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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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pflanzenfressenden Thiere giftige Kräuter von
heilsamen, ohne Berührung derselben, durch
den Geruch und zugleich durch den Geschmack
zu unterscheiden im Stande sind. Diese Unter-
scheidung kann indess nicht, wie Tenon, La-
cepede
und Cuvier x) vermutheten, ohne ihre
Vermuthung aus der Bildung der Stensonschen
Canäle zu beweisen, erster, sondern nur unter-
geordneter Zweck dieser Canäle seyn. Ihre
Haupthestimmung bleibt Erhöhung des subjekti-
ven Eindrucks der Geruchsempfindungen durch
gleichzeitige Rührung des Geschmackssinns, und
in dieser Beziehung dienen sie auch den fleisch-
fressenden Thieren, die so wenig giftige, als
heilsame Kräuter berühren.

Durch die zweyte der beyden oben ge-
dachten Wirkungen der Luft auf die Riechfort-
sätze des Gehirns steht das Thier in näherer
Verbindung mit der Beschaffenheit des Luft-
kreises, als der Mensch, und wird auch durch
bevorstehende Veränderungen der Atmosphäre
im Handeln geleitet. Das Vorempfinden der
Witterung ist es jedoch keineswegs allein,
worauf sich diese Funktion der Riechkörper
beschränkt. Es giebt noch andere Erscheinungen
im Thierreiche, die sich von keinen andern,

als
x) In ihrem Bericht über Jacobson's Abhandlung.
A. a. O. p. 423.

pflanzenfressenden Thiere giftige Kräuter von
heilsamen, ohne Berührung derselben, durch
den Geruch und zugleich durch den Geschmack
zu unterscheiden im Stande sind. Diese Unter-
scheidung kann indeſs nicht, wie Tenon, La-
cepede
und Cuvier x) vermutheten, ohne ihre
Vermuthung aus der Bildung der Stensonschen
Canäle zu beweisen, erster, sondern nur unter-
geordneter Zweck dieser Canäle seyn. Ihre
Haupthestimmung bleibt Erhöhung des subjekti-
ven Eindrucks der Geruchsempfindungen durch
gleichzeitige Rührung des Geschmackssinns, und
in dieser Beziehung dienen sie auch den fleisch-
fressenden Thieren, die so wenig giftige, als
heilsame Kräuter berühren.

Durch die zweyte der beyden oben ge-
dachten Wirkungen der Luft auf die Riechfort-
sätze des Gehirns steht das Thier in näherer
Verbindung mit der Beschaffenheit des Luft-
kreises, als der Mensch, und wird auch durch
bevorstehende Veränderungen der Atmosphäre
im Handeln geleitet. Das Vorempfinden der
Witterung ist es jedoch keineswegs allein,
worauf sich diese Funktion der Riechkörper
beschränkt. Es giebt noch andere Erscheinungen
im Thierreiche, die sich von keinen andern,

als
x) In ihrem Bericht über Jacobson’s Abhandlung.
A. a. O. p. 423.
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[284/0302] pflanzenfressenden Thiere giftige Kräuter von heilsamen, ohne Berührung derselben, durch den Geruch und zugleich durch den Geschmack zu unterscheiden im Stande sind. Diese Unter- scheidung kann indeſs nicht, wie Tenon, La- cepede und Cuvier x) vermutheten, ohne ihre Vermuthung aus der Bildung der Stensonschen Canäle zu beweisen, erster, sondern nur unter- geordneter Zweck dieser Canäle seyn. Ihre Haupthestimmung bleibt Erhöhung des subjekti- ven Eindrucks der Geruchsempfindungen durch gleichzeitige Rührung des Geschmackssinns, und in dieser Beziehung dienen sie auch den fleisch- fressenden Thieren, die so wenig giftige, als heilsame Kräuter berühren. Durch die zweyte der beyden oben ge- dachten Wirkungen der Luft auf die Riechfort- sätze des Gehirns steht das Thier in näherer Verbindung mit der Beschaffenheit des Luft- kreises, als der Mensch, und wird auch durch bevorstehende Veränderungen der Atmosphäre im Handeln geleitet. Das Vorempfinden der Witterung ist es jedoch keineswegs allein, worauf sich diese Funktion der Riechkörper beschränkt. Es giebt noch andere Erscheinungen im Thierreiche, die sich von keinen andern, als x) In ihrem Bericht über Jacobson’s Abhandlung. A. a. O. p. 423.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/302>, abgerufen am 22.11.2024.