Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.7. Es steht ein hoher, schroffer Fels, Darum die Adler fliegen, Doch wagt sich keiner drauf herab, Den Drachen sehen sie liegen. In alten Mauern liegt er dort, Mit seinem goldnen Kamme, Er rasselt mir der Schuppenhaut, Er hauchet Dampf und Flamme. Der Jüngling, ohne Schwerdt und Schild, Ist keck hinaufgedrungen, Die Arme wirft er um die Schlang' Und hält sie fest umrungen. Er küßt sie dreimal in den Schlund, Da muß der Zauber weichen, Er hält im Arm ein holdes Weib, Das schönst' in allen Reichen. Die herrliche, gekrönte Braut Hat er am Herzen liegen, Und aus den alten Trümmern ist Ein Königsschloß gestiegen. 7. Es ſteht ein hoher, ſchroffer Fels, Darum die Adler fliegen, Doch wagt ſich keiner drauf herab, Den Drachen ſehen ſie liegen. In alten Mauern liegt er dort, Mit ſeinem goldnen Kamme, Er raſſelt mir der Schuppenhaut, Er hauchet Dampf und Flamme. Der Jüngling, ohne Schwerdt und Schild, Iſt keck hinaufgedrungen, Die Arme wirft er um die Schlang’ Und hält ſie feſt umrungen. Er küßt ſie dreimal in den Schlund, Da muß der Zauber weichen, Er hält im Arm ein holdes Weib, Das ſchönſt’ in allen Reichen. Die herrliche, gekrönte Braut Hat er am Herzen liegen, Und aus den alten Trümmern iſt Ein Königsſchloß geſtiegen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0339" n="333"/> <div n="3"> <head>7.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es ſteht ein hoher, ſchroffer Fels,</l><lb/> <l>Darum die Adler fliegen,</l><lb/> <l>Doch wagt ſich keiner drauf herab,</l><lb/> <l>Den Drachen ſehen ſie liegen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In alten Mauern liegt er dort,</l><lb/> <l>Mit ſeinem goldnen Kamme,</l><lb/> <l>Er raſſelt mir der Schuppenhaut,</l><lb/> <l>Er hauchet Dampf und Flamme.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Jüngling, ohne Schwerdt und Schild,</l><lb/> <l>Iſt keck hinaufgedrungen,</l><lb/> <l>Die Arme wirft er um die Schlang’</l><lb/> <l>Und hält ſie feſt umrungen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Er küßt ſie dreimal in den Schlund,</l><lb/> <l>Da muß der Zauber weichen,</l><lb/> <l>Er hält im Arm ein holdes Weib,</l><lb/> <l>Das ſchönſt’ in allen Reichen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die herrliche, gekrönte Braut</l><lb/> <l>Hat er am Herzen liegen,</l><lb/> <l>Und aus den alten Trümmern iſt</l><lb/> <l>Ein Königsſchloß geſtiegen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0339]
7.
Es ſteht ein hoher, ſchroffer Fels,
Darum die Adler fliegen,
Doch wagt ſich keiner drauf herab,
Den Drachen ſehen ſie liegen.
In alten Mauern liegt er dort,
Mit ſeinem goldnen Kamme,
Er raſſelt mir der Schuppenhaut,
Er hauchet Dampf und Flamme.
Der Jüngling, ohne Schwerdt und Schild,
Iſt keck hinaufgedrungen,
Die Arme wirft er um die Schlang’
Und hält ſie feſt umrungen.
Er küßt ſie dreimal in den Schlund,
Da muß der Zauber weichen,
Er hält im Arm ein holdes Weib,
Das ſchönſt’ in allen Reichen.
Die herrliche, gekrönte Braut
Hat er am Herzen liegen,
Und aus den alten Trümmern iſt
Ein Königsſchloß geſtiegen.
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