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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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ber's s) Versuchen, die Bienen bey ihren Hand-
lungen durch die Fühlhörner auf eine Art ge-
leitet werden, wie der blosse Tastsinn sie zu
leiten nicht hinreichen würde. Die Biene, sagt
Huber, bauet ihre Zellen im Dunkeln, giesst
ihren Honig in die Magazine, ernährt ihre
Jungen, beurtheilt deren Alter und Bedürfnisse,
erkennt ihre Königin, alles dies vermittelst der
Fühlhörner, deren Gestalt doch weit weniger
als die unserer Hände zum Tasten eingerichtet
ist. Durch die Antennen benachrichtigen sich
die Bewohner eines Bienenstocks von dem Ver-
lust ihrer Königin. Sie machen vorzüglich zur
Nachtzeit von diesen Organen Gebrauch. Sie
verlieren das Vermögen, ihre Gliedmaassen
zweckmässig zu gebrauchen, hören auf zu ar-
beiten, suchen das Licht auf und verlassen
ihren Schwarm, wenn ihnen beyde Fühlhörner
ganz abgeschnitten sind.

Der allgemeine Sinn ist, wie wir gezeigt
haben, vorzüglich den Nerven des fünften Paars
eigen. Er kömmt ihnen aber nur vorzüglich,
keineswegs allein, bey den Thieren überhaupt
und besonders bey denen der niedern Classen
zu. Viele Insekten und die zweyschaaligen
Mollusken tragen in der Nähe der Geschlechts-

theile
s) Nouv. observat. sur les abeilles. Ed. 2. T. II. p. 367.
394.

ber’s s) Versuchen, die Bienen bey ihren Hand-
lungen durch die Fühlhörner auf eine Art ge-
leitet werden, wie der bloſse Tastsinn sie zu
leiten nicht hinreichen würde. Die Biene, sagt
Huber, bauet ihre Zellen im Dunkeln, gieſst
ihren Honig in die Magazine, ernährt ihre
Jungen, beurtheilt deren Alter und Bedürfnisse,
erkennt ihre Königin, alles dies vermittelst der
Fühlhörner, deren Gestalt doch weit weniger
als die unserer Hände zum Tasten eingerichtet
ist. Durch die Antennen benachrichtigen sich
die Bewohner eines Bienenstocks von dem Ver-
lust ihrer Königin. Sie machen vorzüglich zur
Nachtzeit von diesen Organen Gebrauch. Sie
verlieren das Vermögen, ihre Gliedmaaſsen
zweckmäſsig zu gebrauchen, hören auf zu ar-
beiten, suchen das Licht auf und verlassen
ihren Schwarm, wenn ihnen beyde Fühlhörner
ganz abgeschnitten sind.

Der allgemeine Sinn ist, wie wir gezeigt
haben, vorzüglich den Nerven des fünften Paars
eigen. Er kömmt ihnen aber nur vorzüglich,
keineswegs allein, bey den Thieren überhaupt
und besonders bey denen der niedern Classen
zu. Viele Insekten und die zweyschaaligen
Mollusken tragen in der Nähe der Geschlechts-

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394.
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[190/0208] ber’s s) Versuchen, die Bienen bey ihren Hand- lungen durch die Fühlhörner auf eine Art ge- leitet werden, wie der bloſse Tastsinn sie zu leiten nicht hinreichen würde. Die Biene, sagt Huber, bauet ihre Zellen im Dunkeln, gieſst ihren Honig in die Magazine, ernährt ihre Jungen, beurtheilt deren Alter und Bedürfnisse, erkennt ihre Königin, alles dies vermittelst der Fühlhörner, deren Gestalt doch weit weniger als die unserer Hände zum Tasten eingerichtet ist. Durch die Antennen benachrichtigen sich die Bewohner eines Bienenstocks von dem Ver- lust ihrer Königin. Sie machen vorzüglich zur Nachtzeit von diesen Organen Gebrauch. Sie verlieren das Vermögen, ihre Gliedmaaſsen zweckmäſsig zu gebrauchen, hören auf zu ar- beiten, suchen das Licht auf und verlassen ihren Schwarm, wenn ihnen beyde Fühlhörner ganz abgeschnitten sind. Der allgemeine Sinn ist, wie wir gezeigt haben, vorzüglich den Nerven des fünften Paars eigen. Er kömmt ihnen aber nur vorzüglich, keineswegs allein, bey den Thieren überhaupt und besonders bey denen der niedern Classen zu. Viele Insekten und die zweyschaaligen Mollusken tragen in der Nähe der Geschlechts- theile s) Nouv. observat. sur les abeilles. Ed. 2. T. II. p. 367. 394.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/208>, abgerufen am 23.11.2024.