die einzelnen Werkzeuge des Gehörs nach ein- ander betrachten und dabey von dem äussern zum innern Ohr fortgehen.
Der Zweck des äussern Ohrs, die Schall- schwingungen zu sammeln und sie concentrirt in den äussern Gehörgang zu reflektiren, ist bey vielen Säugthieren, z. B. dem Pferde, den Fle- dermäusen, den Nagethieren u. s. w. so klar, dass darüber kein Zweifel statt finden kann. Diese Thiere haben ein sehr leises Gehör und ihr äusseres Ohr hat ganz die Form eines Hörrohrs. Sie vernehmen ohne Zweifel den Schall aus desto grösserer Ferne, je weiter die äussere Mündung und je grösser die Höhlung dieses Organs ist. Bey der entgegengesetzten Bildung kann sich der Wirkungskreis des Ge- hörssinns nur auf Schallschwingungen der Luft, die in der Nähe erregt sind, erstrecken. Die, zum Theil mit so ungeheuern Ohren begabten Fledermäuse müssen bey ihrer Lebensweise die Insekten, die ihre Hauptnahrung ausmachen, schon aus der Ferne an deren Tönen ent- decken; ein enges äusseres Ohr hingegen haben die Maki (Lemur) und die mehrsten zahnlosen Säugthiere, welche ebenfalls grösstentheils von Insekten leben, diesen aber nur aus der Nähe nachgehen können.
Bey
VI. Bd. A a
die einzelnen Werkzeuge des Gehörs nach ein- ander betrachten und dabey von dem äuſsern zum innern Ohr fortgehen.
Der Zweck des äuſsern Ohrs, die Schall- schwingungen zu sammeln und sie concentrirt in den äuſsern Gehörgang zu reflektiren, ist bey vielen Säugthieren, z. B. dem Pferde, den Fle- dermäusen, den Nagethieren u. s. w. so klar, daſs darüber kein Zweifel statt finden kann. Diese Thiere haben ein sehr leises Gehör und ihr äuſseres Ohr hat ganz die Form eines Hörrohrs. Sie vernehmen ohne Zweifel den Schall aus desto gröſserer Ferne, je weiter die äuſsere Mündung und je gröſser die Höhlung dieses Organs ist. Bey der entgegengesetzten Bildung kann sich der Wirkungskreis des Ge- hörssinns nur auf Schallschwingungen der Luft, die in der Nähe erregt sind, erstrecken. Die, zum Theil mit so ungeheuern Ohren begabten Fledermäuse müssen bey ihrer Lebensweise die Insekten, die ihre Hauptnahrung ausmachen, schon aus der Ferne an deren Tönen ent- decken; ein enges äuſseres Ohr hingegen haben die Maki (Lemur) und die mehrsten zahnlosen Säugthiere, welche ebenfalls gröſstentheils von Insekten leben, diesen aber nur aus der Nähe nachgehen können.
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die einzelnen Werkzeuge des Gehörs nach ein-
ander betrachten und dabey von dem äuſsern
zum innern Ohr fortgehen.
Der Zweck des äuſsern Ohrs, die Schall-
schwingungen zu sammeln und sie concentrirt
in den äuſsern Gehörgang zu reflektiren, ist bey
vielen Säugthieren, z. B. dem Pferde, den Fle-
dermäusen, den Nagethieren u. s. w. so klar,
daſs darüber kein Zweifel statt finden kann.
Diese Thiere haben ein sehr leises Gehör und
ihr äuſseres Ohr hat ganz die Form eines
Hörrohrs. Sie vernehmen ohne Zweifel den
Schall aus desto gröſserer Ferne, je weiter die
äuſsere Mündung und je gröſser die Höhlung
dieses Organs ist. Bey der entgegengesetzten
Bildung kann sich der Wirkungskreis des Ge-
hörssinns nur auf Schallschwingungen der Luft,
die in der Nähe erregt sind, erstrecken. Die,
zum Theil mit so ungeheuern Ohren begabten
Fledermäuse müssen bey ihrer Lebensweise die
Insekten, die ihre Hauptnahrung ausmachen,
schon aus der Ferne an deren Tönen ent-
decken; ein enges äuſseres Ohr hingegen haben
die Maki (Lemur) und die mehrsten zahnlosen
Säugthiere, welche ebenfalls gröſstentheils von
Insekten leben, diesen aber nur aus der Nähe
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/381>, abgerufen am 24.11.2024.
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