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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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In den bisherigen Theorien der thierischen
Wärme konnte man die in den Classen der Am-
phibien, Fische und übrigen niedern Thiere statt
findende Abwesenheit der Lebenswärme blos von
dem unvollkommenern Bau der Respirationsorgane
ableiten. Wir haben aber schon wiederholt be-
merklich gemacht, dass der Unterschied zwischen
den Werkzeugen des Athemholens dieser Thiere
und den Lungen der Säugthiere und Vögel nicht
gross genug ist, um die so sehr viel niedrigere
Temperatur der erstern aus derselben allein er-
klären zu können. Die Ursache kann nur darin
liegen, dass bey den Amphibien und den übrigen
Thieren der niedern Classen das Blut gar kein,
oder nur ein sehr geringes Vermögen besitzt, der
Luft Wärme zu entziehen und Wärme zu bin-
den. Mit der Abwesenheit dieses Vermögens steht
der Mangel an Pulsationen in den Zweigen des
arteriellen Systems und der einfache Blutumlauf
jener Thiere in Verbindung. Der letztere kann
schwerlich einen mechanischen Zweck haben, son-
dern muss Folge einer höhern Ursache seyn, wor-
in zugleich eine geringere Vitalität des Bluts be-
gründet ist.

Man kann gegen diese Theorie einwenden,
dass in allen den Fällen, wo in einer Materie ver-
mehrte Wärmecapacität eintritt, ein Uebergang der-
selben aus dem festen Zustand in den flüssigen,

oder

In den bisherigen Theorien der thierischen
Wärme konnte man die in den Classen der Am-
phibien, Fische und übrigen niedern Thiere statt
findende Abwesenheit der Lebenswärme blos von
dem unvollkommenern Bau der Respirationsorgane
ableiten. Wir haben aber schon wiederholt be-
merklich gemacht, daſs der Unterschied zwischen
den Werkzeugen des Athemholens dieser Thiere
und den Lungen der Säugthiere und Vögel nicht
groſs genug ist, um die so sehr viel niedrigere
Temperatur der erstern aus derselben allein er-
klären zu können. Die Ursache kann nur darin
liegen, daſs bey den Amphibien und den übrigen
Thieren der niedern Classen das Blut gar kein,
oder nur ein sehr geringes Vermögen besitzt, der
Luft Wärme zu entziehen und Wärme zu bin-
den. Mit der Abwesenheit dieses Vermögens steht
der Mangel an Pulsationen in den Zweigen des
arteriellen Systems und der einfache Blutumlauf
jener Thiere in Verbindung. Der letztere kann
schwerlich einen mechanischen Zweck haben, son-
dern muſs Folge einer höhern Ursache seyn, wor-
in zugleich eine geringere Vitalität des Bluts be-
gründet ist.

Man kann gegen diese Theorie einwenden,
daſs in allen den Fällen, wo in einer Materie ver-
mehrte Wärmecapacität eintritt, ein Uebergang der-
selben aus dem festen Zustand in den flüssigen,

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[75/0087] In den bisherigen Theorien der thierischen Wärme konnte man die in den Classen der Am- phibien, Fische und übrigen niedern Thiere statt findende Abwesenheit der Lebenswärme blos von dem unvollkommenern Bau der Respirationsorgane ableiten. Wir haben aber schon wiederholt be- merklich gemacht, daſs der Unterschied zwischen den Werkzeugen des Athemholens dieser Thiere und den Lungen der Säugthiere und Vögel nicht groſs genug ist, um die so sehr viel niedrigere Temperatur der erstern aus derselben allein er- klären zu können. Die Ursache kann nur darin liegen, daſs bey den Amphibien und den übrigen Thieren der niedern Classen das Blut gar kein, oder nur ein sehr geringes Vermögen besitzt, der Luft Wärme zu entziehen und Wärme zu bin- den. Mit der Abwesenheit dieses Vermögens steht der Mangel an Pulsationen in den Zweigen des arteriellen Systems und der einfache Blutumlauf jener Thiere in Verbindung. Der letztere kann schwerlich einen mechanischen Zweck haben, son- dern muſs Folge einer höhern Ursache seyn, wor- in zugleich eine geringere Vitalität des Bluts be- gründet ist. Man kann gegen diese Theorie einwenden, daſs in allen den Fällen, wo in einer Materie ver- mehrte Wärmecapacität eintritt, ein Uebergang der- selben aus dem festen Zustand in den flüssigen, oder

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/87>, abgerufen am 28.04.2024.