desselben auffinden. Die einfachste Art ihn zu machen ist, auf einem weissen Papier zur Rech- ten und zur Linken zwey schwarze Punkte zu zeichnen, den Punkt rechts etwas tiefer als den andern und beyde in einer geringern Entfernung von einander, als der Abstand der Pupille des einen Auges von der des andern beträgt, den Punkt zur Linken bey geschlossenem linken Auge mit dem rechten zu fixiren, ohne jedoch den Punkt zur Rechten unbeachtet zu lassen, und dann das Papier dem Auge langsam so zu nähern oder von demselben so wegzuziehen, dass die Fläche desselben gegen die Axen bey- der Augen senkrecht bleibt. Der Punkt zur Rechten wird hierbey dem offenen Auge in einem geringern oder grössern Abstande des Papiers verschwinden, je nachdem man die bey- den Punkte auf demselben einander näher, oder weiter von einander entfernt gezeichnet hat. Mariotte vermuthete, und seine Muthmaassung wurde durch D. Bernoulli's Versuche und Berechnungen bestätigt f), dass die Stelle der Netzhaut, wo das Bild des Gegenstandes dem Auge entrückt wird, die Eintrittsstelle des Sehenerven ist. Jener schloss hieraus, nicht die Retina, sondern die Choroidea sey das eigent- liche unmittelbare Organ des Sehens. Diese Folgerung wurde aber mit Recht verworfen.
Wäre
f) Commentar, Acad. sc. Petropol. T. I. p. 314.
desselben auffinden. Die einfachste Art ihn zu machen ist, auf einem weiſsen Papier zur Rech- ten und zur Linken zwey schwarze Punkte zu zeichnen, den Punkt rechts etwas tiefer als den andern und beyde in einer geringern Entfernung von einander, als der Abstand der Pupille des einen Auges von der des andern beträgt, den Punkt zur Linken bey geschlossenem linken Auge mit dem rechten zu fixiren, ohne jedoch den Punkt zur Rechten unbeachtet zu lassen, und dann das Papier dem Auge langsam so zu nähern oder von demselben so wegzuziehen, daſs die Fläche desselben gegen die Axen bey- der Augen senkrecht bleibt. Der Punkt zur Rechten wird hierbey dem offenen Auge in einem geringern oder gröſsern Abstande des Papiers verschwinden, je nachdem man die bey- den Punkte auf demselben einander näher, oder weiter von einander entfernt gezeichnet hat. Mariotte vermuthete, und seine Muthmaaſsung wurde durch D. Bernoulli’s Versuche und Berechnungen bestätigt f), daſs die Stelle der Netzhaut, wo das Bild des Gegenstandes dem Auge entrückt wird, die Eintrittsstelle des Sehenerven ist. Jener schloſs hieraus, nicht die Retina, sondern die Choroidea sey das eigent- liche unmittelbare Organ des Sehens. Diese Folgerung wurde aber mit Recht verworfen.
Wäre
f) Commentar, Acad. sc. Petropol. T. I. p. 314.
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desselben auffinden. Die einfachste Art ihn zu
machen ist, auf einem weiſsen Papier zur Rech-
ten und zur Linken zwey schwarze Punkte zu
zeichnen, den Punkt rechts etwas tiefer als den
andern und beyde in einer geringern Entfernung
von einander, als der Abstand der Pupille des
einen Auges von der des andern beträgt, den
Punkt zur Linken bey geschlossenem linken
Auge mit dem rechten zu fixiren, ohne jedoch
den Punkt zur Rechten unbeachtet zu lassen,
und dann das Papier dem Auge langsam so zu
nähern oder von demselben so wegzuziehen,
daſs die Fläche desselben gegen die Axen bey-
der Augen senkrecht bleibt. Der Punkt zur
Rechten wird hierbey dem offenen Auge in
einem geringern oder gröſsern Abstande des
Papiers verschwinden, je nachdem man die bey-
den Punkte auf demselben einander näher, oder
weiter von einander entfernt gezeichnet hat.
Mariotte vermuthete, und seine Muthmaaſsung
wurde durch D. Bernoulli’s Versuche und
Berechnungen bestätigt f), daſs die Stelle der
Netzhaut, wo das Bild des Gegenstandes dem
Auge entrückt wird, die Eintrittsstelle des
Sehenerven ist. Jener schloſs hieraus, nicht die
Retina, sondern die Choroidea sey das eigent-
liche unmittelbare Organ des Sehens. Diese
Folgerung wurde aber mit Recht verworfen.
Wäre
f) Commentar, Acad. sc. Petropol. T. I. p. 314.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/582>, abgerufen am 24.11.2024.
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