Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.(i) Die III. Anmerckung. (i) Dispositionnachleben;Denn diese wissen ihr Vermögen, und ver- stehen am besten, wie viel sie einem Kinde, oh- ne denen andern Abbruch zu thun, zum nö- thigen und ehrlichen Unterhalt jährlich ausse- tzen sollen. Wer klug ist, wenn er gleich nichts überflüßiges zu verzehren hat, der bleibet desto fleißiger über seinen Büchern si- tzen, lernet was rechtes, und suchet seinen Zeit-Vertreib in löblichen Dingen, bemüht sich auch nicht die Reichen in ihren unnöthi- gen Aufwendungen zu imitiren, sondern wie er es ihnen in der Gelehrsamkeit und anstän- digen Qvalitäten, wenigstens gleich, wo nicht zuvor thun möge. Ein weiser Sohn streckt sich nach der Decke, theilet seine Zeit ordentlich ein, vermeidet die bösen Gesell- schafften, und gehet mit dem destinirten jähr- lichen Quanto, als einem von GOtt, durch seine liebe Eltern, ihm anvertrauten Pfun- de, dergestalt wohl um, daß er es gegen bey- de verantworten kan. Wer auf Universi- täten mehr ausgiebt als er einnimmt und be- zahlen kan, der ist ein böser Wirth, weil seine Verschwendungen ihm selbst an seinem Ge- wissen, Credit und Ehre; seinen Creditoribus aber an ihrem Vermögen Schaden brin- gen. les das thun, was GOtt, Ge- wissen und 10) Endlich soll ein ieder Christ, und son- derlich ein Studiosus, alles dasjenige zu beob- achten suchen, worzu ihn GOtt, Gewissen und Ehre verbindet, und was ich, wegen Kür-
(i) Die III. Anmerckung. (i) Diſpoſitionnachleben;Denn dieſe wiſſen ihr Vermoͤgen, und ver- ſtehen am beſten, wie viel ſie einem Kinde, oh- ne denen andern Abbruch zu thun, zum noͤ- thigen und ehrlichen Unterhalt jaͤhrlich auſſe- tzen ſollen. Wer klug iſt, wenn er gleich nichts uͤberfluͤßiges zu verzehren hat, der bleibet deſto fleißiger uͤber ſeinen Buͤchern ſi- tzen, lernet was rechtes, und ſuchet ſeinen Zeit-Vertreib in loͤblichen Dingen, bemuͤht ſich auch nicht die Reichen in ihren unnoͤthi- gen Aufwendungen zu imitiren, ſondern wie er es ihnen in der Gelehrſamkeit und anſtaͤn- digen Qvalitaͤten, wenigſtens gleich, wo nicht zuvor thun moͤge. Ein weiſer Sohn ſtreckt ſich nach der Decke, theilet ſeine Zeit ordentlich ein, vermeidet die boͤſen Geſell- ſchafften, und gehet mit dem deſtinirten jaͤhr- lichen Quanto, als einem von GOtt, durch ſeine liebe Eltern, ihm anvertrauten Pfun- de, dergeſtalt wohl um, daß er es gegen bey- de verantworten kan. Wer auf Univerſi- taͤten mehr ausgiebt als er einnimmt und be- zahlen kan, der iſt ein boͤſer Wirth, weil ſeine Verſchwendungen ihm ſelbſt an ſeinem Ge- wiſſen, Credit und Ehre; ſeinen Creditoribus aber an ihrem Vermoͤgen Schaden brin- gen. les das thun, was GOtt, Ge- wiſſen und 10) Endlich ſoll ein ieder Chriſt, und ſon- derlich ein Studioſus, alles dasjenige zu beob- achten ſuchen, worzu ihn GOtt, Gewiſſen und Ehre verbindet, und was ich, wegen Kuͤr-
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Die III. Anmerckung. (i)
⁽i⁾
Denn dieſe wiſſen ihr Vermoͤgen, und ver-
ſtehen am beſten, wie viel ſie einem Kinde, oh-
ne denen andern Abbruch zu thun, zum noͤ-
thigen und ehrlichen Unterhalt jaͤhrlich auſſe-
tzen ſollen. Wer klug iſt, wenn er gleich
nichts uͤberfluͤßiges zu verzehren hat, der
bleibet deſto fleißiger uͤber ſeinen Buͤchern ſi-
tzen, lernet was rechtes, und ſuchet ſeinen
Zeit-Vertreib in loͤblichen Dingen, bemuͤht
ſich auch nicht die Reichen in ihren unnoͤthi-
gen Aufwendungen zu imitiren, ſondern wie
er es ihnen in der Gelehrſamkeit und anſtaͤn-
digen Qvalitaͤten, wenigſtens gleich, wo
nicht zuvor thun moͤge. Ein weiſer Sohn
ſtreckt ſich nach der Decke, theilet ſeine Zeit
ordentlich ein, vermeidet die boͤſen Geſell-
ſchafften, und gehet mit dem deſtinirten jaͤhr-
lichen Quanto, als einem von GOtt, durch
ſeine liebe Eltern, ihm anvertrauten Pfun-
de, dergeſtalt wohl um, daß er es gegen bey-
de verantworten kan. Wer auf Univerſi-
taͤten mehr ausgiebt als er einnimmt und be-
zahlen kan, der iſt ein boͤſer Wirth, weil ſeine
Verſchwendungen ihm ſelbſt an ſeinem Ge-
wiſſen, Credit und Ehre; ſeinen Creditoribus
aber an ihrem Vermoͤgen Schaden brin-
gen.
10) Endlich ſoll ein ieder Chriſt, und ſon-
derlich ein Studioſus, alles dasjenige zu beob-
achten ſuchen, worzu ihn GOtt, Gewiſſen
und Ehre verbindet, und was ich, wegen
Kuͤr-
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