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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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von den Generibus der Verse.

Zehnsylbige:

Jch höre gerne neue Zeitung an,
Weil ich mein Hertz dadurch vergnügen kan.

Eilffsylbige:

Denckt einer grosse Häuser aufzubauen,
So muß er erst in seinen Beutel schauen.

Zwölffsylbige:

Der Mensch lebt auf der Erden eine kurtze Zeit.
Jedoch kommt er hernachmals in die Ewigkeit.

Dreyzehnsylbige:

Denckt einer, weil er lebt, fein fleißig an das Sterben,
So kan er nach der Zeit die Seeligkeit ererben.

Die zweysylbigen Verse scheinen zwar mehr nur ei-
nen Pedem, als einen Vers abzugeben: Allein wenn
man betrachtet, daß in den Arien auch so kleine Zeilen
nur von zwey Sylben mit unterzulauffen pflegen, wel-
che gleichwohl rechte Verse machen, so wird man sol-
che zweysylbige Verse auch gar gerne vor Verse passi-
ren lassen. Die sechssylbigen werden Euripidische, die
siebensylbigen Anacreontische/ die zehn- und eylffsylbige
von den Frantzosen Vers Communs, gemeine, und von
den Jtaliänern Versi Intieri oder Perfetti, das ist voll-
kommene, und die zwölff- und dreyzehnsylbige Alexan-
drini
sche Verse genennet. Bey den zehn- und eilffsylbi-
gen ist der Abschnitt manchmahl in der vierdten Syl-
be. z. e.

Das Geld ist weg | und der Credit ist todt.

Manchmahl in der sechsten Sylbe. z. e.

Die Herrlichkeit vergeht, | die Tugend bleibet.

Jn den zwölff- und dreyzehnsylbigen Versen fällt der
Abschnitt auf die sechste Sylbe. z. e.

Mein
von den Generibus der Verſe.

Zehnſylbige:

Jch hoͤre gerne neue Zeitung an,
Weil ich mein Hertz dadurch vergnuͤgen kan.

Eilffſylbige:

Denckt einer groſſe Haͤuſer aufzubauen,
So muß er erſt in ſeinen Beutel ſchauen.

Zwoͤlffſylbige:

Der Menſch lebt auf der Erden eine kurtze Zeit.
Jedoch kommt er hernachmals in die Ewigkeit.

Dreyzehnſylbige:

Denckt einer, weil er lebt, fein fleißig an das Sterben,
So kan er nach der Zeit die Seeligkeit ererben.

Die zweyſylbigen Verſe ſcheinen zwar mehr nur ei-
nen Pedem, als einen Vers abzugeben: Allein wenn
man betrachtet, daß in den Arien auch ſo kleine Zeilen
nur von zwey Sylben mit unterzulauffen pflegen, wel-
che gleichwohl rechte Verſe machen, ſo wird man ſol-
che zweyſylbige Verſe auch gar gerne vor Verſe paſſi-
ren laſſen. Die ſechsſylbigen werden Euripidiſche, die
ſiebenſylbigen Anacreontiſche/ die zehn- und eylffſylbige
von den Frantzoſen Vers Communs, gemeine, und von
den Jtaliaͤnern Verſi Intieri oder Perfetti, das iſt voll-
kommene, und die zwoͤlff- und dreyzehnſylbige Alexan-
drini
ſche Verſe genennet. Bey den zehn- und eilffſylbi-
gen iſt der Abſchnitt manchmahl in der vierdten Syl-
be. z. e.

Das Geld iſt weg | und der Credit iſt todt.

Manchmahl in der ſechſten Sylbe. z. e.

Die Herrlichkeit vergeht, | die Tugend bleibet.

Jn den zwoͤlff- und dreyzehnſylbigen Verſen faͤllt der
Abſchnitt auf die ſechſte Sylbe. z. e.

Mein
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[41/0045] von den Generibus der Verſe. Zehnſylbige: Jch hoͤre gerne neue Zeitung an, Weil ich mein Hertz dadurch vergnuͤgen kan. Eilffſylbige: Denckt einer groſſe Haͤuſer aufzubauen, So muß er erſt in ſeinen Beutel ſchauen. Zwoͤlffſylbige: Der Menſch lebt auf der Erden eine kurtze Zeit. Jedoch kommt er hernachmals in die Ewigkeit. Dreyzehnſylbige: Denckt einer, weil er lebt, fein fleißig an das Sterben, So kan er nach der Zeit die Seeligkeit ererben. Die zweyſylbigen Verſe ſcheinen zwar mehr nur ei- nen Pedem, als einen Vers abzugeben: Allein wenn man betrachtet, daß in den Arien auch ſo kleine Zeilen nur von zwey Sylben mit unterzulauffen pflegen, wel- che gleichwohl rechte Verſe machen, ſo wird man ſol- che zweyſylbige Verſe auch gar gerne vor Verſe paſſi- ren laſſen. Die ſechsſylbigen werden Euripidiſche, die ſiebenſylbigen Anacreontiſche/ die zehn- und eylffſylbige von den Frantzoſen Vers Communs, gemeine, und von den Jtaliaͤnern Verſi Intieri oder Perfetti, das iſt voll- kommene, und die zwoͤlff- und dreyzehnſylbige Alexan- driniſche Verſe genennet. Bey den zehn- und eilffſylbi- gen iſt der Abſchnitt manchmahl in der vierdten Syl- be. z. e. Das Geld iſt weg | und der Credit iſt todt. Manchmahl in der ſechſten Sylbe. z. e. Die Herrlichkeit vergeht, | die Tugend bleibet. Jn den zwoͤlff- und dreyzehnſylbigen Verſen faͤllt der Abſchnitt auf die ſechſte Sylbe. z. e. Mein

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/45>, abgerufen am 29.03.2024.