[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Der vollkommene wann man weiter gehet/ und besiehet die Ur-sach ihres Tods/ so bemercket man/ daß sie von der Furcht zum Tod geleitet werden/ und daß also/ wie sie dem Augenschein nach tapffer pralen/ sie in der That und Warhei[t] eben so feige und verzagt seynd. Auß den Unterschiedlichkeiten/ die wir Jch gehe wohl noch weiter/ und weil ich So muß man dann bekennen/ daß die haben
Der vollkommene wann man weiter gehet/ und beſiehet die Ur-ſach ihres Tods/ ſo bemercket man/ daß ſie von der Furcht zum Tod geleitet werden/ und daß alſo/ wie ſie dem Augenſchein nach tapffer pralen/ ſie in der That und Warhei[t] eben ſo feige und verzagt ſeynd. Auß den Unterſchiedlichkeiten/ die wir Jch gehe wohl noch weiter/ und weil ich So muß man dann bekennen/ daß die haben
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Der vollkommene
wann man weiter gehet/ und beſiehet die Ur-
ſach ihres Tods/ ſo bemercket man/ daß ſie
von der Furcht zum Tod geleitet werden/
und daß alſo/ wie ſie dem Augenſchein nach
tapffer pralen/ ſie in der That und Warheit
eben ſo feige und verzagt ſeynd.
Auß den Unterſchiedlichkeiten/ die wir
allweil angefuͤhret/ erhellet gnugſam/ daß
die warhaffte Tapfferkeit ſehr ſeltſam iſt/
und daß mancher ſich ſchmeichelt mit ihrem
Beſitz/ der doch nicht mehr als den Schat-
ten darvon hat.
Jch gehe wohl noch weiter/ und weil ich
die Tapfferkeit als eine Tugend betrachte/
traue mir zuſagen/ daß die beruͤhmteſten
Kriegs-Helden in den vergangenen Zeiten
mit Recht nicht haben darvon moͤgen ge-
lobt werden. Was konte Alexander vor
Urſache haben/ mit Feuer und Schwert in
die Laͤnder zudringen/ da man auch nie-
mals ſeinen Namen hatte nennen hoͤren?
Und folgends unter den Roͤmern/ was
konte Cœſar vor Recht haben ſein Vatter-
land der Freyheit zuberauben?
So muß man dann bekennen/ daß die
Eroberungen einen rechtmaͤſſigen Grund
haben
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