Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

viel weniger Kohlenstoff eine Verbindung mit
dem Sauerstoff eingeht. Aber es ist gar nicht
wahrscheinlich, dass der beym Einathmen auf-
genommene Sauerstoff zur Bildung der beym
Ausathmen erscheinenden Kohlensäure verwandt
wird s); und würde er dies auch, so liesse sich
doch aus jener Verbindung desselben die thieri-
sche Wärme auf keine Weise erklären. Die Er-
fahrung lehrt nur, dass bey der Abscheidung des
Sauerstoffs aus dem Sauerstoffgas Wärme entbun-
den wird. Aber es ist nicht richtig, dass beym
Uebergang dieses Stoffs aus einer tropfbaren Flüs-
sigkeit in eine andere Materie immer Wärme ent-
bunden wird. Eher würde jene Hypothese noch
zu vertheidigen seyn, wenn darin angenommen
wäre, dass nicht der Sauerstoff, sondern das Sau-
erstoffgas der atmosphärischen Luft vom Blute
aufgenommen und beym Uebergang aus den Ar-
terien in die Venen seiner Basis beraubt würde.
Auf ähnliche Art suchte Ackermann t) die Ent-
stehung der thierischen Wärme zu erklären. Al-
lein die Hauptfrage, woher es rührt, dass die
Zersetzung des Sauerstoffgas nur bey den Säug-
thieren und Vögeln eine so hohe und so bestän-

dige
s) Biologie. Bd. 4. S. 207 fg. -- Nasse in Meckel's
Archiv f. d. Physiol. Bd. 2. S. 200 fg.
t) De combustionis lentae phaenomenis. quae vitam
constituunt. Jenae. 1804.

viel weniger Kohlenstoff eine Verbindung mit
dem Sauerstoff eingeht. Aber es ist gar nicht
wahrscheinlich, daſs der beym Einathmen auf-
genommene Sauerstoff zur Bildung der beym
Ausathmen erscheinenden Kohlensäure verwandt
wird s); und würde er dies auch, so lieſse sich
doch aus jener Verbindung desselben die thieri-
sche Wärme auf keine Weise erklären. Die Er-
fahrung lehrt nur, daſs bey der Abscheidung des
Sauerstoffs aus dem Sauerstoffgas Wärme entbun-
den wird. Aber es ist nicht richtig, daſs beym
Uebergang dieses Stoffs aus einer tropfbaren Flüs-
sigkeit in eine andere Materie immer Wärme ent-
bunden wird. Eher würde jene Hypothese noch
zu vertheidigen seyn, wenn darin angenommen
wäre, daſs nicht der Sauerstoff, sondern das Sau-
erstoffgas der atmosphärischen Luft vom Blute
aufgenommen und beym Uebergang aus den Ar-
terien in die Venen seiner Basis beraubt würde.
Auf ähnliche Art suchte Ackermann t) die Ent-
stehung der thierischen Wärme zu erklären. Al-
lein die Hauptfrage, woher es rührt, daſs die
Zersetzung des Sauerstoffgas nur bey den Säug-
thieren und Vögeln eine so hohe und so bestän-

dige
s) Biologie. Bd. 4. S. 207 fg. — Nasse in Meckel’s
Archiv f. d. Physiol. Bd. 2. S. 200 fg.
t) De combustionis lentae phaenomenis. quae vitam
constituunt. Jenae. 1804.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0068" n="56"/>
viel weniger Kohlenstoff eine Verbindung mit<lb/>
dem Sauerstoff eingeht. Aber es ist gar nicht<lb/>
wahrscheinlich, da&#x017F;s der beym Einathmen auf-<lb/>
genommene Sauerstoff zur Bildung der beym<lb/>
Ausathmen erscheinenden Kohlensäure verwandt<lb/>
wird <note place="foot" n="s)">Biologie. Bd. 4. S. 207 fg. &#x2014; <hi rendition="#k">Nasse</hi> in <hi rendition="#k">Meckel</hi>&#x2019;s<lb/>
Archiv f. d. Physiol. Bd. 2. S. 200 fg.</note>; und würde er dies auch, so lie&#x017F;se sich<lb/>
doch aus jener Verbindung desselben die thieri-<lb/>
sche Wärme auf keine Weise erklären. Die Er-<lb/>
fahrung lehrt nur, da&#x017F;s bey der Abscheidung des<lb/>
Sauerstoffs aus dem Sauerstoffgas Wärme entbun-<lb/>
den wird. Aber es ist nicht richtig, da&#x017F;s beym<lb/>
Uebergang dieses Stoffs aus einer tropfbaren Flüs-<lb/>
sigkeit in eine andere Materie immer Wärme ent-<lb/>
bunden wird. Eher würde jene Hypothese noch<lb/>
zu vertheidigen seyn, wenn darin angenommen<lb/>
wäre, da&#x017F;s nicht der Sauerstoff, sondern das Sau-<lb/>
erstoffgas der atmosphärischen Luft vom Blute<lb/>
aufgenommen und beym Uebergang aus den Ar-<lb/>
terien in die Venen seiner Basis beraubt würde.<lb/>
Auf ähnliche Art suchte <hi rendition="#k">Ackermann</hi> <note place="foot" n="t)">De combustionis lentae phaenomenis. quae vitam<lb/>
constituunt. Jenae. 1804.</note> die Ent-<lb/>
stehung der thierischen Wärme zu erklären. Al-<lb/>
lein die Hauptfrage, woher es rührt, da&#x017F;s die<lb/>
Zersetzung des Sauerstoffgas nur bey den Säug-<lb/>
thieren und Vögeln eine so hohe und so bestän-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dige</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0068] viel weniger Kohlenstoff eine Verbindung mit dem Sauerstoff eingeht. Aber es ist gar nicht wahrscheinlich, daſs der beym Einathmen auf- genommene Sauerstoff zur Bildung der beym Ausathmen erscheinenden Kohlensäure verwandt wird s); und würde er dies auch, so lieſse sich doch aus jener Verbindung desselben die thieri- sche Wärme auf keine Weise erklären. Die Er- fahrung lehrt nur, daſs bey der Abscheidung des Sauerstoffs aus dem Sauerstoffgas Wärme entbun- den wird. Aber es ist nicht richtig, daſs beym Uebergang dieses Stoffs aus einer tropfbaren Flüs- sigkeit in eine andere Materie immer Wärme ent- bunden wird. Eher würde jene Hypothese noch zu vertheidigen seyn, wenn darin angenommen wäre, daſs nicht der Sauerstoff, sondern das Sau- erstoffgas der atmosphärischen Luft vom Blute aufgenommen und beym Uebergang aus den Ar- terien in die Venen seiner Basis beraubt würde. Auf ähnliche Art suchte Ackermann t) die Ent- stehung der thierischen Wärme zu erklären. Al- lein die Hauptfrage, woher es rührt, daſs die Zersetzung des Sauerstoffgas nur bey den Säug- thieren und Vögeln eine so hohe und so bestän- dige s) Biologie. Bd. 4. S. 207 fg. — Nasse in Meckel’s Archiv f. d. Physiol. Bd. 2. S. 200 fg. t) De combustionis lentae phaenomenis. quae vitam constituunt. Jenae. 1804.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/68
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/68>, abgerufen am 23.11.2024.