letztern in Ansehung der Wärmecapacität wie 10: 11,4 oder 11,5 verhält.
Dies sind die Hauptzüge der Crawfordschen Theorie. Die Grundlage derselben wurde in der Folge von Lavoisierl) angenommen; nur die Art, wie die Wärme der geathmeten Luft von dem Blut aufgenommen wird, erhielt von diesem eine andere Erklärung. In dem antiphlogistischen Sy- stem ist es der Sauerstoff, welcher der Luft beym Einathmen entzogen wird, und bey seiner Tren- nung die Wärme, die ihn vorher im gasförmigen Zustand erhielt, entweichen lässt. Diese frey ge- wordene Wärme verbindet sich mit dem Schlag- aderblut, und verlässt dasselbe wieder beym Ue- bergang in die Venen, wo das Blut dafür Kohlen- stoff aufnimmt, den es in den Lungen von neu- em gegen Sauerstoff und Wärme austauscht.
Es ist unläugbar, dass Crawford's Theorie, die unbewiesene Voraussetzung des Phlogistons ab- gerechnet, befriedigender war als die Erklärung Lavoisier's. Jene gab einen Grund des Ueber- gangs der Wärme aus der Atmosphäre in das Blut an; in der letztern hingegen ist dieser wich- tige Punkt nicht beachtet. Beyde Hypothesen sind indess schon darum unzureichend, weil sie unbe- antwortet lassen, was jede Theorie der thieri-
schen
l) Mem. de l'Acad. des sc. de Paris. A. 1777. p. 590.
D 3
letztern in Ansehung der Wärmecapacität wie 10: 11,4 oder 11,5 verhält.
Dies sind die Hauptzüge der Crawfordschen Theorie. Die Grundlage derselben wurde in der Folge von Lavoisierl) angenommen; nur die Art, wie die Wärme der geathmeten Luft von dem Blut aufgenommen wird, erhielt von diesem eine andere Erklärung. In dem antiphlogistischen Sy- stem ist es der Sauerstoff, welcher der Luft beym Einathmen entzogen wird, und bey seiner Tren- nung die Wärme, die ihn vorher im gasförmigen Zustand erhielt, entweichen läſst. Diese frey ge- wordene Wärme verbindet sich mit dem Schlag- aderblut, und verläſst dasselbe wieder beym Ue- bergang in die Venen, wo das Blut dafür Kohlen- stoff aufnimmt, den es in den Lungen von neu- em gegen Sauerstoff und Wärme austauscht.
Es ist unläugbar, daſs Crawford’s Theorie, die unbewiesene Voraussetzung des Phlogistons ab- gerechnet, befriedigender war als die Erklärung Lavoisier’s. Jene gab einen Grund des Ueber- gangs der Wärme aus der Atmosphäre in das Blut an; in der letztern hingegen ist dieser wich- tige Punkt nicht beachtet. Beyde Hypothesen sind indeſs schon darum unzureichend, weil sie unbe- antwortet lassen, was jede Theorie der thieri-
schen
l) Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. A. 1777. p. 590.
D 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0065"n="53"/>
letztern in Ansehung der Wärmecapacität wie 10:<lb/>
11,4 oder 11,5 verhält.</p><lb/><p>Dies sind die Hauptzüge der <hirendition="#k">Crawford</hi>schen<lb/>
Theorie. Die Grundlage derselben wurde in der<lb/>
Folge von <hirendition="#k">Lavoisier</hi><noteplace="foot"n="l)">Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. A. 1777. p. 590.</note> angenommen; nur die Art,<lb/>
wie die Wärme der geathmeten Luft von dem<lb/>
Blut aufgenommen wird, erhielt von diesem eine<lb/>
andere Erklärung. In dem antiphlogistischen Sy-<lb/>
stem ist es der Sauerstoff, welcher der Luft beym<lb/>
Einathmen entzogen wird, und bey seiner Tren-<lb/>
nung die Wärme, die ihn vorher im gasförmigen<lb/>
Zustand erhielt, entweichen läſst. Diese frey ge-<lb/>
wordene Wärme verbindet sich mit dem Schlag-<lb/>
aderblut, und verläſst dasselbe wieder beym Ue-<lb/>
bergang in die Venen, wo das Blut dafür Kohlen-<lb/>
stoff aufnimmt, den es in den Lungen von neu-<lb/>
em gegen Sauerstoff und Wärme austauscht.</p><lb/><p>Es ist unläugbar, daſs <hirendition="#k">Crawford</hi>’s Theorie,<lb/>
die unbewiesene Voraussetzung des Phlogistons ab-<lb/>
gerechnet, befriedigender war als die Erklärung<lb/><hirendition="#k">Lavoisier</hi>’s. Jene gab einen Grund des Ueber-<lb/>
gangs der Wärme aus der Atmosphäre in das<lb/>
Blut an; in der letztern hingegen ist dieser wich-<lb/>
tige Punkt nicht beachtet. Beyde Hypothesen sind<lb/>
indeſs schon darum unzureichend, weil sie unbe-<lb/>
antwortet lassen, was jede Theorie der thieri-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">schen</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 3</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[53/0065]
letztern in Ansehung der Wärmecapacität wie 10:
11,4 oder 11,5 verhält.
Dies sind die Hauptzüge der Crawfordschen
Theorie. Die Grundlage derselben wurde in der
Folge von Lavoisier l) angenommen; nur die Art,
wie die Wärme der geathmeten Luft von dem
Blut aufgenommen wird, erhielt von diesem eine
andere Erklärung. In dem antiphlogistischen Sy-
stem ist es der Sauerstoff, welcher der Luft beym
Einathmen entzogen wird, und bey seiner Tren-
nung die Wärme, die ihn vorher im gasförmigen
Zustand erhielt, entweichen läſst. Diese frey ge-
wordene Wärme verbindet sich mit dem Schlag-
aderblut, und verläſst dasselbe wieder beym Ue-
bergang in die Venen, wo das Blut dafür Kohlen-
stoff aufnimmt, den es in den Lungen von neu-
em gegen Sauerstoff und Wärme austauscht.
Es ist unläugbar, daſs Crawford’s Theorie,
die unbewiesene Voraussetzung des Phlogistons ab-
gerechnet, befriedigender war als die Erklärung
Lavoisier’s. Jene gab einen Grund des Ueber-
gangs der Wärme aus der Atmosphäre in das
Blut an; in der letztern hingegen ist dieser wich-
tige Punkt nicht beachtet. Beyde Hypothesen sind
indeſs schon darum unzureichend, weil sie unbe-
antwortet lassen, was jede Theorie der thieri-
schen
l) Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. A. 1777. p. 590.
D 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/65>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.