Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.von den Generibus der Verse. II. Das Genus der Verse in diesen Oden. Hierinn hat ein Poete die Freyheit, ein Genus zu erwehlen, welches er will, und welches sich am besten zu den- jenigen Worten schicket, darinnen die Ringel- Reime beruhen. Ja er kan auch die Madrigali- sche Oden zu Hülffe nehmen. III. Die mancherley Arten dieser Oden. Es kom- men hiebey sonderlich folgende Manieren vor, als: 1. Da nur eine Zeile mit eben den Worten am An- fang und Ende vorkommt. z. e. So gehets in der Welt! Wenn man gantz sicher meynt, Man hab an dem und dem den allerbesten Freund; So sieht man, daß er sich nur als ein Freund gestellt, Da er es doch nicht ist. So gehets in der Welt. Siehe auch das Musen-Cabinet p. 91. 206. 787. 2. Da zwey Zeilen mit eben den Worten am An- fang und Ende gefunden werden. z. e. Ob uns gleich die Menschen neiden, Ran uns doch der Himmel leiden. Wer auf Erden was besitzt, Und der Welt mit Ruhme nützt, Muß der Neider Zähne fühlen, Die an ihm ihr Lüstgen kühlen: Doch wer will sich drüber kräncken, Man muß nur dabey gedencken: Ob uns gleich die Menschen neiden, Ran uns doch der Himmel leiden. 3. Da sich alle Strophen auf einerley Art anfan- gen und endigen. Also ward An. 1694. bey ei- ner E 5
von den Generibus der Verſe. II. Das Genus der Verſe in dieſen Oden. Hierinn hat ein Poëte die Freyheit, ein Genus zu erwehlen, welches er will, und welches ſich am beſten zu den- jenigen Worten ſchicket, darinnen die Ringel- Reime beruhen. Ja er kan auch die Madrigali- ſche Oden zu Huͤlffe nehmen. III. Die mancherley Arten dieſer Oden. Es kom- men hiebey ſonderlich folgende Manieren vor, als: 1. Da nur eine Zeile mit eben den Worten am An- fang und Ende vorkommt. z. e. So gehets in der Welt! Wenn man gantz ſicher meynt, Man hab an dem und dem den allerbeſten Freund; So ſieht man, daß er ſich nur als ein Freund geſtellt, Da er es doch nicht iſt. So gehets in der Welt. Siehe auch das Muſen-Cabinet p. 91. 206. 787. 2. Da zwey Zeilen mit eben den Worten am An- fang und Ende gefunden werden. z. e. Ob uns gleich die Menſchen neiden, Ran uns doch der Himmel leiden. Wer auf Erden was beſitzt, Und der Welt mit Ruhme nuͤtzt, Muß der Neider Zaͤhne fuͤhlen, Die an ihm ihr Luͤſtgen kuͤhlen: Doch wer will ſich druͤber kraͤncken, Man muß nur dabey gedencken: Ob uns gleich die Menſchen neiden, Ran uns doch der Himmel leiden. 3. Da ſich alle Strophen auf einerley Art anfan- gen und endigen. Alſo ward An. 1694. bey ei- ner E 5
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von den Generibus der Verſe.
II. Das Genus der Verſe in dieſen Oden. Hierinn
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welches er will, und welches ſich am beſten zu den-
jenigen Worten ſchicket, darinnen die Ringel-
Reime beruhen. Ja er kan auch die Madrigali-
ſche Oden zu Huͤlffe nehmen.
III. Die mancherley Arten dieſer Oden. Es kom-
men hiebey ſonderlich folgende Manieren vor,
als:
1. Da nur eine Zeile mit eben den Worten am An-
fang und Ende vorkommt. z. e.
So gehets in der Welt! Wenn man gantz ſicher meynt,
Man hab an dem und dem den allerbeſten Freund;
So ſieht man, daß er ſich nur als ein Freund geſtellt,
Da er es doch nicht iſt. So gehets in der Welt.
Siehe auch das Muſen-Cabinet p. 91. 206. 787.
919.
2. Da zwey Zeilen mit eben den Worten am An-
fang und Ende gefunden werden. z. e.
Ob uns gleich die Menſchen neiden,
Ran uns doch der Himmel leiden.
Wer auf Erden was beſitzt,
Und der Welt mit Ruhme nuͤtzt,
Muß der Neider Zaͤhne fuͤhlen,
Die an ihm ihr Luͤſtgen kuͤhlen:
Doch wer will ſich druͤber kraͤncken,
Man muß nur dabey gedencken:
Ob uns gleich die Menſchen neiden,
Ran uns doch der Himmel leiden.
3. Da ſich alle Strophen auf einerley Art anfan-
gen und endigen. Alſo ward An. 1694. bey ei-
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