schnecke mit ihren Augen, aus. Sie bewegt dieselben nach allen Seiten hin und zieht sie schon in der Entfernung eines halben Zolls von Körpern, denen sie nahe kommen, zurück. Auf eben diese Thiere wirken, wie Bonvincini bemerkte *) und wie ich gleichfalls beobachtet habe, in noch grössern Entfernungen stark rie- chende Sachen, z. B. Kampher, Alcohol u. d. gl. Sie zogen ihre grössern Fühlfäden schon ein, wenn ich diesen die flüchtige Valeriana- Tinktur bis auf zwey Zoll näherte.
Organe, die ihrer äussern Bildung nach zum Tasten bestimmt scheinen, finden wir überhaupt bey den wirbellosen Thieren um so mehr ver- vielfältigt, je weniger Spuren von Sinneswerk- zeugen ähnlicher Art, wie die Wirbelthiere be- sitzen, bey ihnen übrig sind, und diese Theile zeigen sich nicht nur bey den Wegschnecken, sondern auch bey mehrern jener Geschöpfe als empfindlich gegen andere als gröbere mechani-
sche
*)Voigt's Magazin f. d. Neueste aus der Physik u. s. w. B. X. St. 4. S. 175. Unrichtig aber ist es, wenn Bonvincini im Allgemeinen angibt, die Weinberg- schnecken wichen erst dann von ihrem Wege ab, wenn sie an Körper, die ihnen in den Weg gelegt wären, mit den Fühlfäden stiessen. Dies ist nur dann der Fall, wenn sie geängstigt werden und zu entfliehen suchen.
schnecke mit ihren Augen, aus. Sie bewegt dieselben nach allen Seiten hin und zieht sie schon in der Entfernung eines halben Zolls von Körpern, denen sie nahe kommen, zurück. Auf eben diese Thiere wirken, wie Bonvincini bemerkte *) und wie ich gleichfalls beobachtet habe, in noch gröſsern Entfernungen stark rie- chende Sachen, z. B. Kampher, Alcohol u. d. gl. Sie zogen ihre gröſsern Fühlfäden schon ein, wenn ich diesen die flüchtige Valeriana- Tinktur bis auf zwey Zoll näherte.
Organe, die ihrer äuſsern Bildung nach zum Tasten bestimmt scheinen, finden wir überhaupt bey den wirbellosen Thieren um so mehr ver- vielfältigt, je weniger Spuren von Sinneswerk- zeugen ähnlicher Art, wie die Wirbelthiere be- sitzen, bey ihnen übrig sind, und diese Theile zeigen sich nicht nur bey den Wegschnecken, sondern auch bey mehrern jener Geschöpfe als empfindlich gegen andere als gröbere mechani-
sche
*)Voigt’s Magazin f. d. Neueste aus der Physik u. s. w. B. X. St. 4. S. 175. Unrichtig aber ist es, wenn Bonvincini im Allgemeinen angibt, die Weinberg- schnecken wichen erst dann von ihrem Wege ab, wenn sie an Körper, die ihnen in den Weg gelegt wären, mit den Fühlfäden stieſsen. Dies ist nur dann der Fall, wenn sie geängstigt werden und zu entfliehen suchen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0206"n="188"/>
schnecke mit ihren Augen, aus. Sie bewegt<lb/>
dieselben nach allen Seiten hin und zieht sie<lb/>
schon in der Entfernung eines halben Zolls von<lb/>
Körpern, denen sie nahe kommen, zurück. Auf<lb/>
eben diese Thiere wirken, wie <hirendition="#k">Bonvincini</hi><lb/>
bemerkte <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#k">Voigt</hi>’s Magazin f. d. Neueste aus der Physik u. s. w.<lb/>
B. X. St. 4. S. 175. Unrichtig aber ist es, wenn<lb/><hirendition="#k">Bonvincini</hi> im Allgemeinen angibt, die Weinberg-<lb/>
schnecken wichen erst dann von ihrem Wege ab,<lb/>
wenn sie an Körper, die ihnen in den Weg gelegt<lb/>
wären, mit den Fühlfäden stieſsen. Dies ist nur<lb/>
dann der Fall, wenn sie geängstigt werden und zu<lb/>
entfliehen suchen.</note> und wie ich gleichfalls beobachtet<lb/>
habe, in noch gröſsern Entfernungen stark rie-<lb/>
chende Sachen, z. B. Kampher, Alcohol u. d. gl.<lb/>
Sie zogen ihre gröſsern Fühlfäden schon<lb/>
ein, wenn ich diesen die flüchtige Valeriana-<lb/>
Tinktur bis auf zwey Zoll näherte.</p><lb/><p>Organe, die ihrer äuſsern Bildung nach zum<lb/>
Tasten bestimmt scheinen, finden wir überhaupt<lb/>
bey den wirbellosen Thieren um so mehr ver-<lb/>
vielfältigt, je weniger Spuren von Sinneswerk-<lb/>
zeugen ähnlicher Art, wie die Wirbelthiere be-<lb/>
sitzen, bey ihnen übrig sind, und diese Theile<lb/>
zeigen sich nicht nur bey den Wegschnecken,<lb/>
sondern auch bey mehrern jener Geschöpfe als<lb/>
empfindlich gegen andere als gröbere mechani-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">sche</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[188/0206]
schnecke mit ihren Augen, aus. Sie bewegt
dieselben nach allen Seiten hin und zieht sie
schon in der Entfernung eines halben Zolls von
Körpern, denen sie nahe kommen, zurück. Auf
eben diese Thiere wirken, wie Bonvincini
bemerkte *) und wie ich gleichfalls beobachtet
habe, in noch gröſsern Entfernungen stark rie-
chende Sachen, z. B. Kampher, Alcohol u. d. gl.
Sie zogen ihre gröſsern Fühlfäden schon
ein, wenn ich diesen die flüchtige Valeriana-
Tinktur bis auf zwey Zoll näherte.
Organe, die ihrer äuſsern Bildung nach zum
Tasten bestimmt scheinen, finden wir überhaupt
bey den wirbellosen Thieren um so mehr ver-
vielfältigt, je weniger Spuren von Sinneswerk-
zeugen ähnlicher Art, wie die Wirbelthiere be-
sitzen, bey ihnen übrig sind, und diese Theile
zeigen sich nicht nur bey den Wegschnecken,
sondern auch bey mehrern jener Geschöpfe als
empfindlich gegen andere als gröbere mechani-
sche
*) Voigt’s Magazin f. d. Neueste aus der Physik u. s. w.
B. X. St. 4. S. 175. Unrichtig aber ist es, wenn
Bonvincini im Allgemeinen angibt, die Weinberg-
schnecken wichen erst dann von ihrem Wege ab,
wenn sie an Körper, die ihnen in den Weg gelegt
wären, mit den Fühlfäden stieſsen. Dies ist nur
dann der Fall, wenn sie geängstigt werden und zu
entfliehen suchen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/206>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.