[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Der vollkommene welche Frantzösische Spitzen ihm am bestenanstehen solten/ wann er sich in der Gesell- schafft wolte ein Ansehen machen/ so könte er vielleicht auch noch über einen Madrigal, oder über eine Comoedie, wovon er gleich- wohl zuvor andere Leute/ die es besser ver- stehen als er/ hat reden hören/ seine Mei- nung sagen. Allein wann es ein barmhertzig Leben ist/ be-
Der vollkommene welche Frantzoͤſiſche Spitzen ihm am beſtenanſtehen ſolten/ wann er ſich in der Geſell- ſchafft wolte ein Anſehen machen/ ſo koͤnte er vielleicht auch noch uͤber einen Madrigal, oder uͤber eine Comœdie, wovon er gleich- wohl zuvor andere Leute/ die es beſſer ver- ſtehen als er/ hat reden hoͤren/ ſeine Mei- nung ſagen. Allein wann es ein barmhertzig Leben iſt/ be-
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Der vollkommene
welche Frantzoͤſiſche Spitzen ihm am beſten
anſtehen ſolten/ wann er ſich in der Geſell-
ſchafft wolte ein Anſehen machen/ ſo koͤnte
er vielleicht auch noch uͤber einen Madrigal,
oder uͤber eine Comœdie, wovon er gleich-
wohl zuvor andere Leute/ die es beſſer ver-
ſtehen als er/ hat reden hoͤren/ ſeine Mei-
nung ſagen.
Allein wann es ein barmhertzig Leben iſt/
auß einer Geſellſchafft in die andere zuge-
hen/ und darbey keinen andern Anſchlag
haben/ als Schwachheiten zuerzehlen und
zuhoͤren/ ſo befinde ich/ daß ein hitziger/
muͤhſamer und halßſtarriger Liebhaber
eben ſo laͤcherlich iſt/ wann er/ an ſtatt daß
er dasjenige/ ſo von ihm in einer groſſen
Geſellſchafft erfodert wird/ beobachten ſoll/
er auff nichts dencket/ als auff ſeine abſon-
derliche Unterhaltung. Kaum hat er ſeinem
Anſchlage gemaͤß einen bequemen Ort ein-
genommen/ ſo faͤnget er an mit der Dame,
die er liebet/ zuſchwaͤtzen und zuverfahren/
als waͤre niemand da/ der Achtung auff
ihn gebe. Mitlerweile laſſen die Perſonen/
auß denen die Geſellſchafft beſtehet/ dieſe
Gelegenheit nicht auß den Haͤnden/ die
Augen auff ihn zuwerffen/ umb Urſach zu-
be-
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