>
wol zur a&#x0364;ußern Empfindung, als zu allen davon zu erwar-<lb/>
tenden Seelenwirkungen unfa&#x0364;hig gemachet wird: <hi rendition="#aq">H. P.</hi><lb/>
§. 368. oder es kann auch die Ur&#x017F;ache darinn liegen, daß<lb/>
durch den Druck einzelner Theile des Gehirns, wenn z. E.<lb/>
Blut oder Wa&#x017F;&#x017F;er darinn austritt, oder Stu&#x0364;cken des Hirn-<lb/>
&#x017F;chedels hinein getrieben werden, nur diejenigen Faden im<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ur&#x017F;prun-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0149] 3 Abſchn. der Nerven. Wirk. d. mat. Jdeen ꝛc. gebundene Nerve wieder entbunden, ſo erfolgen ſie wieder, wie zuvor, wofern nur durch das Binden die Strucktur des Nerven nicht verdorben worden iſt. H. P. §. 367. Jn ſolchem Falle verliert auch der abgebundene Theil des Ner- ven ſeine aͤußere Empfindlichkeit, §. 43. weil ſich in ſolchen keiner von beyden ſinnlichen Eindruͤcken durch die gebunde- ne oder zerſchnittene Stelle des Nerven weiter fortpflanzen kann. (der Fortgang der Eindruͤcke beyder Arten iſt in bey- den Gattungen der Nervenfaden gehemmet. §. 126. 127.) „Wenn das Gehirn ſelbſt, wo es immer ſeyn mag, zuſam- „mengedruͤcket wird, ſo wird derjenige Theil des Koͤrpers „zu den Wirkungen des ſinnlichen Eindrucks im Gehirne „unfaͤhig, deſſen Nerven aus dem gedruckten Theile des „Gehirns entſpringen. Er wird ihrer aber wieder faͤhig, „ſo bald der Druck des Gehirns aufgehoben wird. Wenn „das ganze Gehirn zuſammengedrucket wird, ſo hoͤren alle „thieriſche Wirkungen der ſinnlichen Eindruͤcke ins Gehirn „durch den ganzen Koͤrper auf.“ H. P. §. 368. Hiervon kann die Urſache ſeyn, daß entweder, wegen des Drucks des Gehirns, gar keine ſinnliche Eindruͤcke in daſſelbe ge- machet werden, mithin auch keine Vorſtellungen in der Seele entſtehen koͤnnen, §. 121. 25. weil ein ſolcher Druck die ganze thieriſche Kraft, alſo auch die ganze Seelenkraft des Gehirns (§. 6.) aufhebt; da dann freylich auch keine Wirkungen im Koͤrper davon erfolgen koͤnnen: und dieß iſt der Fall, wenn die Zuſammendruͤckung des Gehirns zu- gleich, nebſt der Vernichtung der thieriſchen und Seelen- wirkungen im Koͤrper, einen tiefen Schlaf der Seele ver- urſachet, wie auch, wenn durch kuͤnſtliche Zuſammendruͤ- ckung des Urſprungs eines Nerven im Gehirne, derſelbe ſo wol zur aͤußern Empfindung, als zu allen davon zu erwar- tenden Seelenwirkungen unfaͤhig gemachet wird: H. P. §. 368. oder es kann auch die Urſache darinn liegen, daß durch den Druck einzelner Theile des Gehirns, wenn z. E. Blut oder Waſſer darinn austritt, oder Stuͤcken des Hirn- ſchedels hinein getrieben werden, nur diejenigen Faden im Urſprun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/149
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/149>, abgerufen am 25.11.2024.