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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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selber waren. Sie würden es seyn, wenn sich
dabey das beweglichste aller Organe hätte un-
beweglich machen lassen. Home schätzt bey
einem seiner Versuche den Raum, durch wel-
chen sich die Cornea bewegte, wenn das Auge
von einem entfernten Gegenstand auf einen
nähern gerichtet wurde, auf 1/800 eines Engli-
schen Zolls. Was berechtigte den Beobachter,
diesen geringen Bruch nicht vielmehr von der
Veränderung in der Richtung der Augenaxe,
die bey dem Hinblicken von dem einen Gegen-
stand auf den andern unvermeidlich war, und
wobey bald ein höherer, bald ein niedrigerer
Punkt der Hornhaut in die Theilungslinien des
Mikrometers treten musste, als von einer ver-
änderten Krümmung der Cornea abzuleiten?
Konnte nicht schon die mit jeder Bewegung
der Augenmuskeln verbundene Bewegung des
Kopfs die Ursache der Differenz seyn? Gesteht
doch Home selber, er und Ramsden hätten
bey einem der Versuche, wobey er sein eigenes
Auge von dem letztern beobachten liess, anfangs
die Ursache der Veränderung am Mikrometer
in der Bewegung des Kopfs nach vorne gesucht,
weil sie eine ähnliche Veränderung durch eben
diese Bewegung eines Spiegels, worin ein Bild
mit dem Vergrösserungsglase am Mikrometer
betrachtet wurde, hervorbringen konnten. Er
setzt zwar hinzu, dass in diesem Falle die

Bewe-

selber waren. Sie würden es seyn, wenn sich
dabey das beweglichste aller Organe hätte un-
beweglich machen lassen. Home schätzt bey
einem seiner Versuche den Raum, durch wel-
chen sich die Cornea bewegte, wenn das Auge
von einem entfernten Gegenstand auf einen
nähern gerichtet wurde, auf 1/800 eines Engli-
schen Zolls. Was berechtigte den Beobachter,
diesen geringen Bruch nicht vielmehr von der
Veränderung in der Richtung der Augenaxe,
die bey dem Hinblicken von dem einen Gegen-
stand auf den andern unvermeidlich war, und
wobey bald ein höherer, bald ein niedrigerer
Punkt der Hornhaut in die Theilungslinien des
Mikrometers treten muſste, als von einer ver-
änderten Krümmung der Cornea abzuleiten?
Konnte nicht schon die mit jeder Bewegung
der Augenmuskeln verbundene Bewegung des
Kopfs die Ursache der Differenz seyn? Gesteht
doch Home selber, er und Ramsden hätten
bey einem der Versuche, wobey er sein eigenes
Auge von dem letztern beobachten lieſs, anfangs
die Ursache der Veränderung am Mikrometer
in der Bewegung des Kopfs nach vorne gesucht,
weil sie eine ähnliche Veränderung durch eben
diese Bewegung eines Spiegels, worin ein Bild
mit dem Vergröſserungsglase am Mikrometer
betrachtet wurde, hervorbringen konnten. Er
setzt zwar hinzu, daſs in diesem Falle die

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[514/0536] selber waren. Sie würden es seyn, wenn sich dabey das beweglichste aller Organe hätte un- beweglich machen lassen. Home schätzt bey einem seiner Versuche den Raum, durch wel- chen sich die Cornea bewegte, wenn das Auge von einem entfernten Gegenstand auf einen nähern gerichtet wurde, auf 1/800 eines Engli- schen Zolls. Was berechtigte den Beobachter, diesen geringen Bruch nicht vielmehr von der Veränderung in der Richtung der Augenaxe, die bey dem Hinblicken von dem einen Gegen- stand auf den andern unvermeidlich war, und wobey bald ein höherer, bald ein niedrigerer Punkt der Hornhaut in die Theilungslinien des Mikrometers treten muſste, als von einer ver- änderten Krümmung der Cornea abzuleiten? Konnte nicht schon die mit jeder Bewegung der Augenmuskeln verbundene Bewegung des Kopfs die Ursache der Differenz seyn? Gesteht doch Home selber, er und Ramsden hätten bey einem der Versuche, wobey er sein eigenes Auge von dem letztern beobachten lieſs, anfangs die Ursache der Veränderung am Mikrometer in der Bewegung des Kopfs nach vorne gesucht, weil sie eine ähnliche Veränderung durch eben diese Bewegung eines Spiegels, worin ein Bild mit dem Vergröſserungsglase am Mikrometer betrachtet wurde, hervorbringen konnten. Er setzt zwar hinzu, daſs in diesem Falle die Bewe-

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/536>, abgerufen am 21.05.2024.