Im Walde läuft ein wildes Pferd, Hat nie den Zaum gelitten, Goldfalb, mit langer, dichter Mähn', Schlägt Funken bei allen Tritten.
Der Königssohn, er fängt es ein, Hat sich hinauf geschwungen, Es bläht die Brust und schwingt den Schweif, Kömmt wiehernd hergesprungen.
Und Alle horchen staunend auf, Die in den Thälern hausen. Sie hören's vom Gebirge her Wie Sturm und Donner brausen.
Da sprengt herab der Königssohn, Umwallt vom Fell des Leuen; Des wilden Rosses Mähne fleugt, Die Hufe Feuer streuen.
Da drängt sich alles Volk herzu Mit Jubel und Gesange: "Heil uns! er ist's, der König ist's, Den wir erharrt so lange!"
6.
Im Walde läuft ein wildes Pferd, Hat nie den Zaum gelitten, Goldfalb, mit langer, dichter Mähn’, Schlägt Funken bei allen Tritten.
Der Königsſohn, er fängt es ein, Hat ſich hinauf geſchwungen, Es bläht die Bruſt und ſchwingt den Schweif, Kömmt wiehernd hergeſprungen.
Und Alle horchen ſtaunend auf, Die in den Thälern hauſen. Sie hören’s vom Gebirge her Wie Sturm und Donner brauſen.
Da ſprengt herab der Königsſohn, Umwallt vom Fell des Leuen; Des wilden Roſſes Mähne fleugt, Die Hufe Feuer ſtreuen.
Da drängt ſich alles Volk herzu Mit Jubel und Geſange: „Heil uns! er iſt’s, der König iſt’s, Den wir erharrt ſo lange!“
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6.
Im Walde läuft ein wildes Pferd,
Hat nie den Zaum gelitten,
Goldfalb, mit langer, dichter Mähn’,
Schlägt Funken bei allen Tritten.
Der Königsſohn, er fängt es ein,
Hat ſich hinauf geſchwungen,
Es bläht die Bruſt und ſchwingt den Schweif,
Kömmt wiehernd hergeſprungen.
Und Alle horchen ſtaunend auf,
Die in den Thälern hauſen.
Sie hören’s vom Gebirge her
Wie Sturm und Donner brauſen.
Da ſprengt herab der Königsſohn,
Umwallt vom Fell des Leuen;
Des wilden Roſſes Mähne fleugt,
Die Hufe Feuer ſtreuen.
Da drängt ſich alles Volk herzu
Mit Jubel und Geſange:
„Heil uns! er iſt’s, der König iſt’s,
Den wir erharrt ſo lange!“
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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/338>, abgerufen am 16.07.2024.
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